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Totilas - zwischen Burleske und Wahrheit PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 22. Juni 2011 um 16:40

 

Wassenberg. Der aus Holland für neun Millionen Euro importierte Hengst Totilas piaffiert inzwischen unter seinem neuen Reiter in einem wahren Teufelskreis, im Griff eines völlig falsch aufgestellten und unwissenden, aber geldgeilen Managements. So wird ein wahrlich großartiges Pferd regelrecht hingerichtet – und der Reiter gleich mit.

 

Anfang Juni stieg eine Dame in München in ein Taxi und sagte, sie möchte gerne zum Olympiastadion nach Riem. Der Chauffeur antwortete: „Aha, sicher zu Totilas.“ Sie sagte: „Ja, genau dorthin.“ Auf der Olympiaanlage der Spiele 1972 hatte der Rappe Totilas unter seinem neuen Reiter Matthias Rath seinen ersten Auftritt, nach dem Verkauf des niederländischen Besitzerehepaares an Paul Schockemöhle. Schockemöhle (66) gehört wahrlich nicht zu den Gefühlsdusseligen, er suchte auch den entsprechenden Reiter aus. Sein Bruder Alwin Schockemöhle, 74, Springreiter-Olympiasieger von Rom und Montreal, hatte gleich richtig getippt, auf Kronberg im Taunus. Auf Ann Kathrin Linsenhoff. Die Milliardärin und frühere Dressur-Olympiasiegerin ist in zweiter Ehe mit dem früheren Reitlehrer Klaus Martin Rath verehelicht, der hatte seinen Sohn Matthias Alexander (26) aus Holstein in den Taunus mitgebracht. Matthias Rath wurde also der neue Reiter des Rappen, der bis zum Verkauf nach Deutschland unter Edward Gal den Weltcup, zweimal Gold bei der letzten Europameisterschaft 2009 in Windsor und alle drei möglichen Goldmedaillen bei den Weltreiterspielen in Lexington im Oktober 2010 holte, dazu alle Punktrekorde in Grand Prix, Grand Prix Special und Kür in der Dressur hält. Nach der WM stand der Trakehner zum Verkauf, die Option hatte Paul Schockemöhle. Und der war so clever, nämlich schon vorher vertraglich auszuhandeln, dass, egal wohin das Pferd nach Lexington verkauft würde, ihm die Provision zufließen würde. Die liegt im Normalfall bei zehn oder 15 Prozent. Mitbesitzerin ist inzwischen auch Ann Kathrin Linsenhoff, „auf Augenhöhe“, wie sie sagt.

 

Paul Schockemöhle nutzt den Hengst vor allem in seiner Zucht als Deckhengst. Von natürlicher Besamung hält Schockemöhle schon lange nichts mehr. Die Pferdevermehrung läuft vor allem über Embryotransfer, mit einer Portion Samen lassen sich gut und gerne drei Stuten besamen. Totilas musste zunächst zum Absamen auf ein Phantom, und das möglichst oft. Und auch jetzt noch hat der Rappe dreimal in der Woche in Kronberg ein Phantom zu bespringen. Die Portion Samen von Totilas bringt Schockemöhle zunächst 4.000 Euro, wird ein gesundes Fohlen geboren, werden nochmals 4.000 € fällig.

 

Matthias Rath fuhr ab Mitte Dezember letzten Jahres zum Training nach Mühlen zum Turnierstall Schockemöhle, die PR-Maschine lief inzwischen schon auf Hochtouren. Das Promotionsunternehmen Michael Mronz trommelte laut und kräftig, was das Zeug hielt. Der Hengst bekam sogar einen eigenen Pressesprecher. Doch der erste  Auftritt des gepriesenen neuen Traumpaares Anfang Mai in Hagen auf dem Hof von Ulli Kasselman, dem mit Schockemöhle verbandelten Partner in allen möglichen Pferdegeschäften, fiel aus. Totilas litt an einem Hufgeschwür, das extra angerückte Fernsehteam packte wieder ein.

 

Dann also München. Die Premiere war vor allem von den Zuschauern her gewaltig. Aus Sicherheitsgründen musste gar das Dressur-Viereck gesperrt werden. Totilas unter Matthias gewann. Der Held war der Rappe. Mehr wollten die meisten Zuschauer auch gar nicht. Als Totilas das Viereck verließ, zogen auch die Besucher ab. Die anderen interessierten nicht.

 

Wiesbaden an Pfingsten war nicht anders, Deutschland erlag schon fast einer Totilas-Hystrie, aus New York rückten Reporter an, der Hengst eroberte endgültig den Bouleverad in Deutschland, eine Frau machte dem Hengst gar einen Heiratsantrag in der Box, einem ondit zufolge. Man kann inzwischen in Totilas-T-Shirts herumlaufen, das Stück zwischen 83 und 119 Euro.

 

Nun die deutsche Meisterschaft in Balve, im beschaulichen Sauerland. In Wiesbaden standen Rosalie Gräfin Landsberg-Velen - zusammen mit ihrem Vater Dieter Graf Landsberg-Velen  Veranstalterin in Balve auf Schloss Wocklum - noch Schweißperlen auf der Stirn, doch sie benötigte kein Tuch zum Abwischen. Die Tribüne war für 1.500 Zuschauer aufgestockt, doch beim Grand Prix konnte sie durchaus jeden Besucher per Handschlag begrüßen, voll war es nur bei der Kür am Sonntag. Totilas gewann alles, doch der Beifall hallte nicht gewaltig über die Hügel von Balve, eher wollwollend und höflich. Der Hengst wirkte matt, vor allem in der Kür, durch die er teilweise stolperte. Woher die Noten kamen, wissen nur die Richter selbst. Und die Musik war auch noch geklaut. Alles nicht wie vorher hinausposaunt vom Marketingunternehmen, neue Musik, neue Choreographie, nichts, alles bekannt, abgekupfert bei Edward Gal, lediglich die Linienführung spiegelverkehrt. Tags darauf bereits im Internet weltweit bei WWW.TOPDRESSAGE.TV zu verfolgen, in einem schon boshaft geschalteten Parallel-Video – Gal auf Totilas, bei der WM, Rath auf Totilas in Balve. Häme war dem neuen Totilas-Clan gewiss, das Video wurde inzwischen aus dem Netz genommen..

 

Klaus Martin Rath, der Vater, sagte zunächst, ihnen sei egal, was in der Presse stehe. Dann meinte er, die Zeit zum Üben vor Balve sei zu kurz gewesen, die Musik aber wäre jedenfalls neu gewesen. Auch Edward Gal hätte diese Kür nicht als Erster geritten, „sondern das war schon 2009 Hans Peter Minderhoud“, also der Lebenspartner von Gal. In Aachen beim deutschen CHIO in vier Wochen aber werde man mit einer ganz neuen Choreographie antreten, sagt Klaus Rath.

 

Und weiter meint er, man werde selbstbewusst nach Aachen kommen, außerdem sagt er, „ein solches Pferd zu besitzen, ist doch ein Geschenk Gottes“, sein Sohn würde immer sagen, Totilas zu reiten sei keine Arbeit, „nichts als Freude“. Klaus Martin Rath wäre auch zum Prediger geboren.

 


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