Parareiterin Caro Schnarre - irgendwo geht immer eine Tür auf... Drucken
Geschrieben von: Alexandra Koch   
Montag, 20. Oktober 2014 um 14:59

 

(Foto: Alexandra Koch)

Osnabrück. Durch den Ausfall von Dr. Angelika Trabert rückte Carolin Schnarre in die deutsche Equipe der Parareiter und kam mit Bronze zurück von den Weltreiterspielen in der Normandie. Sie leidet an einem Gendefekt der Augen.

Für die 22-Jährige Carolin Schnarre vom RSC Osnabrücker Land ging vor kurzem ein Traum in Erfüllung. Nach dem Ausfall von Dr. Angelika Trabert sogar als Mannschaftsreiterin bei den Weltreiterspielen unterwegs, konnte sie nach durchwegs überzeugenden Leistungen zur Bronzemedaille des Teams  beitragen. „Es war total spannend für mich und irgendwie schon wie in einem Traum! Die alten Hasen haben es mir sehr leicht gemacht im Team, hatten immer ein offenes Ohr und haben alles erklärt.“

Damit hätte sie nämlich tatsächlich niemals gerechnet, plötzlich im Team dabei zu sein – sie hatte sich im Grunde auch über die Rolle der Einzelreiterin gefreut. Durch die Erkrankung des Pferdes von „Geli“ Trabert kam plötzlich eine riesige Verantwortung auf „Caro“ zu – denn eine Weltmeisterin und Olympiasiegerin ersetzt man auch nicht alle Tage… „Vor dem ersten Start war ich sehr aufgeregt, aber als ich auf Del Rusch saß, war die Welt wieder in Ordnung. Schon leicht angespannt, es war toll, soviel Aufmerksamkeit zu bekommen. Es ging um eine gute Platzierung für die Mannschaft – da wollte ich ganz besonders alles richtig machen. Es war schon ein super Gefühl mit der Mannschaft auf dem Treppchen zu stehen!“

Ihren Del Rusch, einen 14-jährigen Hannoveraner von Del Piero, hat Carolin Schnarre noch gar nicht so lange unter dem Sattel – und konnte sich bei der Suche nach einem geeigneten Pferd vor allem über die Unterstützung von Team-Kollegin Elke Philipp freuen: „Elke und ihr Mann Werner kennen mich jetzt seit zwei Jahren und sind begeistert, wie ich mit den Pferden umgehe und über meine gefühlvolle Art zu reiten. Als wir im Mai „Dally“ zu uns geholt haben, hat Elke gesagt, dass es ein Traum wäre, wenn ihre beiden Pferde zur WEG fahren würden, da haben wir drüber gelacht... und dann wurde es wahr!“

„Besonders mag ich seine ruhige und ausgeglichene Art und seinen Charakter. Fühlt er sich bei seinem Reiter wohl, zeigt er es auch. Er denkt mit, umrundet Hindernisse und hält an, wenn was im Weg ist. Er ersetzt einen Teil meiner Augen“, beschreibt Carolin Schnarre ihren Sportpartner.

Plötzlicher Gendefekt der Augen…

Dabei fällt einem das Handicap der jungen Dame erst so recht ins Auge. Denn im Grunde ist sie ein typisches junges Mädchen, das auch mal gern feiern geht und etwas mit Freunden unternimmt. Wäre da nicht der Gen-Defekt, mit dem sie seit einiger Zeit leben muss. „Bei diesem Gendefekt wird die Überleitung vom Auge über den Sehnerv zum Hirn blockiert. Es kommen nur Bruchstücke an und diese dann sehr verschwommen.“ Zum Vorschein kam der Defekt erst 2011 – bis dahin war Caro Schnarre begeisterte Springreiterin und sogar bis Klasse S unterwegs. „Durch die Unterstützung meiner Familie und meiner Freunde, die immer für mich da waren, und meiner Pferde, denen ich immer alles Leid klagen konnte, habe ich die schlimme Zeit nach der Diagnose überstanden. Mein Motto: Wenn eine Tür geschlossen wird, wird anderswo eine geöffnet!“

Carolin Schnarre steckte damals mittendrin in der Ausbildung zur Pferdewirtin, Schwerpunkt Reiten. Doch was tun? Sie wollte auf keinen Fall abbrechen, sondern für ihren Traumberuf kämpfen: „Es lagen schon einige Steine im Weg –  Wechsel des Ausbildungsbetriebes, Hilfe bei den schriftlichen Arbeiten, Springen trotz Sehbehinderung. Ich habe dafür von guten Freunden ein altes Pony bekommen, zu dem habe ich blindes Vertrauen.  Die Prüfung bestand ich mit der Note, 2,56. Ich suche jetzt nach einer Stelle bei mir in der Nähe von Lotte auf einem kleineren Hof und hoffe, dass ich bald etwas finde!“

Im bekannten Turnier- und Ausbildungsstall der Familie Kasselmann in Hagen am Teutoburger Wald klappte es nicht, zu groß wäre für sie die Gefahr eines Unfalls in dem riesigen Betrieb gewesen, auch wenn man es Caro dort gerne ermöglicht hätte. Unterstützung bekommt sie dennoch aus dem Stall: „Sowohl Familie Kasselmann als auch Miriam Henschke, mit der ich dort trainiere, unterstützen mich, so gut es geht.“

Täglich neue Planung

Der Tag von Caro Schnarre muss stets neu geplant werden, aber es funktioniert gut: „Ich stehe um 7 Uhr auf und füttere die Pferde zu Hause, dann frühstücke ich mit meiner Mutter, wobei wir den Tagesablauf besprechen, ob und wohin ich muss, damit sie wiederum einplanen kann, mich zu fahren oder zum Bus zu bringen. Dann bin ich bei „Dally“ bis zum Mittag. Da ich zurzeit nur ihn reite, bin ich täglich so eine bis zwei Stunden im Sattel unterwegs. Am Nachmittag gehe ich dann nochmals zu meinem Pferd, dann kommt der Wallach auf die Wiese oder wird longiert. Den Abend verbringe ich mit Hund, Freund und Familie. Schön wäre es natürlich, wenn ich bald auch einen Job hätte, der meine Zeit ausfüllt!“

Pferde waren schon immer Carolins Ein und Alles: „Ich liebe es, dass jedes Pferd seinen eigenen Charakter hat! Jedes ist eine Persönlichkeit, auf die man sich einstellen muss. Ist man mit dem Pferd eins, ist man auch ein Team.“ Schon als Kleinkind saß sie im Sattel: „Mit zweieinhalb Jahren habe ich mein erstes Pony bekommen, mit sechs mein erstes Turnier mit ihm geritten. Pferde waren immer mein Leben und werden es auch bleiben!“

Ihren größten Traum vor den Weltreiterspielen – „Einmal eine Medaille bei einem Championat gewinnen!“ – hat sie sich bereits erfüllt. Nun geht die Suche weiter nach neuen Zielen und Herausforderungen…

 

 

 

 

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