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Georg Wahl - ein großer Trainer ist für immer gegangen... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 08. November 2013 um 13:38

 

Georg Wahl - einer der größten Dressurtrainer und Pferdemenschen hat Adieu gesagt

 

Kirchberg/ Schweiz. Wie jetzt bekannt wurde, starb am letzten Montag, 5. November, der große Pferdemann und Trainer Georg Wahl zuhause in Kirchberg. Er wurde 93 Jahre alt, täglich noch stand er in der Reitbahn und gab Unterricht.

 

 

„Bis vor wenigen Wochen kam er noch wöchentlich zu uns nach Grünigen und gab meiner Frau und unseren Bereiterinnen Unterricht, mit wachem Geist, wenn auch körperlich schwächer geworden, er war an seine Grenzen gekommen. Wir werden sein enormes Wissen, seine Schalkhaftigkeit und seine ganze Persönlichkeit sehr vermissen“, sagt Hans-Heinrich Meier-von Grebel. Andere sicher auch. Georg Wahl darf oder muss zu den Größten des Dressursports gerechnet werden. Ohne wenn und ohne aber.

 

Der stets auf eine gewisse Distanz bedachte Georg Wahl war der Zeit ziemlich voraus. Er hatte andere Ideen, ohne das klassische Reiten zu verleugnen, doch er wollte immer vor allem eines: Den Sieg: Nie mit unfairen Mitteln dem Tier gegenüber. Um die zweibeinige Konkurrenz auszubremsen, da scheute er jedoch keine Tricks, und er kannte wie kein anderer alle.

 

Georg Wahl war am 21. Februar 1920 auf dem schlesischen Gestüt Kosel auf die Welt gekommen, dort arbeitete sein Vater. Umgeben von Pferden begann der Junge fast  logischerweise zu reiten, und zwar meist ohne Sattel. 1939 wurde er zu den Berittenen der damaligen deutschen Wehrmacht eingezogen, sein Kommandeur war der später weltweit als Pferdemann anerkannte Hans-Joachim Köhler aus Verden/ Aller. Köhler, so wurde später berichtet, veranstaltete 20 km hinter der Front ein Dressurturnier, Wahl war der Beste, was als Beobachter der österreichische Olympiadritte von 1936, Alois Podhajsky, ebenfalls bemerkte. Podhajski, damals Oberst und ab 1938 Chef der früher als Heiligtum betrachteten Spanischen Hofreitschule, holte 1940 den zwanzigjährigen Wachtmeister an das Institut. Bis 1951 blieb der Beamte Wahl in Wien, mit der Spanischen ritt er in der ganzen Welt, in der Schweiz lernte er den berühmten Zirkusdirektor Fredy Knie kennen, er war fasziniert, wie der Eidgenosse auf die Psyche eines Pferdes eingehen konnte. Zwei Jahre verdingte er sich beim Zirkus Knie, er wollte in die Seele des Pferdes eindringen. Mit dem Zirkus-Chef ritt Georg Wahl einen viel beachteten Pas de Deux. 1955 übernahm Wahl die städtische Reitschule in Bern, dort lernte er Christine Stückelberger kennen, „die hatte Dressur im Blut“, wie er später mal erzählte. Er kümmerte sich um ihre reiterliche Ausbildung und um anderes auch. Die 27 Jahre jüngere Christine Stückelberger und er wurden ein Paar ohne Eheringe – und blieben es für immer.

 

1967 ließ sich Wahl erneut von der Spanischen Hofreitschule verpflichten, machte sich dann aber vier Jahre später selbständig in Salzburg. „Diese Zeit“, so erinnert er sich, „war für mich und Christine entscheidend, ich konnte die späteren Erfolge von ihr vorbereiten.“ Und natürlich die von Granat, einem Holsteiner Wallach, der auf Gut Ising am Chiemsee der Schrecken aller war. Später hörte die blonde Besitzerin, die 1981 als erste Frau ins Schweizer Nationale Olympische Komitee gewählt worden ist, „dass man froh war, so Dumme wie uns gefunden zu haben, denn Granat galt als unreitbar.“

 

Olympiasiegerin auf halb blindem Pferd

 

Christine Stückelberger entdeckte Granat 1969 und kaufte ihn für 13.000 Mark, gab ihn wieder ab, weil er als angeblich ein reines Männerpferd galt. Sie holte ihn dann aber 1971 zurück. Granat war auf dem rechten Auge blind, deshalb besonders schreckhaft. Georg Wahl erkannte die besonderen Fähigkeiten des Consul-Nachkommen, der zunächst Cognac hieß, aber auf Granat umgetauft wurde, weil Wahls Pferde immer Namen von Edelsteinen trugen. Granat war intelligent und sehr sensibel, eben eine echte Persönlichkeit. Er lernte rasch, „wir drei wurden ein echtes Team“, sagte Georg Wahl mal. Mit Ruhe und Geduld wurde Granat aufgebaut. Vor Prüfungen führte der Coach den Wallach an einem Führstrick spazieren, zeigte ihm alles, redete mit ihm, gab ihm Vertrauen. Andere wie Wahl, sicher einer der besten Ausbilder der Welt, wären an einem solchen Pferd verzweifelt. Vor allem auch deshalb, weil er immer die höchste Aufmerksamkeit verlangte. Wahl: „Man muss Pferde loben, das verstehen sie, und sie brauchen immer die kurze, knappe und direkte Ansprache.“

 

Mit Granat wurde Christine Stückelberger 1975 und 1977 Europameisterin, sie gewann Olympisches Gold 1976 in Bromont vor den Toren Montreals, sie verließ Goodwood 1978 als Weltmeisterin und als Siegerin beim „Ersatz-Olympia“ 1980 in Goodwood. Und dabei hatte ein deutsches Magazin noch einige Jahre zuvor geschrieben: „Granat schreit nach der Deichsel der Kutsche...“

 

Nach Gold erst einmal ein Anpfiff...

 

Als Trainer war Georg Wahl, der mit 80 Jahren noch ritt, auch gegenüber Christine Stückelberger unerbittlich. Nach ihrem Olympiasieg 1976 holte sie sich nach der Prüfung zum Beispiel erst einmal eine ordentliche Abreibung ab, Wahl maulte doch tatsächlich im Augenblick des Triumphes ziemlich deftig. Er hatte Olympia, den Sieg vergessen, er sah nur den Augenblick, die vermeidbaren Fehler in einer Prüfung, das Glücksgefühl hatte da noch keinen Platz, kam aber später.

 

Der Schlesier war auch gewitzt, er beherrschte die sportpolitische Diplomatie wie kein anderer. 1975 beim deutschen CHIO in Aachen, ein Jahr vor Gold in Montreal, warf er so nebenbei am Tag vor dem Grand Prix leise, aber gekonnt für gespitzte Ohren hin, er habe gehört, Granat werde ganz besonders streng bewertet. Als Christine Stückelberger und Granat mit Bestnoten das Viereck verließen, sagte der gerissene  Wahl: „Welche Noten muss Granat erst erhalten, wenn er wirklich sehr gut geht...“

 

Er roch die Taschenspielertricks der deutschen Konkurrenz wie eine Gams das nahende Gewitter. So zum Beispiel 1975 in Kiew. Granat mochte keine Ponys. Das wussten die Deutschen. Also ließen sie klammheimlich irgendwo und in gewisser Nähe von Granat mit Christine Stückelberger beim Training oder beim Abreiten fast wie zufällig harmlos ein Pony  grasen – doch da ging Georg Wahl fuchsteufelswild dazwischen. Das Pony graste nie mehr in der Nähe von Granat – Christine Stückelberger wurde Europameisterin vor den Deutschen  Harry Boldt und Karin Schlüter…

 

Mit Richtern clever diskutiert

 

Wahl suchte immer die Diskussion mit den Richtern, und er verstand es glänzend, ihnen Granat als Dressurpferd mit den besten Grundgangarten, mit den besten Piaffen und Pirouetten sowie eindrucksvoller Passage zu vermitteln. Etwas blieb dabei immer hängen, das kannte er, weil er selbst nichts anders gelagert war. Damals lobte sogar Dr. Reiner Klimke, wahrlich kein unbedingter Fan von Wahl, später Deutschlands erfolgreichster Olympiareiter: „So einer wie Georg Wahl hat uns in Deutschland gefehlt.“ Doch man hatte von Georg gelernt…

 


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