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Der Traum eines kleinen Mädchens (84) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 01. Juni 2011 um 13:32

Der pummelige Thomas flog viermal in den Sand...


Schule ist am Wichtigsten! Diesen ständigen Spruch der Eltern konnte Polly nicht mehr hören. Und jetzt war auch noch das letzte Diktat nicht so toll  ausgefallen. Dies lag mal wieder daran, dass Polly davon träumte, eine große Turnierreiterin zu werden. Letztens hatte sie im Fernsehen Isabell Werth gesehen. Die Olympiasiegerin ritt eine Prüfung  nach Musik. Dabei hatte das Pferd richtig nach dem Takt zu einer fetzigen Melodie getanzt. Polly war sich da ganz sicher: das Pferd bewegte sich nach der Musik. So wollte sie auch mal reiten. Zusammen mit einem edlen Pferd tanzen....

 

Aufgrund der schlechten Note im Diktat hatte Polly zwei Tage nicht in den Reitstall gedurft. Jeden Nachmittag hatte sie Texte zu schreiben, die Mama vorlas. Bei jedem Rechtschreibefehler musste sie einen weiteren Satz zusätzlich zu Papier bringen. Das dauerte ewig. Die Nachmittage waren versaut. Was sie nun im  Reitstall alles verpassen würde....Sie durfte nicht daran denken. Die Reitstunden, die ohne sie stattfanden, die Freunde, die Pferde.... Mama war gemein!

 

Letzten Samstag hatte sich etwas Aufregendes ereignet. Zuerst durften sich Polly und ihre Freunde jeder ein Pony zum Reiten fertig machen. Schon um 13 Uhr. Sie konnten ohne Reitlehrer in die Halle. Die Schulstunden am Samstagnachmittag fielen aus. Die Kinder durften also reiten, wie sie wollten, ohne Aufsicht. Das machte ihnen natürlich am meisten Spaß. Dabei hatte es sich ergeben, dass ein Junge, Thomas (der hatte zwei Nachnamen!!!!!!), sich den Max satteln durfte. Thomas kam nicht so oft wie die anderen zum Ponyreiten. Schon regelmäßig, aber nicht jede Woche. Er war ein recht stiller Junge, zwar genauso alt wie Andy, Pollys Bruder, also Sieben. Aber er war etwas rundlich und nicht so groß. Und Thomas war nicht so wild wie Rolf oder Andy oder Harald. So passierte etwas, was schon sehr lange nicht mehr geschehen war: Max steckte den Kopf zwischen die Vorderbeine und schlug gleichzeitig hinten aus. Thomas fiel in den Sand.

 

Alle lachten! Alle, die das sahen. Zuerst jedenfalls. Alle hielte ihre Pferdchen an, bis Thomas den Max wieder eingefangen hatte. Der galoppierte aber erstmal Runde um Runde durch die Bahn. Nur, weil der Zügel herunter gerutscht war und er mit den Beinen hinein trat, kam Max zum Stehen. Deshalb nur konnte Thomas ihn einfangen und wieder aufsteigen. Die Kinder ritten wieder los. Thomas ritt hinter Rolf her bis zur nächtens Ecke. Dort hielt Max wieder an, ging mehrere Schritte rückwärts. Er stieß mit dem Hintereil gegen die Bande. Im Halten riss er seinen Kopf nach unten, schlug mit beiden Hinterbeinen aus und traf die Holzbande voll. Es gab einen lauten Knall, und Thomas lag vor Max im Sand. Wieder mussten alle anhalten. Diesmal war Thomas klug genug gewesen, um die Zügel nicht aus der Hand gleiten zu lassen.

 

Das ganze Spiel wiederholte sich innerhalb der ersten zwanzig Minuten der Freistunde der Kinder vier Mal. So konnte keiner das Reiten ohne Lehrer nicht voll genießen. Statt dessen mussten sie andauernd durchparieren, weil eben Thomas schon wieder im Dreck lag. Harald platzte der Kragen. Er kannte sich am besten aus mit Max, weil er ihn am häufigsten ritt. Eigentlich war Max sein Pony. Na ja, irgendwie gehörten ihm und seiner kleinen Schwester Maria ja alle Schulponys. Ihr Vater war ja der Reitstall-Eigentümer. Ihm war alles eigen, bis  auf die Privat-Pferde. Die hatten andere Besitzer. Jedenfalls schnauzte Harald jetzt den armen Thomas an, er solle die Zügel fester in die Hände nehmen. Er müsse doch fühlen, wenn Max was im Schilde führte. In dem Moment solle Thomas dem Max eine harte Parade mit den Zügel geben, damit der den Kopf nicht zwischen die Beine stecken könne. Gleichzeitig solle Thomas dem Max „in die Rippen treten“, damit der nach vorne ginge und nicht nach hinten austreten könne. Thomas würde dann nicht über den Kopf von Max hinweg auf den Boden segeln.

 

Thomas standen schon beinahe die Tränen in den Augen. So harte Worte hatte noch keiner zu ihm gesagt. Herr van Hopps, der Reitlehrer, war immer ganz milde mit den Kindern. Von seiner Mutter und seiner schon erwachsenen Schwester hatte Thomas selten so eine Predigt bekommen. Total eingeschüchtert hielt er die Zügel jetzt so fest in beiden Händen, dass ihm die Knöchel weh taten. Aber bei der kleinsten auffälligen Bewegung von Max Kopf reagierte Thomas wie Harald ihm befohlen hatte. Es nutzte: Im Rest dieser Stunde fiel Thomas nicht mehr von Max und die Kinder genossen die Freistunde in der Reithalle.

 

Polly hatte sich Michi fertig machen dürfen. Sie ritt auf dem oberen Zirkel und trabte an. Sie saß aus. Vor ihrem inneren Auge hatte sie Isabel Werth.. Polly wollte die Melodie von Isabels Kür summen. Aber die fiel ihr nicht ein. Sie summte eine andere Melodie, nach der sich Michi bewegen sollte. Aber irgendwie klappte das nicht so richtig. Polly hatte nicht das Gefühl, dass Michis Schritte im gleichen Rhythmus zu der Melodie in ihrem Kopf passte. Ganz schön schwer, dachte sie. Das nächste Mal, wenn sie in einer Freitstunde reiten durfte, müsse sie daran denken und bitten, dass das Radio im Büro angestellt würde. Dann käme nämlich Musik über die Lautsprecher in der Reithalle. Sicherlich wäre es einfacher, die Ponyschritte auf die Musik einzustellen, ohne auch noch selbst an eine bestimmte Melodie denken zu müssen.

 

Polly gab das Dressurreiten für heute auf. Statt dessen beteiligte sie sich nun an dem Wettrennen, das die Jungs angezettelt hatten. Die Kinder trieben ihre Ponys im Renngalopp durch die Reitbahn. Mit großem Gejohle ritten sie immer schneller. Von dem Geschrei aufmerksam geworden, setzte der herbeigeeilte Reitlehrer dem wilden Tun ein Ende. Die Ponys seien keine Spielzeuge!!!!!! Schade, es war so lustig gewesen.

 

Nachdem die Kinder ihre Ponys abgesattelt und abgepflegt hatten, gingen sie raus. Das Wetter war herrlich. Sie ließen ihre leeren Cola-Flaschen einfach draußen stehen, ohne sie in die Kästen zu stellen. Es war ihnen egal, ob das Ärger geben würde. An so einem Tag... Alle zusammen verließen sie das Reitstallgelände und gingen den Feldweg entlang, Richtung Wäldchen. Dann bogen sie links ab auf einen anderen Feldweg, der hinter der letzten Häuserzeile des Ortes an deren Grundstücksenden verlief. Bis heute war ihnen das alte Häuschen mit dem verwilderten Garten gar nicht aufgefallen. Jetzt erst, als zwei Ponys in dem Garten weideten, fiel den Kindern auf, dass das Grundstück anders war als die Nachbargärten. Die anderen Leute hatten nämlich  in ihren Beeten Gemüse und Salate fein säuberlich in Reihen gepflanzt, wie mit dem Lineal gezogen. Das verwilderte Grundstück fiel aus dem Rahmen. Es hatte etwas von einem verwunschenen Garten aus einem Märchen.

 

Als die Kinder am Zaun stehen blieben, trat eine Frau aus dem Haus. Sie sah zu den Kindern herüber. Sie sagte aber nichts. Sie verscheuchte die Kinder auch nicht. Aus ihrer altmodischen Schürze holte sie zwei vertrocknete Brötchen hervor und reichte sie den beiden Ponys. Die streckten gierig ihre Hälse. Dann blickte sie wieder zu den Kindern am Zaun herüber und nickte ihnen zu. Die Frau drehte sich um und verschwand in dem alten Haus.

 

Die Szene hatte etwas unwirkliches an sich. Polly fühlte sich wie in einem von Grimms Märchen. Das alte Haus, der verwilderte Garten mit den alten Obstbäumen. Dazu die friedlich grasenden Pferdchen und nicht zuletzt die Frau mit der altmodischen Kittelschürze..... Es fehlten nur noch eine schwarze Katze und ein Rabe auf der Schulter der Frau! Polly meinte auf einmal den Schrei einer Eule zu vernehmen. Aber sie hatte sich wohl geirrt.

 

Ihre Freunde waren schon weitergelaufen. Polly musste sich beeilen, um sie einzuholen. Es war ein herrlicher Sommernachmittag an diesem Samstag gewesen.

 

Was hatten Mama und die Lehrer schon für eine Ahnung, was für interessante Dinge hier im Reitstall und in der Nachbarschaft geschehen. Die würden das nie verstehen!

 

Rechtschreibeübung, was für eine Zeitverschwendung. Sie würden wohl Polly nie verstehen.

 

(Fortsetzung folgt....)

 


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