Holger Hetzels Trauma an seinem 50. Geburtstag... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Samstag, 16. Januar 2010 um 17:21

Goch. Selten war ein Springreiter so nah an einer Medaille wie Holger Hetzel 1995 bei der Europameisterschaft in Gijon, doch Schlussreiter Franke Sloothaak vermasselte letztendlich alles – herauskam zum Entsetzen von Bundestrainer Herbert Meyer für deutsche Ansprüche der unwichtige vierte Rang. Am heutigen Samstag, 16.Januar 2010, feierte der diplomierte Kaufmann während des Turniers in Münster seinen 50. Geburtstag.

Holger Hetzel wurde 50

Herbert Meyer weiß nicht mehr, wo jener Busch stand, „aber ich weiß, dass alles eine Katastrophe war.“ Daran erinnert sich Deutschlands erfolgreichster Bundestrainer aller Zeiten noch genau. Und ein anderer denkt auch nicht ausgerechnet voller Freude an jene Springreiter-Europameisterschaft im nordspanischen Gijon, nämlich Holger Hetzel aus Goch, und meint, „ich sehe noch den Busch vor mir, in den sich Herbert Meyer am Ende voller Verzweiflung warf.“ Einmal in seinem Leben hätte Holger Hetzel eine Medaille gewinnen können...

Sloothaak hätte nur durchreiten müssen

Deutschland war mit einer ausgesprochen guten Truppe nach Spanien gereist, mit Ludger Beerbaum auf  dem von ihm so geliebten Wallach Rush On, mit Rene Tebbel auf Dexter, Holger Hetzel auf Gipfelstürmer und mit Franke Sloothaak auf der Oldenburger Stute Weihaiwej, auf der er ein Jahr später in Den Haag mit der Equipe Weltmeister wurde und auch den Einzeltitel holte.

Nach dem ersten Umlauf im Fußball-Stadion von Gijon lag Deutschland noch an zweiter Stelle knapp hinter der Schweiz, nach den beiden Null-Runden von Tebbel und Hetzel, und obwohl Rush On dreimal riss und die Glasaugen-Stute Weihaiwej mit acht Fehlerpunkten aus dem Parcours zurückkam. Nach der weiteren fehlerlosen Runde von Dexter unter Tebbel, den zwei Abwürfen von Gipfelstürmer und den 20,50 Strafpunkten von Rush On lag Bronze auf dem Tisch zum Abholen für Deutschlands Team bereit. Doch was machte Franke Sloothaak? Er ritt die Oldenburger Stute derart gemächlich  über den abschließenden Kurs, dass man dachte, jetzt werde der  gebürtige Niederländer gleich anhalten, um noch ein „Köppchen Kaffee“ an irgendeiner Bude zu ordern. Am letzten Sprung blieb Weihaiwej stehen und drehte anschließend auch noch eine Volte, weil sie wohl das Gefühl hatte, sie brauche gar nicht mehr abzuheben... Der spätere dreimalige Weltmeister hätte nur einfach durch das Hindernis durchreiten müssen, die fallenden Stangen wären am Ende unwichtig gewesen, vier Fehlerpunkte - und Deutschland hätte wenigstens noch Bronze geschnappt. So wurde Frankreich mit 29,88 Strafpunkten Dritter vor Deutschland (31,96), Gold gewann die Schweiz (19,23) vor Großbritannien (21,15).

Hetzel: Erfolgreich als Händler, Auktionator und Reiter

Das Leben hat es mit dem Kaufmann vom Niederrhein dennoch nicht so ganz schlecht gemeint. Allein schon von der Erziehung her ist er kein Hasardeur. In Goch betreibt er eine gut gehende Reitanlage, er bildet junge Pferde aus, Reiter, er pflegt und hegt gute Kunden - wie seit Jahren in der Schweiz - in der ganzen Welt, seine jährlichen Auktionen in familiärer Atmosphäre auf dem eigenen Hof bringen gutes Geld. Er nagt nicht am Hungertuch, weil ihm zudem der Begriff Sparsamkeit nicht unbekannt ist. Was er unternimmt, wie auch seine Auktionen, sind komplett durchdacht, ohne Platz für ein Vabanquespiel.

Schwerer Sturz in der Vielseitigkeit

Holger Hezel kommt aus der Vielseitigkeit, wie auch die berühmte Fast-Nachbarin der Dressur Isabell Werth, ein schwerer Sturz beendete die Laufbahn im „Busch“. Während seines Studiums zum Betriebswirt ritt er beim bekannten Dressur-Ausbilder Paul Beck und auch beim früheren internationalen Springreiter Michael Fervers, in der Reiterzentrale Warendorf bestand er die Prüfung zum Pferdewirtschaftsmeister, das Examen im Reitsport, um Lehrlinge ausbilden zu dürfen.

Vor gar nicht langer Zeit meinte er, der Verband müsste eigentlich auch mal Kosten übernehmen. Als Beispiel führt er an: "Wenn jemand für einen Reiter ein Spitzenpferd kauft, dann müsste doch der Verband in der Lage sein, wenigstens die anfallenden Kosten für Tierarzt oder Schmied zu übernehmen."

So bleibt eben alles wie bisher: Der Pferdebesitzer hat alle Kosten zu tragen. Franke Sloothaak: "Am meisten müssten die Pferdebesitzer ständig in den Himmel gehoben werden - denn sie finanzieren letzten Endes den gesamten Sport, und tragen auch noch die ganzen Kosten."

 

 

 

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