Der mitteilsame Macho - ein Hengst... Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz"   
Dienstag, 20. Mai 2014 um 13:54

 

Balve. Ein sympathisches Dauerlächeln begeisterte die Dressurfans bei den deutschen Meisterschaften von Balve. Jessica von Bredow-Werndl und ihr schicker Hengst Unee waren Publikumslieblinge.

 

 

Es gibt dieses – sprachlich etwas angestaubte – Idealbild vom „fröhlich zu Pferd sitzenden Reiter“. Wenn jemand in der aktuellen deutschen Dressurspitze dies perfekt verkörpert, dann ganz sicher Jessica von Bredow-Werndl. Die Senkrechtstarterin der Hallensaison hat mit Hengst Unee die tolle Form des Winters in den Frühling übertragen. Und so schien es am Wochenende, als bewege sich die 28-Jährige mit einem Dauerlächeln über die Reitanlagen in Balve. Doch in gewisser Weise täuscht der Eindruck: Jessica von Bredow-Werndl lächelt immer – nie aufgesetzt, stets herzlich, auch in der Prüfung. Als ihr Hengst im einleitenden Grand Prix der deutschen Meisterschaften gleich nach dem Einreiten sich vor irgendetwas hinterm Richterhäuschen erschreckte, hatte sie ihn schnell wieder bei sich, strahlte, vermittelte dem Pferd Ruhe und Sicherheit. Da wurde deutlich: Unee und Jessica, der schicke Rapphengst und die junge blonde Frau, das ist nicht nur ein schönes Paar, sondern auch eines, das sich gegenseitig vertraut.

 

Dabei ist der in den Niederlanden gezogene und in Süddeutschland gekörte Unee beileibe kein temperamentfreies Schmusetier. „Ein kleiner Macho ist er“, verrät Jessica – natürlich lachend. „Wenn er heute heimkommt“, erzählte sie der RHEINPFALZ nach dem letzten Ritt von Balve, „dann wiehert er erstmal den ganzen Hof nieder.“ Um von seinen Heldentaten zu berichten, denn der 13-jährige Sohn des berühmten Trakehners Gribaldi „ist sehr eingebildet, im positiven Sinne“. Unee habe Blut geleckt, auch durch die Erfolge über den Winter in der Weltcup-Saison – ein Turnier der Hallenserie gewann das prompt mit der Berufung in den deutschen A-Kader belohnte Paar aus Bayern sogar. „Er liebt es, in den LKW zu gehen und auf Turniere zu fahren“, sagt Jessica von Bredow-Werndl.

 

Das erste Freiluftturnier des Jahres unterstrich ergebnistechnisch das Credo der schon in jungen Jahren erfolgreichen Reiterin, die gerade mal 17-jährig im Burgpokalfinale ritt und hier sogar den Stilsonderpreis einheimste: „Ich bin selbst mein härtester Konkurrent und will mich von Turnier zu Turnier steigern.“ Voilà: am Freitag Sechste im Grand Prix, am Samstag Fünfte im Special und am Sonntag Bronzemedaillengewinnerin in der Kür. „Am ersten Tag war’s eine geniale Galopptour, am zweiten eine geniale Trabtour, und am dritten haben wir beides zusammengebracht“, sagt sie – und, klar, lächelt wieder. 83,65 Prozent in der schmissigen Kür waren persönliche Bestmarke: „Und es fühlt sich nicht so an, als wäre das das Ende der Fahnenstange.“ Also, Unee hatte am Sonntagabend alles Recht der Welt, seine Heldentaten in die Stallgasse der Anlage Aubenhausen zu posaunen. Ein Familienbetrieb, Pensionsstall und Ausbildungsbetrieb auf höchstem Niveau. Jessica und Benjamin Werndl befeuern sich gegenseitig bei der täglichen Arbeit. „Mein Bruder ist mein Haupttrainer“, sagt sie, „er hat einen Riesenanteil an meinem Erfolg.“ Im Trainingsviereck reitet sie ohne Spiegel; kein Problem, „denn Benjamin ist mein Spiegel“. Ihm wünscht sie mit seinem eigenen Grand-Prix-Pferd Der Hit selbst bald große Erfolge. Und Unee, derzeit nicht im Deckeinsatz, gönnt sie bis zur ersten WM-Sichtung in Perl-Borg in rund sechs Wochen eine hochverdiente Pause. Der Macho soll mal runterkommen, Kraft sammeln. Damit vielleicht im Spätsommer, bei der WM in der Normandie, ein Lächeln um die Welt geht ...

 

 

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