Die Böckmänner und das liebe Vieh... Drucken
Geschrieben von: Norbert Herbst/ DL   
Mittwoch, 10. Februar 2016 um 17:34

Gilbert (links) und Klaus Böckmann

(Foto: Kalle Frieler)

Lastrup. Amerikanischer Traum geht auch im Oldenburgischen. In Lastrup wurde zwar noch kein Tellerwäscher zum Millionär, doch der Schmiedemeister Anton Böckmann legte mit seiner Idee, Vieh- und Pferdehänger zu bauen, 1956 den Grundstein für ein Unternehmen, das inzwischen nicht nur Marktführer in Deutschland und Europa ist, sondern weltweit zu den angesehensten der Branche gehört.

 

 

„Aus der Praxis für die Praxis“ lautete dabei stets Anton Böckmanns Grundsatz. Dabei machte er nichts anderes, als mit der beginnenden Industrialisierung der Landwirtschaft Schritt zu halten. Waren es zu Beginn seiner Selbständigkeit schmiedeeiserne Gitterräder für Traktoren, die er fertigte, begann er in den 1960er Jahren mit dem Bau von Vieh- und Pferdeanhängern. „Es war die Zeit, als das Pferd immer mehr aus der Landwirtschaft verschwand und der Reit- und Springsport  in den Vordergrund rückte“, erinnert sich Klaus Böckmann an die Gründerjahre. Der 58-jährige Ingenieur für Maschinenbau fungiert heute als Geschäftsführer der Böckmann Holding. In dem Familienbetrieb, in dem er und seine Brüder Gilbert (55) und Roger (53) als Gesellschafter fest verankert sind, dreht sich nach wie vor alles um das Pferd. Der Bau von Pferdehängern und Transportern ist das Herzstück des Unternehmens, das Fertigen von Anhängern für die Landwirtschaft  gehört aber ebenso dazu wie die Böckmann Pferde GmbH, die im Lastruper Ortsteil Hamstrup ihr schmuckes Zuhause hat. Dort führt Bruder Gilbert, der 31-malige Nationenpreis-Reiter, das Zepter.

 

„Gillis Reich“, erklärt Klaus Böckmann, der wie alle Sprösslinge der Familie schon in frühester Jugend vom Vater mit dem Pferdebazillus infiziert wurde. Der Altvordere, der selber niemals im Sattel saß, war ein Pferdenarr. „Unser erstes Pony hieß Raudi“, hält Klaus Böckmann die Erinnerung hoch, „damit fing alles an.“ Heute stehen auf dem 50 Hektar großen Gestüt der Böckmanns über 200 Vierbeiner, darunter zwölf Hengste  „Wir bieten Service von der Zeugung über die Geburt bis zur letzten Stunde“, erläutert Klaus das Geschäftsprinzip auf der topgepflegten Anlage. Zusammen mit 15 Angestellten und meist fünf Praktikanten hält Gilbert Böckmann seinen Bereich in Ordnung. Auf die ganz großen Erfolge hat er in den letzten Jahren verzichten müssen, “doch“, so sagt er ,“ ich habe zwei Achtjährige, die vielversprechend für den Sport sind.“ Nicht mehr und nicht weniger. Die Böckmanns sind heimatverbunden, gottesfürchtig  und keine Freunde großer Sprüche.

 

Was einst beim Vater in der Schmiede mitten im Ort begann, ist seit den 70er Jahren ins Industriegebiet der 7.000 Einwohner zählenden Stadt im Oldenburger Münsterland verlagert worden. Auf rund 12.000 Quadratmetern werden Böckmann-Pferdehänger, Transporter  sowie Anhänger für die Land- und Waldwirtschaft hergestellt, 6.500 im Jahr. Reparaturen werden auch vorgenommen, doch die sind prozentual kaum messbar. 95 Prozent des 65-Millionen-Umsatzes pro Anno macht der Bau der Pferdehänger aus. Vier Fertigungslinien sorgen dafür, dass der Name  Böckmann sein Qualitätssiegel zurecht verwenden kann, denn es gibt über 200 Variationen. „Individualität ist eines unserer Markenzeichen,“  sagt Klaus Böckmann, der unter anderem fünf Planungsingenieure beschäftigt, um die Marke als Nummer 1 hochhalten zu können.

 

Nischen will er  finden, um den Transport der Pferde auf der Straße weiter im gehobenen Modus zu gewährleisten. Zudem sind die 450 Mitarbeiter des Lastruper Unternehmens zudem beschäftigt, den Bereich Transporter weiter auszubauen. Dabei reicht die Palette vom 3,5- bis zum 26-Tonner, der Luxus pur in seinem Inneren verbirgt und gut und gerne 350.000 Euro kostet. “Wir wollen  weiterhin alles bieten, was der Kunde verlangt“, sagt Klaus Böckmann. Dabei schielt er in erster Linie für die nahe Zukunft auf den europäischen Markt und Länder wie Polen, Tschechien  und Russland, die sich zu Reitsportnationen entwickeln.

 

Doch sein größtes Ziel ist es, das Unternehmen auch in kommender Generation fest in Familienhand zu verankern. Den vor einigen Jahren verstorbenen Eltern Brigitte und Anton Böckmann ging nämlich der Begriff Familie über alles.

 

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