Die Konles - eine schwäbische Reiterfamilie... Drucken
Geschrieben von: Joern Rebien/ DL   
Donnerstag, 23. März 2023 um 17:20

Ulm. Nicht gerade viele Familien sind im Turniersport nach dem Zweiten Weltkrieg so nachhaltig ganz oben vertreten wie zum Beispiel die Linsenhoffs, die Schockemöhles und Klimkes, die Ostholts oder Lütke-Westhues, und im Süden Deutschlands machen seit vielen Jahren die Konles still, doch erfolgreich auf sich aufmerksam…

Das Siegergen der Großfamilie Konle ist nicht zu bremsen. Immer wieder sind es die ganz besonderen Erfolge schon in jungen Jahren, die aufhorchen lassen. Angefangen hat alles in den frühen siebziger Jahren, als Uli Konle den elterlichen Bauernhof mit Fuhrbetrieb nach dem Motto: Kühe raus – Pferde rein – umstellte. Zuvor war der Mittsiebziger im Parcours zu finden. „Ich habe ziemlich viel gewonnen“, sagt sein Blick zurück. Kontinuierlich wuchs, mit einer in der damaligen Zeit eher seltenen und komfortablen Reithalle, eine beachtliche Pferdepension und ein immer größerer Schulbetrieb mit einer nunmehr sechzigjährigen Erfolgsgeschichte im beschaulichen Röhlingen, einem Stadtbezirk von Ellwangen, heran. Gewissermaßen ein Trendsetter war der Betrieb bei der Ausgestaltung von Reitferien mit bis zu 70 Kindern auf dem Hof, Betreuern und Übernachtung in Zelten. Komplettiert wurde das Reitsportmekka auf der Ostalb mit einem 1989 erstellten zusätzlichem Standbein, einem inzwischen arrivierten Hotelbetrieb.

Der Rentner hat nun auch ausreichend Zeit, die Erfolge seiner Kinder und Enkel vor Ort zu genießen. „Reiterlich haben wir unserem Vater alles zu verdanken“, weiß Tochter Elke, seit 17 Jahren Ehefrau von Tobias Bachl , die zusammen die international renommierte Hengststation im bayerischen Postmünster betreiben. „Es war ein Glücksfall, dass er uns auch noch eine Dressurtrainerin zur Seite gestellt hat“, begründet die 48-Jährige ehemalige Erfolgsreiterin den schnellen Aufstieg aller drei Kinder im nationalen und internationalen Springsport mit drei goldenen Reiterabzeichen schon in jungen Jahren. „Unsere Eltern haben schon einiges gewuppt“, gibt sie die Blumen nach Röhlingen zurück. Für die beiden Buben Thomas und Hans-Peter war schon ganz früh die Entscheidung zwischen zwei Sportarten zu treffen, denn beide waren auch talentierte Fußballer. „Wenn ihr euch für den Fußball entscheidet melde ich euch beim VFB (Stuttgart) an oder ihr reitet, dann ist die Reithalle künftig Euer Lebensmittelpunkt“, lautete die Auswahl des Uli Konle, die fiel auf die Reithalle und das mit durchschlagendem Erfolg.

Bis zum ersten Höhepunkt dauerte es nicht lange, als der 15-jährige Jungspund Thomas im Donaueschinger Schlosspark, völlig unbedarft, zum Sieg im damals noch wenig beachteten Bundeschampionat ritt. Seine Partnerin war die sechsjährige aus eigener Zucht hervorgegangene Schimmelstute Tagetes, eine schicke Württembergerin, mit Vollblutanteil und Überhengst Julmond im Pedigree. „Ich habe die Tragweite meines Sieges damals erst gar nicht erkannt“, erinnert sich der 53-jährige Erfolgsreiter nur noch bruchstückhaft an sein Husarenstück, „vielleicht war es genau das, weshalb ich diesen Erfolg im entscheidenden Stechen erringen konnte“. Zuvor gelang ihn auch der erste S-Sieg beim Turnier in Bad Urach. Und genau 15 Jahre später gewann der Chef des ehemals elterlichen Reiterhofs mit Hotel und 40 sporterprobten Schulpferden und -Ponies, noch einmal das Bundeschampionat. Diesmal im Sattel der fünfjährigen Holsteiner Stute H.S. Europa. Thomas Konle hatte mit Goldschmied Herbert auch einen exzellenten Lehrmeister. Weitere interessante Jahre verbrachte er im hohen Norden, als schwäbischer Leiter des Springstalls beim Holsteiner Verband in Elmshorn. Den Blick von außen hat Thomas Konle gerne gesucht. Immer wieder holte sich der zweimalig Deutsche Vizemeister bei Manni Kötter, bis zu dessen Tod im Februar, wertvolle Ratschläge ein.

Erst kürzlich ist der familiäre Staffelstab weiter gegeben worden. Luise ist jetzt jüngstes Familienmitglied mit einem S-Sieg. Die 13-jährige Tochter von Hans-Peter und Kathrin Konle aus dem fränkischen Küps konnte den beachtlichen S-Sieg im Februar beim Turnier in Rieden auf dem 12-jährigen Oldenburger Wallach Dressed for Success für sich verbuchen. Ihr bislang größtes Erfolgserlebnis im noch jungen Reiterleben durfte die mit viel Talent und großem Ehrgeiz ausgestattete Stilistin bei den Aachen Jumping Youngstars im Rahmen des traditionellen Salutfestivals im letzten Dezember feiern. Die Konkurrenz schwächelte im entscheidenden M*-Springen. Damit wurde der Weg frei nach kontinuierlichen fehlerfreien Parcours`, auch im abschließenden Stechen (Rang drei), zum Sieg im Children Championat. Übrigens wurde auch das Championat der Jungen Reiter mit Annika Betz aus Laichingen von einer süddeutschen Reiterin gewonnen, woran sich die Seriensieger aus dem Norden und Westen erst einmal gewöhnen müssen. Vor allem Vater Hansi Konle war mit Landesmeisterschaften in Baden-Württemberg und Bayern ebenfalls auf Titeljagd. Der Bayernchampion von 2019 betreibt den Ausbildungsbetrieb Tannleite seiner Schwiegereltern Mühlherr.

Erfolgreiche Eltern, erfolgreiche Tochter. Das gilt auch für Emma Bachl. Die 15-jährige Schülerin machte erst kürzlich ihr Husarenstück komplett. In Braunschweig gewann sie das viel beachtete HGW-Bundesnachwuchschampionat in einem Stilspringen Klasse M** mit Pferdewechsel der besten Vier. Ihre stilistisches Talent und ihr abwechslungsreiches Training auf unterschiedlichsten Pferden waren die Basis für diesen Erfolg. Zunächst legte sie mit der sagenhaften Benotung von 9,5 vor, die mit einer 8,5 nach einem Abwurf mit dem viertbesten Pferd zum hauchdünnen Sieg reichte. Danach zeigte sich der nervenstarke Nachwuchs schon fokussiert: „Mein Ziel ist es, das Unternehmen von Papa zu übernehmen.“ Nicht zu vergessen ist ihr nationaler Meistertitel 2021 in der Altersgruppe Children in Darmstadt-Kranichstein und ihr erster S-Sieg vor einem Jahr beim Weltcup-Turnier in Leipzig, dem sie noch einen weiteren folgen ließ. Die nächste sportliche Herausforderung soll auf jeden Fall der Nationenpreis in Opglabeek werden.

Den Staffelstab könnte nur noch der neunjährige Oskar Konle aus Küps übernehmen, der sich die ersten Sporen auf Pony Hotspot schon verdient hat. Ebenfalls auf Erfolgskurs reitet sein „Bäsle“ (Cousine) Carla Bachl. Vielleicht schafft der Youngster eine neue familiäre Bestmarke. Auch hier zeigt sich wertvolle Familienbande: Mit dem von Luise und Oskar ausgeliehenen Pony konnte sie bereits einige Stilspringen gewinnen...

 

 

 

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