Für Gefühle ist ganz oben im Reitsport nur selten Platz... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 21. November 2018 um 22:11

 

 

Anna Kellnerova - die neue Reiterin der bisherigen Erfolgspferde von Laura Klaphake...

(Foto: Kalle Frieler)

Mühlen. Mit Catch me if you can gewann Laura Klaphake (24) Team-Bronze bei den Weltreiterspielen Mitte September im us-amerikanischen Tryon. Nun hat Pferdebesitzer Paul Schockemöhle die Stute verkauft…

 

Die 24 Jahre alte Laura Klaphake hat einen Bachelor im internationalen Marketing, im Sport war sie Deutsche Meisterin 2017 auf Silverstone, und in diesem Jahr gewann sie mit der deutschen Equipe bei den Weltreiterspielen in Tryon auf der Stute Catch me if you can die Bronzemedaille. Nun steht sie wieder am reiterlichen Anfang. Pferdebesitzer Paul Schockemöhle hat die Tiere verkauft, beide Pferde gingen an den Tschechen Dr. Petr Kellner (54), er ist der reichste Mensch des Landes, sein Vermögen wird auf 10 Milliarden Euro geschätzt. Er machte sein Geld mit Investmentfonds, mit Immobilien, Banken, Versicherungen, in der Landwirtschaft und mit Telekommunikation. Auf der Weltrangliste der Reichen hat er es unter die ersten 100 geschafft.

Lauras Vater Joseph Klaphake ist seit über 25 Jahren beim Pferde-Imperium von Paul Schockemöhle (73) in Mühlen angestellt, seinem Chef gegenüber loyal in jeder Lage,  zuständig für Kundenberatung und Verkauf. Er sagt: „Wir sind natürlich in der Familie traurig, aber Pauls wirtschaftliche Interessen haben sich eben durchgesetzt. Wir schauen trotzdem nach vorn.“ Dass er oder jemand aus der Familie Mitbesitzer an den beiden Pferden gewesen wäre, „stimmt nicht“ (Joseph Klaphake).

Das Pferd ist eine heikle Ware, nicht einschätzbar, nicht abwägbar, vor allem sterblich von jetzt auf gleich, aber auch gewinnbringend. Und so wurde in den obersten Etagen dieser Disziplin der Reitsport längst zu einem Geschäftsmodell, das für Gefühle keinen Raum lässt. Vor vielen Jahren kaufte der spätere Olympiasieger Alwin Schockemöhle (81) von einem belgischen renommierten Pferdehändler ein Springpferd für einige 100.000 Mark. Die Scheine wurden übergeben, gezählt, man trank noch einen Kaffee und ging in den Stall, um zu sehen, was der Neue mache. Der Wallach lag in seiner Box im Stroh und rührte sich nicht. Der Verkäufer sagte: „Der Wallach schläft.“ Schockemöhle sagte: „Der ist tot.“  So war es, wohl Herzschlag. Geld weg.

Paul Schockemöhle, dreimal Europameister der Springreiter, größter privater Pferdezüchter der Welt, ist in erster Linie Geschäftsmann und Unternehmer. Von allen seinen Pferden waren stets alle zu kaufen, nur der Wallach Deister nicht. Er besitzt 5.000 Pferde, die täglich fressen wollen. Legt man 20 Euro pro Pferd und Tag an Kosten zugrunde, muss man nicht unbedingt Mathematik studiert haben, um die monatlichen Kosten auszurechnen. Und so sagt auch Belgiens erfolgreicher neuer Bundestrainer Peter Weinberg: „War doch fair, dass Paul die Stute nicht schon vor den Weltmeisterschaften verkauft hat.“ Immerhin lag ein Angebot von angeblich acht Millionen Euro von Bill Gates vor, der Microsoft-Miterfinder und Milliardär wollte seiner Tochter Jennifer einen zusätzlichen Jumper offerieren.

Reiten wird die Pferde Silverstone und Catch me if you can in Zukunft Kellners Tochter Anna Kellnerova (22), die inzwischen von der früheren irischen Meisterreiterin Jessica Kürten (49) trainiert wird, die auch bereits auf der Global Champions Tour unterwegs ist, weil der Herr Papa die geforderten Euro hinblätterte und auch obendrein die Mannschaft Prag Lions finanzierte mit einem Entree-Preis von 2 Millionen Euro. Petr Kellner ist auch der Hauptfinanzier des großen Team-Finals in drei Wochen in Prag, wo insgesamt 15 Millionen Euro zu ergattern sind.

Was Catch me if you can gekostet hat, wissen nur die dabei waren und vielleicht die Finanzämter von Deutschland und der Tschechischen Republik. Spekuliert wurde über einen Preis zwischen acht und mehr als zehn Millionen Euro. Von Paul Schockemöhle wird man nichts erfahren. Wie sagte mal der für Österreich startende Pfälzer Hugo Simon, dreimal Weltcupgewinner und nach wie vor Sportidol in Austria: „Preisangaben über Pferde sind meist gelogen. Und Unglück bringen sie auch...“ 

 

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