Zweimal Gold für Justin Verboomen - zweimal Bronze für Isabell Werth |
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Geschrieben von: Dieter Ludwig |
Sonntag, 31. August 2025 um 16:18 |
Crozet/ F. Die Dressur hat endgültig eine neue Leitfigur: Justin Verboomen. Der Belgier sicherte sich nach Gold im Grand Prix Special auf dem Hannoveraner Rapp-Hengst Zornik Plus auch die Einzel-Europameisterschaft in der Kür im französischen 3.000-Seelenort Crozet. Neben Gold mit der Equipe kam Isabell Werth mit der Stute Wendy zu jeweils Bronze in den Einzelkonkurrenzen. Vor 20 Jahren trat eine belgische Equipe erstmals in Hagen bei einer Europameisterschaft an, danach starten bis 2017 Mannschaften aus dem Königreich, aber die Teams standen am Ende jeweils in der Schlussabteilung der Ergebnislisten, man war eben nur dabei. Diesmal in Crozet kam ein Quartett aus der Monarchie, wo immer schon ausgezeichnete Springreiter zuhause waren, beim 31. Titelkampf seit 1965 auf den vierten Rang und stellte erstmals in der Geschichte nicht nur einen Medaillen-Gewinner, sondern gleich zweimal den Champion. Und Dressur-Europameisterschaften sind von der Wertigkeit her das Höchste in dieser Disziplin der Frackträger, höher einzustufen als Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele. Denn in Europa reiten die Besten der Welt, und nirgendwo ist die Konkurrenz auch größer. Und nun kam fast aus dem Halbdunkel der Sparte einer namens Julien Verboomen, ohne jemanden mit Geldsack in der Sattelkammer, ohne jemanden, der auch das Geschäft mit den Richtern als Zuflüsterer beherrscht oder der Einladungen auszusprechen vermag in wunderbare Gegenden der Welt nach Gusto. Nein, da ritt eher einer alles andere als selbstbewusst, etwas verschüchtert, in Unkenntnis der eigenen Stärke, bis er eben dann in Aachen beim deutschen CHIO auf das Siegerschild „Champion von Aachen“ gehoben wurde mit seinem eigenen und selbst ausgebildeten Rapp-Hengst Zornik Plus, vielleicht hatte auch die Dressur-Welt auf einen wie ihn gewartet, als Nachfolger auf Jessica von Bredow-Werndl, die ihre großartige Stute in den Ruhestand verabschiedet hatte. Das dürfte aber auch das Glück des Justin Verboomen gewesen sein, dieser Moment, der nicht planbar ist, aber der Dressur einfach gut tut. Für seine Vorstellung gaben die insgesamt sieben Preisrichter 89,964 Prozentpunkte, nicht weniger als 16-Mal ließen sie die Höchstnote 10 auf der Tafel erscheinen. Ganz knapp dahinter mit 89,821 ordneten die Juroren die dänische Mannschafts-Weltmeisterin Cathrine Laudrup-Dufour (35) im Sattel von Mount St.John Freestyle ein, Isabell Werth sammelte mit Wendy de Fointaine 88,046 Zähler. Verboomen war zweimal als Nummer 1 gesetzt worden, viermal als Nummer 2 und einmal gar, vom Luxemburger Christof Umbach, nur als Nummer 3. Die Skandinavierin sahen fünf Richter gar als Siegerin und zwei als Nummer 2, doch insgesamt erreichte der Belgier eine höhere Punktzahl. Die deutsche Dressur hatte schon bessere Stunden erlebt. Doch das oberste Ziel hieß immer „Mannschaft, was im Einzelnen passiert, ist jedes einzelnen persönliche Angelegenheit“. So konnte Monica Theodorescu als Bundestrainerin ganz zufrieden aus Frankreich abreisen, ihre Equipe hat zum 26. Mal nach 1965 den Titel gewonnen.. Isabell Werth (56) als bekannt starke Kür-Reiterin hatte sich mit der Stute Wendy de Fontaine sicherlich ein bisschen mehr als zweimal Bronze in den Einzelkonkurrenzen erhofft, sie hatte, nicht zu vergessen, vor den Europameisterschaften mehr als nur Reiten zu stemmen. Andere wären möglicherweise daran zerbrochen. Nicht die richtigen Hosen an hatte wohl Ingrid Klimke, denn ihr Westfalen-Hengst Vayron NRW zog gleich im Grand Prix als Team-Aufgabe nicht so mit, wie im Training und was er auch in Prüfungen schon anbot. Und aus Erfahrung weiß der Kenner, bei Championaten bleiben die gezeigten Leistungen in den entsprechenden ersten Prüfungen bewusst oder unbewusst im Gedächtnis auch der Richter haften. Und wer gleich zu Beginn nicht weit vorne ist, hat kaum noch Chancen, noch nach vorne zu kommen. Frederic Wandres, bereits Team-Olympiasieger in Paris, spulte wie gewohnt sein Pensum auf dem Oldenburger Wallach Bluetooth OLD solide herunter und war nach Isabell Werth als Siebter im Special und als Fünfter in der Kür Zweitbester in der Einzelwertung. Sehr gut präsentierte sich bei ihrem ersten Championat Katharina Hemmer, Schülerin von Reitmeister Hubertus Schmidt. Sie ritt mit feiner Hand und gutem Sitz den Oldenburger Wallach Denoix auf den vierten Platz im Grand Prix Special und wurde in der Kür Elfte, in der deutschen Equipe war sie Zweitbeste im Grand Prix der Team-Wertung nach Isabell Werth.
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