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Erneut alle Macht für Prinzessin Haya von Jordanien PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 05. November 2010 um 13:24

 

Taipeh. An der Spitze des Weltreiterverbandes, FEI, steht für weitere vier Jahre Prinzessin Haya von Jordanien (36). Die Generalversammlung bestätigte sie auf der Jahreshauptsitzung mit überwältigender Mehrheit gleich im ersten Wahlgang. Die beiden Konkurrenten wurden die großen Verlierer.

 

Erstmals in der Geschichte des Reiterweltverbandes herrschte im Vorfeld der Abstimmung auf den Präsidententhron so etwas wie Wahlkampf. Gegen die jordanische Prinzessin Haya Bint Al Hussein waren der Schwede Sven Holmberg und der Niederländer Henk Rottinghuis angetreten. Außer guten Willen und guten Vorsätzen hatten sie wenig einzubringen, die Macht des Geldes und eine geschickte Diplomatie waren stärker. Gleich im ersten Wahlgang triumphierte die zweite Nebenfrau des Emirs von Dubai, 90 von 124 Stimmen entfielen auf sie, 23 auf den Skandinavier, elf gar nur auf den Niederländer. Sie wolle den Verband einen, sagte sie anschließend. Es wird also alles so bleiben, wie es war. Die Länder des alten Europas, wo der Sport gemacht wird, werden auch in Zukunft  nicht mehr oder nicht weniger zu sagen haben wie zum Beispiel die Bermudas oder Panama. Und die Europäer dürfen sich auch nicht beklagen, sie haben in Mehrheit ebenfalls für die Prinzessin votiert.

 

...beide ohne Chance gegen Prinzessin Haya: links Henk Rottinghuis (Niederlande) und Sven Holmberg (Schweden)...

 

Kemperman: „Starke Präsentation...“

 

Alles begann am 1.Mai 2006. Die Generalversammlung wählte Prinzessin Haya in  Kuala Lumpur zur neuen Präsidentin, sie benötigte zwar zwei Durchgänge, aber dann saß sie auf dem Thron. Die Europäer – Prinzessin Benedicte von Dänemark und der Grieche Freddy Serpieri – fielen durch. Der Vorstandsvorsitzende des Aachen-Laurensberger Rennvereins, CHIO-Veranstalter, Frank Kemperman, sagte damals: „Sie lieferte eine  starke Präsentation ab.“  Diesmal auch. Von vielen war sie ganz einfach unterschätzt worden. Vor allem, dass sie diesen „Job“ braucht in ihrer heimatlichen Umgebung, wo bekanntlich Frauen nicht gerade viel zu sagen haben, wenn überhaupt.

 

„Du musst Vorbild werden...“

 

In dem Buch “Das Pferd im zwanzigsten Jahrhundert – 100 Jahre in 100 Interviews” sagt  Prinzessin Haya u.a.: “Mein Vater sagte immer zu mir: Wenn endlich Frieden im Mittleren Osten sein wird, entsteht ein Vakuum. Das Vakuum muss gefüllt werden. Es wird endlich Platz sein für den professionellen Sport. Und für ein Aufblühen der Kultur. Dann musst Du Vorbild für unser Land sein. Jordanien kennt keine professionellen Athleten. Und schon gar keine weiblichen.“ Sie könne keine Vorbildfunktion für sich beanspruchen, „aber ich hoffe, dass die Menschen in Jordanien mich doch so sehen werden.” Ihre Mutter Alia Al Hussein kam 1977 bei einem Hubschrauberabsturz ums leben, sie war gerade drei Jahre alt.

 

Mit 14 erstmals beim CHIO in Aachen

 

Mit 14 erlebte sie erstmals den deutschen CHIO in Aachen. Sie fand die Veranstaltung „phantastisch“. Sechsjährig saß sie auf einem Pony, mit zwölf bestritt sie bereits Wettkämpfe. Ihr Vater begeisterte sie fürs Reiten. Als erste Frau der arabischen Welt trat sie im Reitsport auf. 1994 gewann sie bei den Pan-Arabischen Reiterwettkämpfen Bronze im Springen.

 

Sie besuchte das Gymnasium in Bristol und studierte in England mit Examen Politik, Philosophie, Geschichte und Wirtschaftswissenschaft. Dann intensivierte sie das Reittraining. Zunächst war sie zwei Jahre - bis 1997 - bei Paul Darragh in Irland, dort ritt sie auch Galopprennen. Sie merkte, um etwas im Turniersport zu erreichen, „musste ich auf  das Festland.“ Sie hatte zwei Trainer im Auge, den Niederländer Hans Horn und den Deutschen Paul Schockemöhle aus Mühlen in Oldenburg. „Ich ging zu Schockemöhle. Er arbeitete viel im Mittleren Osten, er kennt unsere Kultur.“ Und weiter sagt sie: „Die Pferde, die ich bei Paul Schockemöhle kaufte, hatten alle eines gemeinsam: Sie wollten springen, sie hatten Herz und Seele.“  Den wunderbaren Schimmelhengst Come On leaste sie von Ludger Beerbaum und dessen früherem Geschäftspartner und Reiterkollegen Ralf Schneider. „Ich fühlte mich geehrt, auf einer solchen Pferde-Persönlichkeit reiten zu dürfen“, meinte sie damals. Auf Come On nahm sie 1998 beim CHIO von Deutschland  teil. Sie gab keine schlechte Figur ab.

 

In Mühlen Ein-Zimmer-Appartement

 

Die Prinzessin lebte während ihrer Mühlener Zeit bescheiden in einem Ein-Zimmer-Appartement in Steinfeld bei Mühlen. Dort wollte sie ihrem Sattelkollegen Ralf Schneider, mit dem sie mehr verband als nur tägliches Parcoursstangenschleppen, etwas kochen. Am Herd hatte sie jedoch vorher nie gestanden. Also versuchte sie, Ratschläge zuhause zu holen, wo jedoch niemand wusste, was man in Europa brutzelt. Zuletzt rief sie ihren Vater in den USA an, der dort wegen seiner Krebserkrankung gerade behandelt wurde. König Hussein sagte ihr dann: „Eine Königstochter muss nicht kochen können.“ 1998 war der König selbst in Mühlen. Paul Schockemöhle: „Ein ganz bescheidener Mann. Er saß mit uns in der Kantine des Turnierstalles.“ Es gab Züricher Geschnetzeltes, wie Paul Schockemöhle frotzelte, in Anspielung darauf, dass er gerade sein Schweizer „Asyl“ wegen der Steueraffaire kurzfristig heimlich verlassen hatte.  Ein Jahr später starb der König von Jordanien.

 

Hochleistungssport ist Konzentration

 

Schon als Kind interessierte sie sich „wie Spitzenathleten ganz nach oben kommen“. Sie kam zur Überzeugung: „Durch Konzentration in erster Linie.“ Auf  Reiten umgesetzt:  „Die Spitzenreiter übertragen die Konzentration auf ihr Pferd.“ Eines wurde ihr auch bewusst, “reines Lesen kluger Bücher bringt einen nicht unbedingt weiter, man muss sich sein eigenes Konzept ausarbeiten.”

 

Zu schaffen in Deutschland machte ihr, dass sie ständig beobachtet wurde, „zuhause brauchte ich über das Protokoll nicht nachzudenken, darüber zu grübeln, was ich sagen durfte oder nicht. Dazu waren andere da. Jetzt in Deutschland war alles anders. Abends fiel ich todmüde ins Bett.“

 

Vaters Traum erfüllt

 

Der Start bei Olympia war der Wunschtraum ihres Vaters, ihn zu erfüllen, wurde für sie fast Gesetz. Sie schaffte es, wenn auch ein bisschen mit Goodwill anderer. Obwohl sie die offiziellen Auflagen der FEI nicht erfüllte, konnte sie in Sydney 2000 starten. Wie Olaf Petersen, Parcoursbauer und damals Vorsitzender des Spring-Komitees, erklärte, habe man „sportpolitische Gründe gelten lassen, da die vom Internationalen Olympischen Komitee zugestandenen Plätze nicht voll genutzt wurden“. Bei der für sie festgelegten Qualifikation in Falsterbo (Schweden) war die Königstochter mit 52,5-Fehlerpunkten aus dem Parcours gekommen und hatte das Limit um 44,5 Fehlerpunkte übertroffen, doch dann beim Juli-Turnier hatte sie sich auf der Stute Lucilla im Großen Preis in San Patrignano bei Rimini kurz vor dem absoluten Nennungsschluss für Sydney platziert, „so dass man sagte, sie habe den Befähigungsnachweis für Olympia erbracht“ (Petersen).

 

Prinzessin Hayas Pferd wurde nachträglich in einer normalen Frachtmachine nach Sydney geflogen. „Alles war nicht so einfach“, wie der auf den Flugdienst für Pferde spezialisierte Ire Martin Atock erklärte, „denn viele Botschaften schalteten sich ein. Haya ist eben keine normale Person.“ Die Kosten in einer Linien-Frachtmaschine musste die Prinzessin selbst tragen, so um die 30.000 Euro. Auf der anderen Seite der Erde schied sie auf der Holsteiner Landgraf-Tochter Lucilla in der dritten Qualifikation nach Sturz aus, doch schlecht sah sie keineswegs im olympischen Parcours aus. Es gab beileibe schon hässlichere Bilder.

 

Medienstar 1994 in Hiroshima

 

Bei den Asienspielen 1994 in Hiroshima war die Prinzessin der absolute Medienstar. Sie knallte im Einzelspringen zwar in einen Oxer und brach eine Rippe, doch sie ging nach der Behandlung im Krankenhaus sofort zurück zum Turnierplatz, ergriff das Mikrofon und sprach die Dankesworte der Reiter für die Organisation. Ihren ersten sportlichen Auftritt in Deutschland hatte die zweimalige jordanische „Sportlerin des Jahres“ 1995 in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyerhalle. Sie ritt mit dem Österreicher Hugo Simon die Shownummer „Profi und Amateur“. Erstmals „im Geld“ war sie 1997 beim Turnier in Rostock, “wo ich zum ersten Mal nicht zuzahlen musste”, den ersten Sieg in einer schweren Prüfung feierte sie am 1.Mai 1999 in Kirchdorf bei Celle, als sie auf dem Wallach Mustafa erfolgreich war.

 

Ehrungen und Auszeichnungen en gros

 

Ihre Ehrungen und Auszeichnungen sind nicht auswendig zu lernen. Nur um einige zu nennen:  Fünfmal wurde sie jordanische Landesmeisterin im Springreiten, die spanische Föderation ehrte sie als „Reiter-Persönlichkeit des Jahres 1996“, sie erhielt von der „Tourismus-Gesellschaft“ Jordaniens den “Goldenen Helm” 2000 für ihre Werbung um deutsche Gäste, und sie wurde geehrt als „legendäre weibliche Persönlichkeit“, sie sitzt in der Athleten-Kommission des Internationalen Olympischen Komitees, erst als dritte Frau des arabischen Raumes wurde sie 2007 in das IOC aufgenommen. Sie ist Mitglied der von Prof. Dr. Arno Gegeo und Olaf Petersen gegründeten „Aachen School of Course Design“, Präsidentin des jordanischen Sportbundes, Mitglied des Präsidiums für Kinder „Recht zum Spielen“ und inzwischen auch erste Vorsitzende im Dubai Equestrian Club, und sie führt in ihrem Land die “Kampagne gegen das Rauchen” an. Sie ist auch Chefin der Spring-Mannschaft „Team Harmony“. Neben ihrer Muttersprache spricht sie Französisch, Englisch, Spanisch, Italienisch und auch ein wenig Russisch. Auch ein paar Brocken Deutsch.

 

Als einzige Frau Jordaniens besitzt sie einen LKW-Führerschein. Sie schreibt Gedichte, läuft Ski, segelt und schwimmt gerne, sie gärtnert und hat Fotografieren als Hobby. Am 20.April 2004 heiratete sie in Amman den 25 Jahre älteren jetzigen Emir Mohammad Ibn Rashid al Maktoum von Dubai, einen leidenschaftlichen Distanzreiter, der immer die Nummer "7" trägt. Auf diese Disziplin sattelte Prinzessin Haya teilweise auch schon um. Vor zwei Jahren gewann sie in England einen Wettbewerb über 160 km. Am 2.Dezember 2007 wurde sie Mutter einer Tochter.

 


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