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Letzte große Ehre für Springreiter-Legende Hans Günter Winkler PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 26. Juli 2018 um 15:04

 

(Foto: Thomas Hartwig)

Warendorf. Vor rund 600 Gästen wurde in einer würdevollen Trauerfeier des Menschen und Reiters Hans Günter Winkler in Warendorf nochmals groß gedacht und in Worten erinnert. Der erfolgreichste Springreiter war am Morgen des 9. Juli 2018 nach einem Herzstillstand im Ater von 91 Jahren gestorben…

 

 

Genau vor zwei Jahren wurde er an seinem 90. Geburtstag durch Warendorf in einer Kutsche gefahren, Menschen entlang der Straße von seinem Bungalow bis hin zum Rathaus mitten in der Stadt winkten ihm zu. An diesem 24. Juli bewegte sich wieder ein Zug vom Birkenhof aus, auf einer Lafette ein Sarg, davor zwei Rappen, dahinter der Vielseitigkeitsreiter Andreas Ostholt auf einem Schimmel, mit der rechten Hand führte er ein gesatteltes Pferd, doch die Bügel übergeschlagen, auf den Braunen wartete kein Reiter mehr. Den Trauerzug begleiteten der Fanfarenzug Freckenhorst, die Musikkapelle Warendorf, Standardenträger der umliegenden Kreisverbände, Vertretern des Landgestüts und Hellebardenträger des Schützenvereins…die letzte Fahrt durch Warendorf mit Hans Günter Winkler, dem erfolgreichsten deutschen Springreiter, ins Stadion der Bundeswehrsportsschule. Dort trugen die vier Bundestrainer Otto Becker, Heiner Engemann, Peter Teeuwen und Eberhard Seemann sowie die beiden Generalsekretäre Sönke Lauterbach (Deutsche Reiterliche Vereinigung), und Dr. Dennis Peiler (Deutsches Olympiadekomitee für Reiterei) den schweren Eichensarg weiter und setzten ihn auf einen Katafalk, drum herum ein wahres Blütenmeer aus Kränzen und Blumengestecken. Andreas Ostholt, Winklers letzter Schüler, stellte dann die Stiefel des fünfmaligen Olympiasiegers und zweimaligen Weltmeisters an das Fußende des Sarges. Dahinter ein großes Foto von HGW auf Halla, davor die roten Samtkissen mit den vielen Ehrenzeichen und Medaillen des Toten.   

 

Als erster Redner trat Christian Graf von Plettenberg ans Rednerpult. Er war der engste Freund des Verstorbenen, er war dabei, als Hans Günter Winkler in den Morgenstunden des 9. Juli 2018 im Krankenhaus in Warendorf starb. Ihm hatte er auch seine Wünsche für eine Trauerfeier aufgetragen, so die Musikstücke „Ich bete an die Macht der Liebe“, „Ich hatte einen Kameraden“ und „My Way“ und dass im Freien nochmals an ihn erinnert werden sollte. Er fand auch die treffenden Worte zu HGW. Er sagte unter anderem, Hans Günter Winkler wäre nun über die Regenbogenbrücke gegangen und danach durch das Tor zur Ewigkeit, und er sagte, Hans habe immer noch einmal eine große Feier gewünscht…Er bekam sie an seinem 92. Geburtstag, wenn sicher anders als vorher gedacht.

 

Er machte „WAF“ zur Stadt des Pferdes

 

Warendorfs Bürgermeister Axel Linke sagte, der Ehrenbürger Winkler, er hatte stets an seinen Wagen das Kennzeichen „WAF – A 1“, habe  Warendorf weltbekannt gemacht, überall Spuren hinterlassen, „durch ihn ist Warendorf erst zur Stadt des Pferdes geworden“. Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), ging zurück in die Jahre kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges, als Deutschland am Boden lag, die Städte ausgebombt waren und die Menschen ohne Anerkennung und Achtung zu leben hatten. Und da wären Fritz Thiedemann und Hans Günter Winkler die ersten wirklichen Botschafter eines neuen Deutschlands geworden, wie die Fußball-Nationalmannschaft 1954 mit dem sogenannten „Wunder von Bern“ und dem Gewinn der Weltmeisterschaft, „auch Winkler gab den Deutschen ein Stück Selbstbewusstsein zurück, Selbstwertgefühl. Nun ist ein ganz großes Sportidol von uns gegangen“. Er habe viel Positives verkörpert, „was der Sport in der Gesellschaft bewirken kann“, sagte er.

 

Breido Graf zu Rantzau, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), hob die zusätzlichen Verdienste Winklers heraus, dass er nach Ende seiner aktiven Laufbahn sich nichts aufs Altenteil zurückzog, „er machte nahtlos weiter. Zunächst als Ausbilder und für eine Zeit lang auch als unser Bundestrainer. Er veranstaltete mit Partnern große Turniere wie in Pforzheim, Nördlingen oder Braunschweig. Er nutzte seinen großen Namen zu unser aller Bestem, knüpfte Kontakte in die Wirtschaft und brachte mit seiner Agentur HGW Marketing große Sponsoren in unseren Sport. Und Hans Winkler besann sich seiner Anfänge. Er erkannte, dass die Förderung der Jugend das wichtigste Element einer sportlich nachhaltigen Zukunftsplanung ist“.

 

Ingmar de Vos: „Er wird vermisst werden…“

 

Für den Weltreiterverband (FEI) sprach Ingmar de Vos (Belgien). Winkler habe den olympischen Geist und die Ideale der olympischen Bewegung gelebt, „mehr als ein Leben lang“. Der Reitsport sei einzigartig, „denn er ist mehr als nur ein Sport. Er ist eine Art zu leben, eine Gemeinschaft, eine Familie mit gemeinsamen Werten. Und deshalb sind wir heute alle zusammen hier, um uns an Hans zu erinnern, denn er war unser Champion und gehörte zu unserer Familie. Hans war ein leuchtendes Beispiel dafür, was es bedeutet, ein Reiter zu sein. Ich hatte das Privileg, Hans persönlich bei der Europameisterschaft in Aachen 2015 zu treffen. Und ich spreche im Namen der FEI und des IOC, wenn ich sage: Er wird wahrlich vermisst werden.“

 

In seinen sehr persönlich gehaltenen Worten erinnerte Reinhardt Wendt, der frühere DOKR-Generalsekretär an den Menschen Hans Günter Winkler. So hätte ihm sechs Wochen vor seinem Tod ein elfjähriges Mädchen 17 Interview-Fragen für eine Klassenarbeit gestellt, „er hat keine beantwortet. Aber er hat sich mit ihr persönlich unterhalten“. Und ihr habe er seine Lebensgeschichte ausgebreitet, dass er aus kleinen Verhältnissen stamme, auf dem Schulhof von Klassenkameraden verhauen worden wäre und sein Vater ihm nur sagte: „Da kann ich Dir nicht helfen, und die Lehrer können Dir auch nicht helfen. Du musst Dich selber durchsetzen.“ Der Rat des Vaters hätte sein Leben geprägt, „sich durchsetzen – und nicht arm sein – oder zumindest nicht arm erscheinen“, sagte Wendt. „Lächelnd verlieren, aber die Faust in der Tasche, trainieren, Schweiß vergießen, kämpfen, damit so etwas nicht nochmals passiert – das ist das ‚Winklersche Perpetuum Mobile‘. So hat Hans Günter Winkler sein System gefunden: erfolgsorientiert, perfektionistisch, willensstark und diszipliniert.“ Zuletzt zitierte Wendt Winklers Tochter Jytte Winkler, die ihren Vater wie folgt beschrieb: „Mein Vater war ein außergewöhnliches Unikat. Und wenn er nicht so gewesen wäre, wie er war, hätte er nicht leisten können, was er geleistet hat.“

 

„I did it my way…“

 

Zu den Trauergästen gehörten neben den Rednern u.a. FEI-Direktor Springen John Roche mit Ehefrau Marie-Madeleine, Wolfgang Brinkmann vom Goldteam in Seoul 1988, Paul Schockemöhle und Sönke Sönksen, die mit ihm 1976 in Montreal im Olympiateam ritten und Silber gewannen, Pauls Bruder Alwin, der damalige Goldmedaillengewinner von 1976, wurde von seiner Frau Rita vertreten. Außerdem angereist trotz der fast nicht zu ertragenden Hitze waren Ex-Bundestrainer Herbert Meyer, der Military-Olympiadritte von München 72 Lutz Goessing, der zweimalige Derbysieger Achaz von Buchwald, Österreichs Sportidol Hugo Simon, der ehemalige Vielseitigkeits-Bundestrainer Wolfgang Feld, der Olympiadritte Marco Kutscher, der frühere Nationen-Preis-Reiter Julius Schulze-Hesselmann, Reitmeister Kalle Giebmanns, Team-Olympiasieger Lars Nieberg, der zweimalige Gewinner des Großen Preises von Aachen, Marcus Ehning, Allzweck-Multi Ulrich Kasselmann, die Gebrüder Johannsmann Fritz, Hansi und Heinrich-Wilhelm („Kaiser“), Turnierveranstalter Ulrich Meyer zu Bexten, Frank Kemperman, Geschäftsführer des Aachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV), und nicht zuletzt die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten, Isabell Werth.

 

Um 15.21 Uhr hoben die vier Bundestrainer und beiden Generalsekretäre den Sarg hoch, trugen ihn aus dem Stadion und setzten ihn wieder auf die Lafette. Dazu sang Jan Peter Flöttmann („J.P.Fair“) den von Hans Günter Winkler gewünschten Frank Sinatra-Song „I did it my way“…

 

 


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