Für einen lebt der Springreiter-Goldtraum weiter... |
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Geschrieben von: Dieter Ludwig |
Freitag, 18. Juli 2025 um 19:53 |
A Coruna. Deutschland hatte die Hand an der Goldmedaille, doch im letzten Umlauf um die Springreiter-Europameisterschaft im spanischen A Coruna schlug der Fehlerteufel die ausgestreckte Hand zwei erfahrenen Reitern runter, so blieb wenigstens noch Bronze. Doch um den Einzeltitel liegt der Schwabe Richard Vogel an erster Stelle, die Entscheidung fällt am Sonntag. Neuer Springreiter-Europameister für Mannschaften wurde in A Coruna ganz im Norden Spanien die belgische Equipe om deutschen Coach Peter Weinberg. Und der war auch am Zittern, denn auch für die Belgier lag zwischen Gold und nichts nur ein Abwurf. Weinberg: „Wir hätten auch Pech haben können…“, hatten sie aber nicht. Vor allem blieben in der entscheidenden dritten Runde der Teamkonkurrenz zwei Reiter fehlerlos, einer hatte nur einen Zeitfehlerpunkt, so wurde der Abwurf von Pieter Devos mit Casual DV Z nach dem Reglement gestrichen. Und weil bei den Briten Donald Whitaker mit Millfield Colette einmal noch patzte, nachdem Matthew Sampson auf Medoc aus der Wertung fiel, war Gold den Belgiern vorzeitig sicher und Silber hatten die Briten. Nach drei Runden um den Titel für Teams, der erst 1975 in München eingeführt wurde, wobei um die Einzel-Europameisterschaft seit 1957 geritten wird, hatten die Belgier aus Zeitspringen zum Auftakt und zwei weiteren Durchgängen an den beiden Tagen darauf am Ende 5,61 Strafpunkte, die Briten kamen auf 7,96 und Deutschland am Ende auf 8,19 – kein Abwurf alle drei auseinander. Deutschlands Equipe von Bundestrainer Otto Becker hatte eine fehlerlose zweite Runde und flirtete bereits wahrlich nicht zu unrecht mit der Goldmedaille, Marcus Ehning (51) auf Coolio, Sophie Hinners (27) auf Iron Dames My Prints, Olympiasieger Christian Kukuk (35) auf Just Be Gentle und Richard Vogel (28) auf dem Hengst United Touch S fürchteten sich nicht im weißen Sand des Stadions vor den luftig gebauten Hindernissen bis 1,60 Höhe und den doch ziemlich langen Wegen. Aber ausgerechnet in der Entscheidung wackelten die Routiniers. Bei dem Holsteiner Wallach Coolio unter Marcus Ehning (Borken) kullerte eine Stange aus den leichten Auflagen wie auch bei der Stute Just Be Gentle von Christian Kukuk (Riesenbeck). Und nach dem ungeschriebenen Gesetz der Reitsport-Geschichte, braucht man in einem Teamwettbewerb mindestens drei Paare, die ohne Makel den Parcours verlassen. Das war der deutschen Equipe nicht gegönnt, auch wenn Sophie Hinners und ihr Partner Richard Vogel nochmals fehlerfrei blieben, und das bei deren Debüt in einem Championat. Marcus Ehning meinte hinterher, er habe sich, aus welchem Grund auch immer, während des Rittes umorientiert, das sei ein großer Fehler gewesen. Reiterpräsident Martin Richenhagen als Beobachter vor Ort, kommentierte: „Das war großartiger Sport auf allerhöchstem Niveau. Die deutschen Reiter haben mit feinster Reitweise im Parcours und auch schon auf dem Abreiteplatz überzeugt. Bundestrainer Otto Becker und Ausschuss-Vorsitzender Peter Hofmann können echt stolz sein.“ Beim Finale um die Einzelmedaillen am Sonntag mit 25 Startern aus den vorausgegangen Runden sind aus Deutschland Richard Vogel, Sophie Hinners und Christian Kukuk dabei. Vogel führt gar mit 0,01 Strafpunkten aus dem Auftaktspringen die Kladde an, Sophie Hinners ist mit 3,21 Fehlerpunkte nur auf dem Papier als Elfte weit weg von vorne, und Christian Kukuk (5,32) – Platz 20 – gilt keineswegs als hoffnungslos abgeschlagen. Im Finale warten zwei schwere Umläufe auf die Teilnehmer, entscheidend wird sein, ob die Pferde noch die nötige Frische mitbringen in die Hindernislandschaft des meisterlichen Parcoursgestalters Santiago Varela (Spanien), der bisher so baute, dass unschöne Bilder ausblieben, auch von schwächeren Reitern. Das ist auch hohe Kunst.
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