Nun lockt Jan Tops mit drei Millionen für das Siegerteam in Prag vor Weihnachten 2018 Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Dienstag, 24. Oktober 2017 um 17:13

Valkenswaard. Jan Tops dreht immer ein noch größeres Rad und wird in Kürze den Springsport komplett beherrschen – gegen einen mehr und mehr hilflosen Weltverband. Beim Finale im Teamspringen 2018 in Prag kassiert die Siegermannschaft drei Millionen Euro – nie wurde auch nur annähernd mehr ausgeschüttet.

 

 

Olympia sei das Höchste. Wird immer wieder erzählt. Natürlich in Erinnerung aller jener, die Gold gewannen, doch auch sie redeten mal anders, dazu gehörte  zum Beispiel Alwin Schockemöhle, bis er eben Einzelgold 1976 in Bromont gewann. Er sagte davor: „Olympia ist nur für den wichtig, der im entscheidenden Moment auf dem richtigen Pferd sitzt – und auch gewinnt. Ansonsten muss man nicht unbedingt dabei gewesen zu sein.“ Und er sagte: „Für den Zweiten oder Dritten interessiert sich danach kaum noch jemand.“

 

Doch Olympia hat immer mehr das Gesicht verloren. In der westlichen Welt schallt beim Namen Olympia kaum noch ein Echo zurück, in Deutschland schmetterte die Bevölkerug bei Befragungen die Kandidaturen wie zuletzt in Hamburg und davor Leipzig gnadenlos ab, nun votierte am letzten Wochenende Tirol gegen Winterspiele in Innsbruck, ausgerechnet Innsbruck, wo 1976 möglicherweise die letzten herzlichen Winterspiele der Neuzeit stattfanden. Die Schweiz, das reichste Land der Welt, lehnt Winter-Olympia ab. Braucht die Welt überhaupt noch Olympische Spiele, wenn der ehrliche Sportler gegen einen staatsgedopten Konkurrenten anzutreten hat, ohne dass das Internationale Olympische Komitee sich veranlasst fühlt, für einen fairen Sport das Schwert zu zücken? Doch dafür selbst in einem Sumpf von Korruption zu versinken scheint…

 

Tennis, Golf, Rugby wurden wieder ins olympische Programm genommen. Sportarten, die in anderen Sphären leben. Tennis braucht kein Olympia, Tennis hat zum Beispiel Wimbledon, dort zu siegen ist wichtiger als Olympia-Gold. Auch der Radsport hat keine Olympischen Spiele nötig, die Tour de France zu gewinnen, steht über einer Olympischen Goldmedaille. Auch nicht der Fußball. Auch wenn das die Olympier nicht hören wollen.

 

Olympia ist zum Beispiel die wunderbare Bühne - außer der Leichtathletik - für Bogenschießen, Judo, Ringen, für alle jene Sportarten, die sich sonst nie so präsentieren können oder dürfen, obwohl die Athleten alle großartige Leistungen vollbringen. Und wenn nun auch bei Olympia der US-Gigant „Eurosport“ das totale Sagen hat, werden von den Spielen und dem sogenannten Treffen der Jugend der Welt in Zukunft nur noch Eröffnungs- und Schlussfeier in Erinnerung bleiben, als bombastische Festlichkeiten. Eurosport muss verdienen, um sich finanzieren zu können. Da bleibt für Tradition kein Cent im Beutel übrig.

 

Worte von Ex-Präsident Walther Tröger

 

Reiten gehört seit 1912 zum Olympischen Programm. Der frühere Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Walther Tröger, sagte mal, Springreiten werde wohl kaum den olympischen Status verlieren. Bei Dressur und Vielseitigkeit war er sich schon nicht mehr so sicher. Der Reitsport bewegt sich nun mal auf ganz anderen finanziellen Breitengraden, vor allem Dressur und Springen. Das Pferd entscheidet über Sieg oder Niederlage vor allem im Parcours, weniger der Reiter. Und das hat zuletzt ganz bewusst  der Niederländer Jan Tops (56) in ein Geschäftsmodell umgesetzt. Der Mannschafts-Olympiasieger von 1992 in Barcelona, nicht gerade vom überquellenden Talent aus dem Sattel gehoben, dafür holländischer Geschäftsmann erster Preisklasse, gründete vor zwölf Jahren die Global Champions Tour im Springreiten. Nicht seine Idee, sondern lange davor von Paul Schockemöhle ersonnen, doch er verwirklichte den Gedanken mit klaren Strukturen und guten Beratern. Und er machte alles besser als die Herren von der Deutschen Riders Tour, die ähnliches geplant hatten, die aber vor lauter Pendeln, Machbarem, Absichten und Wirklichkeit vom Kurs abwichen. Die Riders Tour gibt es noch, aber mehr nicht. Reiten, vor allem Springreiten, hat sich nicht weiter entwickelt - im Gegensatz zu den Pferden, wo die Zucht Großartiges vollbrachte.

 

Tops machte bisher alles richtig und anders

 

Als Tops an die Öffentlichkeit ging, hatte er überaus frische Sponsoren und spezielle Ausrichtungsorte an Bord, vor allem das Fernsehen, eben Eurosport mit durchweg festen Übertragungszeiten. Und ohne Fernsehen lässt sich heute im Turniersport kein Geld mehr einkassieren bei Firmen. Er wich ab von gewohnten und bekannten Turnierorten, er suchte schöne Plätze aus, Städte nicht unbedingt mit Reitsporttradition, er geht dahin, wohin ihm auch gerne die Sponsoren mit ihrer Klientel folgen. Und die bezahlen ohne zu murren zusätzlich, denn es wird ihnen ja auch etwas geboten, Reitsport neben der La Croisette in Cannes, am Hafen von Monaco, am Strand von Miami Beach oder am Meer in Estoril in Portugal, in Wien vor dem historischen Rathaus, in Rom neben antiker Säulen, in Berlin unter dem Funkturm oder in Paris unter dem Eiffelturm und mitten in London. Tops hat nun mal etwas auf dem Tablett – natürlich nicht umsonst.

 

Und sie wollen ja auch alle dabei sein, die sowieso könnten, aber lieber eingeladen werden möchten. Vor allem die Söhne mit Anhang der Ölscheichs, aus den Emiraten, aus Katar, Saudi-Arabien. Den halbwegs talentierten verpasste er zunächst einmal einen teuren, wenn auch nicht so passenden Untersatz als Pferd. Und er trainiert sie auch alle in seiner Anlage in Valkenswaard, wo er vor zwei Jahren ein Prachtstadion für angeblich 58 Millionen Euro eröffnete.

 

Wer zahlt – darf starten…

 

Auf der Global Champions Tour hat automatisch Startrecht jeder, der auf der Weltrangliste zwischen 1 und 30 zu finden ist, die anderen können ebenfalls mitreiten, haben aber zu löhnen. Wie auch die griechische Milliardärin Athina Onassis, deren Pferde ebenfalls bei Tops in Form gehalten werden. Und dabei sein wollen auch die besten Springreiter, denn nirgendwo sonst wird bei Turnieren mehr an Prämien ausgezahlt. Bei Jan Tops geht es um Millionen, wer einen Großen Preis gewinnt, hat auf der Habenseite mindestens 99.000 € stehen. Er listet auch öffentlich die bisherigen Verdiener der Tour auf. Im Internet nachzulesen, die Spitze hält seine Ehefrau Edwina Tops-Alexander (Australien) mit bisher 3.463.942 Euro.

 

Vor zwei Jahren installierte Jan Tops zur Global Tour noch eine Global League für Mannschaften, eine Konkurrenz zu den Nationenpreisen der Offiziellen Internationalen Turniere weltweit. Der Weltverband (FEI) ging dagegen gerichtlich vor, scheiterte aber. Und da diese Team-Serie nicht so flutscht wie die Global-Tour, ließ sich Tops nun wieder etwas einfallen. Kurz vor Weihnachten 2018 kommt es in Prag (13. bis 18. Dezember) – wahrlich nicht gerade vom Pferdebazillus befallen – zu einem Finale der besten 16 Mannschaften der Qualifikationen auf der normalen Tour um insgesamt zehn Millionen Euro, mit Viertelfinale, Halb- und Finale. Play Offs dieser Art im Reiten, das gab es noch nie im Turniersport, dass am Ende zwei Teams um den Triumph antreten. Und das Gewinnerteam kassiert drei Millionen Euro. Mehr warf der Turniersport noch nirgendwo unters Reitervolk.

Geld schießt Tore im Fußball, bereits bewiesen – Nationen-Preise sind etwas für die Geschichtsbücher. Und wer einen Stall zu unterhalten hat mit Angestellten, Schmied, Pfleger und Futtermittel - dazu Tierarztkosten - braucht gar nicht lange zu überlegen, auf welche Seite er sich schlägt. Für die Ehre zu reiten, reicht nicht, um einen Ballen Stroh kaufen zu können. Klingt brutal, ist aber so.

 

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