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Der Traum eines kleinen Mädchens...(179) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Donnerstag, 12. September 2013 um 08:38

Bauarbeiter entdecken ein Pferdeskelett...

 

Jedes Jahr gab es irgendeine große Veränderung im Reitstall Hubertus. Diesmal kam das Projekt bei Polly besonders gut an. Ein ganz neuer Reitplatz sollte gebaut werden. Das Hauptaugenmerk sollte dem Bodenbelag gelten, um ein gutes Dressurviereck anzulegen. Der einzige Platz, der hierzu in Frage kam, lag hinter der Reithalle bei den alten Gebäuden der Anlage.

 

Erst in der vergangenen Woche wurde das Vorhaben von Reitstalleigentümer Herrn Lichtenhügel den Einstallern und Vereinsmitgliedern mitgeteilt. Allerdings machte Herr Lichtenhügel ein Gesicht, bei dieser Eröffnung, als sei ihm sein eigenes Unternehmen widerwärtig, als wollte er es eigentlich überhaupt nicht durchführen.

 

Polly hingegen freute sich deshalb so sehr darüber, weil auf dem vorderen Reitplatz, auf dem sie bisher Ihre Lektionen reiten musste,  alle gerne ritten. Die einen bewegten ihre Pferde nur, andere bauten ihre Sprünge auf, dann gab es noch die Reitstunden auf den Schulpferden, und es gab jene, die einfach kreuz- und quer ritten, weil sie gerade mit dem Reitsport begannen.

 

Für Polly war dieser Umstand bisher höchst unbefriedigend. Sie wollte ordentliche Dressurlektionen auf einem den offiziellen Maßen entsprechenden Platz üben. Hierzu musste so ein Viereck für ihre Klassen, in der sie ritt, die Maße mindestens vierzig mal zwanzig Meter betragen. Und überhaupt: Hindernisse standen ihr immer im Weg. Sollten doch die Jungs, die immer nur springen wollten, die Stangen und Ständer doch wenigstens anschließend wieder an die Seite des Platzes stellen. Das aber geschah zu Pollys Leidwesen und Verärgerung nie.

 

Aber jetzt sollte ein ordnungsgemäßer Dressurplatz entstehen. Allerdings hatte Polly schon die Diskussion unter den Erwachsenen mitbekommen, die diese Verlautbarung der letzten Woche ausgelöst hatte. Hinter vorgehaltener Hand diskutierten die Erwachsenen darüber, wieso der Eigentümer auf einmal soviel Geld investieren wollte. Sonst sei der doch für jede Renovierung zu geizig. Es wurde darüber spekuliert, ob er im Rahmen seines Immobilienhandels überaus preisgünstig an Baumaterialien gekommen sei, die er nun irgendwie für ein solches Viereck gebrauchen wollte. Wenn das allerdings so sei, dann müsse man damit rechnen, dass postwendend die Boxenmiete erhöht würde. Darüber sei man sich im Klaren.

 

Weiterhin wurde darüber geflüstert, ob es sich eventuell um Abriss-Abfall handeln könnte, die Herr Lichtenhügel etwa als Schotter-Untergrund für ein Dressurviereck nehmen würde. Dann allerdings müsse man mit dem Schlimmsten rechnen: der Schotter würde über kurz oder lang an die Oberfläche kommen und bei jedem Tritt der Pferde eine Gefahr für deren Gesundheit darstellen. Das wollte keiner. Aber alle waren sich einig, so etwas war dem Eigentümer der Anlage durchaus zuzutrauen. Polly war geschockt. Das wäre aber eine große Gemeinheit. Dann würde sie auf dem neuen Platz nicht reiten. Das war klar.

 

Ihr fiel auf, dass es keine einzige Stimme gab, die davon ausging, dass der Immobilienhändler Lichtenhügel, einfach nur so aus freien Stücken in die Verbesserung des Reitstalles in Form der Anlage eines ordnungsgemäßen Dressurvierecks investieren würde.

 

Polly wollte sich allerdings die Freude auf eine bessere Trainingsbedingung nicht vermiesen lassen. Im Gegenteil. Augenblicklich, als sie die guten neuen Nachrichten erfuhr, mobilisierte sie alle ihre Reitkollegen, um zu sammeln. Sie wollte eine große Geldsumme von allen einsammeln, auch von den Schulpferdereitern, um Buchstaben anzuschaffen. Sie hatte nämlich in einem Reitsportgeschäft gesehen, dass man einen Satz Buchstaben, die die Zirkelpunkte einer Reitbahn bildeten, kaufen konnte. Die waren an Eisenstangen befestigt, die an den entsprechenden stellen, am Rande des Vierecks, in den Boden gesteckt werden konnten. Das hatte ihr gefallen.

 

Euphorisch sprach sie jeden im Stall darauf an. Aber wen immer sie auch fragte, der antwortete: „Erst mal abwarten, ob der Lichtenhügel überhaupt ein geeignetes Dressurviereck tatsächlich baut.“ Polly war enttäuscht von den Kameraden. Aber sie musste klein beigeben. Sie verzichtete auf ihr Vorhaben nicht, stellte es nur zurück.

 

Gestern nun lief sie gleich hinter die Reithalle, um nachzusehen, ob sich schon etwas getan hatte. Die vergangenen Tage wurde ihre Neugierde enttäuscht. Diesmal aber standen dort tatsächlich Baumaschinen. So etwas wie Raupen mit einer großen Schaufel vorne dran. Ein Teil den Platzes war schon abgeschoben. Die Oberfläche mit der Grasnabe lag als Hügel aufgetürmt an der Seite und machte dort den Feldweg nun unpassierbar. Das allerdings war Polly völlig egal. Hauptsache das Dressurviereck wurde gebaut. Und es sah ganz danach aus.

 

Sie bemerkte die Bauarbeiter, die in „ihrer“ alten Scheune saßen und etwas tranken. Dabei lachten die laut. Sie waren ganz unbeschwert an dem Ort, wo Polly vor zwei Jahren die Überreste eines ermordeten Menschen gefunden hatte. Noch immer schauderte es sie, wenn sie an das gruselige Ereignis dachte. Konnten die Arbeiter nicht schneller arbeiten? Sie seufzte. Selber konnte sie ja schlecht zu den Männern hingehen und sie zum Weitermachen antreiben. Am liebsten hätte sie die Arbeiter sogar darum gebeten, mit ihrer großen Raupe die olle Scheune gleich zusätzlich platt zu machen. Dort könnte man ja Tribünensitze bauen. Sie nahm sich vor, diesen Vorschlag Herrn Lichtenhügel zu unterbreiten. Er war genial, fand sie.

 

Und da kam auch der Eigentümer. Er lief ihr entgegen, als sie gerade dabei war, in den Stall zu ihrer Beauty zu gehen. Sie wollte an der Trainingsstunde teilnehmen. Unvermittelt drehte sie um und schlich hinter dem Stallbesitzer her. Zu ihrer Überraschung und großen Freude verlangte der von den Arbeitern, dass sie noch bis zur Dunkelheit mit dem Planieren des Platzes weitermachen sollten. Die Kaffeepause sei für heute beendet.

 

Grinsend ging Polly in den Stall. Diese Reitstunde würde super werden, sie war cool drauf. Die anderen würden heute staunen, wie gut sie war. Heute musste Beauty die Beste sein. Sie war sich da ganz sicher.

 

Polly erschien als letzte in der Reitbahn. Im Gang hörte sie schon ihre Kollegen schimpfen und murren. Die Pferde in der Bahn waren sehr unruhig. Hinter der Reithalle dröhnten die Baumaschinen. Daran hatte Polly nicht gedacht. Die Pferde waren das nicht gewohnt. Sie hatten Angst. Die Reiter konnten sie nur schwer unter Kontrolle halten. Polly hatte auch alle Hände voll zu tun. Beauty sprang immer wieder zur Seite, wenn draußen eines der Fahrzeuge zu nah an die Reithalle kam. Und das, obwohl ja noch die hintere Stallgasse mit einigen Pferdeboxen dazwischen lagen. Der Lärm war schier unerträglich. Dressurviereck hin oder her. An ein vernünftiges Training konnte man nicht denken.

 

Reitlehrer Weber gab sich zwar alle Mühe, doch seine Kommandos wurden kaum verstanden. Er ließ die jungen Reiter mehr oder weniger reiten, wie sie wollten. Ab und zu nur rief er mal den einen oder anderen zu sich. Aber seine Miene zeigte, wie sauer er war. Wahrscheinlich hielt er nur wegen des Geldes, das er für die Stunde bekam, durch.

 

Ganz plötzlich allerdings verstummten die Planiermaschinen. Es war keineswegs bereits dunkel geworden. Tageslicht kam noch durch die Fenster herein. Aber es atmeten alle vor Erleichterung auf. Endlich Ruhe! Die Trainingstunde war fast vorbei. Jetzt fing keiner mehr an, richtig zu trainieren.

 

Herr Weber ließ die Reiter aufhören. Sie durften durcheinander reiten und schwatzen. Er verließ die Bahn. Zunächst fiel es den plappernden und lärmenden Jugendlichen nicht auf. Plötzlich allerdings versammelten sich die Erwachsenen im Vorplatz von der Reitbahn. Es wurde laut. Alle waren ganz aufgeregt. Erst, als dort die jungen Reiter ihre Pferde anhielten und genau hinhörten, schnappten sie verdächtige Wortfetzen auf. Zerrissene Pferdedecke. Rennstall. Verwesung. Schwarzer Schweif. Polizei. Telefonieren. Leiche. Polly und ihre Freude schauten sich fragend an. Die Erwachsenen hörten ihre Fragen nicht. Völlig gespannt schauten alle auf die Stall-Sekretärin, die umständlich den Schlüssel in das Schloss zum Büro steckte. Dort griff zum Telefonhörer, wählte Nummern. Polly konnte ihre Worte nicht verstehen, weil die Menschen so laut durcheinander redeten. Sie vernahm nur das Kreischen ihrer Stimme.

 

Polly sah die Bauarbeiter von den Leuten umzingelt. Was hatten die im Stall zu suchen? Polly wusste es nicht. Die anderen auch nicht. Schnell sprangen sie von ihren Pferden und brachten sie in ihre Boxen. Polly pflegte Beauty nicht erst ab, sie rannte geradezu zu den Erwachsenen. Dort sah sie zwei bekannte Gesichter: die beiden Polizeibeamten, die den Leichenfund vor zwei Jahren untersucht hatten. Was machten die schon wieder hier. Pollys Mutter würde sich wieder furchtbar darüber aufregen und einen Stallwechsel verlangen.

 

Dann kam es heraus. Beim Abschieben der oberen Erdschicht, dicht bei der alten Scheune, hatten die Bauarbeiter ein halbverwestes Pferd gefunden. Obwohl sie ihre Arbeit sofort stoppten, konnten man noch Stofffetzen erkennen, die das Tierskelett halb bedeckten. Dann benachrichtigten sie sofort die Leute im Stall, weil ihnen der Fund komisch vorkam. Und das, obwohl sie ja von dem damaligen Leichenfund nichts wissen konnten.

 

An diesem Abend kam Polly natürlich viel zu spät nach Hause. Natürlich auch bekam sie ein gewaschenes Donnerwetter deswegen. Obwohl sie sich strickt vorgenommen hatte, ihrer Mutter nichts zu erzählen, sah sie sich schließlich doch dazu gezwungen, um einer härteren Bestrafung zu entgehen. Genauso natürlich folgte die Drohung, den Reitstall verlassen zu müssen. Zu viel schreckliche Sachen geschehen dort, fand ihre Mutter. Vor zwei Jahren eine menschliche Leiche, nun die eines Pferdes! Da stimmt doch irgendetwas nicht! Pollys Mutter war außer sich.

 

Aber das war gestern Abend. Heute durfte Polly wieder in den Stall. Sie musste sich ja um ihr Pferd kümmern. Aber es gab noch keine Nachrichten, was das für ein Pferd gewesen ist, das dort unter einer dünnen Erdschicht verscharrt worden war und jetzt zutage kam. Die „Spusi“ (Polly wusste, dass das die Spurensicherung der Polizei war) tat noch ihre Arbeit. Keiner hatte bisher etwas erfahren.

 

Allerdings vermisste jeder heute den Stalleigentümer. Herr Lichtenhügel war nicht zu sehen. Er sprach nicht zu seinen Kunden im Stall und ließ sie damit alle im Unklaren über den aktuellen Stand. Das war schon komisch. Auch Polly musste sich gedulden, bis sie etwas Näheres erfahren sollte.

 

(Fortsetzung folgt…

 

 

 


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