Sie befinden sich hier: Home Magazin Die Global Champions Tour und Team-Liga haben neue Grenzmarken gesetzt

Wer ist Online

Wir haben 1284 Gäste online

Suche

Anzeige

Anzeigenschaltung

Google Translate

German Chinese (Simplified) Chinese (Traditional) Czech Danish Dutch English French Galician Greek Hungarian Italian Japanese Norwegian Polish Portuguese Romanian Russian Spanish Swedish Turkish Ukrainian

Zugriffe seit 16.09.2009

Anmeldung



Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Fotoanfragen über KHFrieler@aol.com

Anzeige

Banner

Anzeige

Banner
Anzeige



Die Global Champions Tour und Team-Liga haben neue Grenzmarken gesetzt PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Peter F.Cronau/ DL   
Sonntag, 29. September 2019 um 15:45

Argenbühl/ Allgäu. Nach dem Millionenspektakel zum Abschluss der Global Champions Tour und dem Finale der 16 Teams der Global Champions League in Prag sah sich der ehemalige Team-Veterinär vieler internationaler Equipen und Mitglied des Präsidiums des Weltverbandes (FEI), Dr. Peter Cronau, praktisch zu einem Kommentar gezwungen. Was er vor fast einem Jahr zu sagen hatte, hat nach Ende der Global Champions Tour und noch vor dem anstehenden Spektakel in Prag weiter Gültigkeit.

 

Goldrausch (Originaltitel: The Gold Rush) ist eine Stummfilm-Kommödie von Charlie Chaplin aus dem Jahr 1925. Der Film thematisiert den damaligen Goldrausch. Chaplin nutzt das im Film auf die Spitze getriebene Glücksrittertum der für eine nur an materiellen Werten orientierte Welt, in der er aber, trotz aller gespielter Tollpatschigkeit, am Ende sein persönliches Glück in Form von Liebe findet. Das wäre mein Wunsch, wenn der Pferdesport wieder dorthin käme, wo er einmal war und wieder eine der schönsten Nebensachen im Leben darstellen könnte.

Das ganze Tour mit dem Finale in Prag hat in Richtung Geldumlauf im Springpferdesport neue Grenzmarken gesetzt. Die Global Champions Tour (GCT) wurde im Jahr 2006 gegründet, der Gründer ist „Jan“ Tops. Tops war selber aktiver Reiter, hatte sich u.a. bereits als Junger Reiter und auf den Olympischen Spielen in Barcelona als Mannschafts-Olympiasieger profiliert. Auffallend war sein ihm eigener Reitstil, der mit immer offenem Mund reitend und stilistisch nicht gerade an den klassischen Sitz zum Beispiel von Exmeister Peter Schmitz erinnerte. Viele Reiter haben einen eigenen Stil, wenn man nur an den Australier Kevin Bacon oder Yves Bost („Bosti“) aus Frankreich denkt. Wie immer man das nach der klassischen Reitweise zu beurteilen pflegt, die Insider sagen einfach: egal wie der Reiter stilistisch drauf sitzt, er darf nur das Pferd im Sprungablauf nicht stören.

Natürlich ändern sich der Zeitgeist und desgleichen die Umstände im Leben aber auch im Sport. Der legendäre Hans-Heinrich „Micki“ Brinkmann – Rittmeister und Oberstleutnant  a.D. – erzählte mir 1979 bei einem abendlichen Spaziergang am Strand von Tripolis in Libyen,  sein Traum wäre es, bei sich zuhause in der Lüneburger Heide ein Turnier zu veranstalten, als Preis gäbe es nur einen Lorbeerkranz, kein Preisgeld. Er war sich damals sicher, „es kommen alle“.

Die Entwicklung des Preisgeldes muss für den Breitensport ein Schlag ins Gesicht darstellen. Die Differenz zwischen Spitzensport und Breitensport stellt eine völlig andere Fragestellung dar. Ohnehin nur maximal 50 Reiter partizipieren aus dem Geldtopf. Die Elitereiter vergessen mehr und mehr, wo sie herkommen. Der Reitsport entstammt der ländlichen Reiterei, das Pferd ging tagsüber vor dem Pflug oder zog den Milchwagen wie Meteor des großen Reiters Fritz Thiedemann - und wurde am Wochenende für ein ländliches turnier gesattelt.

Es ist ja alles gut und recht, wenn jetzt für die Hochleistung bezahlt wird. Die Summen, die im Profisport hingelegt werden, erreichen Milliardennähe. Die Tennisprofis unter den ersten Zehn der Weltrangliste haben teilweise die 100 Millionen Preisgeld erreicht, von den Werbeeinnahmen einmal abgesehen. Seinerzeit war „E.T.“ von Hugo Simon das gewinnreichste Springpferd, der über 3,6 Millionen DM eingesprungen hatte, er löste den sagenhaften „Deister“ von Paul Schockemöhle ab, der es immerhin in der damaligen Zeit auf über 1,5 Mio DM brachte.

Es existieren in der Historie zahlreiche Beispiele, dass Größenwahn immer irgendwo zu einem unglücklichen Ende führte. Die Macht des Mammon führte zum Turmbau zu Babel. Phädrus: (erster lateinischer Fabeldichter bis 50 n. Chr.) erzählt vom Frosch, der immer weiter aufgeblasen wird (aus Neid oder Größenwahn) bis zur Größe eines Ochsen und dann platzt. Und auch Cicero zitierte bereits „pecunia nervus rerum“, was so viel bedeutet wie „Das Geld ist der Nerv der Dinge“. Auch ein Zitat von Bas Kast (Wissenschaftsautor) soll nicht unerwähnt bleiben: „Geld macht tendenziell asozial. Wer in einem Experiment viel Geld zugesteckt bekommen hat, wird danach weniger hilfsbereit - und es fällt ihm auch schwerer, Menschen an sich heran zu lassen“.

Ich behaupte, dass ungezählte Beispiele existieren, dass in sämtlichen Bereichen unserer Politik, Kultur und Gesellschaft eine kritikbereite Personenschicht fehlt, die man VISIONÄRE nennt. Das sind Menschen, die vorausschauen und reale Entwicklungen voraussehen und nicht nur wie in der Politik Absichtserklärungen abgeben. Wer die Entwicklung der Wahrnehmung des Reitsports realistisch bewerten will, muss auch erkennen, dass in den 80er Jahren beispielsweise die Dortmunder Westfalenhalle bis zum letzten Platz ausverkauft war, und die begeisterten Zuschauer jedes mal, wenn „Schorsch“ Ahlmann mit seinem Pferd „Almhirt“ im Mächtigkeitsspringen gegen die Mauer ritt, nicht nur seine Fans in den Kasematten (obere Ränge), sondern auch die ganze Halle „Hopp Schorsch“ schrie. Das ist alles weg. Heute füllen nicht einmal Eltern, Verwandte und Mitglieder der umgebenden Reitervereine die mittleren und oberen Ränge im einst größten Kuppelbau Europas, die sind nämlich zugehängt.

So sage ich, nicht nur die Gigantomie des Spitzensports, dessen Entwicklung potentiell auch zum Sargnagel der Wahrnehmung des Reitsports führt, sondern auch fehlende Visionäre in den Sportverbänden, aber auch die Reiter selber, die permanent und wiederholt in den Dopingergebnissen zu finden sind, negieren die Entwicklung und halten einfach nicht dagegen. Kein Wunder, dass sich auch Sponsoren und Mäzene zurückziehen. Im deutschen Fernsehen existiert außer dem CHIO von Deutchland in Aachen schon lange praktisch keine Präsenz mehr, Aachen ist natürlich die Ausnahme. Dort wird der langjährige Stadion- und TV-Sprecher Hans-Heinrich Isenbart zwar nicht mehr zitiert, aber sein Spruch ist jedem in Erinnerung: „Und vergessen Sie die Pferde nicht…“

 


Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>