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Der Traum eines kleinen Mädchens (60) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 15. Dezember 2010 um 15:04

 

 

Die spinnen, die Großen...

 

Polly ritt an diesem Nachmittag in der letzten Pony-Stunde. Die Großen, deren Reitstunde um 17:00 Uhr beginnen sollte, waren schon alle im Stall, um ihre Pferde fertig zu machen. Polly konnte sie von der Reitbahn aus zwischen Sattelkammer und Stall hin und her gehen sehen. Aggi, die Tochter des Reitlehrers war dabei. Hans und Bernd Lichtenhügel, die beiden großen Brüder von Harald und Maria, Kinder des Reitstalleigentümers auch sowie Gudrun, bei der in der Box ihres Pferdes Burgos mal ein  pikantes Kleidungsstück gefunden wurde. Polly erinnerte sich daran, jedes Mal, wenn sie Gudrun sah. Sie hatte die Höschen-Sache nicht vergessen und stellte sich immer vor, wie ein Höschen wohl in das Stroh einer Pferdebox gekommen sein könnte. Und welche Rolle spielte Hans wohl dabei, fragte sie sich immer. Das jedenfalls waren die Jugendlichen, die schon auf Großpferden ritten.

 

Aggi ritt nicht den Araberhengst ihres Vaters. Sie hatte einen großen Fuchs namens Marco. Gudrun besaß auch ein eigenes Pferd: Burgos. Ein ziemlich großer, schwerer Fuchs. Wirklich elegant fand ihn Polly nicht. Schien  aber ein gutes Dressurpferd zu sein. Aggi und Gudrun gingen nämlich manchmal aufs Turnier. Polly hatte sie selbst noch nicht mit eigenen Augen gesehen, aber davon gehört. Die beiden großen Brüder von Harald starteten auch manchmal auf einem Turnier. Aber sie nahmen an Springprüfungen teil. Da gab es ja auch noch deren Cousins: Norbert und Alois. Die starteten auch in Sprinprüfungen. Deren Pferde hatten sie aber zuhause stehen und kamen nur ab und zu in den Reitstall Hubertus, um dort in der Halle zu trainieren. Polly kannte sie schon.

 

Herr van Hopps ließ heute die Kinder Schlangenlinien reiten. Polly war an der Tete. Sie ritt Michi, das Doppelpony. Ein weiteres Mal musste sie sich  unglaublich anstrengen, damit Michi der Abteilung nicht davon lief. Polly fand es schwierig, ganz langsam zu traben. Aber der Reitlehrer hielt sich daran, sie zu ermahnen. Der ging ihr ziemlich auf den Zeiger. Sollte der doch mal die ganze Zeit ein Pferd so zurückhalten. Dann würde der sehen, was sie hier leistete.

 

Dann sollten die Kinder Schlangenlinien reiten, zuerst eine einfache Schlangenlinie an der langen Seite. Dabei durften sie in der Mitte der langen Seite nur etwa sechs Meter von dem Hufschlag entfernt sein, bevor sie zurück zum Hufschlag reiten sollten. Sowohl beim Verlassen, wie auch beim Erreichen des Hufschlages mussten sie ganz genau die Wechselpunkte treffen. Die Punkte waren auf die Holzbande aufgemalt, groß und in weißer Farbe. In diesem Fall waren es die gleichen, wie die Wechselpunkte für das Kommando: Durch die ganze Bahn wechseln. Dreimal mussten sie dasselbe reiten, weil immer irgendein Pony den Wechselpunkt nicht genau traf, sondern entweder zu früh oder zu spät abbog. Als die Lektion halbwegs korrekt schien, kam das nächste Kommando: Doppelte Schlangenlinie an der langen Seite. Das hieß jetzt, kleinere Bögen reiten. In der Mitte der beiden Bögen waren sie höchstens drei Meter vom Hufschlag entfernt. Genau in der Mitte der langen Seite mussten sie eine Pferdelänge, ca. drei bis fünf Schritte ganz geradeaus reiten, dann wieder zum zweiten Bogen abbiegen. Dann wieder rechtzeitig vor der Ecke auf dem Hufschlag zurück sein, um sauber durch die Ecke zu reiten – war alles ganz schön schwierig. Drei Mal rechte Hand, drei Mal linke Hand! Arg anstrengend! So etwas waren die Kinder von dem sonst so langweiligen van Hopps gar nicht gewohnt. Auch Polly kam schön ins Schwitzen. Vorhin noch hatten ihre Finger weh getan vor Kälte. Und die Füße... Davon spürte sie nichts mehr. Im Gegenteil!

 

Polly war sich sicher, sie würde in der kommenden Nacht von Schlangenlinien träumen. Aber ehe sie sich versah, war die Pony-Stunde vorbei. Unglaublich schnell. Sie noch nicht einmal galoppiert. Da standen schon die ersten Großen draußen mit ihren Pferden am Zügel und riefen fordernd: „Tür frei!“. Polly hatte sie bis dahin gar nicht wahrgenommen. So konzentriert war sie, dass sie gar nichts mehr von außen mitbekommen hatte. Aber bei den letzten zwei Schlangenlinien hatte sie jedes Mal korrekt die Punkte getroffen. Das hatte sie gut gemacht.

 

Als sie Michi in den Stall führte, kam ihr genau im Durchgang Gudrun mit Burgos entgegen. Polly erschrak, musste sie doch der älteren Reitkollegin den Weg frei machen. Aber wie? Zum Umdrehen war der Durchgang zu schmal. Es blieb ihr nur übrig, das große Pony Schritt für Schritt zurück zu schieben. Aber zu ihrem großen Erstaunen lachte Gudrun nur und sang vor sich hin: „Ich fange nie etwas an einem Sonntag an....“. Dabei zwinkerte sie Polly zu und richtete ihren Burgos ein paar Schritte zurück und ließ Polly mit Michi durch. Es war unglaublich! Sonst war Gudrun eher ein mürrisches Frauenzimmer, freundlich nur zu ihresgleichen und ganz besonders dann, wenn sie mit Hans schäkerte. Das, allerdings, geschah ziemlich oft.

 

„Ich fange nie mehr `was an einem Sonntag an. Der Sonntag hat`s mir angetan...“ trällerte sie weiter, ohne dass es sie störte, dass alle sie hörten. Gudrun sang einfach und drehte sogar eine Pirouette unter dem Zügel von Burgos durch. Die Kinder schauten sich gegenseitig an und kicherten. Wie uncool, die Alten!!! Sie, die Kinder,  würden so etwas nie tun: laut singen und dabei tanzen in der Stallgasse.

 

Und dann das: Aggi und Gudrun ritten nebeneinander und  sangen nun beide zusammen: „Ich fange nie mehr `was an einem Sonntag an. Der Sonntag hat`s mir angetan...“ und dann lachten beide los und schauten sich bedeutungsvoll in die Augen. Hans und Bernd waren auch mittlerweile in der Reitbahn erschienen. Die gackernden Weiber brachten sie in Verlegenheit. „Wir sind hier nicht beim Karaoke!“, riefen sie, „Hier wird Sport getrieben“. Und dann kam`s dicke für die „Weiber“. Herr Weber kam um die Ecke und hatte gerade noch etwas von dem Gesang in der Reithalle gehört. „Ruhe jetzt! Hier wird trainiert! Schenkelweichen und Viereck vergrößern und verkleinern!“, rief er, noch ehe er die Bahn betreten hatte.

 

Polly verstand nur „Böhmische Dörfer“. Sie hatte keine Ahnung, was die großen da reiten sollten. Diese Lektionen hatte sie noch nie gesehen, geschweige denn von ihnen gehört. Das interessierte sie jetzt. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als an der kalten Bande zu stehen und den Großen zuzuschauen. Dabei stellte sich heraus, dass die Jugendlichen auf ihren Großpferden so etwas ähnliches üben mussten, wie sie vorhin auch. Aber es gab einen Unterschied. Es waren keine richtigen Schlangenlinien, sondern der Weg war nur der gleiche. Dabei durften die Pferde aber nicht gebogen sein, sondern mussten in sich gerade bleiben und parallel des Hufschlages laufen. Sie mussten also seitwärts gehen und dabei die Beine seitlich kreuzen. Polly verstand das schon, aber fand es sehr, sehr schwierig.

 

Gut, dass sie das jetzt noch nicht lenrnen musste. Es hatte noch Zeit. Also würde es auch nicht schaden, wenn sie zu den anderen Kindern in die warme Tränke gehen würde, um sich aufzuwärmen. Sicherlich hatte Frau Opitz wieder herrlichen heißen Kakao zubereitet....

 

„Wir fangen nie mehr `was an einem Sonntag an...“, schallte es ihr vom Jugendtisch entgegen und dazu das Gelächter der Jungen, die Gudruns Ohrwurm aufgenommen hatten. Polly konnte es nicht glauben. Waren die nun auch übergeschnappt?

 

(Fortsetzung folgt...)

 


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