Dorothee Schneider - oder Passion zahlt sich aus Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner/   
Dienstag, 07. Juni 2016 um 10:44

Balve/Framersheim. Als Dorothee Schneider am Sonntag auf die Schlusslinie einbog und auf Chefrichterin Katrina Wüst zuritt, da wurde das Lächeln im Gesicht der kommenden deutschen Dressurmeisterin in der Kür immer breiter und intensiver. Halten, Grüßen – natürlich klappte an diesem traumhaften Tag auch die letzte Lektion.

 

Wie warmer Regen prasselte im vollen Dressurstadion von Balve der Beifall auf Dorothee Schneider und ihren Wallach Showtime nieder, und ihr  Ehemann Jobst Krumhoff stand an der Seitenlinie. Üblicherweise ist der Versicherungsmanager, der erst durch seine Frau in den Reitsport fand und längst einen passablen „TT“ (Turniertrottel, also Helfer) abgibt, zu nervös, um sich die Prüfungsritte anzuschauen. „Er rennt immer weg“, verriet Dorothee Schneider lachend. Aber nach dem großartigen Resultaten der Tage zuvor – Rang drei im Grand Prix und Silber im Special – wirkte auch Krumhoff völlig entspannt. Die Kür war für alle im Team des Framersheimer Gestüts St. Stephan eine Zugabe und endete triumphal mit dem ersten deutschen Meistertitel für die 47-Jährige, die sich „erstmal kneifen“ musste, denn: „Das war niemals in meinem Kalkül.“

 

„Harmonie zwischen Reiter und Pferd“ nennt sich eine der in der Dressur so wichtige „Kopfnote“ am Fuß des Notenprotokolls. Zweimal zückte die Jury hier die Traumnote „10“ für das siegreiche Paar – damit ist schon viel gesagt. Auf jeden Fall schlägt sich hier auch die eigentliche Passion Dorothee Schneiders, abseits von ihren großen Erfolgen in der Königsklasse Grand Prix, nieder: „Mein Herz hängt an der Ausbildung der Pferde.“ Showtime wird von und bei ihr ausgebildet, seit er dreieinhalb ist, also gerade mal angeritten war. Und ging dann den für „Doro“ Schneider so typischen Weg. „Showtime ist sehr gut aufgebaut worden“, lobt Bundestrainerin Monica Theodorescu, „er war bei der WM der jungen Pferde und im Burgpokal.“ Also die klassischen Stationen im Sportlerleben eines späteren Champions. Sich auch als solcher zu benehmen, daran arbeitet der im versammelten Trab so starke fantastische Sohn des Topvererbers Sandro Hit in gewisser Weise noch. Aber so schüchtern, wie noch vor zwei Jahren im Burgpokal, als der Wallach „am liebsten in meine Jackentasche schlüpfen würde“, wie Schneider damals erzählte, ist er nicht mehr: „Jedenfalls im Stall, da gibt er schon den kleinen Prinzen.“

 

Am Wochenende von Balve waren Showtime und Isabell Werths Stute Weihegold die Speerspitze dessen, was Katrina Wüst im Überschwang der Gefühle als „Tsunami neuer, junger Pferde“ bezeichnete. Cosmo unter Sönke Rothenberger, Emilio ebenfalls mit Werth und auch Zaire (Jessica von Bredow-Werndl) geben Anlass zu den schönsten Hoffnungen im deutschen Dressursport. Und Schneider darf schon mal die Liste anfangen mit den Dingen, die sie für eine längere Reise nach Rio de Janeiro benötigt. Erst danach sollte sie sich Gedanken darüber machen, wo sie denn die beiden Medaillen von Balve drapiert – denn vielleicht kommen ja noch zwei dazu – eine wohl mit Sicherheit...

 

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