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Spezielle Sportpferde, die aus der Retorte kommen... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 17. Februar 2022 um 20:16

 

Ton Vullers - der Mann, der Pferde nach Wunsch zum echten Leben erweckt

(Foto: U.Ludwig)

Maria Hoop/ Niederlande. Der Diergaerderhof im beschaulichen Ort Maria Hoop hat in der Pferdezucht durchaus große Bedeutung. Dort entstehen seit über 20 Jahren Pferde aus der Retorte, und die Kundschaft kommt aus der ganzen Welt.

Anton Vullers, (65) den alle nur Ton rufen, ist gelernter Viehzüchter, Bauer. Aber auch Vordenker, ohne sich herausheben zu wollen. Im niederländischen 1.300-Einwohner-Ort Maria Hoop knapp hinter der deutschen Grenze bei Heinsberg besitzt er inzwischen ein wahres Imperium, er verkehrt mit Menschen aus der ganzen Welt. Doch er hob nie ab, aber er besaß das für einen Niederländer regelrecht angeborene Gespür fürs Geschäft. In dem kleinen Raum, wo man sich trifft, läuft die Kaffeemaschine wie vor 20 Jahren, vielleicht war es damals eine andere, doch geändert hat sich hier wenig. Pferdesport-Magzine liegen auf dem Tisch, Fotos hängen an der Wand, wer so viel bewegt wie er seit vielen Jahren, braucht keinen Pomp. Er hat es in der Pferdezucht zu etwas gebracht, er muss es nicht mehr beweisen.

Alles begann vor über 40 Jahren. Vullers hatte auf seinem Bauernhof Kühe und züchtete auch, er lebte wie andere Bauern der engsten Umgebung vom Milchverkauf. Das war damals eher schon wie heute ein Zuschussgeschäft. Vullers, immer neugierig auf Neues in seinem Umfeld, dachte stets über den Kuhstall hinaus, las viel, unterhielt sich mit Zuchtexperten, hatte auch Freunde in der Humanmedizin wie an der Uni Maastricht. Es war die Zeit, als mit Embryotransfer experimentiert wurde, zuerst erfolgreich in der Schafzucht in Neuseeland, dann auch mit Kühen. Vullers merkte auf und stellte alles um. Er vergrößerte die Herde durch Embryotransfer. Und schnell kam er dabei auf die japanische Rasse von Wagyu-Rindern, die extra feines Fleisch liefern. Für eine Scheibe wird inzwischen 100 Euro und mehr bezahlt. Vullers ließ also seine normalen Kühe Wagyu-Kälber austragen. Bei der Vermehrung seiner hochwertigen Kühe durch Einpflanzen von Embryos in ganz normales Rindvieh mittels einer Pipette kam "mir der Gedanke, warum nicht auch Embryotransfer bei Pferden“. Er baute auf seinem Areal das zunächst erste "Embryo Transfer Centre" Europas. 2002 feierte man offiziell Eröffnung.

Alles begann mit Polopferden

Das Interesse war da, die Erfahrung fehlte. Ton Vullers: "Die große Schwierigkeit lag bisher für alle darin, für die Mutterstute eine andere Stute im gleichen Empfänglichkeitszustand parat zu haben, alles musste synchron ablaufen. Daran scheiterte meist das Vorhaben." Doch er und sein züchterischer Fachmann Hans Hurkmans überlegten und suchten nach einem anderen Verfahren, ämlich Embryos einzufrieren und sie bei Bedarf nach Gusto auftauen zu können. Das Experiment gelang. Bei ihm war ein Embryo 16 Jahre eingefroren und erfolgreich aufgegetaut worden. Auf diese Weise kann ein Embryo einer Trägerstute zur gegebenen Zeit eingepflanz werden. Zum Patent wurde das Verfahren nicht angemeldet, damit hätte man zu viele Einzelheiten veröffentlichen müssen. Im Augenblick hat Ton Vullers rund 400 mögliche Trägerstuten auf seinem Grund und Boden herumlaufen.

Und auch der Zufall spielte Ton Vullers positiv ins Geschäft. Hurkmans kannte wiederum einen, der sich mit dem Transfer von Embryos bei Pferden befasste: Pedro Jou. Der Kolumbianer hatte mit seiner kanadischen Frau aus Angst vor der Mafia seine Heimat verlassen und arbeitete danach in Toronto. Er besaß großes Wissen aus Argentinien in der Zucht von Polopferden. Jou gilt als der eigentliche Erfinder der Einfriermethode. Mit ihm schloss Vullers einen Vertrag, es war der Anfang eines guten Geschäfts auf Jahre. Der Niederländer versprach Interessenten durch Embryotransfer einen Trächtigkeitserfolg von 72 Prozent. Er schlug weder einen Hengst noch eine Stute vor, bot jedoch Mutterstuten zum Leasen an, seine Ammen ("alle mit gutem Charakter") holt er – auch heute noch - in erster Linie vier- bis siebenjährig aus der Normandie in Frankreich, oft ehemalige Traber, die für die Rennbahjn nicht mehr taugen oder zu alt sind.

„Man muss wissen, wie und was geht…“

Positiv war vor allem das Echo überall dort, wo eine wertvolle Stute beispielsweise wegen gesundheitlicher Probleme zwar aufnehmen, doch kein Fohlen mehr austragen konnte. Wie im Falle der Mutterstuten des Hengstes Ferro, der in Sydney unter Coby van Baalen olympisches Team-Silber gewann, oder von Tinkas Boy, dem Weltcupgewinner unter Markus Fuchs (Schweiz). Ein besonderer Coup gelang Vullers und seinem Veterinärsteam vor Jahren mit der damals bereits 19jährigen Holsteiner Stute Covergirl, der einzigen Vollschwester des bekannten Vererbers und Olympiastarters Carthago Z. Covergirl, die sechs Jahre lang nicht aufnahm, wurde über Ammen gleich "Mutter" von fünf Stutfohlen der Väter Corland (drei), Chigago und Numero Uno. Hickstead ist ein weiteres Beispiel. Auf dem Hengst gewann Eric Lamaze als erster Kanadier Gold bei den Olympischen Reiterspielen 2008 in Hongkong, doch Hickstead verendete an einem Aortariss am 9. November 2011 im Parcours während des Weltcupspringens in Verona, direkte Nachkommen hatte er keine. Aber Samen war eingefroren worden und kann in der Zucht verwendet werden. Von Cumano, mit dem der Niederländer Jos Lansink 2006 in Aachen Weltmeister wurde, sagt man, die Qualität der Spermien sei nicht gerade von überragender Güte. Cumano ist in der Zucht in den Pedrigrees dennoch verzeichnet. Ton Vullers: „Man muss eben wissen, wie und was geht. Dann geht alles.“ Und weiter sagt er: „Das Bestreben ist doch, immer noch bessere Sportpferde zu züchten. Und jeder Züchter denkt und hofft, dass sein Pferd einmal in Aachen startet und vielleicht den Großen Preis gewinnt…“

Was ihm nicht gefällt, dafür steht das Beispiel eines Belgiers, der nicht weniger als 53 mal versuchte, mit Samen des Spitzenhengstes Chacco-Blue aus einer und der gleichen Stute per Embryotransfer ein großes Sportpferd zu ziehen, „da fehlt mir eben das Verständnis“, sagt Vullers, „alles muss mit Maß und Vernunft laufen.“

Die ersten Embryo-Fohlen waren auf der Auktion des „Z-Festival“ im Juli 2002 auf dem Gestüt „Zangersheide“ in Lanaken zu besichtigen, Quinara Z als auch C`est La Vie von Caretano Z hatten als Mutter die Coriander-Tochter Naomie, jeweils ausgetragen von Ammen, standen am Ende mit ganz vorne.Die erste Auktion für Embryonen weltweit fand am 8. September 2002 auf der Anlage des Züchters und Mäzens Adrie Gordijn in Weert unweit von Roermond statt, eingebettet in eine Versteigerung von Fohlen. Ton Vullers war am Ende mehr als zufrieden. Die angebotenen drei Sets brachten insgesamt 20.350 Euro - Geld für tiefgefrorene befruchtete Eizellen.

Zur Zeit stehen 400 Stuten auf dem Diergaerderhof in Mariahoop, darunter auch ehemalige Weltklassepferde aus dem Dressur- und Springsport, die selbst nicht mehr tragend werden, aber noch Eier produzieren. Dazu kommen die Trägerstuten, alle Pferde sind in luftigen Stallungen untergebracht und kommen täglich auf Paddocks oder Weiden. Das Unternehmen, dazu gehören auch vier Tierärzte und Schmiede sowie zehn Angestellte, will auch von den Kosten her durchkalkuliert sein. Legt man nur 15 Euro pro Pferd und Tag an, fallen im Monat durchaus Kosten im fünfstelligen Bereich an.

Seit 2014 auch ICSI-Methode...

Was im Zuchtland Deutschland als ziemliche Neuheit und Fortschritt in der Vermehrung von außergewöhnlichen Sportpferden noch teilweise gepriesen wird, ist bei Ton Vullers seit vielen Jahren bekannt und wird auch seit 2014 erfolgreich praktiziert – die Techniken Ovum Pick-Up (OPU) und Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Bei OPU werden durch Punktion direkt von den Follikeln einer Stute Eizellen entnommen und in einem Brutkasten bis zur Reife gelagert. Ist die Zelle reif zur Befruchtung, kommt das ICSI-Verfahren zur Anwendung, das  Spermium  eines Hengstes wird der Eizelle injiziert. Danach wird die befruchtete Eizelle für eine gewisse Zeit und unter ständiger Kontrolle  in einem Brutschrank gelagert, ehe der so entstandene Embryo einer Trägerstute implantiert oder eingefroren wird.

Das OPU-Verfahren läuft bei Ton Vullers so ab: Eier werden einer nicht rossigen Stute jede zweite Woche mit einer ganz speziellen sehr dünnen Nadel („meine Idee“) entnommen, „das läuft unter einer leichten Sedierung sehr tierfreundlich ab, da ja die Nadel so dünn ist“, sagt er. Durch die ganz feine Nadel könnten zwar weniger Eizellen geholt werden, sei dadür aber aber für das Pferd weitaus weniger stressig, „man sollte auch vernünftig sein und nicht zu gierig“, sagt Ton Vullers. Außerdem könne durch diese Methode eine Stute rasch wieder im Sport eingesetzt werden...

Equine Fertility Centre

 


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