Ulla Salzgeber: Mit "Herzi" nochmals Blut geleckt... Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz"/ DL   
Dienstag, 13. Januar 2015 um 11:22

 

Blonhofen. Klar, gemessen an der Pfälzer Springreiterlegende Hugo Simon, der mit 72 noch fidel durch den Stangenwald galoppiert, ist es kaum der Rede wert. Doch auch für eine Profi-Dressurreiterin sind 56 Jahre schon ein fortgeschrittenes Alter, wie im Falle von Ulla Salzgeber, und dennoch….

 

Sie hat wieder ein neues Ziel, und angespornt vom tollen Comeback schielt Olympiasiegerin Ulla Salzgeber gar nach Aachen, zur Europameisterschaft in diesem Jahr.

Zwar ist Bundestrainerin Monica Theodorescu sicher nicht dem Jugendwahn verfallen, doch gibt es nunmal in der deutschen Spitze zurzeit viele Reiterinnen und Reiter, die vom Talent zum Szenestar erwachsen sind: Langehanenberg, Rath, Lütkemeier, Sprehe oder von Bredow-Werndl. „Mutti“ wird die 45-jährige Isabell Werth deshalb in den Championatsequipen genannt. Salzgeber findet das hübsch und meint auf sich bezogen: „Hauptsache, es sagt keiner Omi!“„Ich finde das schön, dass die Jungen nachkommen. Irgendwann müssen wir ja auch mal aufhören“, ergänzt sie und schmunzelt dann – schließlich hat sie ja gerade wieder Blut geleckt. Die EM im August spuke ihr schon im Hinterkopf herum, gesteht sie: „Aber es bricht auch keine Welt zusammen, wenn ich dann zum Beispiel in der Reserve bin.“


Um das jetzt alles bemerkenswert zu finden, müssen wir den Film etwas zurückspulen. Nicht dorthin, wo Ulla Salzgebers ganz große Erfolge veraktet sind – Mannschafts-Olympiasiegerin mit Rusty 2000 und 2004, Team-Weltmeisterin 1998 und 2002, Einzel-Gold bei Europameisterschaften, Silber und Bronze bei Olympia und WM, Doppel-Weltcupsiegerin. Nein, wir schauen nach Herzruf’s Erbe, dem Nachfolger des 2013 eingegangenen Rusty. Mit dem im Rheinland gezogenen Wallach, der Trakehner und Holsteiner Vorfahren hat, fand die Juristin wieder den Weg in die deutsche und damit internationale Spitze. Doch dann gönnte Salzgeber ihrem „Herzi“ wegen anhaltender Hufprobleme ein „Sabbatical“, wie sie es nennt. Ein gutes Jahr lang genoss er bei einer Freundin in Ungarn die Weide, wurde locker geritten, kam dann zwar „nicht ganz so muskulös“ zu Ulla Salzgeber zurück, aber eben gesund.

„Der Schritt hat auch mir gut getan“, bilanziert die gebürtige Oberhausenerin. Sie kümmerte sich während der Auszeit vom großen Sport um ihre geliebte Jungpferdeausbildung und um ihren Nationaltrainerposten in Kolumbien. Entwicklungshilfe: „Die investieren unheimlich viel“, erklärt Salzgeber, noch allerdings spielt sich alles auf Inter-I-Niveau ab, also nicht auf der allerhöchsten Dressurebene. Salzgeber lachend zur RHEINPFALZ: „Bis die mal Grand Prix reiten, reite ich nicht mehr.“

 

Noch tut sie es aber, auch wenn sie nach der längeren Pause zugeben muss: „Ich hätte es nicht geglaubt: Ich musste mich wieder einfinden. Man verlernt es nicht, aber man muss sich konzentrieren.“ Hohe Platzierungen spülten Salzgeber und ihren inzwischen schon 16-jährigen „Herzi“ aber prompt wieder in den Championatskader, kurz vor Weihnachten gewann sie beide Prüfungen in der Frankfurter Festhalle sicher. Und jetzt, wie gesagt, würde sie gern nochmals dieses Erlebnis Championat mit der aufstrebenden Jugend und natürlich „Mutti“ Werth teilen. „Es ist ein netter Kader“, findet Salzgeber und schmunzelt wieder: „Das war ja nicht immer so ...“

 

 

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