Richard Vogel am Anfang einer großen Karriere Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 20. Juli 2025 um 18:19

(Foto: Stefan Lafrentz)

Richard Vogel mit dem Westfalen-Hengst United Touch S auf den Goldenen Flügeln zum Titel eines Springreiter-Europameisters

A Coruna/ Spanien. Deutschland hat erneut einen Springreiter-Europameister, in der 1957 begonnenen Geschichte des Championats den 15.: Richard Vogel. Ohne Springfehler holte er auf dem Hengst United Touch S nach Bronze mit der Equipe die Goldmedaille im Einzelchampionat zum Abschluss im nordspanischen A Coruna.

Die Geschichte der Springreiter-Europameisterschaft – noch ohne Team-Championat - begann 1957 in Rotterdam, und erster Gewinner war Hans Günter Winkler auf Sonnenglanz. Danach reihten sich aus Deutschland in die Liste ein Fritz Thiedemann (1958) auf Meteor, Hermann Schridde (1965) auf Dozent, Hartwig Steenken auf Simona (1971), Alwin Schockemöhle (1975) auf Warwick Rex, Gerd Wiltfang auf Roman (1975), danach dreimal hintereinander Paul Schockemöhle mit Deister (1981, 1983 und 1985), Ludger Beerbaum auf Ratina (1997) und mit Gladdys (2001), dann folgten 2003 Christian Ahlmann mit Cöster (2003), Meredith Michaels-Beerbaum auf Shutterfly 2007 und zuletzt Andre Thieme auf Chakaria 2021. Richard Vogel (28) ist ein würdiger Nachfolger von allen.

Und keiner als Ludger Beerbaum hätte auch dieses Urteil über ihn so klar fällen können, nachdem er den neuen Champion zweieinhalb Jahre als Angestellten in seinem Stall in Riesenbeck hatte: „Richi ist ein unglaubliches Mega-Talent mit einer erstaunlichen Frühreife, er besitzt die seltene Mischung aus Veranlagung, Gefühl und Kaltschnäuzigkeit im Parcours. Ein solches Gesamtpaket habe ich, solange ich mich erinnere, noch nie bei einem jungen Springreiter erlebt. Richi darf als Mischung betrachtet werden aus Gerd Wiltfang, Franke Sloothaak und Marcus Ehning.“ Mehr Würdigung geht kaum.

Richard Vogel, der aus dem schwäbischen Dorf Binzwangen unweit von Sigmaringen stammt, gewann den Titel in der Clubatmosphäre ohne wahrliche Zuschauerdrängelei überlegen, souverän und gekonnt. Auf dem erst 13 Jahre alten Westfalen-Hengst United Touch S, der auch dem Züchter Julius-Peter Sinnack gehört, drehte der Pferdehändler mit Starts in der ganzen Welt nur fehlerfreie auf sicherlich nicht leichten und einem Championat entsprechenden Parcours` des genialen Hindernisarchitekten Santiago Varela (Spanien), nur einmal war das Paar Zweiter, gleich in der Eröffnungskonkurrenz gegen die Uhr, langsamer als ein irischer Kollege, doch nirgendwo danach ließ die ideale Kombination Pferd-Reiter eine Stange in den weißen Sand des Clubs Casas Novas kullern. Solche Souveränität bei einem Championat wird in Erinnerung bleiben.

Und die Europameisterschaft im nördlichsten Zipfel von Spanien war mehr als Reiten, Prämien erhaschen, es war Werbung. Auch die schwächeren Reiter gaben kein Bild zum Weggucken ab, keine gequälten Pferde, kein Aufschrei von irgendwelchen Tierschutzorganisationen, Es war eine Werbung für den Pferdesport nach so schweren Zeiten, als beispielsweise zum wiederholten Male uralte Videos erneut ins Internet gestellt wurden mit Reitern, die außer sich vor Wut zur Gerte griffen und einfach draufschlugen.

Und dennoch bleiben nach diesen Tagen von A Coruna auch Fragen. Beispielsweise, wie können Pferde, die inzwischen fast das ganze Jahr von Turnier zu Turnier unterwegs sind, beispielsweise auf der Global Champions Tour, wie können diese Tiere fit gehalten werden, ohne entsprechende Mittel, ohne Tricks, und einige fragen sich auch, mit welchen Methodenn werden sie trainiert, um besser zu sein als die Konkurrenz. Und wer ganz oben angekommen ist, den begleitet naturgegeben auch der Neid von jenen, die darunter stehen. Für den Sieg gibt es keinen Ersatz. Auf Richard Vogel werden sicher noch schwere Tage zukommen, hoffentlich weiß er immer eine entsprechende und plausible Antwort auf alles.

Geht Richard Vogel einen fairen Weg mit dem Pferd, hat er eine große Karriere vor sich, die an diesem 20. Juli 2025 in A Coruna begann und sich möglicherweise im nächsten Jahr in Aachen bei den Weltreiterspielen schon fortsetzt. Überrraschend wäre es nicht.

Letzte Wertungsprüfung

Endstand Einzel-Europameisterschaft

 

 

 

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