Olaf Petersen jr. - Sechster Deutscher im Adelsstand der internationalen Parcours-Bauer Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Dienstag, 01. Dezember 2015 um 21:17

 

Olaf Petersen jr. nimmt immer öfter Maß als Parcorschef

(Foto: Kalle Frieler)

München. Aufgrund erfolgreich bestandener Prüfungen als Abschluss von Seminaren sind aus Deutschland 53 Damen bzw. Herren als internationale Parcoursbauer bei Springturnieren zugelassen, sechs davon gehören zum Elite-Kreis, als Sechster stieß vor einem Jahr Olaf Petersen jr. dazu.

 

 

 

Auf der vom Reiterweltverband (FEI) geführten Liste stehen als internationale Parcoursbauer der Springreiter aus Deutschland 53 Namen, nur sechs gehören zum Adels-Kreis der Hindernisdesigner, als letzter kam vor einem Jahr Olaf Petersen jr. dazu, der Sohn des zweimaligen Olympia-Architekten Olaf Petersen (78).

 

Laut Aufstellung der FEI erfüllen von den  Verantwortlichen für Hindernisvorgaben insgesamt 33 Parcoursbauer weltweit die höchsten verlangten Anforderungen, Level 4, sechs sind in Deutschland zuhause, nämlich Werner Deeg, Prof. Dr. Arno Gego, Olaf Petersen Junior und Olaf Petersen Senior, Christian Wiegand und Frank Rothenberger. Als Letzter wurde der 49 Jahre alte Olaf Petersen aus München vor einem Jahr geadelt, im Gegensatz zu den meisten anderen hatte er sich durch die Mühlen der seit sieben Jahren festgeschriebenen anspruchsvollen Prüfungen drehen zu lassen. „Und ich bekam nichts geschenkt, weil ich der Sohn vom Olaf Petersen bin“, sagt er. Und er sagt: „Ich weiß, wie es ist, einen Parcours zu bauen auf L-Niveau zum Beispiel, im Dreck zu stehen, selbst Stangen zu schleppen.“

 

Schwerste Hürde: Der Landesverband

 

Wer sich zum Hindernisgestalter mit internationalen Anforderungen berufen fühlt, hat sich einer Prüfung aus Praxis und Theorie zu stellen. Die Einstufung beginnt bei Level 1 und endet bei Level 4, mehr geht nicht. Am Anfang jedoch steht die Basisarbeit. Und vor allem die nationale Föderation, und ganz davor – so in Deutschland – der Landesverband. Und wer dort keinen Fürsprecher sitzen hat, und davon wissen viele zu berichten, scheitert, noch ehe er sich überhaupt   vorstellen durfte. Er wird einfach abgeschmettert, weil einem Sesselpupser das Gesicht nicht passt...

 

Schlägt ein Landesverband einen Interessenten für das verantwortungsvolle Amt eines Parcours vor, muss er von der eigenen FN befürwortet werden. In einem solchen Falle hat sich der Anwärter einer Kommission zu stellen, die ihn unter Umständen drei Stunden lang ausfragt über die FEI, deren Aufgaben und Tätigkeiten. Bei positivem Bescheid erhält der Prüfling ein Zertifikat und einen entsprechenden Eintrag in sein sogenanntes Logbuch.

 

Jetzt besteht zunächst erst einmal die Möglichkeit zum Einstieg in einen Lehrgang zum Parcoursbauer Level 1. Bedingung: Vorkenntnisse, zwischen 25 und 55 Jahre alt, er braucht zwei Mentoren von einer Liste von sogenannten Tutoren. Der Lehrgang dauert fünf Tage, die Prüfung muss abgelegt werden in Theorie und Praxis. Nach erfolgreichem Test steht im Zeugnis "Level 1 Course Designer Jumping". Er darf danach bei nationalen und internationalen Springen als „Assi“ mitarbeiten. Innerhalb eines Jahres soll der „Level 1-Berechtigte“ sechsmal assistieren bei Springen mit den Schwierigkeitsgraden zwischen einem und fünf Sternen und unter zwei unterschiedlichen Parcourschefs, was in seinem Logbuch festgehalten werden muss. Um diesen Standard zu halten, muss der Betreffende  in drei Jahren diese angeführten Bedingungen erfüllen, sonst hat er die Prüfung zu wiederholen oder wird aus der Liste gestrichen. Wer höher hinaus möchte, kann sich nach zwölf Monaten für „Level 2“ anmelden.

 

Angenommen wird zum Lehrgang über drei Tage mit Theorie, Praxis und abschließender Prüfung, wer die Anforderungen auf „Level 1-Stufe“ erfüllt hat und auf zwei Mentoren verweisen kann. Bei bestandenem Examen darf sich der Prüfling „FEI Course Designer Level 2“ bezeichnen. Er ist damit berechtigt, die Parcoursgestaltung bei Internationalen Konkurrenzen mit zwei Sternen und inzwischen auch bei Offiziellen Internationalen Turnieren (CSIO) mit zwei Sternen - wie beispielsweise in Südkorea, Usbekistan oder Georgien – als Chef zu verantworten. Um die Level 2-Position zu halten, muss einer innerhalb von drei Jahren als selbständiger Hindernisbauer  zweimal oder bei sechs Turnieren mit zwei bis fünf Sternen als Assistent – und unter zwei verschiedenen Parcoursbauern – mitgewirkt haben. Auf „Level 2“ verharrt einer mindestens zwei Jahre, ehe er sich möglicherweise für höhere Weihen empfehlen möchte.

 

Level 3 – Tuchfühlung zum gehobenen Kreis

 

Voraussetzung für das Seminar „Level 3“: Nicht nur die Auflagen von Level 2 erfüllt zu haben, sondern man muss auch bereits zwei höher gestellten Kollegen bei sechs CSI mit drei, vier und fünf Sternen  zur Hand gegangen sein. Der Lehrgang dauert drei Tage und endet mit einem Tauglichkeitsnachweis in Theorie und Praxis sowie Aushändigung einer entsprechenden Urkunde. Der „FEI Level 3 Course Designer Jumping“ ist befugt, die Parcourslandschaft bei CSI`s wie bei der „Global Champions Tour“ und bei CSIO`s mit jeweils fünf Sternen zu gestalten, außerdem bei kontinentalen Meisterschaften – außer den Senioren-Europameisterschaften – und regionalen Titelkämpfen. Um die Level 3-Position halten zu können und um nicht die Nähe zur Praxis zu verlieren, hat der betreffende Titelträger innerhalb von drei Jahren zweimal die Rolle als Parcourschef  bei  Drei-Sterne-CSI`s auszuüben oder sechsmal als maßgeblicher Mitdenker unter zwei verschiedenen Parcoursverantwortlichen gearbeitet zu haben bei Turnieren mit drei bis vier Sternen.

 

Olympia ist wie für einen Athleten auch für einen  Parcourskünstler das Größte in seinem Leben mit Planken, Wassergräben, Stangen, Überlegungen, mit durchwachten Nächten, Ärger mit den Reitern, Anfeindungen, Verunglimpfungen, Bestechungsangeboten, aber auch im Hoffen auf eine Sternstunde, trotz der vorgegebenen Maßgaben, etwas Einmaliges geschaffen zu haben, um im Olymp der Zunft einen festen Platz zu besetzen. Nach der inzwischen festgezurrten FEI-Bestimmung kann einer nur einmal in seinem Leben diesen „Parcours-Oscar“ gewinnen. Noch vor der Festlegung dieses Passus` kamen Olaf Petersen sen und Leopoldo Palacios (Venezuela) in den einmaligen Genuss,  als einzige zweimal in der olympischem Parcours-Landschaft die Sieger und Platzierten mitbestimmen zu können.

 

Beziehungen nützen nichts mehr…

 

Voraussetzung dabei ist zunächst einmal, überhaupt in den Dunstkreis jener „Götter“ vorgedrungen zu sein, auf die Ebene „Level 4“, wo jene thronen,  die sich bei Offiziellen Internationalen Springreiter-Turnieren (CSIO) verwirklichen dürfen, mit persönlichen Ideen, mit Neuheiten und eigenen Kreationen im Rahmen des Reglements.

Früher brauchte es neben Können vor allem Beziehungen, um den „O“-Orden angeheftet zu bekommen. Nun ist festgeschrieben: Wer innerhalb von zwei Jahren viermal bei einem Drei-Sterne-CSI und zweimal bei einem Fünf-Sterne-CSIO die Linien und Hinderniskombinationen bestimmt, wird zwar noch nicht in den „Generalsstand“ erhoben, er muss dann eigens noch den Segen  vom FEI-Jumping-Komitee und einer Gruppe aus Level-4-Parcoursbauern erhalten. Wird er für würdig und fähig befunden, erwirkt er das Recht zur Gestaltung eines Finals um den Weltcup, zu  Prüfungen bei Welt- und Europameisterschaften sowie gleichzeitig für Olympia.

 

Wer länger zum ziemlich geschlossenen Kreis gehören will, muss innerhalb von zwei Jahren für sechs Turniere mit drei bis fünf Sternen angefordert worden sein. Was aber mehr Theorie ist oder anders gesagt: praxisfern.

 

„Parcoursbau nicht mein Job“

 

Im Gegensatz zu den meisten Level-4-Angehörigen lebt der 49 Jahre alte Olaf Petersen jr. nicht vom Kombinieren der verschiedenen Hindernissen auf Turnieren. Er ist Geschäftsführer einer Firma für Umschläge im Postversand in Polen, mit 200 Mitarbeitern und einem diesjährigen Umsatzplus von 15 Prozent. Er wohnt in München, Vater von zwei Kindern, der Sohn (7) ist Fußball-Fan, natürlich von Bayern München, die zwei Jahre ältere Tochter „entdeckt gerade das Reiten“, sagt er. Er selbst ritt Springen bis zur schweren Klasse, merkte aber rasch, dass ihn der frühere Neben-Job seines Vaters doch immer stärker interessierte.

 

Seit 25 Jahren entwirft er selbst Hindernisparcours`. Im Jahr ist er für 18 Springturniere voll verantwortlich, so u.a. als einer der Chefs beim dreimonatigen alljährlichen „Winterfestival in Florida“, in Deutschland in Dortmund, in Münster beim „Turnier der Sieger“ und in Donaueschingen. Er sagt, auch auf den Parcoursbauern laste, wie auf den Springreitern selbst, ein immer größerer Druck, nachdem das Preisgeld immer mehr in die Höhe schieße, „da soll guter Sport gezeigt werden und am Ende soll der Beste vorne stehen“. Seine Philosophie der Hindernisgestaltung sieht er darin, „dass vorwärts geritten wird, dass schön nach vorne galoppiert werden kann.“ Er würde auch vorschlagen, dass bei den großen internationalen Turnieren die Parcourschefs alle drei Jahre wechseln sollten, „um für Abwechslung in der Hindernisgestaltung zu sorgen. Denn jeder Parcoursbauer hat irgendwie ein bestimmtes Schema, an dem er festhält.“ Eine eigene Handschrift eben.

 

Mal wie sein Vater bei Olympia als Chef verpflichtet zu werden, davon träumt er nicht, „Olympia ist auch ein Politikum“, sagt er, aber er wünschte sich, „mal den Aufbau bei den Großen Preisen in Aachen und beim CSIO von Kanada in Calgary zu entwerfen und zu bestimmen. Denn dort sind jeweils die besten Springreiter der Welt am Start. Da kann man ganz anders planen, weil man auf schwächere Reiter keine Rücksicht nehmen muss – sie sind nämlich gar nicht qualifiziert.“

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