Außerhalb von Parcours und Viereck |
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Geschrieben von: Dieter Ludwig |
Sonntag, 06. Juli 2025 um 20:15 |
Nebensächliches und anderes beim CHIO in Aachen Reibachtage für die Hoteliers, Spruce Meadows-System auch in der Soers, warum Richard Vogel nicht der Rekord-Halter im Springen sein kann, Frank Rothenbergers letzter großer Auftritt im nächsten Jahr bei den Weltreiterspielen... Ob in Rom, Rotterdam, St,Gallen oder Spruce Meadows in Kanada, überall wissen die Veranstalter, das wievielte Internationale Offizielle Turnier (CHIO) veranstaltet wird. Die Aachener Organisatoren legen darauf wohl wenig Wert. So jedenfalls die Erfahrung eines Schweizer Journalisten, der wollte nämlich wissen, der wievielte CHIO von Deutschland jetzt in Aachen ausgetragen wurde. Man verwies ihn auf Wikipedia, wo aber auch nicht alles drin steht. Aachen bleibt dabei wie schon immer, gezählt werden nur die eigenen CHIO`s. Basta. Vielleicht für das Tagebuch der Aachener Veranstalter: Es fand der 113. CHIO von Deutschland statt. Da passt es eben auch durchaus ins Bild, dass Behauptungen wie gewachsen wuchern. Zum Beispiel, dass Richard Vogel als Rekordhalter an Siegen in wichtigen Spring-Prüfungen des CHIO geführt wird, mit vier Erfolgen aus dem letzten Jahr. Dem ist aber nicht so. Rekordhalter ist und bleibt der Pole Jan Kowalczyk. Der Olympiasieger auf Artemor von Moskau 1980, unfair gnadenlos ausgepfiffen von 80.000 Zuschauern im Leninstadion, hatte in Aachen auf der Stute Drobnica beim CHIO 1965 nicht weniger als fünf Prüfungen für sich entschieden, das ist und bleibt Rekord. Als er am 24. Februar 2020 mit 78 Jahren starb, wurde er in Warschau im Beisein von 1000 Trauernden am 4. März beigesetzt wie ein Staatsoberhaupt, eine Ehrengarde der polnischen Armee stand Spalier, eine Militärkapelle spielte den Trauermarsch von Chopin, hinter seinem Sarg wurde ein gesatteltes Pferd ohne Reiter geführt, zum Abschied gab eine Abteilung des Heeres Salutschüsse ab, und sein Sohn Marcin erhielt danach die beim Trauerzug mitgeführte polnische Flagge. Wenn in Aachen die Tage des CHIO nahen, beginnen auch die Augen der Hoteliers zu glänzen. Turniertage sind Reibachtage. Und ohne Bedenken werden da einfach die Zimmerpreise mal um das dreifache erhöht. Niemand gebietet Einhalt. Und da hätte man denken können, das könnte doch dem deutschen Reiter-Präsidenten Martin Richenhagen egal sein, fuhr er doch in Verbandsauftrag zum CHIO, nicht nur um zu gucken, sondern auch um Gespräche zu führen mit wichtigen Leuten, nicht nur aus der Pferdeszene. Er hätte sich also durchaus, wie früher üblich bei den Oberen, in einem feudalen Hotel einquartieren können. Doch der frühere Vorstandsvorsitzende des Weltkonzerns AGCO logierte mit Mitarbeitern im Gästehaus eines ehemaligen Klosters am Salvatorberg für rund 100 Euro die Nacht. So geht Vorbildfunktion… Was das Springen anbetrifft beim CHIO in Aachen, war auch etwas Neues zu vernehmen. Für viele nicht leicht erklärbar, war im Springen keine Schweizer Equipe am Start. Das verwunderte viele und erzeugte Unverständnis, waren Deutsche und Schweizer doch immer mehr als nur Nachbarn, echte Freunde. Wie nun jemand herausbekam und es auch weiter sagte, arbeite Aachen nach dem gleichen Prinzip wie Spruce Meadows in Kanada am Rande der Millionenstadt Calgary. Dort nämlich wird die letztplatzierte Mannschaft im Preis der Nationen jeweils für das kommende Jahr von der Einladungsliste gestrichen. Im Vorjahr war die Schweiz nur eine Runde dabei im Preis der Nationen – also kein Grund zur einer Offerte für 2025 in Aachen… Dass Frank Rothenberger (67) nicht gerade gute Überlegungen hatte für den Aufbau des Rolex Grand Prix, wo 1,5 Millionen Euro unters Springreitervolk geworfen wurden, war ersichtlich. Es regnete zwar in Aachen beim Großen Preis, doch über den Boden maulte keiner, und das will was heißen unter dem Springreitervolk. Wenn aber von den 40 Gestarteten fast ein Drittel nach zwei Runden ins Stechen kommt, bleiben Fragen. Aber Rothenberger, der in Aachen 2001 den Job als Parcourschef von Prof. Dr. Arno Gego übernahm, beabsichtigt eh, im nächsten Jahr seinen Abschied zu nehmen, nach einem CSIO im Mai mit Springen und den anstehenden Weltreiterspielen im August in der Soers. Favorit auf seine Nachfolge ist Peter Schumacher (63). ehemaliger Springreiter und Schüler von ihm und Arno Gego.
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