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Der 9. November bleibt der wahre Tag für "Deutsche Einheit" PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 02. Oktober 2023 um 20:11

Berlin. Wer es erlebte, für den wird der 9. November 1989 der wahre Tag der „Deutschen Wiedervereinigung“ bleiben, “Tag der deutschen Einheit“. An diesem Tag nämlich war die trennende Mauer gefallen, 9. November 1989. Die Menschen von Ost und West rasten sich förmlich entgegen, sie lagen sich in den Armen, es gab kein Ost und West mehr. Zu den Zeitzeugen gehörten damals auch drei aus dem Reitsport, Olaf Petersen sen., Michael Reithmann (+1992) und Hans Günter Winkler (+2018).

Olaf Petersen (86), Parcoursbauer von Weltruf, gebürtiger Berliner („bis 1944, danach zogen meine Eltern mit mir weg, da Berlin im Bombenhagel lag“) wurde am Morgen jenes denkwürdigen 9.November von Michael Reithmann per Telefon geweckt. „Du“, sagte der frühere Generalsekretär der deutschen Föderation und danach Turnierdirektor des CHI in der Berliner Deutschlandhalle, „Du musst sofort kommen. Hier ist einiges los.“

Petersen hörte und folgte intuitiv dem Ruf Reithmanns, obwohl er erst Tage später als Parcoursbauer in der Deutschlandhalle zu wirken hatte. Er spürte das Unwahrscheinliche des Augenblicks, eine gewisse Sternstunde, Fall der Mauer, die auf Ewigkeit errichtet schien, Ende der deutsch-deutschen Trennung und Unterscheidung in Ost oder West. Olaf Petersen ahnte in jenen Stunden so wenig wie viele andere in der Bundesrepublik, dass sich Großes tat. In der DDR rebellierte das Volk, wehrte sich gegen die Obrigkeit, ohne Waffengewalt. Es war eine ganz andere Revolution, die bis heute nie richtig beschrieben werden konnte. Gegen die brutale Staatsmacht der DDR sich zu erheben, dazu gehörte mehr als Mut.

„Mensch, Du bist in der falschen Richtung…“

Olaf Petersen, damals noch zuhause unweit von Warendorf, nahm am Nachmittag des 9. November 1989 in Münster einen Flieger nach Berlin. Das Turnier war noch zwei Wochen weg. Olaf Petersen im Nachhinein: „Gegen 19 Uhr 30 war ich im Hotel. Ich duschte, ließ aber den kleinen Fernsehapparat laufen. Dann hörte ich: Die Mauer ist offen.“ Petersen, einziger Parcoursbauer der Welt, dem neben Leopoldo Palacias bisher alleinverantwortlich zweimal die Hindernisgestaltung bei Olympischen Reiterspielen übertragen wurde, „rein in die Klamotten, Taxi, ab zur Bernauer Straße“.

Es sei unbeschreiblich gewesen, sagte er später. Menschen strömten von West nach Ost und umgekehrt. Olaf Petersen lief damals gegen den Strom, er spazierte in den Ostteil der so lange geteilten Stadt. „Nach 500 Metern dachte ich, Mensch, Du bist ja in der falschen Ecke, ohne Ausweis, was ist, wenn Dich einer nach Papieren fragt und Dich möglicherweise einsperren lässt...“ Da kam ein kleiner Renault-PKW „mit sieben Leuten schon überladen, man nahm mich auch noch als Achten mit – ab zum Kurfürsten-Damm“. Ganz Berlin feierte, „überall wurde getanzt, die Menschen lagen sich freudetrunken in den Armen, es wurde gesungen, gelacht und geweint und natürlich auch getrunken“. Deutschland war auf einen Schlag wieder einig Land.

Am nächsten Morgen flog Olaf Petersen zurück nach Münster-Osnabrück, zerknitterter Anzug, ungewaschen („ich stank wie ein Eber“) kam er in seine damalige Firma. Das Personal beäugte ihn missbilligend, so hatte man den Chef ja noch nie gesehen. Petersen erinnert sich, dass er gesagt hat: „Ich kann euch alle verstehen. Ich sehe nicht gerade toll aus. Aber, das muss ich behaupten: Ich habe gestern einen historischen Tag in der Geschichte erlebt.“

Deutschlandhalle – Treffen von Ost- und West

Bei jenem Turnier in der mit Tradition zum Denkmal gewordenen und leider inzwischen längst abgerissenen Deutschlandhalle war ein Gewusel wie seit ewigen Zeiten nicht mehr. Blicke trafen sich, von jenen, die selbstbewusst als Westler herumflanierten und jenen, die immer noch nicht so recht wussten, ob die DDR nun Geschichte sei, mit teilweise bösen Erinnerungen. Doch solchen Gedanken hingen in jenen Stunden nur wenige nach in der unvergessenen Deutschlandhalle, keiner der genau 6.564 Besucher.

Und vor allem nicht der Landwirt Fritz Berger aus Niedersteinbach bei Leipzig. Er hatte gerade eine Reise nach Amsterdam gewonnen. Er trat vor, griff sich beherzt das Mikrofon und sagte: „Sie wissen ja gar nicht, wie wir euch traurig hinter der Mauer zugejubelt haben. Wir wünschten uns nur immer jenen Tag, der uns wieder zusammenbringt. Heute war vielleicht ein neuer Anfang.“

Die Halle wurde an jenem Abend zu einem Treffpunkt aller Deutschen, in diesen Stunden war die Mauer auch in den Herzen niedergerissen. Die Ostdeutschen liefen in die offenen Arme der anderen Deutschen. Es gab Freitickets oder Karten zu verbilligten Preisen, und für jeden „DDR-ler“ zudem etwas zu gewinnen, er musste nur aus dem untergegangen „Arbeiter- und Bauernstaat“ gekommen sein.

Die internationalen Springreiter sammelten und kauften einen VW-Golf im Werte von 15.000 Mark. Er ging an die Reiterin Petra Henschel aus Golzow im Oderbruch. Sie sagte, nachdem sie die Schüssel in der Hand hatte: „Meine Tränen kommen später, wenn ich erst begriffen habe, dass ich jetzt ein Auto besitze.“

HG Winkler holte selbst einen Mauerstein

Vier Besucher wurden von Paul Schockemöhle und Ulli Kasselmann zur damals anstehenden inzwischen längst weltbekannten Reitpferde-Auktion PSI nach Ankum bei Osnabrück eingeladen, vier Zuschauer durften zum Dressur-Weltcupfinale nach Dortmund über Ostern.

Insgesamt waren 1.800 Besucher aus der DDR an jenem Samstag in der Halle, darunter ein Ehepaar aus Weißensee. Erstmals nach 26 Jahren trafen die beiden Hans Günter Winkler wieder.

Den erfolgreichsten Springreiter aller Zeiten hatten sie damals bei den damals obligatorischen Ausscheidungen zur Bildung einer gemeinsamen Olympia-Equipe aus Ost und West für die Spiele 1964 in Tokio kennen gelernt. Der Kontakt war nie abgebrochen. Winkler an jenem Abend: „Wer soll mir verdenken, dass ich eine Träne verdrückte.“

Er war morgens noch selbst mit dem Auto zur Mauer gefahren, um sich einen Stein als Erinnerung an das Schandmal der deutschen Geschichte mitzunehmen. Und wer HGW kannte, der weiß, dass einer wie er für so einen Job einen Boten geschickt hätte. Er war sich wohl der Wichtigkeit des historischen Augenblicks bewusst, und so sagte er auch am Abend in der Deutschlandhalle in kleiner Runde: „Ich glaube, ich habe einen historischen Moment erlebt.“

 

 

 


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