Trakehner-Galopprennen beginnen in Gotha im September Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 02. August 2010 um 19:01

 

Dresden. Bekannt und berühmt waren Trakehner immer schon  aus Dressur, Springen und der Vielseitigkeit. Doch jetzt kehrt die edle Rasse auch auf die Galopprennbahn  zurück. Der Auftakt einer ins Auge gefassten Serie ist in Gotha-Boxberg am 18. September.

 

Zunächst musste an den bürokratischen Rails entlang geritten werden. Deshalb wurde der „Trakehner-Rennsport e.V.“ mit Sitz in Dresden  gegründet, sieben Personen aus verschiedenen Berufszweigen waren daran beteiligt. Erste Vorsitzende und gleichzeitig eine Art Nachrückerin – der zunächst erste Erste warf aus beruflichen Gründen das Handtuch -  ist Annett Thalheim (Radebeul), als „Vize“ arbeitet Dr. Dirk Friedrich (Kandel), und Monic-Luisa Schmitz (Soest) hat den Job für den sportlichen Bereich übernommen. Alle sind Pferdeleute, Liebhaber der Trakehnerzucht, Annett Thalheim und Monic-Luisa Schmitz kümmern sich zudem im Hauptberuf vornehmlich um Menschen mit Haarproblemen, zum Beispiel in Krebskliniken.

 

Der Verein „Trakehner-Rennsport“ stellt sich vornehmlich der Herausforderung, Erinnerung und Tradition an die Trakehner lebendig zu halten, will aber auch zudem Menschen mit krankheits- und therapiebedingten Problemen  Hilfe anbieten.

 

Initiator: Zahnarzt Dr. Dirk Friedrich


Dr. Dirk Friedrich (Foto: privat)

 

Der eigentliche Initiator für die Rückkehr der Trakehner auf die Galopprennbahn ist Dr. Dirk Friedrich (56) aus Kandel in der Pfalz. Er sagt: „Das ist mein Kind.“ Friedrichs Eltern stammen aus Ostpreußen, der Ur-Heimat der Trakehner. Der Vater, Dr. Paul Friedrich, war Diplomlandwirt und Tierarzt, er ließ sich nach Ende des Zweiten Weltkrieges als selbständiger Tierarzt in Kandel nieder, und er züchtete. Aus seiner Zucht brachte die Stute Fema aus der ersten künstlichen Besamung bei Trakehnern 1983 den später gekörten Hengst Ferrum zur Welt. Vater: „Wie Ibikus“. Dirk Friedrich wurde zunächst Bankkaufmann, holte in Abendstunden das Abitur nach, um Zahnarzt werden zu können. Dazu legte er „nebenbei“ zusätzliche Prüfungen ab: 1991 zum Besamungswart an der Tierärztlichen Hochschule Hannover und 1997 in Dillenburg zum Pferdewirt. Und er züchtet zudem noch. Fast logisch.

 

Finale in Mannheim-Seckenheim

 

Dirk Friedrich erweckte 2008 nach Jahrzehnten die Trakehner-Rennen auf der Galopprennbahn zu neuem Leben. Und dort, wo vor zwei Jahren alles begann, wird die neue Serie auch am 26. September enden, in Mannheim-Seckenheim. Beginnen sollte alles in Düsseldorf, dann sollten Dresden am 7. August mit einem Rennen über 1.900 m und einer Dotierung von 8.000 €, Bad Doberan (22.08./ 1.650 m/ 8.000 €), Gotha-Boxberg (18.September/ 2.150 m/ 8.000 €) und das Finale (1.900 m/ 10.000 €) folgen. Gelaufen wird unter dem Sammelbegriff: „Fünf-Sterne-Trakehner-Rennen“ - für die geografischen Richtungen Osten, Westen, Süden, Norden und Mitte Deutschlands. Aus organisatorischen Gründen müsste umdisponiert werden: Beginn ist nun in Gotha-Boxberg wie geplant am 18. September, danach kommt noch das zweite und damit letzte Rennen in Mannheim-Seckenheim (26.09.). Monic-Luisa Schmitz (49): „Für nächstes Jahr hoffen wir, ein Programm mit vier bis fünf Rennen auf die Beine stellen zu können. Wir haben bereits begonnen, für unsere Rennen bei den verschiedenen Bahnen um Termine für 2011 nachzusuchen.“

Monic-Luisa Schmitz mit Golden Retriever Caesar

(Foto: privat)

 

Keine Gewichtsbeschränkung für Jockeys

Die Pferde sollen zwischen vier und 15 Jahre alt sein, müssen einen Anteil von 25 Prozent des englischen Vollbluts besitzen, die Jockeys unterliegen keiner Gewichtsbeschränkung. Für jedes Schaltjahr ist ein Hindernisrennen – Trakehner-Derby – vorgesehen.

 

Werden kleine Rendite bei den Rennen erwirtschaftet, geht das Geld an eine wohltätige Institution. An allen Renntagen werden Patienten entsprechender Kliniken eingeladen.

 

Die Anfänge der Zucht gehen zurück bis ins 13. Jahrhundert, in die Zeit des Deutschritterordens. Die Pferde wurden vorwiegend für den Kriegseinsatz gezüchtet. Preußen-König Friedrich Wilhelm gründete 1732 in Trakehnen das „königlich Trakehner Stutamt“.  Brandzeichen ist seit 1787 die siebenendige Elchschaufel. Zur Veredelung wurden im 19. Jahrhundert englische Vollblüter und Araber eingekreuzt.

 

 

„Ben Hur“ vor Pflug und in Vielseitigkeit

Als Beispiel für einen „Trakehner-Alleskönner“ steht Ben Hur. Der Paradewallach ging an der Longe mit Kindern, zog den Pflug, wurde in schweren Prüfungen der Vielseitigkeit eingesetzt, lief Flachrennen und wurde 1929 für das über 6.000 m führende Hindernisrennen mit 33 Sprüngen in Insterburg gesattelt.

 

Das erste Olympische Goldross war 1924 in Paris der im Hauptgestüt Trakehnen gezüchtete Picolomini unter dem schwedischen Dresssurreiter Ernst Lindner. Dressur-Mannschafts-Gold kam 1928 in Amsterdam für Gimpel unter Hermann Linkenbach dazu, bei den Spielen in Berlin 1936 gewann Heinz Pollay auf Kronos neben Einzel- auch Mannschaftsgold in dieser Disziplin, dazu gesellten sich mit Absinth Einzelsilber und Team-Gold unter Friedrich Gerhard und weiteres Equipen-Gold für Gimpel mit Hermann von Opeln-Bronikowski. Nurmi heißt nach wie vor sicherlich einer der berühmtesten Trakehner: Goldmedaillengewinner in der Vielseitigkeit von Berlin unter Ludwig Stubbendorff: Zweimal Gold.

 

Pepel – Ultimo – Abdullah...

 

Pepel wird immer ein Name für die Ewigkeit sein, unter der Moskauerin Dr. Elena Petuschkowa bei den Olympischen Spielen in Mexiko 1968 mit Team-Gold dekoriert, in München 1972 Mannschafts-Gold und Einzelsilber, außerdem noch Doppel-Gold bei den Weltmeisterschaften in Aachen 1970. In Montreal-Bromont hatte Gabi Grillo 1976 zunächst für den Sieg um Olympisches Team-Gold zunächst am Hals – später lag die Medaille unter den Hufen von Ultimo, nachdem der Duisburgerin die Plakette auf der Ehrenrunde aus der Aufhängung entwischt war.

 

Ein „Gesicht“, das nicht nur Kenner kaum vergessen werden, hatte der wunderbare Schimmel Abdullah, der unter dem US-Amerikaner Conrad Homfeld 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles zu Mannschafts-Gold und Einzelsilber flog und der von dem großen Pferdemaler Klaus Philipp so unnachahmlich als Porträt festgehalten wurde.

 

 

 

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