Aus der Geschichte der Nationen-Preise im Springreiten |
Geschrieben von: Max E.Ammann/ DL |
Freitag, 03. November 2017 um 17:43 |
Ittigen. In der Vorschau zum Nationenpreisfinale in Barcelona schrieb Louise Parkes im offiziellen Beitrag des Weltverbandes (FEI) vom Abschluss der «108th season FEI Nations Cup Jumping». Die Pressebeauftragte eines österreichischen CSI machte in ihrer Pressemitteilung daraus „das 108. Finale des FEI-Nationenpreises“. Beides ist nicht zutreffend. Der FEI-Text war immerhin sinngemäß, der österreichische Beitrag voll daneben. Überdies: Da 1909 die ersten Mannschaftsprüfungen ausgetragen wurden, war 2017 das 109. Jahr und nicht das 108, so Max Ammann in der Schweizer PferdeWoche. Korrekt ist, dass in Barcelona 108 Jahre nach den ersten nationenpreis-ähnlichen Mannschaftsspringen von 1909 das Finale durchgeführt wurde. Aber es war nicht das 108./109. FEI-Jahr. Denn die FEI wurde erst 1921 gegründet und nahm erst ab 1930 offiziell Anteil an dieser dann bereits 20-jährigen Mannschaftsprüfung. Bis die FEI die Nationenpreise in einer Serie bündelte, dauerte es bis 1965. Das erste echte Finale fand erst 1991 statt und wurde nicht wiederholt. Erst ab 1997 kam es dank dem Sponsorship von Samsung zu jährlichen Nationenpreisfinals, allerdings mit wechselnden Formeln und Formaten.
Das alles ist kompliziert und verwirrend, reflektiert aber die Geschichte der FEI. In den ersten zehn Jahren nach der Gründung 1921 beschäftigte sich die FEI fast ausschließlich mit den 1912 eingeführten olympischen Reitwettbewerben. Dies zeigte sich auch darin, dass bis zum Zweiten Weltkrieg die FEI-Präsidenten alle vier Jahre wechselten und jeweils aus dem Veranstalterland der nächsten Olympischen Spiele kommen mussten. Ab 1930 versuchte die FEI Ordnung in den Jahreskalender der internationalen Veranstaltungen zu bringen. Aber für die Barone und Obersten an der Spitze der FEI blieben die «Rules and Regulations» das Hauptinteressengebiet. Der Sport wurde verwaltet, aber kaum geführt. Promotion, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit war unbekannt. Eine Folge dieses Unwissens war die zögerliche Haltung der FEI in Bezug auf die Einführung von Welt- und Kontinentalmeisterschaften. Selbst die FEI-Dressurchampionate der Vorkriegsjahre waren Vergleichswettkämpfe der berittenen Truppen und niemand dachte an interessierte Zuschauer und an eine Werbung für die Dressur. Championate für die Spring- und Militaryreiter führte die FEI erst 1953 ein.
Für 1930 stellte die FEI den ersten Jahreskalender der Nationenpreise auf. Zumindest in Europa wurde pro Land nur noch ein Nationenpreis erlaubt. Auch nach dem Krieg, ab 1946, wurde am Konzept der Nationenpreise wenig geändert. Jahr für Jahr erlebte man zwischen zwölf und 17 Nationenpreise. In Europa waren es jahrelang Nizza, Rom, Madrid, Lissabon, Aachen, London, Dublin, Le Zoute, Rotterdam und, in der Schweiz, abwechslungsweise Luzern und Genf. In Nordamerika kamen die drei Turniere des Hallencircuit dazu: Harrisburg, New York und Toronto.
Die folgenden fünf Jahre blieb die Nationenpreisserie ohne Sponsor, bis ab 1997 der koreanische Multi Samsung die Serie übernahm. Mit Samsung wurde das Finale wieder aufgenommen. Zwei Jahre lang, in Calgary und Donaueschingen, wurden beim Endturnier doppelte Zähler zu den Jahrespunkten zugerechnet, ab 1999 begannen die einzelnen Teams beim Finale mit null Fehlerpunkten.
2017 war das 109. Jahr seit dem ersten Mannschaftsspringen von 1909. In neun Kriegsjahren wurden keine Nationenpreise ausgetragen, so ergibt sich die Zahl 100 Nationen-Preise-Jahre. Alles in allem dürften es von 1909 bis 2017 über 1600 Nationenpreise gewesen sein, inklusive die 22 Finals von 1991 und 1997 bis 2017.
************************************************************************************************ Deutsche Nationen-Preis-Orte ab 1929 bis 2017
Die deutschen Veranstaltungsorte der Internationalen Offiziellen Springreiterturniere seit 1929 mit Nationen-Preisen: Aachen: 1929 bis 2014, 2016 und 2017 = 75 Berlin: 1930 bis 1939 = 9 (neben Aachen auf Befehl der damaligen Machthaber) Donaueschingen: 1986 an Stelle von Aachen wegen der dortigen WM, 1998 und 2002 jeweils Finals um die Nationen-Preis-Trophy Köln: 1929 Dortmund: 1954 Der Deutsche Pferdesport-Verband der DDR, der am 9. Dezember 1965 in die FEI als eigenständiger Verband aufgenommen wurde, hatte danach CSIO`s in: Leipzig: 1966 bis 1969 = 4 Trinwillershagen: 1974 bis 1977 = 4 Gera: 1990 bis 1994 = 4 Der 100. Preis der Nationen von Deutschland wurde beim CSIO 2015 in Mannheim ausgetragen |