Nach fünf Jahren erstmals wieder Richter-Seminar in derDressur |
Geschrieben von: Kim Kreling |
Montag, 17. Januar 2011 um 10:33 |
Kronberg. Richter-Seminar auf dem Schafhof in Kronberg – ein voller Erfolg.
Es war das erste Mal seit 2006 – und die Resonanz war enorm! Die Deutsche Richtervereinigung (DRV) hat auf den Schafhof in Kronberg zum Grand Prix Richterseminar geladen. „Wir haben 70 Einladungen versendet und 72 Anmeldungen bekommen“, erklärte Dr. Dieter Schüle, Vorsitzender des DRV-Fachausschusses Dressur, schmunzelnd.
Die Macher des Richterseminars (v.li.): Peter Holler, Dr. Dietrich Plewa, Klaus Ridder, Katrina Wüst, Dr. Dieter Schüle, Christoph Hess, Richard Hinrichs und Hans-Peter Schmitz.
Das Seminar unter der Leitung von Schüle und dem Cheftrainer der deutschen Dressurequipe, Holger Schmezer, begann mit fünf aufeinander folgenden Vorträgen internationaler deutscher Dressurrichter: In Kürze besprachen die Referenten die Grundlagen zu ihren Einzelthemen, um dann das Gesprochene an der Notengebung von Videosequenzen direkt und praxisnah aufzuzeigen. Jede Lektion wurde von den Richtern und mit den anwesenden Trainern und Reitern besprochen, bewertet, diskutiert und analysiert. Am Nachmittag ging es in der Reithalle weiter: Zum Vorreiten einzelner Lektionen hatten sich drei Topreiter bereit erklärt: Matthias Rath, Helen Langehanenberg und Dorothee Schneider. Die Lektionen wurden geritten, Noten dieses Mal per Notentafeln von den Richtern vergeben und dann im Detail besprochen – mit anwesenden Reitern und Trainern.
Der Samstag galt dem Reiten ganzer Aufgaben: Matthias Rath und Jill de Ridder präsentierten den Grand Prix, den Kurz Grand Prix und den neuen verkürzten Olympia-Special. In Dreiergruppen bewerteten die Richter die Ritte und auch danach gab es jeweils wieder eine offene und intensive Diskussion. „Die Diskussionen waren ungeheuer wertvoll“, freuten sich Seminarleiter Schüle und der stellvertretende Vorsitzende der DRV, Hans-Peter Schmitz.. „Wir hatten es hier mit erfahrenen Fachleuten zu tun, die mit hohem Fachwissen diskutiert haben.“
Selten lagen die Richter in der Bewertung mehr als einen Punkt auseinander, und selbst dieser eine Punkt wurde beharrlich im Detail diskutiert und nichts nur an der Oberfläche besprochen: Wo genau fängt der Bewertungsbereich einer Lektion an? Wann genau darf bei der Zick-Zack-Traversale das Pferd umgestellt werden? Wie viele Galoppsprünge darf das Pferd auf die Pirouette direkt vorbereitet werden? Warum liegen die größten Differenzen in der Bewertung von Rückwärtsrichten? Was muss von den Kommentaren geleistet werden? „Wir haben auch sehr effektiv über den Unterschied in der Bewertung von grundlegenden und vorübergehenden technischen Fehlern gesprochen. Natürlich muss der grundlegende Fehler härter bewertet werden“, erklärt Schüle. So ging es beispielsweise um ständiges „Anzackeln“ im Schritt während einer Aufgabe. Es wurde dargestellt, dass dieser grundlegende Fehler dreifach bestraft werden muss: In der Bewertung der Lektion, in der Schlussnote bei Reinheit der Gänge und in der Schlussnote für den Gehorsam. Gastvorträge von Richard Hinrichs, Präsident des Bundesverbandes für klassisch-barocke Reiterei, zum Thema Piaffe und von Dr. Harald Müller, Direktor für Sport und Entwicklung bei der Internationalen Reiterlichen Vereinigung, zum Thema Clean Sport aus der Sicht der FEI-Perspektive rundeten das Programm ab. Fazit: Ein mutiges Projekt der Deutschen Richtervereinigung entpuppte sich an zwei Tagen intensiver und konstruktiver Arbeit als erster großer Schritt in die richtige Richtung. Nur mit detaillierten Diskussion und Erklärung kann die Richterschaft – in Zusammenarbeit mit Trainern und Reitern – vermehrt auf eine einheitliche Linie kommen und damit sowohl den Sport im allgemeinen, als auch die Richterschaft im speziellen stärken. In Kronberg wurde nicht nur von der Forderung nach mehr Einheitlichkeit gesprochen, hier wurde das Thema aktiv erarbeitet. |