Rentner Hugo Simon als Cowboy in den kanadischen Rocky Mountains 2007
(Foto: privat)
An jenem Montagabend in Wien wusste er nicht mehr, den wievielten Großen Preis er gewann, verständlich, bei einer so langen Sattel-Karriere. Aber er wusste, den wievielten PKW er gewonnen hatte: „Den 77.“ Und an jenem Abend in der Hotelbar sagte sein vielleicht größter Verehrer John Whitaker, damals 52, aus Großbritannien über ihn: „Der Alte reitet immer noch großartig.“
Nie zuvor in der langen Geschichte dieser einst nur dem Adel und den Offizieren vorbehaltenen Sportart konnte sich bisher ein Springreiter in diesem Alter so lange oben halten.
„Reite nicht mehr für Asche...“
Eigentlich hatte er schon länger das sportliche Adieu von der sportlichen Bühne geben wollen, mit der Verabschiedung des Wallachs E.T. 2004. Nun aber meint er, er werde weiter solange dagegenhalten, solange er einige noch im Parcours zu ärgern vermag. Und so sagte der dreimalige Weltcupgewinner jetzt auch nochmals: „Ich reite, solange ich selbst Spaß habe, solange die Zuschauer mich sehen wollen.“ Und: „Der Unterschied zwischen den anderen und mir ist doch ganz einfach der: Ich reite nicht mehr um Asche, ich reite nur noch fürs Publikum.“ Asche, wie Geld in der Branche genannt wird, hat zur Genüge allein der Hannoveraner Wallach E.T. eingesprungen, ohne Autos und andere Ehrengaben an die 3,6 Millionen Euro.
Hugo Simon, der in der Dressur früher gegen Josef Neckermann ritt, in der Vielseitigkeit antrat, seine Pferde wie kaum ein anderer gymnastiziert, der nach eigenen Worten für Österreich startet, „aber im Herzen Pfälzer ist“, Freundschaft zu Altkanzler Helmut Kohl pflegt, in Weisenheim am Sand/ Pfalz lebt, war dreimal Weltcup-Gewinner, zehnmal Staatsmeister (Rekord), gewann mit der Equipe völlig überraschend in Barcelona 1992 Olympisches Silber, holte in Rotterdam bei den sogenannten Olympischen Ersatzspielen 1980 – nach West-Boykott von Olympia in Moskau wegen des Überfalls auf Afghanistan durch die damalige UdSSR – auf Gladstone neben Team-Bronze noch Einzelgold vor John Whitaker auf Ryans Son, Melanie Smith (USA) auf Calypso und Paul Schockemöhle auf Deister, er nahm an sieben Olympischen Spielen teil, ritt 13 Europameisterschaften (verlor den Sieg 1979 mit Glasdstone am letzten Sprung, so „nur“ Bronze), kam zu Silber in Mannheim 1997 auf dem später geklonten ET - und er startete bei sechs Weltchampionaten, dabei Bronze auf Lavendel in Hickstead 1974. Alles einsame Rekorde. Er hat sich jedem und überall gestellt, „geschockt hat mich nie einer.“
Fünfmal hängte man ihm in Hamburg das Blaue Band als Zeichen des Siegers im Deutschen Derby um. Bis 1971 ritt er für Deutschland, ab 1972 für Austria. In Dortmund hat er auf Lebenszeit Startrecht, und die Alpenrepublik zeichnete ihn mit dem „Goldenen Vaterländischen Verdienstorden“ aus.
Als Rentner in die kanadischen Rockys
Den Eintritt ins offizielle Rentenalter am 3.August 2007 begann er in den kanadischen Rocky Mountains. Er erfüllte sich mit seinen beiden Freunden Dr. Michael Ritter und Siegfried Nied einen Kindsheitstraum. Das Trio („Die glorreichen 3“) ritt acht Tage jeweils 60 km, sie schliefen in Indianerzelten und versorgten sich selbst. Sie saßen auf den trittsicheren Mustangs und waren fern jeder Zivilisation. Hugo Simon, der mal sagte, er habe Angst, dass er eines Tages vor nichts mehr Furcht habe, gestand nun nach dem Trip: „Einmal hatte ich wahrlich die Hosen voll, als wir einen Weg ritten, der lediglich einen Meter breit war, aber links und rechts ging es rund 30 m in die Tiefe. Für die Pferde war das nichts, ich aber werde so etwas nicht ein zweites Mal mehr machen...“
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