Gerd Lemke - zu seinem 90. Geburtstag Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 09. März 2020 um 19:36

Gerd Lemke

(Foto: Raimund Hesse)

Leichlingen. Auf Reit-Turnieren sieht man gar nicht mehr. Er ist eben nicht mehr so beweglich, was ihn ärgert, und an selbständiges Autofahren ist auch nicht mehr zu denken. Doch sein Interesse am Turniersport oder Pferd schlechthin bleibt ungebrochen. Er weiß, wo man sich schlau macht. Die Rede ist von Reitsport-Journalist Gerd Lemke, an diesem Dienstag wird der Ur-Berliner 90 Jahre alt.

 

 

Im Grunde war Gerd Lemke bei der Deutschen-Presse-Agentur (dpa) in erster Linie Wirtschaftsjournalist. Und er kannte sich aus, über was er schrieb, und er wusste, was sich abspielte in den Vorstandsetagen. Und um an die Chef in den großen Abteilungen zu kommen, antichambrierte er vor allem bei den Vorzimmerdamen, mit kleinen Geschenken zum Beispiel.

Weil dpa vor vielen Jahren mal kein spezielles Redaktionsmitglied für das Internationale Offizielle Turnier (CHIO) von Deutschland in Aachen hatte, wurde Gerd Lemke von der Außenredaktion Düsseldorf ausgeguckt. Dort sagte man, Lemke habe ja schon immer Interesse am Pferdesport gehabt, und Aachen wäre ja nicht so weit. Damals, das war noch die Zeit, als Journalisten nicht so ohne weiteres sich in einem Hotel auf Redaktionskosten einquartieren durften. Aachen galt bei dpa mit Blick auf Gerd Lemke zu einem Art Turnier vor der Haustüre. Und morgens musste er auch noch in der Düsseldorfer Redaktion Wirtschaftsnachrichten verfassen.

So also begann die zusätzliche Laufbahn des Gerd Lemke im Reitsport. Und seine besondere Liebe gehörte der Dressur, er ritt selbst, war gut Freund mit den Medaillengewinnern bei Olympia oder Championaten Liselott Linsenhoff, Gabi Grillo (von den Kollegen auch „seine Braut“ genannt),  von Dr. Reiner Klimke, Harry Boldt und Herbert Krug. Herbert Krug wiederum versorgte ihn während des alljährlichen Dortmunder Hallenturniers auch jeweils noch mit einer Kiste Saft der Reben eigener Weinberge. Er galt immer als Freund oder guter Bekannter auch mit vielen anderen, die den internationalen Sport in Frack und Zylinder prägten.

Als Journalist war er nicht verliebt in eigene Formulierungen, er tendierte nicht zum Fabulieren, so dass sich Wahrheit und Dichtung irgendwo trafen. Er blieb immer der reine, nüchterne Agentur-Journalist, er stand knochenhart für genaue Recherche, und am Ende einer Story oder Meldung hatte mit dem letzten Punkt die Nachricht zu stimmen. Basta, wie mal Gerhard Schröder sagte als SPD-Chef, und Genosse mit Parteibuch blieb auch Gerd Lemke bis zum heutigen Tag.

Gerd Lemke hatte aber auch andere amüsante Auftritte, die im Kollegenkreis immer wieder gerne erzählt werden. So betanzte er zum Beispiel vor Jahren beim „Heldengedenktag“ in Warendorf, wo einmal im Jahr alle mit Orden behängt werden, die bei Championaten oder in der Zucht oder sonst wo Meriten erworben haben, mit einer Dame, die er nicht kannte. Jedenfalls ließ er ausgerechnet bei ihr einiges los über einen hohen Verbands-Funktionär, wobei er sich in seinen Titulierungen nicht gerade zurückhielt. Nach dem Schwof meinte er, jetzt sei ihm wohler. Auf die Frage, ob er eigentlich wisse, mit wem er getanzt habe, sagte er: „Nein.“ Den Hinweis, er habe die Gattin des Generalsekretärs übers Parkett geschoben, konterte er dahingehend: „Na und? Es musste mal gesagt werden...“

Auf dem Bonner Rodderberg ließ er 1992 vor den Spielen in Barcelona auch einen guten Spruch los. Als nämlich die Funktionsträger des deutschen Reiterverbandes (FN) nach der angeblich entscheidenden Sichtung bei der Nominierung der Olympia-Equipe herumeierten und nicht erklären konnten oder wollten, warum Ingrid Klimke nicht aufgestellt wurde, stand Gerd Lemke auf und verließ mit dem Spruch den Raum: „Ich bin hier wohl beim  Zirkus Roncalli...“

 

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