Höchster Verbandsorden für Martin Richenhagen Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 08. Oktober 2020 um 19:14

Die Ehrenden und der Geehrte Martin Richenhagen (von links): FN-Generalsekretär Sönke Lauterbach, die Ordensübergeberin Madeleine Winter-Schulze und Martin Richenhagen

(Foto: privat)

Bad Wörishofen/ Marktoberdorf. Auf seiner Abschiedstournee durch Europa mit Ehefrau Brigitte wurde Martin Richenhagen (68) für seine Verdienste um den nationaen Reitsport mit dem Deutschen Reiterkreuz in Gold ausgezeichnet, die Laudatio in Bad Wörishofen hielt Verbands-Generalsekretär Sönke Lauterbach, den höchsten Orden der Föderation überreichte die große deutsche Mäzenin Madeleine-Winter Schulze. 

 

Für den früheren Gymnasialehrer Martin Richenhagen (68) beginnt am 1. Januar 2021 ein neues und sicher auch noch ungewohntes Leben. Der Chef eines Weltkonzerns, mit Firmenflugzeug, eingeladen von den Mächtigen der Welt, mit Orden und Ehrenzeichen behängt, in besondere Ämter gehoben – ist dann Rentner, doch in ein Loch sackt er nicht.

Nach 16 Jahren als Präsident des Weltkonzerns AGCO begann Martin Richenhagen nun seine Abschiedstournee vom Job. Bad Wörishofen war der Anfang in einem coronabedingten kleinen Kreis mit etwa 30 Personen. Geladen zum Abend hatte der deutsche Landmaschinenhersteller Fendt, der seit 13 Jahren zu AGCO gehört und als Hauptsponsor zeichnet der deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Man lobte in den Reden auf den gebürtigen Rheinländer stets seine Menschlichkeit. Die FN war vertreten durch Generalsekretär Sönke Lauterbach, geladen zum Abend dazu die sechsmalige Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth mit Partner Wolfgang Urban, Christoph Hess als Botschafter des guten Reitens mit Ehefrau Ilse und die beispiellose Mäzenin nicht nur des Reitsports, Madeleine Winter-Schulze. Madeleine Winter-Schulze überreichte Martin Richenhagen den höchsten deutschen Verbandsorden, das Deutsche Reiterkreuz in Gold. Lauterbach sagte in seiner Laudatio, Martin Richenhagen habe in seinen zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten und als herausragender Förderer im letzten Jahrzehnt maßgeblichen Anteil am Erfolg des deutschen Pferdesports gehabt.

Noch vor dem Erhalt des „Pour le Merite“ der deutschen Föderation war er vor zwei Jahren zum „Ritter der Ehrenlegion“ von Frankreich geschlagen worden, 2017 erhielt er das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland. Und man kann dennoch mit ihm an einem ganz normalen Tresen der Welt ein Bier trinken. Er ist nie abgehoben, immer Mensch geblieben, doch immer einer mit Stil.

 

Beruflicher Beginn als Lehrer

 

Der in Köln-Mülheim geborene Martin Richenhagen studierte nach dem Abitur  Theologie, Philosophie und Romanistik in Bonn, er ritt Dressur bis zur schweren Klasse und wurde “Pastor” genannt. Er gründete während seiner Studienzeit den Akademischen Reiterclub Bonn mit. Nach dem Studium unterrichtete er am Gymnasium in Frechen bei Köln Religion und Französisch. Schon während der Studienzeit lernte er auch den späteren Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann, kennen, der hatte Turniere in Bonn gesponsert. Thumann, von 2001 bis 2005 auch Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), fragte Richenhagen eines Tages, ob er denn ewig “die unerzogenen Kinder anderer Leute” unterrichten wolle und bot ihm einen Job in der Stahlbranche an.

Richenhagen beendete das finanziell abgesicherte Beamtendasein und begann 1985 seine nächste Karriere bei Thumann. Nach zehn Jahren in Düsseldorf wurde er 1995 als Vize-Präsident beim Aufzug- und Rolltreppenfabrikanten Schindler angestellt, danach arbeitete er als Geschäftsführer bei Claas KG, zwei Jahre wirkte er in der Schweiz bei Forbo International im Vorstand, und 2003 bewarb er sich beim Landmaschinenhersteller AGCO als einziger Nicht-Amerikaner – und wurde eingestellt. Seit 2004 ist  Martin Richenhagen Vorstandsvorsitzender und Chef des Aufsichtsrats von AGCO mit Sitz in Duluth im US-Staat Georgia. In einem guten Jahr verdiene er zwischen zehn und zwölf Millionen Dollar, erklärte er mal, Gehälter werden in den USA durchaus normal ganz offen genannt. Sein Motto: “Ich sage, was ich denke, und ich tue, was ich sage…”

Trump mag er nicht

Der frühere US-Präsident Barack Obama holte ihn 2014 ins Weiße Haus als Wirtschaftsberater mit Schwerpunkt Afrika, er beendete aber seine Funktion, nachdem Obamas Nachfolger Donald Trump als neuer US-Präsident seinen Freund Außenminister Rex Tillserson per Twitter entlassen hatte. Der smarte und in Talkshows so leicht und verständliche Plauderer Martin Richenhagen, der auch englisch, französisch und italienisch spricht, sagt auch, dass er Trump nicht leiden mag und nichts von ihm hält, „er ist ein Populist und hat die politische Kultur auf  das niedrigste Niveau aller Zeiten gebracht“.

Sein Beruf habe ihm „immer mächtig Spaß gemacht, „Höhepunkt war der Neubau unseres Fendt-Werks, unsere Aktivitäten in Afrika, und auch die Gründung unserer Stiftung, sagt Richenhagen, "außerdem hatte ich das Glück, alle wichtigen Entscheidungsträger persönlich zu treffen: Gorbatschow, Putin, fünf US-Präsidenten, Angela Merkel, Nicolas Sarkozy oder Emannuel Macron“. Der Wirtschaft werde er durch verschiedene Aufsichtsmandate verbunden bleiben, er werde sich auch um seine Familie noch stärker kümmern, „um vier Enkelkinder – und dann um meine Oldtimer…“

 

Wieder länger in Deutschland

 

In seiner Amtszeit bei AGCO wurden 10.000 neue Jobs geschaffen und der Umsatz verdreifacht. Sein Wohnsitz wird Duluth bleiben, wo er auch eine kleine Pferdezucht betreibt, er und seine Frau wollen sich auch wieder stärker um das eigene Reiten bemühen und „auch andere ausbilden…“ Aber er wird auch wieder länger in Deutschland bleiben.

Ein Posten bei der deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) wurde ihm bisher nie angetragen, unverständlich oder schon fahrlässig, die Möglichkeiten und Beziehungen eines Martin Richenhagen nicht zu nutzen. Die Landesfürsten wollen eben ihre Pfründe nicht beschnitten sehen. Auf die Frage, ob er dem Ruf des Verbandes folgen würde, sagt er: „Für eine interessante Aufgabe im Reitsport habe ich grundsätzlich Interesse. Wichtige Voraussetzungen wären jedoch: Dass man erwünscht ist und sich den Herausforderungen gewachsen zeigen kann.“ Bis vor einigen Jahren war er auch Dressurrichter bei großen internationalen Turnieren, und 2008 begleitete er die deutsche Dressur-Nationalmannschaft als Equipechef zu den Olympischen Reiterspielen in Hongkong. Seit drei Jahren ist er zudem Herausgeber des Fachmagazins Reiterrevue International.

 

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