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Geschichten aus dem Pferdehimmel... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Johan Grooten/ dl   
Montag, 29. April 2024 um 16:17

Nun hat Johan Grooten aus den Niederlanden Salinero getroffen, jenes Erfolgspferd von Anky van Grunsven...

Und es gibt einiges zu erzählen, von damals. Hier im Himmel der Pferde haben wir es alle gut. Niemand schreit, keine Nervosität wie auf Erden vor Turnieren, hier herrscht die sprichtwörtliche himmlische Ruhe. Ich hätte nie gedacht, dass ich diese Gelegenheit jemals bekommen würde. Aber ich habe gehört, dass einige Pferde hier kürzlich den „Sprung“ gewagt haben, um eine Nachricht an ihr ehemaliges Zuhause dort unten zu senden. Ich interessiere mich eigentlich nicht besonders für einen Sprung, sondern mehr für das Dressurreiten. Ja, tatsächlich die eleganteste Variante des Reitsports. Damit will ich aber nicht sagen, dass ich ein höheres sportliches Niveau gehabt hätte. Nein, aber die Kultur rund um den Dressursport kam den Menschen wohl als etwas anderes vor, das war mein Eindruck, als ich dort noch unter ihnen weilte.

Unser „himmlischer Philosoph“ Posillipo, Sie wissen ja, der Spring-Olympiasieger von 1960 mit Raimondo d'Inzeo aus Italien im Sattel, sagte einmal: „Dressur ist Kultur, Springen ist Sport und Vielseitigkeit ist Abenteuer.“ Ich hatte jedenfalls eine tolle Zeit dort unten. Ach ja, die Frage ist natürlich jetzt, wer ich sei? Ich bin Salinero, ich komme aus der Familie der Hannoveraner, mein Vater war Salieri, und meine Mutter hieß Luna. Horst Bünger aus Essel in Deutschland brachte meine Eltern zusammen und so wurde ich 1994 geboren. Nach einigen Streifzügen durch deutsche Ställe, wo man zunächst versuchte, aus mir ein Springpferd zu machen, haben sie offenbar verstanden, dass Dressur besser zu mir passt. Im Jahre 2001 wanderte ich in die Niederlande aus und landete in Erp, dem Dorf in der niederländischen Provinz Brabant, wo sich die Stallungen der Familie van Grunsven befinden. Später merkte man, dass dies der Bahnhof war, von dem aus der Zug zu großen Erfolgen abfuhr. Sie kennen wahrscheinlich meine Reiterin Anky van Grunsven besser. Ihre Karriere dauerte um einiges länger als meine.

Die sportliche Beziehung zwischen Anky und mir kam auf besondere Weise zustande. Obwohl ich bereits in ihrem Stall stand, war der ursprüngliche Plan, mich in die Vereinigten Staaten zu verkaufen. Aus irgendeinem Grund gab es dann den Interessenten, der mich nicht mehr mochte, oder vielleicht war sein Portemonnaie nicht dick genug. Die Frage bleibt für immer unbeantwortet, ob ich dort glücklicher gewesen wäre. Also blieb ich. Vor allem, als Sjef Janssen, Ankys Partner, ehemalige Dressurreiter und auch Trainer ihr vorschlug, mir irgendwann einmal den Dressursattel aufzulegen. Nicht ohne Grund. Sjef war im ersten Jahr in Erp mein Reiter und wusste natürlich, warum er seiner Frau diesen Rat gab. Diese Erfahrung gab uns beiden unerwartet und auf Anhieb ein so fantastisches Gefühl, dass diese neue Beziehung zu einer einzigartigen Verbindung wurde. Anky und ich haben uns nie mehr getrennt.

Ankys Vertrauen in mein Potenzial als Dressurpferd war offenbar groß genug, sonst hätte sie sicher nicht diese Zeit und soviel Energie in meine weitere Entwicklung gesteckt. Da es ihr Ziel war, sich weiterhin mit den besten Dressurreitern der Welt zu messen, wurde das alles auch ein schwieriger Prozess. Aber glücklicherweise waren diese Bemühungen nicht umsonst. Mit einigen Höhen und Tiefen schlossen sich Anky und ich schließlich dem niederländischen Team für die internationalen Wettbewerbe an. Das war an sich schon ein besonderes Erlebnis. Ich weiß nicht genau, woran es lag, aber ich hatte immer während wichtiger Tuniere das Gefühl, dass etwas Besonderes passieren musste. Von mir mir wurde ebenfalls immer mehr gefordert, Konzentration, Reinheit der Bewegung, Disziplin. forderte auch von sich selbst immer das Höchste ab. Sjef verwandelte sich auch oft in einen anderen Menschen. Er war immer in der Nähe, in gewisser Weise hat mich das angeregt. Einerseits kam dann diese zusätzliche Spannung auf, auf der anderen Seite sorgten meine Pfleger nach dem Wettbewerb für den Ausgleich, denn Turnier ist Stress pur.

Ich habe hier oben im Pferdehimmel angenehme Kontakte zu meinen Pferdekollegen von der Dressur. Zum Glück gibt es hier keine Feindseligkeiten. Das sollte man unter himmlischen Bedingungen natürlich auch nicht erwarten. Erfahrungen, Erinnerungen und Abenteuer werden oft ausgetauscht. Alle haben großen Respekt vor dem, was ich in meiner Karriere erreicht habe. Die schönen Erinnerungen daran werden immer Teil meines Bewusstseins bleiben. Bei den Olympischen Spielen gewann ich zweimal Einzelgold, 2004 in Athen und 2008 in Hongkong, wohin die Pferdekonkurrenzen von Peking ausgelagert worden waren, und außerdem holte ich Silber und Bronze jeweils mit der Mannschaft.

Was auch sehr schön war, ist mein Einzeltitel bei den Weltreiterspielen 2006 in Aachen, vor allem deshalb, weil Aachen als „Welthauptstadt“ des Pferdesports gilt. In solch einem opulenten Ambiente bringt jeder etwas Besonderes. Dabei würde ich einige Titel und Medaillenplätze bei Europameisterschaften und Weltcup-Finals fast vergessen, aber ich schätze sie auch. Denn Erfolg kommt nicht automatisch, weil die Konkurrenz jeweils stets stark war. Neunmal übrigens hat Anky den Weltcup gewonnen, bisher unerreicht.

Ja, diese Konkurrenz bei einem Wettbewerb. Persönlich mache ich mir als Pferd darüber keine Gedanken. Besonders bei der Siegerehrung vor Publikum wurde mir klar, dass meine Position im Vergleich zu den anderen Pferden der Maßstab für meine Leistung war. Und um ehrlich zu sein, fühlte es sich wirklich gut an, als Erster an der Reihe zu stehen. Der Wettbewerbsaspekt lag eher bei den Reitern und Amazonen selbst. Manchmal fiel mir auf, dass vor allem die Kontakte zwischen Anky und Isabell Werth anders waren als bei anderen Mitbewerbern. Ich habe kapiert, dass die beiden nicht zusammen in Urlaub fahren würden...

Aber wie bei vielen Dingen im Leben erlangt man mit zunehmendem Alter mehr Einsicht und Weisheit. So empfand ich es damals. Es entwickelte sich immer stärker ein respektvolles Verhältnis zwischen ihnen. Sie werden es beide zweifellos bestätigen können. Daher mein Rat: Ab und zu ein gutes Glas gemeinsam trinken. Prost! Ich bin nicht mehr dort, aber sie haben es wahrscheinlich schon einmal gemacht. Und die Kontakte zwischen Isabells ehemaligen Pferden und mir sind äußerst gut. Besonders Satchmo, mit dem Isabell viele ihrer Erfolge erzielte, u.a. Olympia-Mannschaftsgold und Einzelsilber 2008, WM-Gold Einzel und Mannschaft in Aachen 2006, wir treffen uns oft und können über diese Geschichten aus der Vergangenheit reden. Ja, es ist auch eine Kunst, die Dinge ins rechte Licht zu rücken..

Kehren wir zurück zu den letzten Jahren meines Aufenthalts bei euch auf der Erde. Die Zeit nach meinem Rücktritt vom Sport war eine glückliche Zeit. Zusammen mit Bonfire, bekannt als anderes Erfolgspferd von Anky, Olympiagold 2000 in Sydney, Silber 1996 in Atlanta, Weltmeister 1994 in Den Haag, jeden Tag auf die Weide gehen und genießen. Vieles, was wir damals erlebt und gefühlt haben, ist seit unserem gemeinsamen Aufenthalt hier völlig anders. Besonders der Respekt, die Wertschätzung und die Liebe für uns, auch nach unserer Pensionierung, von der Familie van Grunsven und ihren Mitarbeitern. Und nicht nur von denen, die jeden Tag in unserer Nähe waren. Regelmäßig kamen Bekannte und Unbekannte vorbei, um uns zu treffen. Oh ja, ich kann die beiden Mädchen nicht vergessen, die mehrmals pro Woche an unserer Wiese vorbeiradelten und einen Moment innehielten, um auf ihre Art mit uns zu reden. Die netteste Frage, die Bonfire und ich von ihnen bekamen, war: Wir kennen eure Vornamen, aber wie lautet euer Nachname? Lautet der auch h van Grunsven, genau wie bei Anky? Gemeinsam kamen die kleinen Wunschamazonen zu dem Schluss, dass dies der Fall sein muss. Ich konnte mir keinen schöneren letzten Altersabschnitt in meinem irdischen Lebens vorstellen. Die einzige Alternative wären vielleicht die Ställe von Horst Bünger gewesen.

Von „Wolke 7“ grüße ich euch alle,

euer Salinero.

 

 

 

 

 

 


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