Verden - Schaufenster kommender großer Dressur-Champions |
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Geschrieben von: offz/ dl |
Samstag, 09. August 2025 um 15:10 |
(Foto: Stefan Lafrentz) Reiterin und Besitzerin von Quinn G, Fiona Bigwood (49), kann auch selbst auf eine eigene große Karriere zurückblicken. Sie war mit dem Team 2010 in Kentucky Weltmeisterschafts-Zweite, mit der Equipe gewann sie 2015 in Aachen bei den Europameisterschaften ebenfalls Silber, und mit Olympia-Silber wurde die Britin bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro geehrt. Viele Jahre trainierte sie auch in Deutschland, u.a. bei Jan und Heidi Bemelmans, Dieter Laugks und Rudolf Zeilinger. Verden/ Aller. Die Weltmeisterschaft der Jungen Dressurpferde in Verden/ Aller hat vor dem Ende bereits einen Superstar – eine Stute, die nach den Titeln für fünf- und sechsjährige Dressurpferde nun vor dem dritten Triumph hintereinander steht – bei den Siebenjährigen. 2023 wurde sie Weltmeisterin der fünfjährigen Dressurpferde mit 94,80 Prozentpunkten, damals noch unter dem Sattel der Dänin Betina Jäger. 2024 gewann sie den Welttitel der sechsjährigen Dressurpferde mit sagenhaften 95 Prozent, jetzt, unter dem Sattel von Fiona Bigwood (Großbritannien), steht sie vor dem dritten Triumph der siebenjährigen um die FEI WBFSH Weltmeisterschaft. Die Qualifikation, präsentiert von der Matthias Schlamminger GmbH, hat sie mit 80,177 Prozentpunkten gewonnen: Ausnahmestute und schon zweimalige Weltmeisterin Quinn G. Ilegro belegte in der Qualifikation mit 77,634 Prozentpunkten Platz zwei, TSF Gaspard ND wurde mit 77,075 Prozent Dritter. „Mit dem Druck beschäftige ich mich seit zwei Monaten“, sagt Fiona Bigwood. Der Druck, eine Doppelweltmeisterin zum dritten Mal bei einer WM an den Start zu bringen. Gekauft hat die britische Olympiareiterin die Stute schon vor ihrem ersten WM-Titel, erzählt sie: „Das weiß kaum jemand.“ Aber sie habe das erste Mal auf ihr gesessen und gleich gedacht: „Wow, was für ein Pferd!“ Durch die tägliche Arbeit mit ihr habe sie eine sehr intensive Beziehung zu der Stute aufgebaut. „Ich kenne sie vorwärts- und rückwärts! Und sie hat so einen tollen Charakter. Ich könnte meine Mutter mit ihr ins Gelände schicken, das wäre kein Problem.“ In der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Verden habe sie die Stute drei- bis viermal pro Woche geritten, sei viel mit ihr draußen gewesen, habe sie spielerisch beschäftigt und ihre Kondition verbessert. „Sie soll hier bei der Weltmeisterschaft zwei top Runden abliefern, da kann man nicht erst drei Wochen vorher mit der Vorbereitung anfangen, das muss früher losgehen.“ Quinn war in diesem Jahr vor Verden auf einem Turnier, „sie braucht nicht mehr. Natürlich, sie ist erst sieben, und es kann immer etwas vorkommen, das ein junges Pferd ablenkt. Aber sie war so gut an meinen Hilfen, und die Galoppwechsel sprang sie in der Qualifikation wirklich gut. Ich bin ein bisschen auf Sicherheit geritten, aber es hat riesigen Spaß gemacht. Und danach geht sie völlig entspannt am hingegebenen Zügel aus der Arena – so ist sie. Das kann man nur genießen.“ Die Quaterhit-Tochter ist zudem ein sehr komplettes Pferd mit auffallend konstantem Notenbild. 8,4 für Trab und Galopp, 8,7 für den Schritt, 8,6 für die Durchlässigkeit und 8,8 für die Perspektive. In der Techniknote, die von den Richtern bei H und B vergeben wird, erhielten Quinn und Fiona Bigwood einmal 73,214 und einmal 75,893 Prozentpunkte. Gezogen wurde das Allround-Talent von der Zuchtgemeinschaft Geervliet aus einer Fassbinder-Mutter. "Ilegro eine Menge von Valegro“ Ilegro-Reiterin Charlotte Fry (29) hat Vater Inclusive im Grand Prix-Sport geritten, sie hat etliche „Verwandte“ von ihm, Nachkommen von Muttervater Negro, im Sport vorgestellt, und seine Mutter Jalegrofleur ist eine Vollschwester zu Olympiasieger Valegro unter Charlotte Dujardin (Großbritannien). Der Dunkelbraune wurde von Ehepaar van Olst gezogen und ist auch im Stall van Olst in den Niederlanden aufgewachsen. Chefbereiterin Charlotte Fry sitzt aber erst seit Januar im Sattel von Ilegro, bis dahin hatte eine Stallkollegin die Ausbildung des Hengstes übernommen. „Wir haben in der kurzen Zeit schon eine tolle Partnerschaft aufgebaut und ich denke, er hat eine ganze Menge mit Valegro gemeinsam – das ist super. Ilegro hat etwas länger gebraucht, um sich zu entwickeln, aber wir haben immer gewusst, dass er etwas Besonderes ist“, erklärt „Lottie“ Fry, die Doppelweltmeisterin von Herning 2022 und Weltranglisten-Erste. „Er ist wahrscheinlich noch etwas grüner als die meisten anderen Siebenjährigen hier, er hat noch nicht viel gesehen. Ich wusste also überhaupt nicht, wie er mit der WM-Arena (Horse24-Arena) und der Stimmung hier umgehen würde, aber er hat mir ein unglaubliches Gefühl gegeben.“ Er habe so viel Power und Energie, einen so tollen Charakter und er liebt es zu arbeiten. „Das ist für mich das Wichtigste, dass die Pferde ihren Job lieben.“ Und wenn sie ihm eine besondere Freude machen möchte, „…dann küsse ich ihn auf die Nase – er liebt das total. Das ist wirklich süß.“ Mit der 9,7 für den Trab konnte Ilegro die mit Abstand höchste Note des Tages verbuchen, insgesamt bestanden die Einzelnoten der Qualitätsbewertung außerdem aus 7,0 für den Schritt, 8,8 für den Galopp, 8,2 für die Durchlässigkeit und wiederum eine 8,8 für die Perspektive. In der Techniknote schlugen für den Zweitplatzierten 68,036 und 72,50 Prozentpunkte nieder. Der Schnell-Lerner – Gaspard Er ist der erste Trakehner seit 2017, der sich direkt in ein WM-Finale katapultiert hat: TSF Gaspard ND. Dem His Moment-Sohn gelang unter Cecilie Hedegaard keine ganz fehlerfreie Runde, wodurch es bei der Techniknote auf 67,321 und 70,179 Prozentpunkte hinauslief. In der Qualitätsbeurteilung lag der Trakehnerhengst mit 85,40 Prozent sogar knapp vor Ilegro mit glatten 85 Prozent. Auch Cecilie sitzt, wie Charlotte Fry, erst seit Januar im Sattel ihres WM-Partners: „Im Januar konnte er noch nicht mal fliegende Wechsel springen“, sagte schmunzelnd die Reiterin. „Er hat sich so schnell entwickelt, und jetzt sind wir hier – unglaublich. Er ist sehr intelligent, hat viel Freude an dem Sport und liebt es, sich zu präsentieren.“ Sie habe ein sehr gutes Gefühl im Viereck gehabt, aber da sei noch Luft nach oben. „Ich war wirklich aufgeregt, es ist meine erste Weltmeisterschaft“, gesteht die 24-jährige Dänin. „Ich habe zum Beispiel wirklich große Volten geritten. Es gibt immer etwas zu verbessern.“ Gezogen wurde der WM-Finalist von Dr. Angelica Lauritzen, er steht im Besitz von Nicole Derlin und hatte extrem viele jubelnde Fans mit nach Verden gebracht. Gaspards Muttervater Imperio hat vorgemacht, wie es gehen könnte: 2008 gewann er bei der WM der Fünfjährigen unter Anna-Sophie Fiebelkorn die Silbermedaille, ein Jahr später die Bronzemedaille, sieben Jahre später reiste er mit Hubertus Schmidt als Ersatzpferd mit zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro 2016.
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