Sie befinden sich hier: Home Magazin Der deutsche Monty Roberts macht`s wieder...

Wer ist Online

Wir haben 1309 Gäste und 1 Mitglied online

Suche

Anzeige

Anzeigenschaltung

Google Translate

German Chinese (Simplified) Chinese (Traditional) Czech Danish Dutch English French Galician Greek Hungarian Italian Japanese Norwegian Polish Portuguese Romanian Russian Spanish Swedish Turkish Ukrainian

Zugriffe seit 16.09.2009

Anmeldung



Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Fotoanfragen über KHFrieler@aol.com

Anzeige

Banner

Anzeige

Banner
Anzeige



Der deutsche Monty Roberts macht`s wieder... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 29. Dezember 2010 um 21:00

Schermbeck. Nachdem die mehr oder minder selbsternannte Pferdeflüsterin Andrea Kutsch (43) anscheinend ausgeflüstert hat, darf an einen wahren anderen Pferdeversteher erinnert werden, der ohne Aufhebens gewaltfrei Pferde anritt, die unmittelbar danach von anderen nachzureiten waren: Torsten Zell. Über ihn staunten schon Ulli Kasselmann, George Theodorescu oder Norbert Koof und viele andere. Er macht` s jetzt wieder...

Torsten Zell auf Avalon beim Einreiten - nichts für schwache Nerven...

(Foto: Raimund Hesse)

 

Vor etlichen Jahren brachte der Pferdehändler Karl-Heinz Müller zu Exweltmeister Norbert Koof einen Fuchs mit Namen Avalon nach Willich. Er meinte, der Wallach sei friedlich und leicht zu reiten. Die Wirklichkeit sah anders aus. Am nächsten Morgen flog das Lehrmädchen nicht nur aus dem Sattel, sie hing knapp unter dem Hallendach, so, als bereite sie sich auf Olympia im Kunstturnen vor. Der Altano Z-Sohn galt damit als unreitbar, zumal auch Wasserentzug und andere Biestigkeiten nichts bewirkten. Müller sollte den Wallach wieder abholen. Doch „Müllers Piep“, weil immer mit Pfeife in der niederrheinischen Gegend so genannt,  schleppte Torsten Zell an, einen 1,92 m langen Schlaks aus Schermbeck. Was der dann bot, war mehr als filmreif. Der Hobby-Einreiter („am liebsten solche Pferde, die bocken, die haben Charakter“) setzte sich zunächst in einer Ponybox auf Avalon. Dann begann ein wahrer Höllenritt. Avalon schäumte vor Angst, die Augen fielen dem Wallach fast aus dem Kopf, er kreiselte und versuchte Zell an den Boxenwänden abzustreifen, schaffte es nicht, dann Fortsetzung in der Halle – Avelon raste wie um sein Leben, bockte, knallte mit der Nase gegen die Bande, aber Torsten Zell saß wie festgezurrt im Sattel. Ein Artist auf dem Hochseil, nur ohne Sicherheitsnetz. Das war mehr als filmreif, so etwas war nicht zu erfinden.

Keiner der Betrachter sagte ein Wort. Absolute andächtige Stille.  Torsten Zell, nur mit Chaps wie ein Cowboy über den Jeans, lief der Schweiß herunter, doch in keiner Sekunde des Teufelsrittes ließ er Unsicherheit erkennen. Er strahlte eine fast unwirkliche Ruhe aus, war konzentriert wie ein Kunstturner vor dem Saltoabgang vom Reck um die olympische Goldmedaille. Plötzlich wehrte sich Avalon nicht mehr. Torsten Zell ritt ihn hinaus ins Freie, dort fing der Wallach gar an zu piaffieren.

 

Da sollte das Pferd zum Schlachter...

 

Die Koofs gaben Avalon zur weiteren Ausbildung mit in den Stall von Torsten Zell, sie erwarteten eine Erfolgsmeldung nach sechs Wochen. Die Besichtigung fiel jedoch negativ aus. Avalon sprang „wieder aus der Hose“ und rannte mit der Longe am Halfter die Straße hoch und runter. Das Schicksal des Wallachs war besiegelt, er sollte zum Schlachter, „weil so ein Pferd nicht zu verkaufen ist“, wie Günther Koof damals sagte. Avalon ging nicht zum Metzger, Torsten Zell erwarb den Wallach selbst für 2.500 Mark. Avalon hatte zudem das Glück, dass die Dame Josta Frohning an ihn glaubte. Josta Frohning war mal früher Trainerin der fünfmaligen Olympiasiegerin Isabell Werth, sie lehrte auch einem Torsten Zell Dressurlektionen.

 

Avalon musste Schlimmes in seiner Jugend erlitten haben, doch der Wallach verlor bei Torsten Zell die Angst vor dem Menschen. Er ging bald Springen und Vielseitigkeitsprüfungen, gewann nach und nach auch viele Schleifen. Ein Mädchen kaufte ihn und brachte ihn im Springen bis zur „S“-Reife, er überstand eine Darmverschlingung und wurde 26 Jahre alt.

 

Er ritt Walzerkönig und Argonaut ein

 

Nicht erst durch Avalon wurde Torsten Zell ein Begriff in der Reiterei, der Mann für schwierige Pferde. Als Entdecker des gelernten Zahntechnikers und Kaufmanns gilt der früher auch international bekannte Pferdemann Hermann Haane aus Essen. Dort ritt irgendwann an einem Abend Torsten Zell ein Haane-Verkaufspferd ohne Sattel, nur mit einem Halfter. Haane erkannte intuitiv die göttlichen und nicht erlernbaren Fähigkeiten des langen Niederrheiners. Er wollte ihn sogar fest als Einreiter engagieren, Zell lehnte ab, „ich habe einen Beruf, das mit den Pferden ist nur mein Hobby.“ Zell ritt bei Haane später u.a. so berühmte Pferde an wie The Naturel, Walzerkönig oder Argonaut. Auf The Naturel gewann die Amerikanerin Katharine Burdsell 1987 in Paris den Weltcup, Walzerkönig war eines der großen Erfolgspferde von Olympiasieger und Weltmeister Franke Sloothaak, auf Argonaut gewann 1986 als einer der ganz wenigen deutschen Springreiter Bernhard Kamps den Großen Preis von Rom.

 

...und dann auf die Kruppe von elf Junghengsten

 

Zell reitet Pferde ein, die noch keinen Sattel und schon gar nicht das Gewicht des Reiters kennen, ohne Gewalt, mit einem wahrlich übernatürlichen Gefühl. Vor den Augen von Reitmeister George Theodorescu ritt er an einem Abend auf dem Hof von Ulli Kasselmann in Hagen a.T.W. nicht weniger als elf Junghengste an, die alle vorher nur longiert worden waren. Nach nur sieben Minuten stellte er sich bei jedem Pferd auf die Kruppe – seine Art, das V-Zeichen für Victory zu zeigen. Monty Roberts, der durch die Welt zieht als verehrter und verkaufstüchtiger Pferdeflüsterer, bleibt gegen Torsten Zell vor allem ein reiner Theoretiker, Torsten Zell, inzwischen 47, war mehr, er demonstrierte Praxis zu Pferde – bis er nicht mehr konnte.

 

Er war 30, als ihn eine rheumatische Erkrankung an der Wirbelsäule aus dem Sattel hob. Doch Physiotherapeut Erwin Kerkman, ein Holländer, konnte helfen. Nun reitet Torsten Zell wieder. Auch ein. „Aber nur für Freunde und meine Töchter“, sagt der Chef einer Auto-Reparaturwerkstatt in Hamminkeln. Die beiden Töchter Miriam (16) und Carolin (19) hat er bestens am Reiten, sie gehörten mit dem Schimmelpony Wombel  zur europäischen Spitze, „und Wombel wiederum war am Anfangs wie Avalon....“, sagt Torsten Zell. Das musste ja etwas werden. Und Mutter Anja wird nun in Zukunft Wombel nur noch Spazierenreiten. Nach der Verabschiedung in der nächsten Woche beim Turnier im heimatlichen Verein Gahlen.

 

 

Schimmel Wombel, 17, ohne Abstammung, eines der erfolgreichsten Springponys Europas, hier unter Miriam Zell - wird ab sofort nur noch von Anja Zell zum Spazierenreiten gesattelt.

(Foto:privat)

 

 


Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>