Sie befinden sich hier: Home Magazin "Reiterwissen" verständlich erklärt...

Wer ist Online

Wir haben 1354 Gäste online

Suche

Anzeige

Anzeigenschaltung

Google Translate

German Chinese (Simplified) Chinese (Traditional) Czech Danish Dutch English French Galician Greek Hungarian Italian Japanese Norwegian Polish Portuguese Romanian Russian Spanish Swedish Turkish Ukrainian

Zugriffe seit 16.09.2009

Anmeldung



Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Fotoanfragen über KHFrieler@aol.com

Anzeige

Banner

Anzeige

Banner
Anzeige



"Reiterwissen" verständlich erklärt... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Marianne Fankhauser-Gossweiler/Thomas Frei/ Tanja Bayha/ dl   
Montag, 03. November 2025 um 12:46

 

Auf dem Foto Marianne Fankhauser-Gossweiler (links) und Tanja Bayha mit ihrer Schimmelstute Orla

(Foto: Uli Nodler)

Kandern. Vor 15 Jahren schrieb Marianne Fankhauser-Gossweiler jeden Monat für das Pferdesport-Magazin Kavallo in der Schweiz einen Artikel über Ausbildung von Pferden und Reitern. Nun hatte sie beim Aufräumen 15 Exemplare wieder in der Hand und kam zu der Überlegung, doch die damaligen Gedanken in einer Broschüre zusammenzufassen. Der frühere Kavallo-Chefredakteur Thomas Frei setzte die Überlegung um, herauskam „Reiterwissen“, das nun auf dem gepflegten Hofgut Kaltenherberge des Ehepaares Tanja und Richard („Ritschi“) Bayha in Kandern vorgestellt wurde.

Das Pferd Stephan und Marianne Fankhauser-Gossweiler schrieben vor über 60 Jahren Geschichte. Sie war die erste Frau, die an Olympischen Sommerspielen für die Schweiz teilnahm und mit Silber und Diplom zurückkam. Was sie von ihren Reitlehrern hörte und später ihren Schülern weitergab, liegt nun gedruckt vor. Besser als mit dem Umschlag der fast 100 Seiten starken Broschüre «Reiterwissen» lässt sich der Werdegang nicht darstellen: Basisprüfung mit Gehorsamsprung über die Traversale auf olympischem Niveau bis zum Galopp auf der Altersweide. Für die Buchvernissage bot das unweit der Schweizer Grenze liegende Hofgut Kaltenherberge in Kandern den passenden Rahmen. Hier führen Tanja und Ritschi Bahya zusammen mit CHI Basel-Chef Thomas Straumann einen aufs Pferdewohl ausgerichteten Betrieb. Tanja Bayha, auch bekannte Pferde-Züchterin, bekräftigte dies in der Begrüßung: „Was mich bei Marianne Fankhauser beeindruckt, ist die Sorgfalt in der Ausbildung. Darin zeigt sich wahre Reitkunst.“ Und Marianne Fankhauser-Gossweiler sagt: „Reiterwissen ist gewissermaßen mein pferdesportliches Testament.“ Sie war in der Dressur fünfmal Landesmeisterin, Team-Olympiazweite 1964 in Tokio und Mannschafts-Olympiadritte vier Jahre später in Mexiko, dazu gehörte sie zu den Medaillen-Teams der Schweiz bei den Weltmeisterschaften 1966 (Silber) und 1967 (Bronze). Immer auf dem Trakehnerschimmel Stephan, und über den hatte Hausherrin und Züchterin Tanja Bayha vor einem Jahr gelesen, sie war berührt über den Aufstieg des Wallachs, aber auch von der Reiterin.

In der Begrüßung der Gäste erzählte Tanja Bayha kurz den Werdegang von Stephan, den Mariannes Vater auf einem kleinen Hof bei Husum in Norddeutschland entdeckt und gekauft hatte. „Ein schlichtes, zuverlässiges Pferd, kein edler Sportler, mehr Wagenpferd als Athlet. Doch gerade darin lag vielleicht sein Glück: Er kam in die Hände einer Reiterin, die Zeit hatte hinzuschauen, die verstand, dass Ausbildung auch Entwicklung bedeutet.Unter Mariannes ruhiger, kluger Arbeit veränderte sich Stephan mit jeder Übung. Die gymnastizierende Ausbildung machte ihn geschmeidig und stark und ließ ihn zu einem stolzen, ausdrucksvollen Partner werden – geformt durch Geduld, Wissen und echte Reitkunst. Was mich daran so beeindruckt, ist die Sorgfalt in der Ausbildung. Jede Lektion hatte ihren Sinn, jedes Detail wurde mit Bedacht gewählt – nicht, um etwas Spektakuläres zu zeigen, sondern um das Pferd Schritt für Schritt zu entwickeln und zu stärken. Darin zeigt sich wahre Reitkunst – ein Weg, der beweist, was entstehen kann, wenn man Zeit, Wissen und Herz in die Ausbildung eines Pferdes legt und dabei immer das Pferd selbst im Mittelpunkt steht. Genau das ist es, was man sich heute wieder in der Ausbildung wünscht: Eine Entwicklung, die das Pferd mitnimmt – bei der jede Anforderung seinem Können und seiner Kraft angepasst ist und jede Lektion mit Verstand, Gefühl und einem geschulten, aufmerksamen Blick angewendet wird – im Sinne einer Ausbildung, die nicht dem kurzfristigen Erfolg, sondern der Gesunderhaltung des Pferdes dient. Ich wünsche mir, dass es wieder mehr Mariannes und Stephans gibt – und dass klassisches Reiten und ehrliche, pferdegerechte Ausbildung auch im Sport wieder Wertschätzung und Erfolg erfahren.“

In ihrer Ansprache sagte Marianne Fankhauser-Gossweiler: „Wenn Ihr es nicht fühlt, ihr werdet es nicht – erjagen. Dieser Satz aus Goethes Tragödie Faust ist auch in vielen Reithallen zu lesen, aber ich glaube, selten wird überlegt, was diese, eigentlich banal klingende Aussage beinhaltet. Absichtlich oder unabsichtlich hat Goethe das Wort `fühlt` verwendet. Er hätte ja auch sagen können „wenn ihr es nicht `spürt`. Es besteht ein großer Unterschied zwischen Fühlen und Spüren. Jemanden oder etwas zu spüren, ist eine alltägliche Sache. Fühlen hingegen ist etwas ganz Anderes. In der Arbeit mit den Pferden und an Turnieren wird heute, so scheint es nicht nur mir oft, mehr gespürt als gefühlt.“ Fühlen könne einmal mehr, einmal weniger, einmal fester, weniger fest oder ab und zu auch ziemlich fest sein, „fühlen kann jedoch nie gefühllos sein.“ Der Reiter solle sich stets bemühen „mehr zu fühlen als zu spüren“.

Einer ihrer ersten Ausbilder, Karl Becker, viele Jahre an der bekannten deutschen Kavallerieschule in Hannover, habe nie von „Nachgeben mit dem Zügel“ gesprochen, er habe den Ausdruck „Vorfühlen“ angewendet. Sein „jetzt etwas vorfühlen!“ habe sie noch immer im Ohr, meinte sie, „vor-gefühlt musste aber im richtigen Moment werden, und diesen Moment bestimmte im Unterricht immer Herr Becker“.

Und genau so habe auch Gustav Fischer unterrichtet. „Beide hatten eine ganz besondere und, wie ich meine, seltene Gabe. Es war, als würden sie selber beim Unterricht auf meinem Pferd sitzen. Was ich wie machen musste, wurde mir ständig und ohne Pause zugerufen.“ Auf diese Weise sei es möglich zu erlernen, im Laufe einer langen Zeit, immer besser und immer mehr selber zu fühlen, so die Rednerin. Heute werde häufig „modern“ und sozusagen, den „modernen“ Pferden angepasst, geritten. „Vor allem im Spitzensport wird nicht selten mehr gespürt als gefühlt, und manchmal kann es einem ebenfalls - wie eine Tragödie erscheinen. Es kommt mir oft so vor, als hätte sich die Reiterei ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr weiter entwickelt, sondern würde sich teilweise von der „Skala der Ausbildung“ und den überlieferten Grundsätzen entfernen.“

Es dürfe sicher nicht nur um Theorie gehen, „aber spricht man noch von Richtlinien, nach denen zum Bespiel auch gerichtet werden muss oder müsste? Diese geben doch weit mehr vor als nur die Linie, wo Stirn und Genick des Pferdes sein sollen. Das Ganzheitliche ist großenteils verschwunden, den Pferden werden vielfach die Lektionen gesondert, einzeln beigebracht und gelehrt, anstatt, dass sie sich aus dem ABC und dem Einmaleins entwickeln können. Man könnte sagen, viele Reiter und auch Ausbilder neigen dazu, das Hintere vor dem Vorderen anzugehen.“

Sie habe in den letzten Jahren seines Lebens oft mit Paul Stecken telefoniert. Persönlich getroffen habe sie ihn leider nur ein einziges Mal. „Wissen Sie, Marianne Gossweiler, so nannte er mich immer, bei der Ausbildung der Pferde gibt es drei W's: Das Was, das Wie und das Warum. Das dritte W, betonte Herr Stecken in seiner, ihm eigenen, überlegten und eindringlichen Art, das WARUM ist das Wichtigste der Drei. Denn wenn man sich um dieses keine Gedanken macht, ist das Was und das Wie nicht viel wert.“

Marianne Fankhauser-Gossweiler weiter: „Es geht immer um die Zusammenhänge in der Ausbildung der Pferde. Diese erkennt der Reiter erst so langsam im Laufe seines Reiterlebens, wenn er sich über das Warum Gedanken macht.“

Kein Pferd arbeite von alleine. Jedes Pferd müsse zur Mitarbeit angehalten werden, dies oft auch konsequent und energisch, aber immer mit Ruhe und Überlegung. „Warum reagiert mein Pferd so oder warum reagiert es anders? Warum reagiert es nicht wie gewünscht ?“ Es gebe unzählige Warum`s, „es gibt aber auch Antworten dazu. Vor allem jungen Reitern muss Pferde- und Reiterwissen vermehrt beigebracht werden.“ Werde ihnen zum Beispiel noch erklärt, fragt die gebürtige Schaffhausenerin, warum der Mähnenkamm und das Genick des Pferdes nicht nur zum sorgfältigen Einflechten der Mähnen-Haare da sei? Warum es beim „Richtig-Sitzen-Lernen“ ganz unwichtig sei, ob der Sattel an den Hintern passe? „Ich habe versucht, in meinen Artikeln dieses „Was“, „Wie“ und das„Warum“ so gut es mir möglich war, aufzuzeigen. Vielleicht ist die eine oder andere Erklärung etwas lang geraten, aber Zusammenhänge dauern halt. Aus dem Warum kommt allmählich immer mehr Wissen. Und so kann man dann noch von einem vierten „W“ sprechen. Der Reiter muss Wissen lernen wollen, was in seinem Pferd vorgeht, wenn er dies oder jenes in der Arbeit von ihm verlangt.“ Sie selbst habe auch versucht, „all` das, was ich selber gelernt habe, zu fühlen, was ich in unzähligen Reitstunden, durch Beobachten von meinen Schülern und deren Pferden lernen durfte, in diesen wenigen, aber wichtigen Artikeln so gut wie möglich anschaulich zu erklären. Ohne Esther Andres würden wir nicht zusammen sein, ohne sie hätte ich wohl schreiben können, aber es würde vieles nicht oder nicht richtig verstanden werden. Ohne auch nur einmal nachzufragen oder zu diskutieren, hat Esthy ohne weiteres mit ihren Pferden alles von mir Gewünschte für die Fotografin demonstriert. So war es auch einfach für mich, die passenden Kommentare bei den jeweiligen Bildern anzubringen.“

Es gehe ihr nicht, sagt die Autorin von „Reiterwissen“, um die „Hohe Schule“, nicht um Pirouetten, Piaffe oder Passage, „es geht nicht einmal um fliegende Wechsel in diesem Buch.“ Diese Lektionen würden sich aus dem Reiten heraus entwickeln und sind dann eine logische Folge, wenn Reiter und Pferd das Wichtigste, das ABC und das Einmaleins immer mehr begreifen, wenn sie mit der Zeit lernen sich gegenseitig zu fühlen. Ja, auch das Pferd muss seinen Reiter nicht spüren, aber fühlen können.“ Eines geselle sich zum anderen, sagt sie, nichts sollte vorweg genommen werden. „Wenn du die usammenhänge nicht allmählich kennen und begreifen lernst, kannst du zwar auf einem Pferd sitzen, aber wirklich reiten lernst du nicht.“ Das sei in etwa das Erste gewesen, „das ich von Herrn Becker als Reitlehrer zu hören bekam.“

Übrigens, Paul Steckens letztes, kleines Werk, erschienen im FN-Verlag in Warendorf, trage den Titel „Bemerkungen und Zusammenhänge“, und noch kleingedruckt dazu „Erkenntnisse eines Pferdemannes“. Ein guter Pferdemann müsse nicht zwingend auch ein guter Reiter oder Ausbilder sein, „aber ein guter Reiter oder Ausbilder muss auch ein guter Pferdemann sein. Herr Stecken war Alles.“

Eigentlich müsste es für jeden, der mit Reiten und Ausbilden der Pferde zu tun hat, auch für Richter, eine Pflicht sein, das alles nicht nur oberflächlich zu lesen, sondern zu studieren, „was da geschrieben steht und sich die Fotos nicht nur anschauen, sondern diese ebenfalls zu studieren. Fotos sind oft sehr viel lehrreicher als Videos.

Und bevor es jetzt zu lange dauert und ich mich am Ende noch in einen weiteren Artikel verliere, komme ich jetzt zum Ende meiner eigenen Ausführungen. Bei vielen Gelegenheiten kommt mir der unvergessene Hans Heinrich Isenbart oft in den Sinn. Am Ende eines jeden Turniertages, an dem er als Speaker engagiert war, hat er jedes Mal die Zuschauer verabschiedet, nach dem letzten Satz eine kleine Pause eingelegt und dann mahnend und eindringlich hinzugefügt: ...und vergessen sie die Pferde nicht“!

Das kann jedermann so interpretieren, wie er das gerne möchte, aber diesem einen, so treffenden Satz ist, meiner Ansicht nach, nichts hinzuzufügen. Der sagt doch Alles, worum es eigentlich gehen sollte.“

                                       *************************

Rund 20 mehrseitige Fachbeiträge sind in „Reiterwissen“ zu finden, von «Sitz und Einwirkung» über «Rückwärtsrichten» bis zu «Ziel: Losgelassenheit» sowie Beiträgen von Oskar Frank, Hans Moser und Hans von Heydebreck und einem Vorwort von Pierre-Eric Jaquerod zu «Mit richtigen Übungen den schönsten Sport der Welt betreiben».

Bezogen werden kann «Reiterwissen praktisch erklärt» zum Preis von Franken 19.– bei Turf Press, Unter Ifang 1, CH-8444 Henggart, 0041-52 232 45 23, Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können. .

 

 

 

 

 


Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>