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Der weite Weg, um ein Pferd im Sport glücklich zu meinen... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Linda Weritz/ DL   
Freitag, 30. September 2022 um 20:55

Düsseldorf. „Alles fließt“, soll der griechische Philosoph Platon gesagt haben, nichts anderes gilt für die Reiterei. In die gleiche Richtung denkt auch Linda Weritz aus Düsseldorf, die eine interessante Studie über Ausbildung, Verhalten von Pferden in Stresssituationen oder auch über Notengebung der Richter bei Prüfungen ins Deutsche übersetzte und weitergab.

Als Kommunikationswissenschaftlerin habe ich diese Studie seit langem herbeigesehnt. Wichtige Grundlagen hierfür sind vorhandene Ethogramme (u. a. Waring) und die Horse Grimace Scale von Della Costa.

Die Studie

Konfliktverhalten von Pferden in Dressurprüfungen und ihre Beziehung zur Leistungsbewertung habe ich aus dem Englischen übersetzt und sinnvoll eingekürzt (auf einige interessante Korrelationen zwischen verwendetem Reithalfter, Einsatz von Sporen, etc. gehe ich ggfs. zu einem späteren Zeitpunkt ein). Das Copyright dieses Textes liegt bei mir, das Posting darf selbstverständlich gerne zur allgemeinen Kenntnis weitreichende Verbreitung finden.

Meine persönliche Meinung ist, dass FEI, FN, BD, etc. ihre eigenen Kriterien zukünftig genauer verfolgen müssen. Die Forderung nach einem „Happy Athlete“ darf keine leere Worthülse sein/ bleiben. Das Wohlergehen des Pferdes steht in unserem gesamten Sport an erster Stelle.

Danke für eure Aufmerksamkeit, für die Weiterleitung der wichtigen Erkenntnisse und ggfs. euer Meinung und Erfahrung zu dem Thema. Den Link zur Studie findet ihr unten angehängt.

Please find the study by Kathryn L. Hamilton, Bryony E. Lancaster and Carol Hall down below.

Abstrakt

In der Disziplin des Dressurreitens soll das durch Bewerten und Benoten geförderte Verhalten auf korrekten und sich am Wohlbefinden des Pferdes orientierten Ausbildungsmethoden basieren.

Bestimmte Verhaltensweisen, die das gerittene Pferd zeigt, resultieren aus unklaren oder widersprüchlichen Signalen (Hilfengebung) des Reiters und können als Konfliktverhalten bezeichnet werden.

Diese Studie zielte darauf ab, das Auftreten dieser Verhaltensweisen während der British Dressage (BD) -Tests (vergleichbar zu deutschen E-, A- und L-Niveau-Prüfungen) und ihre Beziehung zur Leistungsbenotung durch den Richter zu untersuchen.

Aus 75 Dressurprüfungen, die im November und Dezember 2019 geritten wurden, sind die Daten generiert worden. Jeder Test wurde gefilmt und die Bewertungen/ Benotungen der Richter erfasst. Zwischen fünf und sieben Lektionen innerhalb jeder Prüfung wurden analysiert und die Häufigkeit des angezeigten Konfliktverhaltens statistisch erfasst, um eine Verhaltensbewertung für jede Lektion abzuleiten.

Die Verhaltensweisen wurden in sechs Unterkategorien aufgeteilt: Kopfhaltung, Ohrenspiel, Mundbewegungen, Schweifbewegungen und ganzer Körper bzw. Ganzkörperreaktionen.

Konfliktverhalten wurde in 97,6% der analysierten Aufgaben beobachtet, wobei Pferde in 83% der Lektionen zwei oder mehr der konfliktindizierenden Verhaltensweisen zeigten.

Es wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Benotung des Richters und dem Gesamtverhaltenswert gefunden, aber es ergab sich eine negative Korrelation zwischen den Bewertungen, die sich auf den gesamten Pferdekörper beziehen (generelle Spannung, Bocken, Steigen, Nicht mehr vorwärtsgehen) und der Punktzahl des Richters.

Pferde, die mit ihrem Nasenprofil vor der Senkrechten gingen, erhielten generell niedrigere Punktzahlen als solche mit dem Nasenprofil entweder an der Senkrechten oder weniger als 30° hinter der Senkrechten.

Die Punkte der Richter waren signifikant höher für solche Lektionen, bei denen Pferde ihre Ohren nach vorne gerichtet hatten, verglichen mit denen, bei denen die Ohren nach hinten zeigten.

Es wurde kein Zusammenhang zwischen der Benotung des Richters und dem Maul- oder Schweifverhalten gefunden. Signifikant höhere Verhaltenswerte die Maultätigkeit betreffend, wurden innerhalb von Übergängen in eine niedrigere Gangart beobachtet.

Konfliktverhalten trat bei fast allen analysierten Aufgaben auf, aber die einzige Assoziation mit der Leistungsbewertung war, wenn das Verhalten den ganzen Körper des Pferdes und/ oder Kopf- und Halshaltungen und -bewegungen betraf. Verhaltensäußerungen, die auf (innere) Konflikte hindeuten, können anzeigen, dass das Wohlbefinden des gerittenen Pferdes beeinträchtigt ist, und die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass ein größerer Fokus auf diese Verhaltensweisen bei der Ausbildung von Dressurrichtern gelegt werden sollte.

Einleitung

Die Einbeziehung von Tieren in den (Leistungs-)Sport ist zu einem Diskussionsthema geworden, mit dem Potenzial der öffentlichen Meinung, die darin resultieren könnte, die Fortsetzung des Pferdesports zukünftig generell zu gefährden. Bei der Ausbildung und dem Management von Pferden als Sportlern und während des Wettkampfes muss sichergestellt sein, dass das Wohlergehen des Tieres an erster Stelle steht. Das Ziel, das in die Richtlinien der International Equestrian Federation (FEI) eingebettet ist, dass die Ausbildung in der Dressur "die Entwicklung des Pferdes zu einem glücklichen Athleten durch harmonische Ausbildung" (FEI, 2020) beinhalten sollte.

Das Pferd sollte "ruhig, durchlässig, locker, flexibel, selbstbewusst, aufmerksam und eifrig" sein und in "perfektem Verständnis" mit seinem Reiter arbeiten (FEI, 2020). Zeitlicher und finanzieller Druck führen jedoch oft dazu, dass junge Pferde durch ihre Ausbildung gehetzt werden (Ödberg und Bouissou, 1999; Heuschmann, 2018).

Viele Trainingsmethoden, die heute verwendet werden, berücksichtigen häufig das Wohlergehen des Pferdes oder die Lerntheorie nicht in ausreichendem Maße. Schmerz auf Seiten des Pferdes kann ein zugrundeliegender Faktor sein, der unentdeckt bleibt. Zum Beispiel wurde bei 47% der 506 von Greve und Dyson (2014) getesteten Sportpferde eine geringfügige Lahmheit festgestellt, was darauf hindeutet, dass Probleme existieren und sich entwickeln können, ohne dass der Trainer, Reiter oder Händler es bemerkten. Es wurde vermutet, dass unangemessenes Training und schlechtes Reiten zur Entwicklung von Verhaltensproblemen bei Pferden führen können, die mit einer großen Anzahl junger Pferde in Verbindung gebracht werden können, die schließlich geschlachtet oder eingeschläfert werden (Ödberg und Bouissou, 1999).

Einige Ansätze und Gegenstände, die zur Lösung von Verhaltensproblemen verwendet werden, können die Situation verschlechtern. Zum Beispiel hat die Verwendung bestimmter Trainingshilfen (wie scharfe Gebisse und enge Nasenriemen) das Potenzial, Nervenschäden und Schmerzen zu verursachen und kann die Anzahl der Ausdrücke von Konflikt andeutenden Verhaltensweisen des gerittenen Pferdes signifikant erhöhen (Hockenhull und Creighton, 2012). Gesichtsausdrücke des Pferdes können heute analysiert werden, um Schmerzen bei gerittenen Pferden zu erkennen, die wahrscheinlich zur Entwicklung von unerwünschtem bzw. problematischem Verhalten beitragen.

Bestimmte Verhaltensweisen beim gerittenen Pferd resultieren aus unklaren, verwirrenden oder widersprüchlichen Signalen und Hilfengebungen des Reiters und können auf einen negativ gestimmten mentalen Zustand des Pferdes hinweisen (Christensen et al., 2014; Kienapfel et al., 2014; Smiet et al., 2014).

Ein solches Verhalten wird als Konfliktverhalten bezeichnet, das durch das Vorhandensein von zwei gegensätzlichen Motivationen gleichzeitig verursacht wird. Ob Druck nötig ist und wenn ja, welches Maß an Druck ausgeübt werden sollte, ist in der Welt des Pferdesports umstritten (Ödberg und Bouissou, 1999; Clayton et al., 2005; Warren-Smith et al., 2007; Kuhnke et al., 2010). Darüber hinaus fanden Condon et al. (2021) Zusammenhänge zwischen häufig verwendeten Ausbildungsgegenständen (z. B. scharfe Gebisse, Sporen) und Verhaltensweisen, die auf Konflikte hindeuten. Frühere Forschungen haben ergeben, dass das Schweifschlagen bei Dressurpferden üblich ist (Kienapfel et al., 2014; Kienapfel, 2011; Górecka-Bruzda et al., 2015), die eine agonistische (Gesamtheit aller Verhaltensweisen, die mit Auseinandersetzungen, Aggression und Unwillen korrelieren) Verhaltensreaktion auf den Reiter oder höhere Konzentrationsebenen beim Pferd darstellen können (Hall und Heleski, 2017).

Verspannungen der Muskeln, die das Maul umgeben, Kopfbewegungen (z. B. Schütteln, Schlagen, Anheben, Rausheben) und gewisse Kopfpositionen in Bezug auf den Widerrist deuten auf Unbehagen bzw. Konflikte hin (McGreevy, 2012). Die Sichtbarkeit dieser Zeichen ist für individuelle Betrachter unterschiedlich, wobei diejenigen, die mit dem Maul und dem Gesichtsausdruck verbunden sind, ab einer gewissen Entfernung generell schwerer zu erkennen sind.

Die Bewegungen und Positionen von Kopf und Hals sind in der Regel deutlicher sichtbarer. Eine Kopfposition, bei der das Nasenprofil des Pferdes hinter der Senkrechten ist, kann auf einen Konflikt hinweisen (Kienapfel et al., 2014), während eine Position des Nasenprofils, die 30° vor der Vertikalen überschreitet, auf natürliche Kopfhaltung, aber auch Erschrecken oder Widerstand gegen das Gebiss bzw. die Hand hinweisen kann. Trotz der eindeutig formulierten FEI-Richtlinien (2020), die besagen, dass "der Kopf in einer stabilen Position bleiben, die in der Regel leicht vor der Senkrechten sein soll", hat die Anzahl der Pferde, die mit dem Nasenprofil hinter der Senkrechten geritten werden, in der Wettkampfdressur zugenommen (Lashley et al., 2014).

Darüber hinaus wurde eine signifikante Korrelation zwischen Pferden gefunden, die ihr Nasenprofil hinter der Senkrechten haben und seitens der Richter höhere Punktzahlen erhalten (Lashley et al., 2014). Gleichzeitig wurde festgestellt, dass Pferde mit ihrem Nasenprofil hinter der Vertikalen signifikant mehr Konfliktverhalten zeigten als solche, die ihre Nasenprofil vor der Vertikalen hatten (Kienapfel et al., 2014).

Keine einheitlichen Richter-Bewertungen

Die kombinierten Ergebnisse dieser beiden Studien deuten darauf hin, dass das Ausmaß, in dem Konfliktverhalten bei der Leistungsbewertung berücksichtigt wird, weiterer Untersuchungen bedarf.

Die Bewertungen der Leistungen in der Dressur sind von teilweise subjektivem Charakter und schwer zu quantifizieren. Auf olympischer Ebene gibt es eine hohe Variabilität innerhalb der kollektiven Punktzahlen (Stachurska und Bartyzel, 2011).

In der Dressurbeurteilung gibt es keine einheitliche Bewertungen seitens der Richter, sondern teilweise starke Abweichungen, was auf einen Mangel an präzisen und objektiven Richtlinien hinweist (Heiniger und Mercier, 2018).

Die FEI entwickelt derzeit ein objektiveres System (basierend auf einem Punktecode) für die Bewertung der Dressurleistung, um die Qualität und Konsistenz der Beurteilung im gesamten Sport zu verbessern (Dressage Judging Working Group, 2018). Ähnliche Beurteilungswerkzeuge im Kunstturnen haben zu einer vergrößerten Zuverlässigkeit und Konsistenz innerhalb der Beurteilung geführt (Leskosek et al., 2010; Bucar et al., 2012). Um sicherzustellen, dass die Bewertung der Dressuraufgaben solche Leistungen belohnt, die ein optimales Training widerspiegeln (wie in den FEI-Richtlinien 2020 beschrieben), muss eine weitere Berücksichtigung von Verhaltensweisen, die auf Konflikte und Unbehagen hindeuten, in zukünftige Bewertungskriterien einbezogen werden.

Es gibt derzeit Hinweise darauf, dass die Beurteilung in der Elite-Dressurleistungsszene falsche Kopf- und Halspositionen belohnt, die auch mit einer erhöhten Häufigkeit von Konfliktverhalten in Verbindung gebracht werden (Kienapfel et al., 2014; Lashley et al., 2014).

Ziel dieser Studie war es, festzustellen, ob die Bewertung der Dressurleistung auf sub-elite-Level bezogen werden kann. Sie beinhaltet die Berücksichtigung solcher Konfliktverhaltensweisen in Bezug auf die von Richtern vergebenen Punktzahlen. Wenn die vergebenen Punktzahlen die Auftretenshäufigkeit von Konfliktverhalten berücksichtigen, ist es wahrscheinlicher, dass die zukünftige Ausbildung der Pferde optimiert und ihr kontinuierliches Wohlergehen verbessert wird.

Materialien und Methoden

Für die 75 Pferde- und Reiterkombinationen wurden 447 Lektionen analysiert. Während der statistischen Analyse wurden die Wertnoten der Richter mit den Verhaltenswerten verglichen, um die Auswirkungen des Pferdeverhaltens auf die vom Richter vergebenen Noten zu untersuchen.

Die Verhaltensweisen wurden in Körperabschnitte unterteilt und die Punktzahlen wurden mithilfe eines Ethogramms zugewiesen: Die Verhaltensbewertungen basieren auf zuvor veröffentlichten Beschreibungen des Konfliktverhaltens (McGreevy, 2012; Górecka-Bruzda et al., 2015) oder schmerzbezogenes Verhalten (Hall et al., 2014; Dyson et al., 2018a). Für jede Aufgabe wurden die Verhaltenswerte der einzelnen Körperabschnitte summiert, um einen Gesamtverhaltenswert zu erhalten. Angaben über Veranstaltungsort, Prüfnummer, Gangart, Leistungsniveau der Prüfung (z. B. E, A L), Richterlizenz (Qualifikationsniveau des Richters in der British Dressage - BD, 2021) und Gangart wurden ebenfalls gesammelt. Die Anzahl der Kopfbewegungen wurde aufgezeichnet. Ein Diagramm wurde verwendet, um die Genauigkeit der Daten bei der Aufzeichnung des "Nasenprofilwinkels" zu optimieren.

Auftreten von Konfliktverhalten

Insgesamt wurden 75 Pferd-Reiter-Kombinationen in die Studie einbezogen, die 447 Bewegungen ergaben. Bei 2,4% der Bewegungen wurde kein Konfliktverhalten beobachtet. Zwei oder mehr Konfliktverhalten wurden in 83% der Bewegungen beobachtet.

Diskussion

In dieser Studie wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Gesamtauftreten von Konfliktverhalten (Verhaltenswert) und der vom Richter vergebenen Leistungsbewertung gefunden. Als jedoch der Zusammenhang zwischen Richternoten und den einzelnen Kategorien des Verhaltenstyps bewertet wurde, wurde eine Variation je nach Körperbereich festgestellt. Dies deutet darauf hin, dass Richter einige, aber nicht alle Arten von Konfliktverhalten bei der Bewertung der Leistung berücksichtigen.

Das Ganzkörperverhalten, die Kopfposition und -bewegung sowie das Ohrenspiel zeigten signifikante Korrelationen mit den Punktzahlen des Richters, während das Maul- und Schweifverhalten dies nicht tat. Das deutet darauf hin, dass Richter schlechtere Noten geben, wenn einige, aber nicht alle Arten von Konfliktverhalten angezeigt werden. Es kann auch darauf hindeuten, dass einige Verhaltensweisen von Richtern leichter bemerkt werden als andere. Ganzkörperkonfliktverhalten war signifikant mit der Punktzahl des Richters verbunden. Diese Verhaltensweisen sind deutlich sichtbar, was erklären kann, warum sie vom Richter bei der Bestimmung der Punktzahlen berücksichtigt werden. Dieser Befund stimmt mit früheren Studien überein, in denen die Häufigkeit solcher Ganzkörper-Ausweichverhaltensweisen (einschließlich Steigen, Bocken und Weigerung, vorwärts zu gehen) negativ mit Dressurergebnissen korrelierte (De Cartier, d'Yves und Ödberg).

In einer Dressurprüfung möchten die Richter Harmonie, Durchlässigkeit und Akzeptanz des Gebisses ohne Spannung sehen (Niggli, 2003; FEI, 2020) weshalb Ritte, die Verhaltensweisen zeigen, die auf einen Mangel an Entspannung hinweisen, zum Beispiel Scheuen, zweifellos niedrigere Noten erhalten.

Ein Nasenprofillevel von vertikal bis 30° hinter der Senkrechten war signifikant mit einem besseren Richterwert verbunden als ein Winkel zwischen Nasenprofil an der Senkrechten bis zu 30° davor. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass sich die Richter nicht an die FEI-Dressurregeln halten, die besagen, dass das Nasenprofil des Pferdes "leicht vor der Senkrechten" liegen sollte (FEI, 2020). Darüber hinaus stimmt diese Studie mit einer Studie an Elite-Dressurpferden überein, bei der eine hintere der Senkrechten befindliche Kopfposition mit signifikant höheren Punktzahlen seitens der Richtern assoziiert war und diese Kopfposition in der Dressur immer häufiger geworden ist (Lashley et al., 2014).

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Richter falsche, hinter der Senkrechten befindliche Kopfpositionen besser benoten. McGreevy et al. (2010) fanden heraus, dass die Nasenprofile eines Pferdes in Freiheit typischerweise bei 30,7±11,5° im Schritt, 27,3±12,0° im Trab und 25,5±11,0° im Galopp liegen.

Die Kopf-/ Halsposition eines Pferdes sollte sein Ausbildungsniveau widerspiegeln und von der natürlichen Kopfhaltung des Pferdes zu einer kürzeren, höheren Kopfhaltung übergehen, um Versammlung zu erreichen (Niggli, 2003; Karl, 2012; Heuschmann, 2018; FEI, 2020).

Das Nasenprofil wird näher an die Senkrechte heranrücken (aber nicht an oder hinter die Vertikale). Daher sollten im Gegensatz zu den Ergebnissen dieser Studie Pferde mit natürlicher Kopfhaltung weniger sanktioniert werden, als Pferde mit einem Nasenprofil an oder hinter der Senkrechten. Die erstgenannte Position kann ein Hinweis auf ein niedrigeres Trainingsniveau sein und die letztere Position ist wahrscheinlich ein Hinweis auf falsche Ausbildungsmethoden (Heuschmann, 2018).

Dies unterstreicht die Notwendigkeit, andere Verhaltenszeichen (z. B. Ohren und Maul) einzubeziehen, um den Grund für diese Art von Kopfbewegungen und -haltungen zu bestimmen.

Die Punktzahl war für Pferde mit Ohren nach vorne gerichtet signifikant höher als für Pferde mit Ohren nach hinten. Dies könnte darauf hindeuten, dass Richter Pferde für entspannter halten, wenn die Ohren gespitzt sind. Diese Idee könnte auf natürliche Verhaltensweisen des Pferdes zurückzuführen sein: Pferde legen ihre Ohren an bzw. nach hinten, während der Zurschaustellung von Aggression, während eines Widerstands und wenn sie unter körperlicher Erschöpfung, Schmerz oder Unbehagen leiden (McGreevy, 2012).

Die Punktzahl der Richter in dieser Studie zeigte keinen Zusammenhang mit dem Maulverhalten, was darauf hindeutet, dass die Richter bei der Vergabe von Noten keine Spannung oder Bewegung des Maules berücksichtigen. Dieses Ergebnis kam unerwartet, da die "Akzeptanz des Gebisses" beim gerittenen Pferd nach Regelwerken (z. B. FEI, 2020), Dressurprüfungsblättern (z. B. BD-Prüfungen: British Dressage, 2020) und theoretischen Texten (Niggli, 2003) klar definiert ist.

Jeder Widerstand gegen das Gebiss ist vom Richter durch Punktabzug zu bestrafen. Da das Maul ein kleiner Teil des Pferdekörpers ist, können sich die Richter wohl besser auf größere, offensichtlichere Teile konzentrieren (z. B. Kopf und Hals oder Gliedmaßen).

In 52% der beobachteten Prüfungen wurde ein angespanntes Maulverhalten beobachtet, und bei 13% der Prüfungen war er entweder still und geschlossen oder entspannt in Bewegung. Diese Ergebnisse deuten auf einen Mangel an Aufmerksamkeit für die Maultätigkeiten/ Maulverhalten seitens der Richter hin.

Das Training dient dazu, dem Pferd zu helfen, das Gebiss zu akzeptieren und die Dressurprüfung mit möglichst leichtem Kontakt durchzuführen. Die Ergebnisse dieser Studie, zusammen mit anderen Studien, deuten darauf hin, dass es Kernprobleme zu geben scheint, denn in nur 28% der Prüfungen war das Maulverhalten ideal. Darüber hinaus deuten Ödberg und Bouissou (1999) darauf hin, dass Zeitdruck und Gruppenzwang dazu führen können, dass Reiter und Trainer einem Pferd Bewegungen auferlegen, auf die es nicht vorbereitet ist.

Der fehlende Zusammenhang zwischen dem Verhalten des Schweifes und der Punktzahl des Richters deutet darauf hin, dass die Richter bei der Vergabe von Noten die Position oder Bewegung des Schweifs nicht berücksichtigen. Frühere Forschungen haben hohe Frequenzen des Schweifschlagens in Dressurwettbewerben gefunden (Górecka-Bruzda et al., 2015) und eine Assoziation von erhöhtem Schweifschlagen sowohl mit höherrangigem Wettbewerb als auch mit komplexeren Bewegungen (Williams und Warren-Smith, 2010; Górecka-Bruzda et al., 2015) festgestellt.

Darüber hinaus ist bekannt, dass Schweifschlagen als Zeichen von Stress auftritt (Young et al., 2012), Schmerz (Malmkvist et al., 2012; Christensen, 2014) oder Reizung (z. B. Insektenpräsenz), und mit hohen Umgebungstemperaturen zunimmt (Kasper, Beck, 1997). Da es eine Vielzahl von Gründen für das Schweifschlagen beim Pferd geben kann, bietet es allein keinen nützlichen Verhaltensindikator für Konflikte, es kann jedoch ein wertvoller Indikator sein, wenn es in Kombination mit anderen Verhaltensparametern besehen wird, um Konflikte im Pferd zu bewerten.

Übergänge in eine niedrigere Gangart zeigten höhere Verhaltenswerte für Maulbewegungen als andere Bewegungsarten. Pferde können Konflikte auf unterschiedliche Weise aufzeigen. Kopfbewegungen (z. B. Herausheben) und Schweifschlagen waren häufiger bei Übergängen in eine höhere Gangart zu beobachten, während Spannungäußerungen am Maul und Schweifschlagen bei Übergängen in eine niedrigere Gangart häufiger auftraten.

Diese Informationen können Richtern helfen, Konfliktverhalten in ihrer Leistungsbeurteilung anzuerkennen, indem sie ihnen ermöglichen, sich je nach Gangart und gezeigter Lektion auf bestimmte Körperabschnitte zu konzentrieren. Es ist unpraktisch für Richter, sich auf alle Teile des Pferdekörpers gleichzeitig zu konzentrieren, um nach Konfliktverhalten zu suchen und die Position des Reiters, die Bewegung und die Genauigkeit des Pferdes zu beurteilen. Darüber hinaus kann es auch während des Trainings hilfreich sein, die Ursache von Problemen zu identifizieren, die Konfliktverhalten verursachen.

Das Vorhandensein von Sporen beim Reiter war damit verbunden, dass sich die Nasenprofile der Pferde öfter hinter der Vertikalen befanden, was auf einen Bewältigungsmechanismus des Pferdes für erhöhten oder anhaltenden Druck oder Schmerzen an ihren Körperseiten hinweisen kann. Das Vorhandensein von Sporen war jedoch auch mit weniger Kopfbewegungen insgesamt in Kombination mit geringerem Ohrenspiel verbunden. Dies kann darauf hindeuten, dass Sporen eine nützliche Anwendung als Hilfe beim Reiten haben, aber dass sie mit Vorsicht verwendet werden sollten.

Einige Ausbildungsgegenstände, die entwickelt wurden, um eine bessere Kontrolle zu erlangen (z. B. durch Schließen des Mauls des Pferdes), können zu Konflikten beim Pferd führen. Obwohl die Wirkung von Ausrüstungsgegenständen und Sporen auf das Auftreten von Konfliktverhalten nicht zu den Hauptzielen dieser Studie gehörte, stimmen diese Ergebnisse mit anderen Studien überein, die zu dem Schluss kommen, dass einige Ausbildungsgegenstände nachteilige Auswirkungen haben (Heleski et al., 2009; Fenner et al., 2016; Condon et al., 2021).

Trotz klarer, eindeutiger Beurteilungskriterien hinsichtlich der aufgezeichneten Verhaltensweisen gab es eine gewisse Variation der Wertung zwischen den Beobachtern, weshalb es wahrscheinlich ist, dass es auch zwischen Richtern, die einen Dressurwettbewerb analysieren, unterschiedliche Sichtweisen gibt.

Dies deutet auf die Bedeutung klarer Deskriptoren in der Dressurwertung hin, um den Punkt der einheitlichen, konsistenten Punktzahl zwischen den Richtern zu erreichen. Zukünftige Forschung wäre wertvoll, um Trainingsmethoden, Führungsstil, Coaching-Techniken und andere Faktoren als mögliche Einflussnahmen für diese Verhaltensweisen zu untersuchen. Diese Studie stimmt mit anderen (Lashley, Hawson Heiniger) darin überein, die Notwendigkeit einer Verfeinerung und Neubewertung der Dressurbeurteilungssysteme hervorzuheben.

Die FEI entwickelt derzeit einen objektiveren Systemcode von Punkten zur Bewertung von Dressurlektionen, um die Fairness und Konsistenz bei der Beurteilung zu verbessern und die kognitiven Prozesse der Richter zu unterstützen. (Arbeitsgruppe Dressurprüfung, 2018).

Dies ist eine geeignete Entwicklung, um den Dressursport zu verbessern, derzeit konzentrieren sich die Veränderungen aber wenig bis gar nicht auf die Verbesserung des Pferdewohls. Eine der Anforderungen an dieses System besteht darin, "nur messbare Beobachtungen zu identifizieren und einzubeziehen, die für jeden Richter leicht sichtbar sind" (Dressage Judging Working Group, 2018). Durch die Aufnahme detaillierterer Beschreibungen von Verhaltensweisen, die auf Konflikte hindeuten, und deren Einbettung in die Richterausbildung würde dieses System ebenfalls als Mittel zur Belohnung verbesserter Trainingsansätze dienen.

Das Wohlergehen des Pferdes wird in den Regelwerken für die Beurteilung von Dressurprüfungen (FEI, 2020; British Dressage, 2020, Richtlinien FN) eindeutig beschrieben und gefordert, die große Häufigkeit von des von den Pferden gezeigten Konfliktverhaltens, welches in mehreren Studien festgestellt wurde, deutet jedoch darauf hin, dass die entsprechenden Leitungsgremien mehr tun müssen, um ihren Worten Taten folgen zu lassen.

Schlussfolgerung

Es wurde festgestellt, dass Konfliktverhalten während der Lektionen auftritt, die in den in dieser Studie untersuchten BD-Dressurwettbewerben aufgezeichnet wurden. Es wurde eine Variation in der Beziehung zwischen spezifischem Konfliktverhalten und Leistungsbewertung festgestellt. Während bestimmte Verhaltensweisen, wie Bocken und ‚Nicht mehr vorwärts gehen wollen‘ mit reduzierten Richterpunktzahlen korrelieren, waren andere Faktoren mit höheren Richterwerten verbunden (z. B. Nasenprofil an oder hinter der Senkrechten). Es wurde kein Zusammenhang zwischen subtileren Verhaltenszeichen von Konflikten, einschließlich angespannter Mundbewegungen und Prüfungsergebnissen der Richter gefunden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Dressurleistung derzeit nicht konsequent auf der Grundlage der FEI-Richtlinien (FEI, 2020) beurteilt werden, da einige Verhaltensanzeichen von Konflikten missachtet oder, was noch beunruhigender ist, sogar belohnt werden. In Übereinstimmung mit früheren Forschungen betonen die Ergebnisse dieser Studie die Notwendigkeit für die entsprechenden internationalen Leitungsgremien für Dressurausbildung, wie der FEI, der FN, BD, etc., ihren Richterausbildungen und verwandten beruflichen Bildungszweigen neu zu bewerten, um diese Verhaltenskriterien angemessener zu berücksichtigen. Ein stärkerer Fokus auf die Berücksichtigung und genaue Interpretation des Verhaltens und dessen Einbettung in die dressurmäßige Leistungsbewertung würde zu einer verbesserten Ausbildung und einem gesteigertem Wohlergehen der Pferde führen und eine nachhaltige Zukunft für den Pferdesport fördern.

(Copyright der Deutschen Übersetzung und Zusammenfassung -> Linda Weritz M. A.)

 

 

 

 

 


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