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Dressur-Boss Klaus Roeser: "Dressur ist ein hoch emotionaler Bereich..." PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 04. Mai 2020 um 07:50

Klaus Roeser - seit elf Jahren Vorsitzender des Dressurausschusses der deutschen FN

(Foto: Raimund Hesse)

Bakum. Nach 26 Jahren hat Klaus Roeser als einer der führenden Angestellten das verzweigte Unternehmen Paul Schockemöhle verlassen und steht nun an der organisatorischen Spitze der Tierklinik Lüsche in Bakum. Der seit elf Jahren  nebenberufliche Vorsitzende im Dressurausschuss der deutschen Reiterlichen Vereinigung gilt als anerkannter Macher, so war er u.a. am Aufbau der „Riders Tour“ beteiligt wie als Chefgestalter des „ Königliches Festival der Pferde und Kamele“ 2006 und 2011 im Sultanat Oman.

Als die deutsche Dressur einen neuen Ausschussvorsitzenden für den Verband suchte, wandten sich Isabell Werth, Heike Kemmer und Monica Thedorescu an den Vermarktungsstrategen und Szenekenner Ulli Kasselmann, der schlug Klaus Roeser (Lohne bei Vechta) vor. Seit 16. März 2009 ist der Südoldenburger Chef  im Ausschuss der deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Wichtige Stationen seiner kaufmännischen Laufbahn waren Tätigkeiten bei „Effem“ in Verden (u.a. „Kittekat“) und zuletzt beim verzweigten Unternehmen von Paul Schockemöhle, wo er von 1993 bis Ende 2019 wirkte. Bei ihm war Klaus Roeser (56) u.a. verantwortlich für die Sparte Spedition. Nachdem Schockemöhle (75) beginnt, sein Firmengeflecht umzugruppieren, trennten sich die beiden in Freundschaft. Dass die Tierklinik Lüsche wiederum gerade einen Fachmann für den Bereich Wirtschaft, Umgang mit Zahlen und Zukunftsplanung suchte, „war ein echter Zufall“ (Roeser). Lüsche hat über 100 Angestellte und 30 Veterinäre, sie gilt als eine der größten und modernsten Pferde-Kliniken Europas.

Herr Roeser, wer 26 Jahre in einem Unternehmen wie bei Paul Schockemöhle arbeitet, geht von dort weg – höchstens in die Rente. Was hat Sie gereizt, nochmals zu wechseln in eine doch eine etwas anders geartete Branche, vor allem in der heutigen Zeit, wo Neues nicht unbedingt auch garantierte berufliche Zukunft bedeutet?

Klaus Roeser: „Für die Rente bin ich noch deutlich zu jung. Es waren 26 spannende und erfolgreiche Jahre in den verschiedensten Branchen. Monotonie war noch nie mein Ding, und wer die berufliche Garantie über die Herausforderungen stellt, sollte schnell sehen, sich verbeamten zu lassen,“

In der Tierklinik Lüsche arbeiten Sie unter dem Titel Chief Financial Officer, was muss der Normalsterbliche darunter verstehen, angelehnt an Verhältnisse wie in den USA, wo Kliniken vor allem von einem Manager geleitet werden?

Klaus Roeser: „Die Tierklink Lüsche ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Eine solche positive Entwicklung bedeutet aber auch, dass Strukturen dahingehend optimiert werden müssen, die dieses Wachstum absichern und die Basis für weiters Wachstum bilden. Hier ist dann kaufmännischer Sachverstand und Erfahrung bei Themen, wie z.B. Finanzierungen, Vertrags-, Rechnungs-, Steuer- und Personalwesen, verbunden mit unternehmerischem Denken, gefragt.“

Die Corona-Pandemie trifft den gesamten Sport, und natürlich speziell auch den Reitsport. Die Springreiter dürften irgendwann mal wieder leichter ins Tagesgeschäft zurückfinden als die Dressur. Welche Schläge muss die Dressur verkraften?

Klaus Roeser: „Dass die Springreiter leichter ins Tagesgeschäft zurückfinden als die Dressurreiter, wage ich noch stark zu bezweifeln. Die aktuelle Situation stellt den gesamten Reitsport vor gewaltige Probleme. Besondere Sorgen machen mir die vielen Vereine in Deutschland, die es erst Kindern und damit unserem sportlichen Nachwuchs ermöglichen, an den Reitsport herangeführt zu werden. Wie ist es um die Zukunft des Reitsports bestellt, wenn zahlreiche Vereine vor dem finanziellen Aus stehen und damit auch das Turniergeschehen in massive Mitleidenschaft gezogen wird?

Was die Dressur anbetrifft, so mein Eindruck aus den Gesprächen, die ich mit Aktiven in den letzten Wochen geführt habe, lässt sich die Situation bisher, im Vergleich zu vielen anderen Sportarten und Sportlerinnen und Sportler, noch einigermaßen meistern. Auch Dank dem Verständnis und der Unterstützung unserer Pferdebesitzer. Kritisch wird es, wenn die turnierfreie Zeit noch länger anhält.“

Wie den neuesten Meldungen aus Japan zu entnehmen ist, könnte es wahrscheinlich überhaupt kein Olympia in Tokio geben, aufgrund der Pandemie wird dort nicht mehr über die Verschiebung auf 2021 nachgedacht, sondern gar über die komplette Absage. Das würde bedeuten, Olympische Sommerspiele ständen erst wieder 2024 in Paris auf dem Programm. Was hieße das in den Planungen auch für Sie als Ausschussvorsitzender des DOKR? Da wären sicher einige der Tokio-Kandidaten möglicherweise nicht mehr auf der Liste?

Klaus Roeser: „Das wäre aus vielerlei Hinsicht ein ganz, ganz harter Schlag! Da ich ein Optimist bin, gehe ich aktuell davon aus, dass wir die Goldmedaille in Tokio erneut holen können und werden. Hierfür laufen die Planungen bereits.“

Was waren Ihre bisher heikelsten und was Ihre schönsten Momente als Ausschussvorsitzender in den nunmehr über zehn Jahren in diesem Amt?

Klaus Roeser: „Sicherlich sind gemeinsame Erfolge immer die schönsten Momente und davon hat es ja in der Vergangenheit eine ganze Reihe gegeben, und hier und da waren dann heikle Momente im Nachhinein auch gute und wertvolle Erfahrungen. Weil sie gezeigt haben, dass in schwierigen Situationen ein operatives Team zusammensteht, wo sich jeder auf jeden verlassen kann, jeder jedem vertraut, Entscheidungen getroffen werden, zu denen dann auch alle stehen. Genau dieses Team, bestehend aus unserem Trainergespann, um das uns viele beneiden, Monica Theodorescu und Jonny Hilberath und unserem Mannschaftstierarzt Marc Koene, ist aus meiner Sicht ein Grundstein für den gemeinsamen Erfolg.“

Wie würden Sie als Journalist über die Dressur berichten, welche Wünsche möchten Sie an die Berichterstattung stellen?

Klaus Roeser: „Siehe unten als Schlusssatz auf die letzte Frage…“

Was macht für Sie die Dressur aus, was möchten Sie gerne ändern, um diese Disziplin dem normalen Zuschauer näher bringen zu können?

Klaus Roeser: „Zunächst einmal stellt die dressurmäßige Ausbildung für mich die Grundlage jeder reiterlichen Betätigung dar, was leider heute hier und dort in den Hintergrund rückt. Mein Großvater Gustav Menke, Mitglied der Kavallerieschule Hannover und späterer Turnierrichter, bei dem ich das große Glück hatte, eine solide reiterliche Grundausbildung zu erhalten, gab mir mit auf den Weg, dass es eine der wesentlichen Eigenschaften der Dressur ist, dass durch gymnastische Übungen und eine systematische Ausbildung das Pferd ausdrucksstärker, selbstsicherer und sich so hin zu einem vertrauensvollen Partner entwickelt. Dressurreiten ist für mich, neben einer überaus komplexen sportlichen und geistigen Betätigung, ein hoch emotionaler Bereich, aber eben auch eine Vermittlung von Werten, von denen einige verlorenzugehen drohen. Und es bedarf im hohen Maße Geduld, Kreativität und Einfühlungsvermögen. Eben diese Komplexität würde ich versuchen wollen, den Zuschauern auf spannende und nachvollziehbare Weise näherzubringen.“

 


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