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Der Traum eines kleinen Mädchens...(99) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 05. Oktober 2011 um 14:00

"Schulterherein" Schlüssel für fast alle Lektionen...

 

Polly träumte immer noch davon, eine große Turnier-Reiterin zu werden. Wenn immer Reitsport im Fernsehen übertragen wurde, schaute sie gebannt zu. Daher kannte sie die Namen der berühmten Reiter: Isabell Werth, Ludger Beerbaum, Meredith Michaels-Beerbaum, Nadine Capellmann, Ulla Salzgeber, Holger Wulschner, Monica Theodorescu. Sie kannte sogar die Namen von zwei weltberühmten Trainern: Otto Becker für die Springreiter und Jean Bemelmans für die spanischen Dressurreiter. Beide hatte sie bei einem Interview im Fernsehen gesehen und gehört.

 

Leider kam kaum Reiten in den Sportsendungen des Fernsehens. Und wenn – dann ganz wenig. Zu wenig für Polly und ihre Freunde. Im Reitstall hörte sie auch von den Großen, dass sie sich viel mehr Reitsport-Übertragungen wünschten. Wie sollten sie sich da etwas abschauen können? Wenn sie ihre großen Vorbilder immer nur ganz kurz beobachten konnte. Da war ja sogar der CHIO in Aachen besser, obwohl man dauernd von Ordnern schikaniert wurde.

 

Letzte Woche aber war ein Glücksmoment für Polly: sie fand auf einer Internetseite Berichte und Fotos von internationalen Reitturnieren. Dort fand sie auch Fotos von einigen ihrer Vorbilder.

 

Seitdem erhielt ihr ursprünglicher Ehrgeiz zusätzlich neuen Schub. Polly dachte Tag und Nacht ans Reiten und wie sie besser werden konnte. Sie hatte am vergangenen Freitag sogar länger als eine Stunde an der Bande zur Reithalle gestanden, nur um den großen Jugendlichen bei deren Trainerstunde zuzuschauen. Herr Weber kam ja immer einmal in der Woche, um den Turnierreitern des Reitstalles Trainerstunden zu geben. Herr Weber war noch strenger als Joachim. Der machte wenigstens noch Witzchen während der Reitstunde. Bei Herrn Weber kein Denken dran. Ziemlich uncool, fand Polly, aber wirksam. Aggi und Gudrun kamen oft mit Schleifchen von Turnieren. Das hieß, dass sie in ihren Dressurprüfungen ganz gut abgeschnitten hatten.

 

Polly schaute jedenfalls von Anfang bis Ende der Trainerstunde zu. Herr Weber war ausnahmsweise sehr pünktlich. Daher nutzte er die Gelegenheit, die Jugendlichen zu prüfen. Nach dem Aufsitzen sollten die erstmals am langen Zügel im ruhigen Schritt gehen. Polly beobachtete, dass die fünf Reiter in der Bahn sich automatisch auf dem Hufschlag in einer Richtung, in diesem Fall zunächst auf der rechten Hand, einordneten. Polly fiel auf, dass Herr Weber gar nichts von „Abteilung bilden“ gesagt hatte. Ganz erstaunt war sie, dass der Trainer aber dies gar nicht bemängelte, sondern sich den Hans rauspickte, um ihm die Frage nach der Zügellänge zu stellen.

 

Polly war nichts aufgefallen. „Wie sollt ihr erstmal reiten?“, fragte Herr Weber. Hans antwortete: „Im Schritt“. „Klar! Aber was ist mit den Zügeln?“, bohrte der Reitlehrer weiter. Hans wusste es schon nicht mehr. Aggi und Gudrun tuschelten und kicherten dabei. „Am langen Zügel. Nicht am hingegebenen Zügel“, brüllte nun Herr Weber. „Ist das denn so schwer?“, brüllte er weiter und verdrehte genervt die Augen. Hans wurde rot und nahm die Zügel auf, er verkürzte sie. Aber nur so, dass sie noch ein klein wenig durchhingen, ab und zu aber Verbindung zum Pferdemaul hatten.

 

Jetzt bemerkte auch Polly den Unterschied: beim hingegebenen Zügel war die Verbindung zum Pferdemaul völlig aufgegeben. Polly hatte beim ersten Zuschauen schon was gelernt. Das würde sie mal die anderen Ponykinder fragen. Die hatten ja keine Ahnung und sie, Polly, würde gut dastehen mit ihrem Wissen.

 

Herr Weber gab auch eine Erklärung ab. Das fand Polly ganz toll. Herr van Hopps erklärte nie etwas. Bei dem mussten alle immer genau das tun, was er kommandierte. Ohne Fragen zu stellen – einfach parieren!

 

Das Pferd soll sich, wenn das Training beginnt lösen (locker machen) und entspannen. Dabei soll es aber merken, dass die Arbeit und somit die Disziplin anfängt. Auch das Tier muss spüren, wann die Konzentration beim Reiter beginnt und wann es tun und lassen darf, wie und was es will. Das bekommt man hin, indem man die Zügel nicht völlig durchhängend über den Pferdehals fallen lässt. Ist eigentlich einleuchtend, dachte Polly.

 

Für Polly verlief die Reitstunde der jugendlichen Turnierreiter hoch spannend. Herr Weber hielt sich dauernd an Kleinigkeiten auf, die die Reiter angeblich falsch machten.

 

Das Hauptthema in dieser Reitstunde war eine äußerst schwierige Dressurlektion. Die Reiter sollten „Schulter herein“ reiten. Polly hatte nicht die geringste Ahnung, was das Kommando bedeutete.

 

Sie sah die fünf Reiter im Schritt auf dem Hufschlag reiten. Deren Gesichter waren voll konzentriert. Sie blickten verkniffen. Keiner redete und keiner lachte. In Pollys Augen geschah gar nichts. Was sollte das denn alles????

 

Polly beobachte die fünf Reiter und die fünf Pferde. Immer noch Schritt auf dem Hufschlag. Plötzlich bog Bernds Pferd nach innen ab. Polly glaubte, er wollte eine Volte reiten. Aber Bernd zog sein Pferd wieder auf den Hufschlag zurück. Erst jetzt fiel Polly auf, das alle fünf Pferde ihren Kopf und Hals nach innen gezogen hatten.

 

Herr Weber stieß einen demonstrativen Seufzer aus. Er drehte sich ab und schlug die Hände überm Kopf zusammen. Polly sah, dass er tief Luft holte. Dann brüllte er wieder durch die Halle: „Von Kopf rumziehen hat keiner was gesagt.“ Die Reiter erschraken und schauten betreten auf den Boden. Sie hatten nun alle rote Köpfe vor Anstrengung. „Es klappt nicht. Der Marco dreht nur den Kopf nach innen oder er biegt ganz vom Hufschlag ab“, jammerte Aggi. Sie war den Tränen nahe.

 

Polly verstand gar nichts mehr. Aggi war doch so eine tolle Dressurreiterin, Pollys Idol im Reitstall Hubertus. Und Gudrun. Die auch. Jetzt verzweifelten die beiden fast und waren den Tränen nahe.

 

„Schulter herein ist eine der schwierigsten Lektionen überhaupt. Aber wenn man die korrekt reiten kann, beherrscht man fast alle Lektionen in der Dressur“, dozierte Herr Weber. Er brüllte nicht mehr, sondern blieb ganz cool. Polly saugte jedes Wort auf. Es schien unglaublich: mit einer Lektion alle anderen richtig ausführen zu können….. Das wollte sie auch können. Die anderen Kinder würden staunen.

 

Während sie zu träumen begonnen hatte, fing Herr Weber an, Schulterherein zu erläutern. Mit einem Mal richtete Polly ihr Augenmerk wieder auf die Vorgänge in der Reitbahn. Herr Weber ließ Gudrun auf Burgos vorreiten. Am Anfang klappte es gar nicht. Herr Weber musste eingreifen.

 

„Wie die Lektion schon lautet: die Schultern des Pferdes sollen auf den zweiten Hufschlag geführt werden. Dabei soll es nicht einfach am inneren Zügel nach innen gezogen werden, sonder soll in sich gerade bleiben. Dazu muss der äußere Zügel anstehen, damit sich das Pferd daran „anlehnen“ kann. Der äußere Schenkel des Reiters liegt etwas zurück und bildet eine unsichtbare Begrenzung, damit die Hinterhand des Pferdes nicht nach außen wegschwimmt und gegen die Bande kracht. Das Pferd soll in sich gerade bleiben. Mit dem inneren Zügel gibt der Reiter ein wenig Stellung. Wie in der Kurve. Nicht mehr! Am äußeren Zügel wird die Vorhand bis zum zweiten Hufschlag in die Bahn geführt. Die Beine des Pferdes kreuzen und dadurch geht das Pferd automatisch schräg“, sagte Herr Weber.

 

Für Polly klang das wahnsinnig kompliziert. So schnell hatte sie sich das alles gar nicht merken können. Gut, dass die Reiter das vormachten. Sie versuchten es jeden Falls. Bei jedem legte Herr Weber selber Hand an, indem er vorsichtig das jeweilige Pferd etwas vom Hufschlag wegführte, wobei der Reiter nun unbedingt mit dem äußerem Zügel und Schenkel das Pferd in sich gerade halten musste.

 

„Wenn ihr es perfekt schafft, das Pferd am äußeren Zügel gerade zu halten und dabei die Vorhand auf den zweiten Hufschlag zu führen, könnt ihr Hinterhandswendungen, Pirouetten und Traversalen in allen Gangarten reiten. Das gehört zur Hohen Schule der Dressur“, waren die letzten Worte des Trainers für diese Trainingsstunde.

 

Das war Pollys großes Ziel: die Hohe Schule der Dressur zu beherrschen. Gleich am nächsten Tag würde sie anfangen zu üben. Den anderen Pony-Kindern würde sie nichts davon sagen. Plötzlich wäre sie gut!

 

(Fortsetzung folgt…)

 

 

 


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