Ein Tag im Leben der Parareiterin Hannelore Brenner... Drucken
Geschrieben von: Alexandra Koch/ DL   
Mittwoch, 26. November 2014 um 11:09

Wachenheim. Hannelore Brenner ist dank ihrer zahllosen Goldmedaillen bei Paralympics und Weltreiterspielen längst auf dem Olymp angekommen. Erst in diesem Jahr holte die Dressurreiterin aus Wachenheim in der Normandie Gold und Silber im Einzel sowie Bronze mit der Mannschaft auf ihrer 19-jährigen Stute Women of the World.

 

Hannelore Brenner begann im Alter von 12 Jahren mit dem Reiten und ritt in ihrer Jugend Vielseitigkeitsprüfungen. 1986 startete sie bei der Landesmeisterschaft Hannover-Bremen, einer Vielseitigkeit der Klasse L (Ein-Sterne-Prüfung) in Luhmühlen. Hier stürzte sie bei einem Tiefsprung, ihr Pferd überschlug sich und begrub Brenner unter sich.

Nach dem Unfall begann sie wieder mit dem Reiten, ritt hobbymäßig ohne Turnierteilnahmen. 1989 zog sie nach Heidelberg, wo Studium (Diplom-Betriebswirtin) und erste berufliche Tätigkeiten folgten. 1997 erwarb sie mit Geronimo ein eigenes Pferd  zum Freizeitreiten. Bald folgten jedoch Turnierteilnahmen, als Dressurreiterin bei Regelturnieren und im Behindertensport. Sie ist durch den Unfall inkomplett querschnittgelähmt, aufgrund dieser Behinderung ist sie in de Wettkampfklasse „Grade III“ eingeordnet. Sie ist mehrmalige Weltmeisterin und mehrmalige Olympiasiegerin.

Anfang 2008 zog Brenner mit ihren Pferden nach Wachenheim, wo sie von Dorte Christensen trainiert wird, mit der sie auch zusammenlebt. Beruflich wechselte sie im Jahr 2009 zur Lotto Rheinland-Pfalz GmbH, die ihr umfangreich Förderungen und Freistellungen für ihren Sport gewährt.

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In der Winterzeit kümmert sich die 51-Jährige wieder vermehrt um ihren Verein „Kleine Glücksritter“, mit der sie schwer erkrankten Kindern den Zugang zum Pferd ermöglicht (www.kleine-gluecksritter.de).

Wie jedoch sieht ein ganz normaler Tag im Leben von Hanne Brenner aus? Und was ist an ihrer Women ofthe World so speziell. Darüber sprach sie mit Alexandra Koch.

Ihre „Olli“ Women ofthe World ist mit 19 Jahren immer noch top-fit. Was macht dieses Pferd für dich so besonders?

Hanne Brenner: „Dieses Pferd macht nicht nur für mich etwas Besonderes aus, sie ist ganz einfach etwas Besonderes. Allein ihr Blick erzählt Bände. Man kann sofort erkennen, was sie denkt. Man sieht, wie sie aufgelegt ist und was sie will. Ich habe noch nie so in einem Pferdegesicht lesen können, wie in ihrem.
Beim Reiten gibt Olli immer 100 Prozent ….wenn man es einfordert. Sie schenkt einem nichts, gibt aber alles, wenn man sie motivieren kann und sie korrekt reitet. Dann ist es einfach nur ein Genuss, dieses Pferd zu spüren, ihre Bewegungsfreude, ihre Energie und ihre Motivation. Wenn ein Training oder eine Prüfung gut war, weiß sie es ganz genau. Sie genießt das richtig. Und auf Championaten wie jetzt in Caen, weiß Olli einfach, dass es genau jetzt besonders wichtig ist. Sie ist dann nochmals toller und engagierter.
Circa einmal im Monat hat Olli ihren „Ausflipptag“. Ich reite mit ihr aus diesem Grunde dann nicht aus, aber meine Lebensgefährtin DorteChristensen geht mit ihr oft ins Gelände. Und wenn es dieser bestimmte Tag gerade ist, muss auch Dorte absteigen, um das hopsende, prustende und steigende Pferd irgendwie nach Hause zu kriegen. Bei uns gibt es überall Weinreben, die mit Drähten gestützt werden. Deshalb ist das nie ganz ungefährlich und von unten einfach besser zu steuern. Und selbst das Führen funktioniert dann manchmal nur noch rückwärts, bis sie wieder runterkommt.“

Und wie sieht ein ganz normaler Tag im Leben von Hanne Brenner aus?

Hanne Brenner: „Um kurz vor 6 Uhr geht der Wecker. Sobald wir unsere noch übriggebliebenen Sinne zusammen haben, stehen wir auf. Wir versuchen immer, zusammen zu  frühstücken und den Tag zu besprechen, bevor es für uns beide richtig losgeht. An drei Tagen in der Woche fahre ich nach Mainz, wo ich bei Lotto Rheinland-Pfalz Schulungen für Lotto-Annahmestellen-Mitarbeiter gebe. Das ist für mich fast keine Arbeit, weil es mir richtig Spaß macht und ich tolle Kolleginnen und Kollegen habe. Ich verstehe ich mich auch als Repräsentantin des Unternehmens, das mit seiner Sportförderung unter anderem dafür sorgt, dass in Rheinland-Pfalz behinderte Leistungssportler die gleiche Unterstützung bekommen wie nichtbehinderte Sportler. Das hilft uns ganz erheblich, die hohen Kosten unseres Sports zu meistern.

Wenn ich nicht zur Arbeit fahre, reite ich als erstes Olli, also meine inzwischen 19-jährige Stute Women of the World. An den Tagen, an denen ich nach Mainz fahre, reitet Dorte sie. Das ist für mich auch eine große Hilfe, weil Dorte sie so reitet, dass es für mich viel leichter wird, sie durchlässig zu kriegen. Und auch schneller locker. Das ist natürlich vor allem auf Turnieren wichtig.

Außerdem trainiert Dorte auch die anderen beiden Pferde: Kiwi und Queenie.
Wenn ich so gegen sechs von Mainz nach Hause komme, füttere ich meistens kurz die Hunde und Katzen und reite Olli noch einmal entweder locker, oder auch zusammen mit Dorte einmal „auf den Punkt“.


An den Tagen, an denen ich nicht arbeite und wir auf kein Turnier oder Championat fahren, reite ich nach Olli oft noch Kiwi, unseren 9-jährigen Trakehner, der irgendwann mal in Ollis Fußstapfen treten soll. Er ist von seinem Interieur das genaue Gegenteil von ihr und das ist für mich nicht ganz so leicht. Seine Bewegungen, sein Aussehen und sein Ausdruck aber sind super und Dorte hat in den letzten Jahren sehr gut  mit ihm gearbeitet und ihn ausgebildet. Jetzt müssen wir nur noch mehr zusammenwachsen. Nur noch…“ (lacht)

Wenn wir daheim sind, machen wir dann eine kleine Mittagspause, bevor Dorte mit dem Unterrichten beginnt. Es kommen entweder Reiter(innen) für Dressur- und / oder Springtraining zu uns nach Wachenheim oder Dorte fährt irgendwo hin, wo sie dann Unterricht gibt.

Ich versuche immer, mit Olli noch eine Stunde zwischendurch zu erwischen, um mit Dorte zu trainieren.

Tja, und dann ist da noch Queenie, unsere vierjährige Hannoveraner Stute. Sie ist einfach nur ein Schätzchen und so cool, dass auch ich sie immer wieder mal reite, sie versteht mich total gut. Dorte hat sie mit Ruhe und Konsequenz auf einen tollen Weg gebracht, ich bin sehr gespannt, wie sie sich weiter entwickeln wird.

Abends so gegen acht ist dann eigentlich Schluss. Die Pferde sind versorgt, und der Stall ist fertig, und wir machen uns meistens noch einen Salat oder so und trinken dazu ein Gläschen Wein. Den gibt es hier ja haufenweise. Und zwar richtig guten für oft wenig Geld. Wenn niemand zu Besuch da ist oder wir verabredet sind,  gucken wir oft einen guten Film oder die Sendung  „Wer wird Millionär“, gehen nochmals mit den Hunden raus und dann ins Bett. Meist ist es so gegen 23 Uhr - und ein langer Tag geht zu Ende.“

 

 

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