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460 Pferde im Anflug auf Kentucky... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 27. August 2010 um 12:02

 

Wassenberg. Millionen Euro kostet die Teilnahme an den 6.Weltreiterspielen in Lexington/ Kentucky (25. September bis 10.Oktober). Es könnten die vorletzten sein, denn die darauf folgende Veranstaltung 2014 in der Normandie ist bereits vergeben. Dass viele Föderationen das Millionen-Unternehmen Weltreiterspiele finanziell kaum noch stemmen können, scheint plausibel.

 

Der erste belegte Transport von Pferden wurde in England beschrieben, bis dahin war man zu den verschiedenen Rennen hingeritten. 1867 zogen Pferdefuhrwerke erstmals Galopper von Newmarket nach Epsom, um sie ausgeruht am Start zu haben. In der heutigen Zeit werden die Pferde meist auf der Straße in eigens konstruierten Transportern chauffiert. Dazu Dr. Peter Cronau (Lindau), viele Jahre als Vet-Vertreter im Bureau des Weltverbandes (FEI): "Die moderne Federungs-Technik in den großen Transportern erlaubt stressfreies Fahren, sodass Erschütterungen weitestgehend vermieden werden. Wichtig ist besonders der Luftraum und die Belüftung in den Fahrzeugen.Das Pferd benötigt immer frische Luft, damit auch der Schweiß und die Ausdünstungen von Urin und Kot abgeführt werden können.“

 

Größere Strecken wie nun zu den Weltreiterspielen in die USA werden  per Flugzeug zurückgelegt.

Das Unternehmen „ der fliegenden Pferde“ liegt – seit 1988 - in der Hand des erfahrenen am Niederrhein lebenden Iren Martin Atock (47) mit seinem Unternehmen „Peden Bloodstock“. Der frühere Militaryreiter aus Dublin hat zur Zeit einen wahrlich stressigen Job, „ich stehe um vier Uhr auf und komme kaum vor Mitternacht ins Bett“, sagt er. Von den Wettbewerben selbst habe er selbst noch nie etwas mitbekommen, "lediglich bei den Olympischen Reiterspielen in Hongkong stand ich mal am Abreiteplatz..."

 

Fliegen angenehm für Pferde...

 

Bis auf die nordamerikanischen Teilnehmer aus den USA und Kanada – sie kommen auf dem Landweg – werden aus allen anderen Ländern Pferde, Reiter, Pfleger, sonstiges Personal, Futter und Equipment eingeflogen. Rund 750 Pferde sind in den acht Disziplinen Springen, Dressur, Vielseitigkeit, Fahren, Voltigieren, Distanzreiten, Reining und Para-Equestrian am Start in Lexington, 460 Pferde aus 62 Nationen werden auf dem Luftweg in die USA transportiert. Die Pferde aus Australien, Neuseeland, Zentral- und Südamerika sowie Fernost werden aus den betreffenden Ländern nach Miami oder Los Angeles geflogen, alle anderen von Lüttich aus direkt nach Cincinnati. Nach dem Nonstopflug über neun Stunden von Belgien aus werden die Pferde in Cincinnati in die 1,5 km entfernte Quarantänestation gefahren, wo sie 42 Stunden bleiben müssen. Sie können von Pflegern an der Hand geführt werden, „normalerweise ist das nicht so, da müssen die Tiere in ihren Boxen stehen bleiben“, so Martin Atock. Nach dem vorgeschriebenen Quarantäneaufenthalt werden die Pferde mit Transportern – oder per Flugzeug von Miami oder Los Angeles aus – in den 90 Minuten von Cincinnati entfernten Kentucky Horse Park gebracht.

 

Geflogen wird mit Jumbos, die Piloten besitzen bereits Erfahrung mit der sicher nicht alltäglichen Fracht, sie ziehen die Maschinen eher sanft nach dem Abheben nach oben.  "Wie beim Menschen auch werden Start und Landung als stressig eingestuft. Wichtig ist, dass den Pferden während des gesamten Fluges Heu im Heunetz angeboten wird. So öffnen sich beim Schluckvorgang die Ohren, und der Druck wird zumindest reduziert. Ist das Flugzeug erst einmal in der Luft, ist es durchaus angenehm für die fliegenden Pferde," sagt der frühere deutsche Team-Tierarzt für Dressur und Springen, Dr. Björn Nolting. Die Luft im Frachtraum sollte zwischen 17 und 18 Grad betragen, um Fieber zu vermeiden. Wichtig sei der Platz im Flugzeug. Wenn möglich, sollten die Pferde breit stehen, damit sie bei Schwankungen ihr Gewicht gut auspendeln könnten. Die auf Tiertransporte geschulten Piloten würden die Maschinen beim Landen nicht zu stark abbremsen, erklärt Nolting, kritische Situationen könnten während eines Fluges entstehen, „sollten Koliken, Fieber oder Panik auftreten“, wenn möglich sollten dennoch im Vorfeld keine Beruhigungsmittel gegeben werden.

 

Erste Maschine aus Südamerika geht am 30. August

 

Martin Atock hatte insgesamt 22 Flüge mit einer Fracht von 100 Tonnen zu planen. „Mehr als 77 t darf  eine Maschine nicht laden“, sagt er. 24 Boxen können in ein Flugzeug gehievt werden, „wie viele Pferde verladen werden pro Maschine, hängt davon ab, ob die Pferde breit oder eng geflogen werden.“ Vom 16. bis 28. September sind ständig Pferde in ihren „fliegenden Boxen“ in der Luft. „Wenn am 28. September in Lüttich die letzten Maschinen abheben, kommen schon die ersten Pferde wieder zurück“, so Martin Atock. Die letzten Pferde – Dressur Handicap-Reiter, Fahren und Voltigieren – kehren am 14.Oktober nach Europa heim.

 

Die erste Maschine startet bereits am 30. August in Südamerika nach Miami, wegen der in Süd- und Mittelamerika auftretenden Krankheit „Screw Worm“ müssen jene Pferde in eine siebentägige Quarantäne. Peter Cronau über die Erkrankung: "Bei Srew Worm handelt es sich um eine Fliege, die ihre Larven in die Haut legt, auch in gesunde Haut. Die Krankheit ist in tropischen und warmen Ländern verbreitet. In den USA handelt es sich um eine meldepflichtige Erkrankung."

 

Genaue Angaben über die Gesamtkosten des Transports verweigert Martin Atock. Nur das sagt er: „Pro Kilo kann man von einer Gebühr von sechs Euro ausgehen.“ Bei 100 Tonnen allein an Fracht lässt sich leicht errechnen, dass Millionen an Euro bewegt werden, dazu kommen noch die Summen für Versicherung. Für die Olympischen Reiterspiele in Hongkong 2008 übernahm das Organisationskomitee die Transport-Kosten, diesmal haben die einzelnen Föderationen  für alles selbst aufzukommen. Deutschland, das alle acht Disziplinen besetzt, ist das Unternehmen Weltreiterspiele 1,5 Millionen Euro wert – aufgebracht vom Verband, vom Staat aus Steuermitteln, Sponsoren und privaten Geldgebern.

 

Die ersten Weltreiterspiele 1990 in Stockholm waren als einmalige Idee gedacht. In Erinnerung nämlich an die von Melbourne 1956 wegen der strengen Quarantänebestimmungen ausgelagerten Olympischen Reiterspiele. Mit diesem Plan traten die Skandinavier an den damaligen Weltpräsidenten Prinz Philip heran. Der stimmte zwar sofort zu, „doch er wollte dieses Ereignis als einmalig organisiert haben“, wie sich der ehemalige FEI-Generallsekretär Fritz Widmer (Schweiz) erinnert. Aber es kamen immer neue Kandidaten und weitere Weltreiterspiele dazu. Bis auf Aachen 2006 endeten sie alle mit riesigem Defizit. Möglicherweise gewinnt bald auch die Vernunft im Weltverband (FEI) wieder die Oberhand und leitet eine Umkehr ein, nämlich wie früher Weltmeisterschaften in jeder Disziplin separat durchzuführen. Traurig darüber wären nur wenige.

 


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