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Der Traum eines kleinen Mädchens...(118) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Donnerstag, 08. März 2012 um 11:59

Zuerst Übermut - dann gegen die Bande geknallt...

 

 

Heute hatte Polly den ganzen Reitstall für sich alleine. In ihrer Schule war Elternsprechtag. Der Unterricht fiel aus, zufällig an diesem Tag auch im Reitstall die Stunde der sogenannten Kochlöffelabteilung. Der Reitlehrer konnte nämlich nicht. Innerlich musste Polly wieder bei dem Begriff „Kochlöffelabteilung“ lächeln. So nämlich wurde die Abteilung, die vormittags um zehn Uhr anfing, genannt, an der fast ausschließlich Hausfrauen teilnahmen. Anstatt am Herd zuhause den Löffel zu schwingen, schwangen die Damen ihr rechtes Bein über den Pferderücken, um Reiten zu lernen.

 

Heute war Polly schon vormittags mit dem Fahrrad in den Reitstall gefahren. Überraschenderweise traf sie dort keinen an. Dass ihre Freunde nicht da waren, wusste sie natürlich. Wegen der Schule. Nicht überall nämlich wurde der Elternsprechtag angesetzt. Dass aber der Reitlehrer, Herr van Hopps, auch nicht kam, wunderte sie schon. Sogar der Pferdepfleger Pitter war nirgends aufzufinden. Darüber erstaunte sie ebenfalls.

 

Im Stall herrschte absolute Ruhe. Allein das zufriedene Malen von Heu zwischen den Pferdezähnen war zu hören. Ab und zu folgte auch ein Schnauben.

 

Ein ungewöhnliches Gefühl überkam sie, so alleine in dem großen Reitstall zu sein, wo sonst immer so viel los war. Immer und ständig Leute, die kamen und Reitstunden nahmen, das war letztendlich  das Geschäft von Herrn Lichtenhügel. Damit verdiente der sein Geld. Und dazu durch die privaten Einstaller, denen er Boxen vermietet hatte.

 

Polly machte sie sich Star fertig. In den letzten beiden Wochen schon hatte sie sich täglich um das schwierige Pony gekümmert. Sie sollte es dahin bringen, dass es problemlos in die Riege der Schulponys aufgenommen werden konnte. Noch war es nicht so weit. Obwohl das Problem schon wesentlich kleiner geworden war, doch immer noch wurde Star von Panik erfasst, wenn plötzlich ruckartig an den Zügeln gezogen wurde, da war eben immer noch etwas von Schmerz, Gebiss und Maul, wenn alles zusammen kam.

 

Polly musste sehr viel Geduld aufbringen. Fast war es schon langweilig. Immer das gleiche mit Star zu üben. Aber es half nichts. Noch konnte man nicht normal mit dem kleinen Wallach umgehen. wie mit den anderen Ponys. Heute schenkte sich das Putzen und kratzte nur gründlich die Hufe aus. Dann sattelte und trenste sie auf. In der Reitbahn sorgte sie erst einmal dafür, dass die Bande, das Eingangstor, richtig verschlossen war. Sie wollte, da ihr keiner zuschaute, einmal ein bisschen intensiver mit dem Pferdchen üben. Da brauchte sie keine Zuschauer.

 

Sie hatte eine Longe mit, und zwar eine aus Baumwolle. Das war deswegen so wichtig, weil für den Fall, sollte Star plötzlich daran reißen, ihr die Leine durch die Hände gezogen wurde, eine Baumwolllonge die Hände nicht so rasch aufriss wie eine Leine aus Nylon oder anderem Kunststoff. Auf Brandblasen in den Händen, und die bekam man rasch, wenn einem so eine Nylonleine durch die Handflächen gezogen wurde, hatte sie keine Lust.

 

Polly führte die Longe durch den linken Gebissring unter dem Pferdekinn durch zum anderen Gebissring. Dort klinkte sie die Longe ein. Dann lenkte sie das Pony links um sich herum. Diese Art, eine Longe zu befestigen, hatte sie bei den Großen gesehen. Später hatte Hilfsreitlehrer Joachim ihr erklärt, man mache das so, um nicht das ganze Trensengebiss dem Pferd durchs Maul zu ziehen.

 

In Stars Fall war das sowieso ideal, weil beim Ziehen an der Longe beide Ringe etwas angezogen wurden. Und darum ging es ja bei diesem Pony. Immer noch fürchtete sich Star ganz klar vor einem stärkeren Kontakt mit dem Gebiss im Maul.

 

Zunächst zog Polly noch im Stehen an dem Gebiss. Sofort stellte Star die Ohren nach vorne. Ein Zeichen, dass er auf „Hab-Acht-Stellung“ stand. Polly erkannte das Warnsignal sofort. Dennoch machte sie das gleiche ein paar Mal zum Darangewöhnen hintereinander.

 

Dann ließ sie Star um sich herum im Schritt, später im Trab laufen. Immer wieder  provozierte sie die Situation, in dem sie an der Longe zog. Sie traute sich aber nicht, Star angaloppieren zu lassen. Sie wusste, dabei hätte sie unkontrolliert an der Longe ziehen müssen. Erfahrungsgemäß brachen die meisten Ponys beim Galopp an einer Longe aus. Diese Übung an einer Longe war den Ponys meist unbekannt, denn longiert wurden sie selten, vor allem die Schulponys nicht. Sie sollten vor allem in den Schulstunden bewegt werden.

 

Polly fühlte sich, wie bereits gesagt, mit Star völlig unbeobachtet. Eigentlich könnte sie es mit einem Galöppchen mal probieren, dachte sie. Was sollte schon geschehen? Sie trug ja Handschuhe und so groß war Star nicht. Sie würde ihn schon halten können. Also, man könnte es ja mal versuchen...

 

Zunächst achtete sie darauf, dass Star ganz zufrieden um sie herum trabte. Immer wieder zog sie dabei ganz vorsichtig die Longe an. Manchmal warf Star plötzlich den Kopf hoch und machte Anstalten zu blockieren, also ruckartig abzubremsen. Dann kam Polly aber sogleich mit der Longierpeitsche von Hinten und ließ augenblicklich die Longe wieder etwas länger. Damit konnte sie die Situation jeweils retten.

 

Nun trieb sie Star vorsichtig mit der Longierpeitsche an und gab das Kommando „Gaaaaaalopp“. Das Pony wurde immer schneller, seine Kreise um Polly vergrößerten sich. Sie musste ganz schön laufen, um nicht mit der Longe im Ponymaul zu reißen. Star fiel in Galopp,  Polly war schon ganz außer Atem. Natürlich wurden die Kreise immer größer. Polly fasste die Longe nun ganz am Ende in der vorgesehenen Schlaufe an. Dann galoppierte Star gerade aus – und dann folgte fast zwangsweise das Unvermeidliche: Ein Ruck, Star riss den Kopf nach oben wie von Schmerz gepeinigt, dann ein Satz, und Polly hatte keine Longe mehr in der Hand. Das Pony raste nun durch die Bahn, mit der Longe am Kopf. Polly schmerzten die Hände trotz der Handschuhe, sie konnte nur zuschauen und warten.

 

Plötzlich wendete Star und raste auf die Bande mit dem Tor zu. Er verlangsamte sein Tempo nicht. Im Gegenteil. Er schien schneller zu werden. Polly schoss der Angstschweiß auf die Stirn. Sie rannte los. Wollte zwischen Pony und Tor gelangen.  So ein Pony war aber rasend schnell. Sie machten einen Sprung vor das Tor, sah das Tier auf sich zukommen… Sie fiel in den Dreck. Ihr Rücken krachte gegen die Holzbande.

 

Als nächstes sah sie Star über sich stehen. Er zitterte am ganzen Körper. Genau wie Polly. Von Unten sah der Ponykopf riesengroß aus. Dampf stieg von ihm auf. Es sah aus wie ein schwarzes Monster im Nebel.

 

Nichts war zu hören, nur das heftige und stoßartige Atmen des Tieres und ihr eigener Herzschlag. Polly rappelte sich wieder auf. Star blieb neben ihr stehen. Sie brauchte nur nach der herunterhängenden Longe zu greifen.

 

Und dann war alles, als wäre nichts geschehen. Sie führte das Pony nun im Schritt neben sich her, damit es zur Ruhe kam und der Schweiß trocknete. Jetzt erst fand sie Zeit, sich darüber klar zu werden, was hätte passieren können, wenn Star versucht hätte, über die Bande zu springen. Oh Gott, und wenn er dann auf dem Betonboden aufgeschlagen wäre, im Vorraum der Reitbahn?

 

Diese blöde Aktion hätte sie sich wirklich sparen können. Sie hatte ja vorher gewusst, dass so etwas passieren konnte. Bei Star war es sogar mehr als wahrscheinlich gewesen, dass diese Situation mit dem Rucken an der Longe im Galopp zwangsweise erfolgen musste.

 

Um das Vertrauen des Tieres zum Trensengebiss wieder herzustellen, blieb Polly nichts anderes übrig, als mindestens noch eine halbe Stunde zusätzlich im Schritt zu führen. Es war stinklangweilig, durch den Sand der Halle zu stapfen. Aber sie sah es als verdiente Strafe für ihre eigene Unvernunft an.

 

(Fortsetzung folgt…)

 


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