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Wolfgang Brinkmann - der letzte Amateur-Springreiter wurde 70 PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 22. Mai 2020 um 21:48

Wolfgang Brinkmann - 2016 mit dem Deutschen Reiterkreuz in Gold in Balve ausgezeichnet

(Foto: Kalle Frieler)

Herford-Laar. An diesem 22. Mai 2020 feiert der Springreiter und Unternehmer Wolfgang Brinkmann seinen 70. Geburtstag, wegen Corona ganz schlicht zuhause am Reitstall mit Familie und einer Handvoll Angestellter. Die Team-Goldmedaille von Seoul 1988 ist übrigens nicht seine wertvollste Auszeichnung, wie man denken könnte…

 

Am 17. Juli 1989 bekam die Deutsche Olympische Gesellschaft  (DOG) in Frankfurt/ Main  einen Brief aus Paris. Das Internationale Olympische Komitee für Fairplay teilte mit, „wir möchten Sie informieren, dass das Komitee Wolfgang Brinkmann für das Ehrendiplom vorgeschlagen hat“. Am 7. August um 12.30 Uhr stand Brinkmann in Paris im Unesco-Haus in der französischen Metropole zusammen mit 26 anderen Sportlern der Erde und nahm die Urkunde für Fairplay entgegen. „Doch“, so sagt er heute, „das ist in meinen Auen nicht die wichtigste Auszeichnung, die ich jemals erhalten habe, das ist eine andere.“ Und wenn er von seinem Schreibtisch seines Unternehmens in Herford täglich geradeaus guckt, sieht er dort den Löwen aus Hutschenreuther Porzellan, die Fair Play Trophy des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (VDS), „und das ist das Größte, was ich jemals als Ehrengabe erhalten habe, weil man dazu niemanden beeinflussen kann.“ Wählen durften ihn nicht nur Pferdesport-Journalisten.

Einmal im Jahr wird dieser Preis für besondere Haltung im Sport durch den VDS verliehen. Wolfgang Brinkmann, ein wahrer Amateur im früheren olympischen Denken und Auslegen, wurde auserwählt für Verzicht. Und nun, 32 Jahre danach, darf gesagt werden, dass der Unternehmer aus Westfalen diesen Preis zurecht erhielt, weil er auf die vielleicht einmalige Chance seines Lebens als echter Amateur verzichtete, auch zusätzlich und möglicherweise letztmals in seinem sportlichen Leben auch eine Einzelmedaille zu gewinnen. Denn ein Springreiter hat meist - bis auf wenige Ausnahmen – nur einmal in seiner Karriere ein Pferd, das Grenzen überspringt. Der Ausnahmejumper des „Feierabendreiters“ (er über sich) war der westfälische Wallach Bugatti Pedro.

Zusammen mit Franke Sloothaak auf Walzerkönig, Ludger Beerbaum  auf The Freak und Dirk Hafemeister auf Orchidee  hatte er mit Bugatti Pedro in Seoul die Mannschafts-Goldmedaille gewonnen, und aufgrund seiner Leistung im Preis der Nationen besaß er durchaus Anrecht auf eine Nominierung für das Einzelspringen. Wolfgang Brinkmann verzichtete, „obwohl mein Wallach in überragender Form geht“, er damals, und so kam der als Ersatzreiter mitgereiste Karsten Huck auf Nepomuk zum Einsatz, und der Holsteiner sicherte sich Bronze hinter dem erfolgreichen Franzosen Pierre Durand auf dem kleinen Jappeloup und dem US-Amerikaner Greg Best auf Gem Twist.

Wolfgang Brinkmann wurde nicht in eine Springreiterfamilie hineingeboren. Doch die Mutter regelte alles. Erste Reitstunden, ländlich unterwegs, er und sein genau ein Jahr jüngerer Bruder Klaus. Der Vater Friedrich-Wilhelm hatte in Lohne 1947, also kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges, das Unternehmen Brinkmann für Damen- und Herrenbekleidung gegründet. Nach dem Tod des Vaters übernahmen Klaus und Wolfgang Brinkmann die Firma 1994, im Laufe der Jahre wurden verschiedene deutsche und ausländische Firmen dazu übernommen. Das Unternehmen Bugatti mit Moden und Ausrüstung speziell auch für Reiter (Pikeur und Eskadron) beschäftigt über 1.200 Mitarbeiter.

Pedro hatte 30.000 Mark gekostet

Zwischen 1970 und 1976 studierte Wolfgang Brinkmann in Mönchengladbach Betriebswirtschaft und Textilwesen, seine Pferde standen im nahen Korschenbroich im Stall von „Müllers Piep“, so wurde der Pächter Karl-Heinz Müller genannt, weil er ständig mit einer Pfeife im Mund herumlief. „Müllers Piep“ galt im Rheinland als absolute Koryphäe im Pferdesport. Bei ihm hatte  auch der später zum Reitmeister ernannte Karl-Heinz Giebmanns eingestallt,  dem luchste „Brinki“, wie ihn seine früheren Sattelkollegen nennen, die Stute Levana ab. Mit ihr hatte er viele Erfolge vor allem auch in Mächtigkeitsspringen. In jener Zeit lernte Brinkmann, der sich langsam bis zur Klasse S im Parcours hochgearbeitet hatte, auch seine spätere Ehefrau Petra kennen, im früheren Tanzlokal „Kaiserhof“ in Willich-Schiefbahn.

Sein absolutes Spitzenpferd wurde Pedro. Der Wallach hatte vierjährig  30.000 Mark gekostet und hätte nach dem Gold von Seoul für eine Million DM veräußert werden können.  Doch Brinkmann sagte: „Ich bin kein Pferdehändler, Pedro wird nicht verkauft, weil ich selbst Spaß am Reiten weiter haben möchte.“ Im kleinen Kreis erzählte er auch letztes Jahr, welche Mühe er mit dem Wallach hatte, „weil er in Panik geriet, wenn vor ihm plötzlich die Schranke als Zeichen zum Einreiten in einen Parcours hoch ging“. Also habe er eine Schranke nachgebaut, und alles stundelang über einen langen Zeitraum abends geübt, „mit unendlicher Geduld, mit Zwang wäre gar nichts zu machen gewesen – solange, bis Pedro die Angst verloren hatte“.

Wolfgang Brinkmann, konservativ bis auf die Knochen, ohne fanatisch zu sein,  allen guten Gedanken stets offen, der auch als Fußballer durchaus nach oben hätte kommen können, beendete vor genau 20 Jahren seinen reiterliche Laufbahn beim Turnier in Bad Oeynhausen. Spitzensport und Beruf lasse sich nicht mehr unter einen Hut bringen, sagte er. Danach wurde er mit Posten auch im Reitsport überhäuft. Er war u.a. Sprecher der Springreiter und Vorsitzender des Deutschen Reiter- und Fahrerverbandes. Man wollte ihn haben, weil er etwas zu sagen hat, nicht nur im Reiten. So zu Wahlen: „Wer nicht wählen geht, wählt den Gegner.“ Oder: „Wir vom Mittelstand halten nicht nur die Wirtschaft in Schwung, zahlen auch unsere Steuern – während die Großkonzerne nichts oder nur wenig an den Staat abgeben, aber die Politik unternimmt dagegen nichts oder verhält sich ganz ruhig.“ Oder: „Das Wichtigste im Reiten ist ein Platz mit gutem Boden – und ein guter Schmied…“

Seinen Geburtstag feiert der 19-malige Nationenpreis-Reiter auf seiner herrlichen Anlage in Herford-Laar, wo er auch züchtet. Dabeisein  werden seine Familie, Ehefrau Petra, die Söhne Markus und Thorsten, beide in die Firma und den Sport eingebunden, und der engste Mitarbeiterzirkel. Eine Umgebung, in der er sich wohlfühlt. Er sagt:  „Wenn ich dort bin, ist Corona weit weg. Wenn ich in die Firma fahre – habe ich nur Corona um mich…“ 

 


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