JF Meyer - Weltklassereiterin mit Schuhtick... Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz"/ DL   
Montag, 22. Februar 2016 um 11:04

Pirmasens. 2016 soll für Janne Friederike Meyer  ein großes Jahr werden. Mit ihrem Fuchswallach Goja gehört sie zum Olympiakader. Über einen  schillernder Star der Szene mit ungewöhnlichen Hobbys – und einem Schuhtick.



Berufsreiter im großen Sport sind außerordentlich fleißige Menschen. Sieben Tage die Woche fast rund um die Uhr für ihre Pferde da, viel auf Reisen, Pendler zwischen Turnier-, Abreite- und Trainingsplatz. Und doch ist vielen eine Auszeit vom Alltag heilig: Sonntag, 20.15 Uhr, Wohnzimmersofa. Tatort im Ersten. Janne Meyer macht da keine Ausnahme. Aber Til Schweiger alias Nick Tschiller aus ihrer Hamburger Heimat hat’s ihr nicht unbedingt angetan. „Ne ne ne“, entgegnet sie, „ich bin Furtwängler-Fan, die finde ich richtig toll. Nur schaffen wir es oft nicht um Viertel nach Acht, eher die Wiederholung ...“


Spannender als jeder Tatort war jene Prüfung im Parcours, die Janne Meyer – obwohl sie bereits Teamweltmeisterin war – erst so richtig berühmt machte. Die Bilder gingen um die Sportwelt, 2011 im Großen Preis von Aachen. Ihr kleiner und früher auch mal etwas pummeliger Holsteiner Wallach Lambrasco hatte nach dem letzten Hindernis noch gar nicht nicht richtig aufgesetzt, da ließ seine Reiterin die Zügel fallen, riss die Arme zum Siegesjubel in die Höhe. Doppelnullrunde! Ganz sicher einer der emotionalsten Augenblicke in der langen Geschichte des CHIO von Deutschland in Aachen.

 

Zwei Jahre später verabschiedete sie ihren „Mops“ in Hamburg 15-jährig aus dem Sport, Lambrasco genießt nun mit einem Kumpel die Rentnerweide. „Ich hatte das große Glück, mit ihm ein Top-Pferd zu haben, dem man das zunächst gar nicht so zugetraut hatte. Wir sind ohne großen Erwartungsdruck hochgekrabbelt“, erinnert sich Janne Meyer an das Pferd ihres Lebens. Oder besser gesagt: An ein Pferd ihres Lebens, denn mit Goja hat sie buchstäblich den Sprung zurück in die deutsche Elite geschafft. Nullrunden bei Nationenpreisen, deutsche Ersatzreiterin bei der EM in Aachen und der Sieg in der Riders-Tour samt Titel „Rider of the year“ – alles mit großer Konstanz und einem jetzt erst zehnjährigen Pferd. „Ich bin sehr dankbar, dass ich nach Mops wieder ein Pferd habe, dem ich diese Leistung zutraue – das ich aber ganz anders reiten muss“, sagt Meyer über Goja, den belgisch gezogenen Wallach mit den großen Springvererbern Landgraf, For Pleasure und Quidam de Revel im Stammbaum.

 

Wer den charmanten und gleichsam kämpferischen Fuchs nur im Parcours kennt, der wundert sich jetzt: Denn auf dem Abreiteplatz erlebt Janne Meyer ihr Pferd sehr sensibel, im Umgang mit fremden Pferden gar ängstlich. „Er ist wie ein Vollblüter in einem riesigen Körper. Man muss auf seine Befindlichkeiten Rücksicht nehmen, weil er auch panisch werden kann“, erzählt sie. Im Stangenwald der Prüfung aber finde Goja seine Losgelassenheit: „Dann muss man ihn auch mal lassen können, damit er sein ganzes Potenzial abrufen kann.“ Vertrauen gegen Vertrauen in einer gewachsenen Partnerschaft.

 

Dass Bundestrainer Otto Becker das Paar aus Schenefeld Anfang des Jahres wieder in den Championatskader berief, war keine Überraschung. Aber es fühlt sich anders an, wenn Olympische Spiele vor der Tür stehen – dann ist dieser Kader eine Art Longlist. Und Janne Meyers Planung mit Goja, der – dressurmäßig locker geritten, ohne Sprünge – noch bis Mitte Februar Wettkampfpause genoss, ist eindeutig auf den Sommer und auf die Sichtungen für Rio ausgerichtet. „Das ist mein großer Traum. Aber es ist noch ein weiter Weg“, weiß die 35-Jährige. Gesund muss der Sportpartner bleiben „und zur richtigen Zeit die richtige Form haben“.

 

Apropos Sportpartner. Als solchen empfindet sie auch Jürgen Fitschen, Vizevorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, dem nicht nur Goja im Schenefelder Turnierstall gehört. Im globalen Springsport werden ungeheure Summen für tolle Pferde aufgerufen, doch Janne Meyer verspürt Sicherheit, dass ihre Pferde nicht nach Katar oder in die USA verkauft werden: „Mit Jürgen Fitschen kann man langfristig planen. Er hat genauso viel Freude an der Ausbildung junger Pferde, hat viel Geduld und freut sich auch über einen kleinen Schritt nach vorne. Wir erleben die Entwicklung der Pferde gemeinsam.“

 

Janne Meyer ist Hobbypilotin. In echten Kleinflugzeugen, nicht im Sattel, denn die vierbeinigen Überflieger werden ja auch gerne mal als „Flugzeuge“ bezeichnet. In die andere Richtung geht’s beim Tiefseetauchen. Das sind anspruchsvolle Hobbys, „auch wenn’s nur mal eine Dreiviertelstunde ist“, bei denen Janne Meyer von den Pferden abschalten muss, „mit Augen, Ohren und Gedanken“ ganz woanders ist. Und dann ist ja da noch der Schuhtick, den sie neuerdings als Hobbydesignerin der Traditions-Schuhmanufaktur Peter Kaiser in Pirmasens ausleben darf. Dort also, wo sie auf dem Turnier in Winzeln („sehr familiär, mit unheimlich viel Liebe gestaltet“) auch schon Stargast war. Ihre erste Schuhkollektion wird „wahrscheinlich zum Hamburger Derby rauskommen“, verrät sie. Schicke Reitstiefel sind das aber nicht, oder? „Nein, aber wenn man gut angezogen in den Stall gehen möchte, kann man diese Schuhe auch anziehen“, antwortet sie lachend. Stilsicher war Janne Meyer schon immer, nicht nur im Stilspringen ...

 

 

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