Monica Theodorescu - eine Pferdefrau... Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz"   
Dienstag, 01. April 2014 um 12:31

Warendorf. Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu blickt optimistisch auf das WM-Jahr. Sie fördert Talente und verfällt trotzdem nicht dem Jugendwahn.

 

Kurz angebunden ist Monica Theodorescu eigentlich nur bei einem Thema, das ja auch müßig ist. Ob denn das Millionenpferd Totilas und sein Reiter Matthias Rath noch eine Chance hätten, auf den WM-Zug Richtung Normandie aufzuspringen, wurde die 51-Jährige vergangene Woche beim Medientag der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Warendorf gefragt. Theodorescu befand knapp: „Er müsste mal ein Turnier reiten.“ Doch dafür, schob sie hinterher, gäbe es ja keine Anzeichen. Aber sie habe doch bestimmt Kontakt zu Ann Kathrin Linsenhoff, Totilas’ Mitbesitzerin, und rede mit ihr über den seit bald zwei Jahren nicht mehr gesichteten Hengst, insistierte die Presse. „Nein“, gab Theodorescu zurück. Pause. Dann seufzte sie und stellte fest: „Ich kann mich nicht um die kümmern, die nicht da sind.“

 

Recht hat sie, denn es sind ja so viele andere da, die die Bundestrainerin voller Optimismus auf die WM-Saison blicken lassen. Und so sagt sie forsch und bestimmt: „Das Ziel ist klar: Wir wollen Mannschaftsgold zurückerobern.“ Also im Spätsommer in Caen die Briten und Titelverteidiger Niederlande überholen, mit einer sehr jungen Equipe wie schon bei der EM 2013 in Herning den Titel holen. Und auch von Einzelgold darf träumen, wer ein Weltklassepaar wie Helen Langehanenberg und Damon Hill in seinem Championatskader weiß.

 

Anderthalb Jahre ist Theodorescu nun im Amt, die erste Frau in dieser Position. Unaufgeregt und sachlich führt sie, die sich selbst als harmoniebedürftig beschreibt, die Arbeit ihres hochgeschätzten Vorgängers fort, des vor zwei Jahren überraschend verstorben Holger Schmezer. Da stellt sich - wie in Dänemark - die erfolgreichste deutsche Dressurreiterin überhaupt, Isabell Werth, völlig selbstverständlich in den Dienst einer blutjungen Mannschaft, da ist nie von Eifersüchteleien die Rede, da bekommen Talente eine Chance und gleichzeitig Zeit zum Reifen. Jessica von Bredow-Werndl (28) beispielsweise durfte sich im Winter im Weltcup bewähren und wurde prompt in den Championatskader berufen. Dort tummeln sich neben Langehanenberg (31) noch weitere Hoffnungsträgerinnen für die Zukunft: Fabienne Lütkemeier (24) oder Kristina Sprehe (27). Deren Hengst Desperados war zuletzt im Deckeinsatz „und dementsprechend ziemlich fröhlich unterwegs - aber anders“, berichtet Theodorescu und lässt ihren trockenen Humor durchblitzen.

 

Dass sie aber nicht dem Jugendwahn verfallen ist, bewies die zweimalige Weltcupsiegerin Theodorescu mit der Wiederberufung Ulla Salzgebers (55) in den A-Kader. Eine Wegbegleiterin aus ihrer eigenen großen Karriere, in der Theodorescu unter anderem dreimal Mannschafts-Olympiasiegerin wurde. Weiter sehr genau beobachtet sie auch die Pfälzerin Uta Gräf (43). „Dandelion und Damon Jerome gehört die Zukunft“, sagt Theodorescu gegenüber der RHEINPFALZ über die beiden aufstrebenden Pferde Gräfs hinter Hengst Le Noir.

 

In Füchtorf unweit von Warendorf im Münsterland betreibt Monica Theodorescu die von den Eltern Inge und George Theodorescu – große Pferdeleute -  übernommene Reitanlage, ist ansonsten ständig und überall als Bundestrainerin unterwegs: sehen und gesehen werden. Turniere, Lehrgänge, Stallbesuche. Eine Pferdefrau durch und durch mit der branchenüblichen Schwäche für Hunde. Übersetzerin hat sie gelernt, den richtigen Ton trifft sie sowieso fast immer. Auch bei Themen, die eigentlich keine sind - siehe oben.

 

 

 

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