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Die Dämonen im Menschen PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Peter F. Cronau/ dl   
Dienstag, 27. Mai 2025 um 17:36

Wuppertal. Schafft sich der Reitsport wirklich bald ab ? So und fast nicht anders ist der Bericht des Tierarztes und international renommierten Kenners der Szene, Dr. Peter F.Cronau, zu bewerten, der sich über ein Video vom Turnier in Hohen Wieschendorf am letzten Wochenende echauffierte und vieles zu bedenken zur Diskussion stellt.

Mein Bericht resultiert aus der Beurteilung einer Videosequenz des Großen Preises in Hohen Wieschendorf. Einer muss einmal ein ernstes und ehrliches Wort sagen. Die Reiterszene kennt die Schwachpunkte im Umgang mit Sportpferden sehr gut. Viele Verfehlungen finden zu Hause und hinter dem LKW auf dem Turnierplatz statt. Das Streben nach Bestleistungen im Sinne der Olympischen Prämisse „schneller, höher, weiter“ ist in der Theorie in Ordnung. Das fehlgeleitete Gewinnstreben ist aber die Geißel jeglicher Vorgehensweise. Einen Nagel in ein Brett einzuschlagen, tut keinem weh. Ein guter Schweizer Freund hat mir einmal seine Meinung zum Fremdgehen erzählt: „Ein Seitensprung ist nicht so schlimm, aber wenn in die Sache Syschtem (schwizerdütsch) reinkommt, wird es gefährlich“.

 Video: Clipmyhorse

Ein System scheint sich zur Routine entwickelt zu haben. Gerade dieses Verhalten kennzeichnet die aktuelle Lage im Umgang mit dem Sportpferd. Als langjähriger Begleiter und Tierarzt von acht Olympischen Spielen, weiß ich, wovon ich rede. Seit dem dritten Lebensjahr weht ein Stallgeruch um meine Nase. Der gesellschaftliche Anspruch an die Eliten hat sich geändert. Die Geduld und das „laissez-faire“ sind aufgebraucht. Eine Schulderkenntnis fehlt bei den Betroffenen ebenso wie bei Triebtätern. Wo sind Personen der wertekonservativen Generation? Sind sie wirklich ausgestorben? Sue Dyson1 fand in einer repräsentativen Studie, dass 73 Prozent von Reitern fanden, dass die Sportpferde nicht gesund und lahmheitsfrei sind.

Wer heute auf dem Abreiteplatz oder neben dem Parcours steht und nur ein bisschen Ahnung vom Sport besitzt, sieht sofort, was am Sportpferd manipuliert wird. Stampfen, Unruhe, Fluchtgebaren, Hektik sind nur die banalen Ausdrucksformen eines Sportpferdes. Wer ein bisschen mehr Ahnung hat und in der Lage ist, Sprungabläufe zu bewerten, erkennt das erzwungene andressierte Bestreben des Pferdes sich völlig unphysiologisch im Vorgang des Sprunggeschehens zu verhalten.

Da stehen Jugendliche, Pferdebesitzer, Eltern, Medienvertreter und potentielle Sponsoren am Abreitplatz und sollten die Vorbildfunktionen der Akteure genießen und gegebenenfalls zukünftig umsetzen. Ihnen wird suggeriert, dass die gesehenen Ausdrucksweisen beim Pferd die Norm darstellen und ganz einfach erstrebenswert sind ohne sich Gedanken zu machen, was dahintersteckt.

Die eine Seite sind die Beobachter und Schlachtenbummler, die andere Seite sind die Verursacher. Die Beobachter haben keine Stimme. Sie merken gar nicht, dass der Reitsport sich im Verwesungsprozess befindet und niagaramäßig den Bach hinunter geht. Die Reputationen Pferdwohl und Zufriedenheit können nur entstehen, wenn sie gesellschaftlich gewollt und institutionell gestützt sind. Missstände abzubauen sind gut gemeint, gut gemeint ist aber das Gegenteil von gut. Wo Missstände abgebaut werden, entstehen andere Optionen, die oft schlimmer sind als die Ausgangslage. Die irrige Perspektive, dass Personen und Manipulationen ausgestorben seien, ist eine fehlerhafte Denkart. Viele glauben, dass der heutige Standard der Tierbehandlung zu den Menschenrechten gehört, er wird gehortet wie ein Bankgeheimnis. Statt Ethik gilt der Begriff Monetik. Die Kontrolleure sind so angriffslustig wie ein Goldfisch und so agil wie eine Riesenschildkröte. So ähnlich muss das Verhalten der Pferdefreunde gesehen werden.

Kommentar der Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig „Dieses Reitturnier hat eine große Strahlkraft ins Land und weit darüber hinaus. Wir sahen Reitkunst vom Feinsten, und gleichzeitig ist es ein großes Volksfest“. „Reitkunst vom Feinsten, und Weltklasse-Sport“. Die Athleten Christian Kukuk, Marco Kutscher und andere haben gewiss im Einzelfall Reitkunst gezeigt, aber an anderer Stelle wurde wohl nicht richtig hingeschaut oder gar weggeguckt. Ich empfehle dem interessierten Pferdefreund, sich an den Abreiteplatz zu setzen und den Pferdepaaren von eben diesen „Jockeys“ eine Stunde beim Abreiten zuzusehen. Das ist Hohe Reitkunst! Ich spreche nicht über eine Kollektivschuld, sondern über die viel zitierten Schwarzen Schafe, da es sich um Einzelfälle handelt. Der Mainstream vertritt die große Mehrheit und die Massenkultur. Negativerlebnisse haften viel länger im Gedächtnis als Routineepisoden...

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Analyse DKB Pferdewoche Hohen Wieschendorf „Grosser Preis der Deutschen Kreditbank AG CSI4* - Int. Springprüfung mit Stechen (1,60) Big Tour Finale, Pferd, Pferd Zuschauer: auch Ludger Beerbaum (Hintergrund), Reiterin: Sophie Hinners, Pferd „IRON DAMES KALENI JO“ Geb. 2016, Stute, Zuchtland Zangersheide, Fuchs, Vater: Kannan, Mutter: Leni-Jo v. C- Indoctro, Jahr 2025: 15 Turniere, Abu Dhabi, Lier, Kronenberg, Lebensstarts: mehr als 85 Prüfungen!

Vorbemerkung: Ein 8-jähriges Pferd in einem 1,60 Grand Prix. Die Art und Weise, wie das Pferd in dieser anspruchsvollen Prüfung vorgestellt wird, muss aus unterschiedlichen Gesichtspunkten beurteilt werden. Tierschutz, Wirkung auf die Öffentlichkeit, Kritische Analyse des Ausbildungssystems, Kritische Betrachtung der Kontrollorgane

 Performance:

A: Ausschnitt

Reitet im Galopp ein, auffallend unharmonischer Galoppsprung, kurzes Schweifwedeln.
Dreifache Kombination Oxer, Steil, Oxer: nachvollziehbarer Versuch, mit der Hinterhand das Hindernis nicht zu berühren, unphysiologischer Sprungkurve, Aussprung keilt mehrfach hinten aus, Anzeichen des Wehrens gegen die Gamaschen

Oxer: Obere Stangen rot-weiss

 Letzter Sprung Gelber Oxer vordere Stange dunkel: Fehler mit Hinterhand am Aussprung weil Ablauf der Bascule abgebrochen wird. Mühevolles Bestreben, mit der Vorderhand die erste Stange nicht zu berühren

B: Gesamter Parcours, Zeit: 2 Min 02

Gesamtes Verhalten: extremes Bestreben, keinen Hinterhandfehler zu machen, Galoppkadenz wechselhaft, Vordergliedmaßen sehr vorsichtig, immer auffällig bemüht, Kontakt zur Latte bzw. Planke zu verhindern. Das Springverhalten verschlechtert sich im Verlauf des Parcours.

Anatomie: Gamaschen gehören in die Abteilung Zubehör und dienen in verschiedenen Macharten zum Schutz der Pferdebeine, um die Verletzungsgefahr beim Überwinden der Hindernisse zu verringern (ursprünglicher Verwendungszweck). Es ist eine Tatsache, dass sie gelegentlich zweckentfremdet werden. Ich möchte an dieser Stelle keine Gebrauchsanweisung vorlegen, doch in der Szene bekannt.

Quintessenz:

Keiner kann mir erzählen, dass ein solcher Parcours den Vorgaben von Turnierchef Holger Wulschner -  „Nur gesunde und fitte Pferde können sportliche Höchstleistungen erbringen“ - entspricht. Bilder schreiben Geschichte, wenn sie vorbei sind. Die Studie der oben beschriebenen Prüfung gewährt das abstoßende Verhalten einer 8-jährigen Stute im Parcours auf Grand Prix Niveau. „Warwick Rex“ das sagenhafte Springpferd musste 1976 mit dem Olympiasieger Alwin Schockemöhle bei den Olympischen Spielen Hindernisse mit maximal 1,60 Höhe überwinden. Heute müssen 8-jährige unverbrauchte Pferde diese Höhe standardmäßig überwinden. Die unbeantwortete Frage, wer so etwas zulässt, duldet oder gar initiiert, reiht sich in die Reihe Missachtung, Gewinnstreben, Abneigung und Grauen der Kreatur Pferd ein. Es wird lange geredet, ohne etwas zu sagen, Diplomatie wird mit Blick auf die eigene Karriere argumentiert, kritischen Fragen wird ausgewichen. Alle Personen, die nur auf irgendeine Art, dieses Qualen fördern und gutheißen, gehört jegliche Betreuung von Tieren verboten. Sie repräsentieren den Terminus trauriger Erfüllungsgehilfe.

Es liegt eindeutiger Missbrauch vor. Ich würde Ihnen sogar den Beruf des Greenkeepers und Teppichverkäufers verbieten, ohne diese Berufsgruppen diskreditieren zu wollen. Diese Pferdemenschen missachten nicht nur die Gürtellinie, sie kennen gar keine. Stefan Aust hat gesagt, „wer Nägel hat, braucht einen Hammer”. Aber nur drauf zu schlagen, hilft nicht. Das Ausbildungswesen muss dem Zeitgeist angepasst werden, Wegkucken und Schweigen sind keine guten Partner im Tierschutz.

Wie in der Politik fehlen ganz einfach Visionäre. Wer kontrolliert die Kontrolleure? Das muss hinterfragt werden? Wenn die Unfähigkeit einen Namen braucht, wird sie Pech benannt. Die Verursacher benutzen die Begründungen ihrer Daseinsberechtigung und ihres Tuns als Worthülsen und gedankliches Styropor. Die Sponsoren und Mäzene haben sich großenteils bereits verabschiedet. Warum wird der CHIO Aachen überhaupt als Letztes noch im Fernsehen gezeigt ? In den öffentlichen TV-Anstalten ARD und ZDF findet man keine Einschaltquoten mehr. Das ist bereits Ausdruck des folgenschweren Verderbnisses. Die Verursacher versuchen in Manndeckung ihre Tatbegründung zu verkaufen. Ich würde meine Ausführungen sinngemäß wie der ehemalige Bundespräsident Dr. Roman Herzog als Ruck-Rede bezeichnen wollen, die eine Reformbereitschaft für das Pferd bedingen muss! Ich meine, dass es schon fast zu spät ist. Ich beanspruche nicht eine Darstellung mit hohem literarischem Rang, ich würde nur dankbar sein, wenn man mich verstehen würde. Es geht um die Sache und nicht um einen Phrasensumpf. Resilienz wäre die Kraft, die Krise auszuhalten und zu bewältigen und dem wunderbaren Pferdesport wieder seine Natürlichkeit zu geben.

Mir ist es egal, ob ich als Tabubrecher, als Wüterich oder als sensibles Raubein eingestuft werde. Wo andere noch schunkeln, ist Ernsthaftigkeit angesagt. Nach der Barraffäre und vielen weiteren tierschutzrelevanten Begebenheiten war ich fälschlicherweise der Meinung, die Täter um die Gefährdung des Tierschutzes wären ausgestorben, aber in dem ausgewiesenen Umfeld der Pferde leben sie weiter. Auch in einem Konflikt gibt es Regeln.

 

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Literatur:

1S. Dyson, Ethogramm, Behaviour Horse Care Lameness, Sports Medicine, Welfare an Industry, Application and its Relationship with Gait in a Convenience Sample of 60 Riding Horses, Sep. 30, 2020

2Stefan Aust, Zeitreise, Piper München 2021

3Holger Wulschner, www.glantz-reitsportevents.de/dkb-pferdewoche/#sport

Definition:

Ein Ethogramm ist eine schriftliche oder grafische Aufnahme aller beobachteten Verhaltensweisen oder Verhaltensmuster eines Beobachtungsobjekts.

Wahlwortdevise:

Man muss nicht an jeder Mülltonne schnuppern, die Verursacher stehen im Mittelpunkt und damit auch im Wege. Gewisse Reiter und der beschriebene Personenkreis sind Leute, die etwas tun, für die sich andere Leute schämen würden.

 


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