John Whitaker ist 60 - davon 40 Jahre im Leistungssport Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 05. August 2015 um 10:25

(Foto: U.L.)

Wassenberg. Seit über 40 Jahren ist er eine Größe im internationalen Turniersport. Sein Name ist auch sein Wahrzeichen: John Whitaker. Er feierte an diesem 5. August 2015 seinen 60. Lebensjahr.

 

 

Der große deutsche Springreiter Ludger Beerbaum (51) sagt über ihn: „Er ist die wahre Legende in unserem Sport, der größte Springreiter der letzten 35 Jahre.“ Der viermalige deutsche Olympiasieger spricht von John Whitaker. Der schweigsame Brite nahm zwölfmal nahm an Europameisterschaften teil und kam dabei zu viermal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze, zweimal sicherte er sich den Weltcup, von sechs Olympischen Spielen kehrte er mit zweimal Bronze im Team zurück, und bei sechs Weltmeisterschaften kam er 1990 in Stockholm zu Einzelsilber hinter dem Franzosen Eric Navet und zu drei dritten Plätzen innerhalb der Equipe. Er gewann große Preise in aller Welt, auf seinem wunderbaren Schimmel Milton war er einmalig. Milton mit John Whitaker im Sattel sprang dem Besitzerehepaar drei Millionen DM ein, 30 Autos als Ehrenpreise, darunter einen Ferrari. In der Stuttgarter Schleyerhalle hat er auf Lebenszeit Startrecht.

 

Das große Jahr dieser einmaligen Kombination war 1988, das Jahr der Olympischen Spiele in Seoul. Es gab wohl niemanden, der diese beiden hätte schlagen können. Doch das Besitzerehepaar Bradley ließ Milton nicht nach Südkorea, aus ewiger Verärgerung darüber, dass Prinz Philip – zusätzlich auch   Präsident der Internationalen Föderation (FEI) – als Präses des nationalen Verbandes (FN) 1973 in einer Hauruck-Aktion 22 Springreiter des Landes zu Profis erklärt hatte. Unter den Bannstrahl fiel auch Tochter Caroline Bradley.

 

1981 wurde auf dem Kongress des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Baden-Baden Olympia zwar für alle geöffnet, Caroline Bradley profitierte davon jedoch nicht mehr. Sie starb 1983 auf einem Turnier in Ipswich an den Folgen eines Herzinfarkts. Der von Caroline Bradley entdeckte und ausgebildete Milton ging in den Beritt von John Whitaker unter der Auflage, mit dem Schimmel nie bei Olympischen Spielen zu starten. Auf Drängen des Verbandes ließ sich das Ehepaar Bradley im Hinblick auf die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona gegen ihr Gelübde überreden, Milton zur Verfügung zu stellen, „doch ausgerechnet dort hatte er seinen schwächsten Moment in seiner Karriere“, sagte John Whitaker.

 

Helena Weinberg, die jetzt Stormanns heißt, lebte als Helena Dickinson in der Nachbarschaft der Whitakers in der Grafschaft Yorkshire. Sie sagt, John wisse, was arm sein heißt. In seinen Anfängen brauchte er bei Turnieren oft drei oder vier Platzierungen, „um Sprit für das Auto zur Heimfahrt bezahlen zu können.“ Und der Landwirtssohn ist sparsam. Als seine Frau Clare mal meinte, eine neue Küche wäre doch ganz schön, da fragte er: „Warum, ist die alte kaputt?“ Eine neue wurde nicht angeschafft.

 

John Whitaker wurde nicht nur bekannt, er wurde berühmt, und blieb dennoch immer Mensch. Neid kennt er keinen. Er hilft, wenn man ihn ruft. Er redet nicht über sich, auch nicht über seine Erfolge. Er besitzt  das nicht erlernbare Gefühl zum Reiten, die Fähigkeit, sich in einer Prüfung auf das rein Wesentliche zu konzentrieren. – um zu gewinnen. Alle seine Spitzenpferde wurden alt trotz Hochleistungssport. So gewann er zum Beispiel auf dem 21-Jährigen Wallach Gammon 1998 das britische Derby in Hickstead. Whitaker ist hart und zäh. 2000 erlitt er im Dezember in Stockholm als Coach seines Sohnes Robert einen Gehirnschlag und musste sofort operiert werden, vier Monate später startete er bereits wieder auf einem Turnier in Fontainebleau bei Paris, siegreich.

 

Und er hat jenen ebenfalls nicht erlernbaren, trockenen britischen Humor. So antwortete er beispielsweise auf die Frage, worin sich seine Pferde unterscheiden würden: „Durch die Farbe.“ Und als mal jemand wissen wollte, worum er manchmal bis zu einem Eimer Bier trinke: „Dann kommen mir die Hindernisse nicht so hoch vor…“ John Whitaker spricht nur Englisch, „aber ich bin der Lage, mir überall an jedem Punkt der Erde ein Bier zu bestellen.“

 

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