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Fortsetzung von Anekdoten aus dem Reitsport vergangener Jahre... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 10. Februar 2023 um 18:02

Wassenberg. Willkürlich herausgegriffen seien Peter Luther, Kämpfer ohne Vergleich auf Livius, Bundestrainer Hermann Schridde, der dafür einstand, es müsste „eine Ehre sein, für Deutschland zu reiten“, der Ästhet, Träumer und Könner Hans-Heinrich Brinckmann und die nach wie vor beste russische Dressurreiterin Elena Petuschkova.

Peter Luther – selbst verladen, gefahren und gewonnen

Das wäre im heutigen Springsport wahrlich unmöglich, oder unglaublich, je nach Gusto. Und auch noch bei einem, der schon einer war. Damals war Peter Luther (Jahrgang 1939) schon einer, Gewinner des Weltcupspringens in Berlin, Derbysieger 1980, Mannschafts-Vizeweltmeister 1982 in Dublin, und mit dem Wallach Livius nominiert für die Olympischen Sommerspiele 1984 in Los Angeles. Einen Monat vor Olympia in den USA wurde in Wolfsburg um den „Goldenen Käfer“ geritten. Luther telefonierte morgens vor dem Hauptereignis mit Bundestrainer Hermann Schridde, der meinte, er könne ruhig starten. Also klemmte der Chef vom Gestüt Moorhof in Wedel unweit von Hamburg einen Zweipferde-Hänger an seinen PKW, verlud den Holsteiner Wallach Lucky und begann die über 200 km lange Fahrt nach Wolfsburg. Und er gewann, mit Lucky, dem Ersatzpferd für Olympia. Danach fuhr Peter Luther mit seinem Wallach und der Goldenen Schleife am Spiegel im PKW wieder die 200 km zurück an die Elbe. „Aber“, so sagt er, da herrschten ja noch ganz andere Verhältnisse, in jeder Beziehung, „und Wolfsburg war damals eines der schönsten und besten Turniere, da wollte man schon dabei sein.“

Sein sogenanntes Erstpferd war Livius, sprunggewaltig, der Wallach zog über dem Sprung die Vorderbeine fast hinter die Ohren. Auf dem Holsteiner Wallach ritt der damals ziemlich unbekannte Peter Luther mit einem Schlag in den Blickpunkt der Öffentlichkeit im November 1978. In der früher so berühmten und nach der Wende geschlossenen und dann auch noch abgerissenen Deutschlandhalle in Berlin gewann er auf Livius das Weltcupspringen. Ein Jahr danach durfte er erstmals beim CHIO in Aachen starten, er platzierte sich auf Livius im berühmten Großen Preis als Dritter, und dabei hatte er erst mit 32 Jahren sein erstes schweres Springen bestritten. Ein Jahr danach gewann er mit der Equipe in Rotterdam bei der Europameisterschaft die Silbermedaille, aus Silber wurde in München 1981 beim nächsten Championat des alten Kontinents Gold, nochmals Silber bei der WM 1982 in Dublin bereicherte die Vitrine, darin liegt auch die Bronzemedaille von den Olympischen Sommerspielen 1984 in Los Angeles.

Peter Luther, 2011 auch mit dem Meteor-Preis geehrt, unterhält mit Sohn Thieß einen Ausbildungs- und Handelsstall in Eichhorst bei Plön in Holstein. An ihn wird man sich immer erinnern in Verbindung mit dem Springwunder Livius...

Hermann Schridde – „Ehre, reiten für Deutschland…“

Hermann Schridde begann in der ländlichen Reiterei, ritt Prüfungen in der Military wie Dressur-Olympiasieger Dr. Reiner Klimke oder auch sein Sattelkollege Alwin Schockemöhle. Wie Klimke und Schockemöhle wurde auch Hermann Schridde vom großen Hippologen Dr. Gustav Rau entdeckt, nach Warendorf geholt und gefördert, Hans Günter Winkler schliff ihn, setzte ihn gar als Erben ein. Er war 1960 und 1962 Deutscher Meister, der Bauernsohn aus Meißendorf bei Celle wurde auf Dozent Team-Olympiasieger 1964 in Tokio zusammen mit Hans Günter Winkler auf Fidelitas und Kurt Jarasinski auf Torro, dazu erhielt er Silber in der Einzelwertung hinter dem Franzosen Pierre Jonquere d`Oriola auf Lutteur B. 1965 wurde er in Aachen auf dem riesigen Wallach Kamerad als Europameister gefeiert, 48-Mal ritt er für Deutschland in einem Preis der Nationen. In Mexiko City 1968 vermasselte er seinen Kollegen Hans Günter Winkler auf Enigk und Alwin Schockemöhle mit Donald Rex auf Dozent die Mannschafts-Goldmedaille, als er in den beiden Umläufen auf einem Parcours mit völlig vermessenen Distanzen nicht weniger als 70,25 Strafpunkte sammelte, mit 54,25 Miesen hätte der Olympiasieger Deutschland geheißen vor Kanada, wenigstens Bronze blieb.

1980 erhielt er das Amt eines Bundestrainers der deutschen Springreiter als Nachfolger von Hans-Heinrich Brinckmann, der nicht mehr kandidierte. Er war bereits zu Beginn seiner Laufbahn der eigentliche Entdecker des späteren deutschen Rekord-Internationalen Ludger Beerbaum. Als Coach predigte er allen seinen Reitern, es sei „eine ganz besondere Ehre, für Deutschland in einem Preis der Nationen starten zu dürfen“, dafür kämpfte er. Mit ihm als Bundestrainer wurde Deutschland in Dublin 1982 in der Besetzung Norbert Koof auf Fire, Peter Luther auf Livius, Paul Schockemöhle auf Deister und Gerd Wiltfang auf Roman hinter Frankreich Vizeweltmeister, dazu holte Norbert Koof im damaligen noch üblichen Finale mit Pferdewechsel den Einzeltitel, mit ihm als Teamchef gewann Deutschland 1984 in der Vorstadt Santa Anita von Los Angeles mit Paul Schockemöhle auf Deister, Peter Luther auf Livius, Franke Sloothaak auf F armer und Fritz Ligges auf Ramzes die Bronzemedaille bei Olympia.

Seine Liebe war der Reitsport, seine Leidenschaft blieb die Sportfliegerei. In seinem Heimatort Winsen/ Aller unterhielt er die größte private Fallschirmspringer-Schule Deutschlands. Schridde hasste das Wasser, „weil ich mich da nirgendwo festhalten kann“, wohl fühlte er sich in der Luft, „dort bin ich sicher“, erzählte er mal. In einer Cessna endete an einem Samstagabend im Mai 1985 sein Leben. In seiner geliebten und gehegten Kleinmaschine hatte er vier Fallschirmspringer in 3.000 m Höhe gebracht, dann kam die Cessna plötzlich ins Trudeln, drehte sich um sich selbst, fiel dann wie ein Stein herab und bohrte sich in unmittelbarer Nähe des Fliegerheimes in die Erde. Mit ihm als Piloten starb eine 27 Jahre alte Bekannte, die mal hautnah mitbekommen wollte, wenn Fallschirmspringer sich aus einem Flugzeug fallen lassen. Die spätere Untersuchung ergab, dass wohl einer der Fallschirmspringer zu früh die Reißleine an seinem Schirm gezogen habe, so dass sich ein Stück Tuch im Leitwerk des Kleinflugzeugs verfing, dadurch war die Maschine nicht mehr zu steuern. Der Springer, der anscheinend das Unglück auslöste, landete mit seinem Notfallschirm sicher. Hermann Schridde wurde nur 47 Jahre alt.

Hans-Heinrich Brinckmann – Ästhet und Parcours-Künstler

Auf dem Waldfriedhof des kleinen Ortes Kolkhagen unweit von Luhmühlen in der Lüneburger Heide liegt einer der größten Springreiter der Welt begraben, Hans-Heinrich („Micky“) Brinckmann. Am 11. März 1991 starb der Künstler im Sattel und großartige Parcoursgestalter, nach drei schweren Operationen wegen Kieferkrebs, kurz vor seinem 80. Geburtstag. Seine Frau Elsi sagte damals: „Er hat gekämpft wie ein Galopper auf der Rennbahn, der trotz eines gebrochenen Beins weiter läuft...“ Die ihn als Springreiter erlebten, erzählten gerne, seine Ritte seien wie Musik gewesen, voller Harmonie und Schönheit.

Brinckmann wuchs in Lübeck auf. Er versäumte kaum Opernkonzerte. Der spätere Rittmeister entspannte mit Yoga, er träumte von einem Haus in Frankreich, er liebte die dortige Lebensart, oft setzte er sich nachts zuhause mit einem Stuhl in die Stallgasse und lauschte dem Mahlen der Pferdemäuler, „das tut der Seele gut.“ Er war der erfolgreichste Springreiter vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Er diente als Offizier beim Reiterregiment 14 in Ludwigslust, er bestritt neben Springkonkurrenzen auch Flachrennen. 1935 wurde er zur berühmten Kavallerieschule Hannover abkommandiert, das Größte, was einem Reiter damals passieren konnte. Für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin wurde er zurückgestellt, doch für Olympia 1940 in Tokio war er vorzeitig gesetzt. Olympia in der japanischen Metropole fiel bekanntlich wegen des Zweiten Weltkrieges aus.

1937 auf Erle und 1939 auf Baron gewann er jeweils den Großen Preis des CHIO von Deutschland in Aachen, 1937 auch als erster Deutscher auf Wotansbruder den begehrten Grand Prix von Rom auf der Piazza di Siena. Als Regimentskommandeur musste er nach Russland, mit einer schweren Kopfverletzung nach einem Sturz vom Pferd kehrte er vorzeitig zurück.

Vom großen Sport verabschiedete er sich 1953 in Wiesbaden mit einem Sieg im Großen Preis auf Quoniam. Danach holten ihn Ägypter als Coach an den Nil. Er stellte eine Equipe zusammen und besorgte für insgesamt 20.000 Mark drei Pferde, mit denen Ägypten bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom einen weltweit viel beachteten vierten Platz belegte. In der Schweiz trainierte er den damals international bekannten Vielseitigkeitsreiter Anton Bühler, der in Rom Olympisches Silber gewann, in Warendorf war er zehn Jahre lang Lehrgangsleiter, von 1969 bis 1979 hieß der erste deutsche Bundestrainer Hans-Heinrich Brinckmann. Am 1. Dezember 1980 wurde der Feingeist mit dem höchsten FN-Orden von Reiter-Präsident Dieter Graf Landsberg-Velen aus seinem Amt verabschiedet, mit dem Ehrenzeichen in Gold mit Lorbeer, Olympischen Ringen und Brillanten.

Micky Brinckmann war immer einen geraden Weg gegangen, nie aufbrausend, immer überzeugend in seinen Argumenten. Und er war nie zusätzlich auch Pferdehändler. Er wurde zudem einer der besten Parcoursbauer der Welt. Er dachte bei allen seinen Hindernisgestaltungen jeweils vor allem an die schwachen Reiter, „doch das Hauptereignis eines Championats, das müssen immer die Besten bestreiten, und gewinnen darf am Ende nur der Allerbeste“, so sein Credo. Alles, was in einer Arena später stand, entwarf er nicht auf einem Block, „ich trage alles mit mir im Kopf herum“. Über seinen olympischen Parcours 1972 in München habe er ein Jahr lang nachgedacht, über Hindernisse und Linienführung bei der Weltmeisterschaft 1978 in Aachen sechs Monate. Er habe immer vor einem Championat vor allem Reiter und Pferde studiert, „um zu vermeiden, dass bei einer Meisterschaft starke Reiter vorzeitig ausfielen“. Seine Parcours` glichen oft Kunstwerken, auch das Auge sollte sich daran erfreuen, an Blumen sparte er nie. Manchmal ließ er auch plötzlich alle bereits aufgestellten Hindernisse wieder umwerfen, weil ihm etwas anderes eingefallen war.

Auf den Vorwurf einiger ausländischer Reiter, bei den Spielen 1972 in München habe er zum Vorteil der späteren deutschen Goldmedaillengewinner die Parcourslandschaft entworfen, darauf sagte er: „Kein Parcourschef hat die Pflicht, gegen die eigene Mannschaft zu bauen. Aber jeder Parcoursbauer ist an die Richtlinien des Weltverbandes gebunden.“

Bis an sein Lebensende träumte er immer davon, auf einer kleinen Anhöhe hinter seinem Hof in Kolkhagen die besten Springreiter der Welt zu einem Turnier einzuladen – mit Lorbeerzweigen statt Geldpreisen. Ein Buch über Springreiten schrieb er nie, und auch die Kisten voller Pokalen, Ehrenzeichen, Andenken und Dankesschreiben packte er ebenfalls nie aus. Seinem Sohn Hans-Georg, Tierarzt in Schneverdingen/ Lüneburger Heide, auch Springreiter und sein Schüler, schenkte er die Sporen, die er beim Sieg im Großen Preis von Rom trug mit den Worten: „Du hast nun reiten gelernt, jetzt sollst Du sie auch tragen dürfen...“

Kurt Jarasinski- den Ruhm nicht verkraftet

Er war Holsteiner, genau gesagt, ein Dithmarscher, wie Fritz Thiedemann, wie Sönkse Sönksen, doch im Gegensatz zu ihnen konnte Kurt Jarasinski mit dem Ruhm nicht umgehen. Er verlor endgültig die Bodenhaftung, nachdem er mit Teamgold von den Olympischen Spielen in Tokio 1964 zurückkehrte. Der Derbysieg in Hamburg auf Raffela brachte ihn nach oben, das Gold von Tokio ließ ihn schweben – der Alkohol machte ihn fertig. Sie alle halfen und bauten Brücken, Fritz Thiedemann, der ihm einen Job an der Landesreitschule in Elmshorn besorgte, Alwin Schockemöhle, der ihn nach Mühlen holte, seine Schulden bezahlte und wieder in den Sattel hob, Hans Günter Winkler, Josef Neckermann mit der Deutschen Sporthilfe, viele Reiter, die für ihn Geld sammelten auf Turnieren, sie alle wandten sich irgendwann doch von ihm ab. Er nahm Hilfe an, hatte beste Voraussetzungen, aber er hielt nicht durch. Der Wille war zu schwach. Er starb verarmt und einsam 2005 mit 68 Jahren. Der Sieg um den Goldenen Käfer 1969 in Wolfsburg auf Revale war der letzte große Erfolg einer Reiters, der sein reiterliches Können sinnlos ertränkt hatte.

Der Landarbeitersohn Kurt Jarasinski war zweifellos ein reiterliches Genie, geboren mit einem goldenen „Po“. Er kam mit allen Pferden zurecht, ob sie hoch im Blut standen oder von schwerem Kaliber waren. Am meisten hielt Fritz Thiedemann von ihm. Er besorgte ihm nicht nur einen Job beim Landesverband in Schlewig-Holstein, er vermittelte ihn auch als Trainer an das japanische Olympia-Team, doch die Pferde, die beide an die Asiaten vermittelten, waren zwar von Jarasinski zu reiten, aber nur schwer von den eher zierlichen Japanern. Nach den Olympischen Spielen in München 1972 verkauften sie die Pferde, wandten sich den US-Trainern zu und kündigten den Kontrakt mit Jarasinski.

Sein Stern war aufgegangen beim Deutschen Derby in Hamburg-Klein Flottbek 1960, dort, wo seit 1920 immer über die gleiche Hindernisbahn geritten wird. Kurt Jarasinski und Raffaela hatte niemand im Programmheft als Favoriten angekreuzt, doch er gewann fehlerlos vor Fritz Thiedemann. Danach begann eine fast amerikanische Tellerwäscherkarriere bis hinauf zum Team-Olympiasieg in Tokio auf Torro, es gab kein Happyend für ihn, der aus bitterarmen Verhältnissen stammte. Sein Vater war in den letzten Kriegstagen noch gefallen, die Mutter schuftete bei Bauern auf dem Feld, um fünf Kinder durchzubringen. Und die mussten ebenfalls bereits in jungen Jahren ran. So begann Kurt Jarasinski fast logisch eine Landwirtschaftslehre, ritt nebenbei – und fiel aufgrund seines Talents auf. Ein Reitstallbesitzer verpflichtete ihn als Pferdepfleger, aber auch als Bereiter.

Kurt Jarasinski wechselt in einen Stall in Bielefeld, und dort beginnt mit der Westfalen-Stute Raffaela der internationale Aufstieg. Fritz Thiedemann holt ihn heim nach Holstein, nach Elmshorn. Er reitet und siegt inzwischen mit und gegen die ganz Großen des Springsports, gegen Hans Günter Winkler, den Brasilianer Nelson Pessoa oder die berühmten Italiener Piero und Raimondo d`Inzeo. 1962 im Londoner White City Stadion gewinnt er die Longsdale Championship, einen silbernen Pokal, damals einer der begehrtesten Trophäen im Reitsport. Königin Elizabeth II gratuliert ihm persönlich. Dann 1964 in Tokio Olympisches Gold, sein Heimatdorf Elpersbüttel ehrte ihn mit einem Dorffest. Jarasinski ritt weiter in der Beletage der Branche, doch für Olympia in Mexiko 1968 wurde er nicht nominiert. Er flüchtet sich immer mehr mehr in eine andere Welt, wegen mangelnder Arbeitsdisziplin wird er beim Landesverband in Elmshorn entlassen. Der Beginn vom Ende eines bgenadeten Springreiters...

Elena Petuschkova – bisher einzige russische Weltmeisterin

Mit 25 Jahren bereits gehörte Elena Petuschkova zum festen Bestandteil der sowjetischen Dressur-Mannschaft, als Olympia-Zweite mit der Equipe hinter Duetschland kehrte sie von den Olympischen Spielen 1968 aus Mexiko City zurück nach Moskau, wiederum mit Silber in der Team-Wertung auf dem Hengst Pepel verließ sie die Europameisterschaften 1969 und 1971 in Wolfsburg. Der Zylinder war fest mit einer Schwarzhaar-Perücke vernäht, so ritt sie stets bei Championaten und Olympischen Spielen, im Alter von nur 67 Jahren starb 2007 die Professorin Dr. Elena Petuschkowa, die letzte große Ausnahmereiterin der Dressur der untergegangenen UdSSR.

Die spätere Professorin für Biochemie an der Uni Moskau, Tochter des Stellvertretenden Chefs des früheren Staatssicherheitsdienstes, begann ihre Reiterei in einem Armeesportclub in der Hauptstadt des größten Landes der Erde. Der Aufstieg in die Weltspitze gelang durch den Trakehner-Rapphengst Pepel, der laut ihres Trainers Anastasjev "für die Dressur nicht unbedingt geeignet war". Sie baute zu ihm nach eigener Aussage eine Beziehung auf "durch Strenge", was auch immer das heißen konnte nach dem Sprachgebrauch in der UdSSR.

Der erste ganz große Auftritt der Elena Petuschkova erfolgte in Aachen 1970 bei der Weltmeisterschaft. Nach dem Mannschaftssieg für die UdSSR mit Ivan Kalita und Igor Kisimov galt sie nicht als Favoritin auf den Einzeltitel in einer damals verlangten Stechaufgabe, sondern Liselott Linsenhoff auf Piaff. Doch die Deutsche aus Kronberg im Taunus fuhr vom Hotel zum Stadion in der Aachener Soers mit ihrem PKW in den sogenannten Europabrunnen am Stadtausgang, dann verritt sie sich auch noch in ihrer Nervosität. Dieses Malheur hätte ihr dennoch nicht den Titel gekostet, wie sich Dressurrichter Heinz Schütte erinnerte, "weil sie nämlich gegenüber Petuschkova mit 60 Punkten Vorsprung führte. Aber der französische Chefrichter zog zu spät an der Glocke, so dass Liselott nach dem Reglement zu viele Lektionen wiederholen musste und aufgrund der dadurch erfolgten Strafe für Zeitüberschreitung der Prüfung die Goldmedaille verlor“. Zwei winzige Pünktchen gaben am Ende den Ausschlag, Elena Petuschkowa auf Pepel wurde Weltmeisterin, die bisher einzige in der Reitsportgeschichte ihres Landes. Liselott Linsenhoff verlor darüber nie ein Wort.

Die Moskauerin, die einige Jahre auch mit dem ehemaligen Hochsprung-Olympiasieger und sechsmaligen Weltrekordler Waleri Brumel verheiratet war, lebte nach dem Motto: "Immer im Sattel bleiben." Heinz Schütte, der sie jahrelang auch als Richter auf vielen Turnieren begleitete, beschreibt sie als eine "sympathische und starke Reiterin". Sie war später Richterin, Mitglied im Präsidium des Weltverbandes und stand an der Spitze der russischen Föderation. In München gewann sie nochmals Olympisches Gold mit der Equipe und Silber in der Einzelentscheidung - hinter Liselott Linsenhoff auf Piaff.

 

 

 

 

 


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