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Madeleine Winter-Schulze zum 80. Geburtstag PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 25. Juni 2021 um 19:03

(Foto: Kalle Frieler)

Mellendorf. An diesem Montag, 28. Juni 2021, wird die große Pferdefrau Madeleine Winter-Schulze 80 Jahre alt. Zu ihren wahren Freunden gehören Isabell Werth und Ludger Beerbaum, von ihnen wurde sie nach dem Tod ihres Mannes Dietrich Schulze mehr als aufgefangen…

 

Isabell Werth sagt über sie, die stets so wohltuend unauffällig ist, dass sie allein deshalb auffällt:  „Wäre sie nicht da, müsste sie einfach noch geboren werden. Ich kenne niemanden, der sich so engagiert – und so wenig dafür als Gegenleistung fordert.“ Die welterfolgreichste Dressurreiterin meint Madeleine Wnter-Schulze, die an diesem 28. Juni 80 Jahre alt wird. Mit Ehrenzeichen wurde sie längst aus aller Welt bedacht, mit Ehrenurkunden und Dankesbriefen könnte sie ganze Säle tapezieren. Als ihr 2006 das „Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland“ verliehen wurde, waren Isabell Werth und Ludger Beerbaum als ihre großen Freunde in erster Linie damit beschäftigt, dass in den vielen Reden nicht alles das nochmals extra aufgelistet wurde, was diese so großherzige bescheidene Frau aus Berlin so heraushebt. Es wurden dennoch an jenem Abend lange Reden, denn was über sie gesagt wurde, musste gesagt werden, ließ sich nicht verschweigen. Reiter-Präsident Breido Graf zu Rantzau ehrte sie außerdem mit dem höchsten Verbandsorden, dem Deutschen Reiterkreuz in Gold mit Brillanten. Damit waren bisher nur Liselott Linsenhoff-Rheinberger, erste Einzel-Dressur-Olympiasiegerin in der Geschichte (1972 in München), und der frühere FN-Präsident Dieter Graf Landsberg-Velen bedacht worden.

Madeleine Winter-Schulze feierte während ihrer eigenen reitsportlichen Karriere mehr als 500 Siege, war sowohl Deutsche Meisterin in der Dressur (1959) als auch im Springen (1969 und 1975). Am 27. September 1959 in Berlin wurde sie auf Coca Cola – 105-mal platziert von „mittelschwer“ ab November 1954 bis Grand Prix - als Erste deutsche Meisterin der Dressurreiterinnen, zehn Jahre später, wiederum im Olympiastadion der Reiterspiele von 1936 gewann sie auf Patella den deutschen Titel der Springreiterinnen.

Bis heute engagiert sie sich ehrenamtlich für den Pferdesport, war Aktivensprecherin im Dressurausschusses im Deutschen Olympiade-Komitee der Reiterei und Equipechefin bei zahlreichen Dressur-Championaten. Seit 1997 hat sie Sitz in verschiedenen Vorstands-Gremien der deutschen FN, sie ist Besitzerin zahlreicher Spitzenpferde in Dressur und Springen in Deutschland, aber auch großzügige Mäzenin unter anderem nicht nur von Isabell Werth, Ludger Beerbaum und von Ingrid Klimke, der Olympiasiegerin in der Vielseitigkeit, auch der Dressurreiterinnen Ina Saalbach und Karin Rehbein, die auch ebenfalls bekannt sind. Über viele andere, denen sie gönnt und gibt, spricht sie nicht. Und wenn es bei Turnierveranstaltern wie so oft „knappst“, weil Sponsorengelder für verschiedene Prüfungen fehlen – dann wird sie auch stets angerufen, und sie gibt immer. Ihr Lebensmotto: „Die Freude, die ich gebe, kehrt ins eigene Herz zurück.“

Besuch am Krankenbett…

Verheiratet war sie mit Dietrich Schulze. Das Paar blieb kinderlos. Die Eltern Schulze waren am 8. Mai 1953 mit vier Kindern aus der damaligen DDR geflüchtet,  „mit 750 Ost-Mark“, wie Dietrich mal erzählte. In der Nähe von Lichtenwalde pachtete der Vater einen kleinen Hof, 1956 gründete der den Reiterverein Spandau. Dietrich Schulze wollte Jockey werden, begann dann mit Springreiten im ländlichen Bereich, brach bei einem Sturz den fünften und sechsten Halswirbel, ging von der Schule nach der Mittleren Reife ab, hatte mit 18 den Führerschein und mit 20 die Lizenz als Taxifahrer. Er besaß zwei Droschken, eine fuhr er selbst. Und sonst ritt er. Viermal wurde er Berliner Meister der Springreiter. Als 28-jähriger stürzte er schwer, brach das Schultereckgelenk. Im Krankenhaus besuchte ihn völlig unerwartet Madeleine Winter. Die war ein ganz anderes Kaliber, kam aus einer ganz anderen gesellschaftlichen Schicht. Wer beispielsweise einen Porsche, VW oder Audi im damals gespaltenen Berlin  kaufen wollte, konnte ihn nur über die Winter KG erwerben. Madeleine Winter, Tochter des Auto-Königs, deutsche Meisterin der Dressur und Springen, Derbysiegerin, und der „kleine“ Dietrich Schulze verliebten sich. Sie waren 17 Jahre verlobt, ehe sie 1987 heirateten.

1978 erwarben sie in Mellendorf bei Hannover den Reiterhof des 1978 tödlich verunglückten ehemaligen Weltmeisters Hartwig Steenken. Bis zum Mannheimer Maimarktturnier 1994 ritt Exweltmeister Gerd Wiltfang die besten Jumper aus dem Stall Schulze-Winter, auch Hauke Luther stieg für das Ehepaar in den Sattel. Doch Dietrich Schulze hielt längst Ausschau nach einem anderen Reiter. Er besprach das Problem mit dem damaligen Bundestrainer Herbert Meyer, und der wusste bereits einen: Ludger Beerbaum. Der Niedersachse war nämlich inzwischen nach Warendorf übergesiedelt, weil der Stall Moksel in Buchloe/Allgäu dicht gemacht hatte. Dieter Schulze: „Für den Dienstag nach dem Pfingstturnier in Wiesbaden 1994 hatten wir einen Termin bei uns für 7 Uhr festgelegt. Ludger war bereits um 6.45 Uhr da.“ Es wurde der Anfang einer fruchtbaren und erfolgreichen Partnerschaft. Beerbaum: „Ich bin glücklich, diese beiden getroffen zu haben.“

Dietrich Schulze erkrankte Ende 2005 an Rückenmarkkrebs und erlitt zusätzlich im Krankenhaus in Hannover eine Lungenembolie. Er starb zuhause kurz vor Weihnachten 2008, wie er es wollte. Er wurde 68 Jahre alt.

...und kam noch Isabell Werth dazu

Zu Ludger Beerbaum gesellte sich fast zwangsläufig dann aus der Dressur Isabell Werth. Madeleine Winter-Schulze erinnert sich. Als Equipechefin der deutschen Mannschaft hätten sich Isabell Werth und sie angefreundet, dann habe irgendwann mal Dr. Uwe Schulten-Baumer als damaliger Coach und Pferdebesitzer der Rheinbergerin gefragt, ob sie nicht Anteile an Pferden erwerben möchte, es werde ihm alles langsam zu viel, „ich kaufte dann zunächst zwei.“ Als Spannungen zwischen der sechsmaligen Olympiasiegerin und Uwe Schulten-Baumer immer offener aufbrachen, verließ Isabell Werth 2001 den Meistercoach und wechselte ganz nach Mellendorf, inzwischen hatte Madeleine Winter-Schulze alle Pferde aus dem Beritt von Isabell Werth dem „Doktor“ abgekauft. Sie sagte im Nachhinein zur Trennung: „Ich war wirklich nicht undankbar gegenüber dem Doktor, ohne ihn wäre ich nie so weit gekommen, aber man muss sich auch irgendwann mal abnabeln.“

Ludger Beerbaum, der deutsche Rekord-Nationen-Preisreiter mit 134 Einsätzen, sagt über seine Gönnerin und Freundin: „Ich betrachte die Tatsache, dass sich unsere Wege vor 27 Jahren kreuzten, als unschätzbares Glück für mich persönlich. So viel Passion, Leidenschaft und Herzblut sowie gesunden Ehrgeiz und Antrieb für unseren Pferdesport lebt in keiner anderen Person auf der Welt. Über all` die Jahre ist daraus eine wirklich phantastische Freundschaft mit gegenseitigem grenzenlosen Vertrauen geworden. Ich kann nur Danke sagen.“ Und Martin Richenhagen, der als damaliger Vorstandsvorsitzender des Weltkonzerns AGCO Madeleine Winter-Schulze im Firmen-Jet von den Weltreiterspielen 2018 in Tryon, wo sie nach einem doppelten Oberschenkelhalsbruch – ausgerutscht auf einer Matte - operiert worden war, nach Hannover fliegen ließ, sagt, sie sei „eine unglaublich solide, aber gleichzeitig bescheidene Sponsorin und Pferdebesitzerin, Eine sympathische Pferdefrau, die mit beiden Füßen immer fest auf der Erde stand“.

Und Madeleine Winter-Schulze sagt auf die Frage, was für sie das Schönste im Sport gewesen wäre: „Dass ich 1972 bei den Olympischen spielen in München in der Olympia-Quadrille mitreiten durfte.“ Und dann nennt sie als menschliches Großerlebnis, „dass mich Isabell und Ludger nach dem Tod meines Mannes in ihre Familien aufnahmen“.

 


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