Fritz Johannsmann - Hoflieferant der besonderen Art Drucken
Geschrieben von: Horst Biere in Neue Westfälische/ DL   
Donnerstag, 02. März 2017 um 14:42

Fritz Johannsmann vor einem seiner neuesten Pferdetransporter, der in Rio de Janeiro bei den Olympischen Spielen im Einsatz war

(Foto: Kalle Frieler)

Steinhagen. Wenn`s um Pferde geht, ist in Bielefeld und Umgebung einer groß im Gespräch: Fritz Johannsmann. Er transportiert die edlen Tiere wahrlich de luxe, vor allem die Lippizaner zum Beispiel bei der England-Tournee mit kleinem Auftritt bei der Königin, wie die Neue Westfälische an diesem Donnerstag berichtet.

 

 

Wenn Totilas auf Reisen ging, dann war Friedrich Johannsmann gefragt. Ob der berühmte 10-Millionen-Euro-Hengst zum Dressur-Weltcup in die Londoner Olympia Hall fuhr, ob er zu Freizeit und Ruhe ins Münsterland chauffiert werden musste – das Pferd war ein Juwel in der Reitsportszene und der Publikumsliebling der gesamten internationalen Reitsportgemeinde. Und entsprechend fachkundig musste er behandelt werden. Aber mit Friedrich Johannsmann fährt das Pferd gern. Der agile, freundliche Geschäftsmann, dessen Pferde-Logistikunternehmen fast 5.000 edlen Rössern im Jahr eine komfortable Überfahrt ermöglicht, entstammt einer alten Pferdefamilie aus Steinhagen-Ebbesloh, mitten in Westfalen. Als Züchter mit landwirtschaftlichen Wurzeln bereitete schon der Vater das Pferdebusiness vor, die Brüder – teils ausgezeichnete Turnierreiter – sind alle im Reitgeschäft zu Hause.

Friedrich Johannsmann selbst hatte eigentlich Jura studieren sollen. Doch der Umgang mit Tieren, der praktische Einsatz und die Geschäftigkeit eines Betriebes in Pferdesport und Landwirtschaft liegen ihm offenbar im Blut.Mit dem geliehenen Geld einer Tante als Grundkapital startete er 1974 heimlich ohne Wissen der Eltern mit seinem Transportunternehmen. „Ich habe einen Möbelwagen umgebaut, und damit meine ersten Transporte für Pferde begonnen“, verrät er augenzwinkernd. Anfangs noch – zur ertragreichenAuslastung der Transportfahrten – zählten auch Hühner und Zuchtsauen zu seinen Fahrgästen. Doch immer mehr spezialisierte sich Johannsmann auf Pferdetransporte, die ihn schon bald durch ganz Deutschland und Europa führten. Mit ständig wachsendem Erfolg. Sein Credo ist: Man muss dasPferd so transportieren, wie es seinem Wesen entspricht. Er bezieht sich dabei auf wissenschaftliche Untersuchungen der Universität Bologna, wonachdie tiergerechteste Transportweise immer die Längsrichtung ist. Am bestennoch mit dem Hinterteil in Fahrtrichtung, doch das ist durch die Bauweise der Transportfahrzeuge nur für die Hälfte der vierbeinigen Fahrgäste möglich.

 

In seinem Lastzug gibt es Stehplätze für zehn Pferde plus Betreuer. Ein Blick in die Boxen verrät, dass die edlen Turnierpferde alle in der Businessclass reisen. Genügend Platz ringsum, und im vorderen Bereich werden ausreichend Speisen und Getränke in Kopfhöhe serviert. Es gibt keinen stressfördernden Kontakt zu anderen Mitreisenden. „Alle Pferde sind Individualisten“, verrät er. Darum ist es für Friedrich Johannsmann wichtig, dass beim Pferdetransport der Fahrer aus der Reisportszene stammt – „von der Pferdeseite her kommt“ und nicht aus dem reinen Transportwesen.

 

Das wachsende Transportgeschäft für Turnierpferde gab ihm recht. Seine Kunden stammen mittlerweile zu 80 Prozent aus dem Turnierreitsport Europas. Seit 1988 begleitet er alle olympischen Spiele – meistens zusammen mit seinem englischen Partnerunternehmen Peden-Bloodstock. Die Spiele in Rio de Janeiro sind ihm noch bestens in Erinnerung, es hat offenbar alles sehr gut geklappt. „Wir fahren die Tiere auf beiden Seiten des Fluges“, erzählt er. Das bedeutet, die Teilnehmer an den Olympischen Spielen werden von Johannsmann in Deutschland zum Transatlantik-Flug transportiert und dort in komfortablen Boxen im Flieger untergebracht. Am Ende des Flugs befördert wiederum eine Johannsmann-LKW-Flotte die Pferde weiter zum Zielort. 40 Tiere waren jüngst zu den Olympischen Spielen zu transportieren. Vom ruhigen belgischen Flughafen Lüttich aus startete das Flugzeug. Der Abflugort war ideal für die sensiblen Turnierpferde, denn dort herrschte längst nicht die Hektik eines internationalen Großflughafens. Als das Flugzeug dann in Rio gelandet war, so standen die Transportfahrzeuge des Unternehmens Johannsmann schon am Flughafen bereit, um die kostbaren Vierbeiner zu ihren Endquartieren in den Pferdehotels in Brasilien zu bringen. Schon Wochen vorher war das Johannsmann-Fahrerteam mit den Pferdetransportern vor Ort in Rio und hatte sich auch bereits mit den Fahrtrouten der Olympischen Spiele vertraut gemacht.

Das größte Prestigegeschäft für Friedrich Johannsmann ist allerdingsin jedem Jahr die Tournee der Spanischen Hofreitschule aus Wien. 30 weißeHengste werden durch das Steinhagener Unternehmen zu den Tourneestädten wie Amsterdam, London, Birmingham oder Oslo gefahren. Die Lipizzanerpferde brillieren überall in Europa mit der Hohen Schule der klassischen Reitkunst. Jede Tournee bedarf intensiver Vorbereitungsarbeiten.

Es sind nicht nur die edlen Pferde in den Transportern zu befördern, sondern auch bis zu 90 Tourneekisten mit Decken, Bürsten, Pflegeutensilien sowie Trensen und den prächtigen weißen Hirschledersätteln. Aber auch Trainingssättel für die Aufwärmarbeit sind dabei. Sogar an Spezialmüsli für die Hengste muss gedacht werden, damit nicht plötzlich Verdauungsprobleme durch Futterumstellung auftreten.

Als hohe Ehre für seinen Transportservice betrachtet Friedrich Johannsmann immer den Auftritt seines Teams im Buckingham Palace. „Es hat Tradition, dass die Lipizzaner der Hofreitschule bei einer Tournee in England vorher der Queen vorgestellt werden“, erläutert er. Die pferdebegeisterte Königin betrachtet die Pferde die Hofreitschule stets in der Royal Muse. Das ist eine kleine Reithalle auf dem königlichen Palastgelände, zu der Johannsmanns Pferdetransporter „auf engstem Raum“ vorgefahren werden, um Königin Elisabeth einen Blick auf die edlen Lipizzaner zu ermöglichen. „Dort in der Royal Muse, also unmittelbar neben unseren Fahrzeugen steht die goldene Kutsche der Königin, in der sie zur Parlamentseröffnung gefahren wird“, berichtet Johannsmann stolz.

Auch die Zukunft seines Transportbusiness sieht der Pferdekenner sehr positiv. Zum einen steht in der Familie Johannsmann schon die nächste Generation mit im Geschäft und ist bereits gut vernetzt mit der internationalen Reitsportszene. Zum anderen aber – und das scheint ebenso wichtig zu sein – lieben seine wirklichen Kunden, die Pferde, den Johannsmann-Reiseservice offenbar sehr. Friedrich Johannsmann: „Es herrscht immer noch gute Stimmung an Bord, wenn eine lange Fahrt zu Ende geht. Die Lipizzaner sind absolut munter und fangen an zu wiehern, wenn wir sie entlang des Flusses Wien Richtung Donau zur Hofreitschule nach Hause fahren.“

 

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