Helen Langehanenberg - gut wie nie... |
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Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz" |
Donnerstag, 06. März 2014 um 10:50 |
Billerbeck. In Neu(n)münster stand endlich die Neun ganz vorn: Seit zwei Jahren bereits sind Helen Langehanenberg und der Hengst Damon Hill das beste deutsche Dressurpaar - und nun, seit ihrer sagenhaften 90-Prozent-Kür im Februar, sind sie so gut wie nie und damit im WM-Jahr bereit für den Angriff auf die Nummer 1 der Welt.
Als die 90,375 Prozent von Neumünster bestätigt wurden, entfuhr auch Helen Langehanenberg ein kleines „Endlich“, wie sie im RHEINPFALZ-Gespräch zugibt. Das Warten auf die magische Marke im Dressurreitsport war eben endlich vorbei. Nun sind die Westfälin und ihr „Dami“ in einem erlauchten Kreis angekommen. Vor ihnen durchbrachen in einer Kür nur der Niederländer Edward Gal und Totilas (lang ist’s her …) sowie Olympiasiegerin Charlotte Dujardin und Valegro diese Schallmauer. Besagte Charlotte Dujardin ist international (noch) das Maß aller Dinge. Vor einem Jahr machte sich die Britin mit ihrem in Holland gezogenen Wallach eher rar, doch dass sie diesmal über Ostern im Weltcup-Finale von Lyon antritt, „davon gehe ich mal aus“, sagt Helen Langehanenberg. Sie sagt es gelassen, denn Titelverteidigerin ist sie. Beinahe trotzig fügt sie hinzu: „Ich glaube an Dami!“
Wer tut das nicht? Seit der Europameisterschaft in Dänemark, als es Gold mit der Equipe und zweimal Einzelsilber regnete, haben die beiden Westfalen alles gewonnen. Die 90-Prozent-Kür war eigentlich schon in Stuttgart im November fällig, nur ein Richter hatte etwas dagegen. Unterm Strich aber ist das Paar bei den Jurys angekommen. In Neumünster gab’s Zehnerwertungen für die Königslektionen Piaffe/Passage, Zehner hagelte es auch für die Harmonie zwischen Pferd und Reiter - das Markenzeichen in dieser nun zehnjährigen Beziehung („mit Unterbrechungen“), über die Langehanenberg auch sagt: „Ich zwinge keine 600 Kilo!“
Als Damon Hill vier Jahre alt war, ein kerniger Junghengst, saß sie das erste Mal auf ihm: „Er war aber auch damals nie frech in der Prüfung, immer gelehrig.“ Heute darf außer ihr nur einer in „Damis“ Sattel: Ihr Mann Sebastian, selbst Ausbilder im gemeinsamen Dressurstall in Billerbeck bei Münster, „zum Lockerreiten - wenn ich nicht da bin.“ Lektionen fragt Sebastian Langehanenberg nicht ab, „Dami“ soll sich ganz auf Helens Hilfengebung fokussieren. Der Donnerhall-Sohn ist überdies ein gefragter Vererber, vor den Turnieren aber wird in Absprache mit Besitzerfamilie Becks nicht gedeckt.
Das Tagesgeschäft im eigenen Stall erdet Helen Langehanenberg auch nach großen Erfolgen. „Ganz direkt tut es das“, sagt die 31-Jährige, „und das ist das Schöne. Ich liebe diesen Wechsel.“ Turniertage sind „ein netter Rummel, fast wie Urlaub“. Statt zehn oder zwölf Pferde wie zu Hause, reitet sie dann „einen bis vier“. In Dortmund am Wochenende wird es wieder Damon Hill sein, dessen Turniereinsätze klug dosiert sind. In der Westfallenhalle steht diesmal nicht die Kür, sondern der Grand Prix Special im Blickpunkt. „Ich versuche also mal, geradeaus zu laufen“, sagt Langehanenberg mit galliger Selbstironie. Bei der EM hatte sie sich in dieser Prüfung verritten, wie auch Charlotte Dujardin übrigens. Das kann eben selbst den Allerbesten passieren ...
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