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Der große Pferdemaler Klaus Philipp ist tot PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 13. März 2023 um 13:40

Klaus Philipp auf seinem Hof in Putensen/ Lüneburger Heide - so, wie er sich selbst am liebsten sah

(alle Fotos Jacques Toffi)

Köln. Der international hoch geschätzte Pferdemaler Klaus Philipp ist tot. Wie seine Tochter Karen sagt, sei er friedlich im Kreise seiner Töchter eingeschlafen. Die letzten vier Wochen seines Lebens hatte er in einem Heim in Köln verbracht, am 11. April wäre er 91 Jahre alt geworden.

Der bekannte Fotograf Jacques Toffi sagt es knapp und treffend: „Was für ein Verlust…“ Er, der ihn so oft porträtierte, meint den Tod des großen Pferdemalers Klaus Philipp, der sich in der Nacht zum 13. März im Kreise seiner vier Töchter friedlich von dieser Welt verabschiedete. Die letzten vier Wochen lebte er in einem Heim in Köln in der Nähe der Familienangehörigen, weil er gesundheitlich stark abgebaut hatte und zuhause in Putensen nicht mehr entsprechend gepflegt werden konnte. Seinen Töchtern trug er zuletzt auch auf, sie sollten seinen Freunden und guten Bekannten von ihm einen letzten Gruß schicken. Das Atelier in dem alten Bauernhaus soll so bleiben, wie er es verlassen hat und soll zu einem Ausstellungsraum werden, so Karen Philipp.

Wer sich mit Kunst des Malens von Pferden beschäftigt, wird nie an Klaus Philipp vorbeikommen. Wie kein anderer jemals vermochte er das Pferd so mit Farben oder nur Skizzen dem Betrachter nahezubringen. Martin R. Handschuh, Rektor der Freien Kunstschule in Stuttgart schrieb über ihn im „Reiterjournal“, ihn zu würdigen, falle nicht schwer, ganz allgemein „findet Bewunderung, dass Philipp sich zu allen Zeiten zur Gegenständlichkeit bekannt hat – auch wenn die akademische Lehrmeinung anderen Strömungen des Zeitgeistes den Vorzug gab.“ Den entscheidenden Schritt habe das Ausnahmetalent an der Freien Kunstschule Stuttgart vollzogen, wo seine Begabung Emil Brüllmann erkannte, er führte ihn zu Max Ackermann, einem der bedeutendsten Vertreter der „absoluten Malerei“, der sein Lehrer und Förderer geworden sei, sagt Handschuh. Es wäre falsch, Klaus Philipp in irgendeine kunsthistorische Schublade stecken zu wollen, „was sein Schaffen auszeichnet, ist die große Vielfalt und Lebendigkeit der gewählten Genres. Gerade bei den Pferdeporträts hebt sich seine ausgeprägte Stilistik von dem vielfach hochgepriesenen Fotorealismus wohltuend ab“. Philipp friere in rasanten Szenerien faszinierende Momente ein und gebe dem Betrachter die Möglichkeit, in jedem Bild eine eigene Welt zu entdecken.

Klaus Philipp in seinem Atelier, umgeben von Durcheinander, doch er wusste immer, wo das war, was er brauchte oder suchte

Klaus Philipp stammte aus Aue im Erzgebirge, die Malerei begann er bereits als Kind, weil sein Vater malte. Es war damals auch die Zeit, dass Kinder in den Kriegsjahren verschickt wurden, meist auf Bauernhöfe jenseits von Städten, wo keine Bomben fielen und wo es noch richtig etwas zu essen gab. So kam Klaus Philipp zwölfjährig zu einem Bauern in die Nähe von Eutin in Holstein. Mit 13 zeichnete er erstmals ein Pferd, für seine Jugendliebe, die Bauerntochter Renate, die auch eine gute Reiterin war. Und für sie zeichnete er am laufenden Band, die wiederum legte die Arbeiten ihrem Klassenlehrer vor und erhielt stets gute Noten. Und weil Renates Vater Bruno Schumacher auch noch Holsteiner Pferde züchtete, gelangte Klaus Philipp selbst zum Pferd. Und blieb nach Ende des Zweiten Weltkriegs dort.

Klaus Philipp und seine damalige Jugendliebe Renate, für die er Zeichnungen in der Schule anfertigte - bis zum Schluss waren sie in Freundschaft verbunden

Er absolvierte von 1947 bis 1949 bei Bruno Schumacher eine landwirtschaftliche Lehre mit Schwerpunkt Reiten. Anfangslohn im Monat: „Zehn Mark, im zweiten gab es 15 und im dritten Lehrjahr 20 Mark“, wie er später erzählte. Um zusätzlich noch ein bisschen dazu zu verdienen, malte er weiter, vor allem Pferde. Aber weil Renate, mit der er bis zuletzt befreundet war, nicht mit ihm ging, so hieß das früher, verließ er den Norden und zog in den Süden an den Bodensee nach Langenargen, wo er für einen Arzt dessen Pferde ritt. Und der wiederum gab ihm den Tipp, sich bei der Polizei in Stuttgart zu bewerben für eine Anstellung bei der Reiterstaffel, er redete ihm auch gleichzeitig den Wunsch aus, Jockey in der Schweiz zu werden, das sei doch nichts für ihn, für andere die Knochen hinzuhalten und vielleicht auch noch zu brechen.

30 Brüche und dazu ein Genickbruch

1959 kam er nach Stuttgart, holte das Abitur 1962 nach und studierte nebenher in Abendkursen an der Freien Kunstschule. Er war immer zusammen mit Pferden und mit der Malerei, „ich glaube, kein anderer Pferdemaler hat das Pferd so intensiv in sich aufgenommen wie ich, das Äußere, das Innere, Herz und Seele.“ Als Hauptkommissar und Chef der Reiterstaffel in Stuttgart quittierte er 1980 den Dienst. Gesundheitliche Gründe waren ausschlaggebend, 30 Knochenbrüche, gar ein Genickbruch, alle in Verbindung mit dem Sport, beim Einreiten und Ausbilden junger Pferde, aber auch beim alpinen Skirennsport in Abfahrt und Riesenslalom.

 Ein guter Tropfen war dem Künstler auch nicht fremd oder unheilig

Klaus Philipp zog die Uniform aus und wurde Berufsmaler, spezialisiert auf das Pferd, den Sport, die Reiterei, den Turf. Er sagte mal über das Pferd: „Das Pferd ist verehrungswürdig, wunderbar. Sieht man sich die Geschichte des Menschen an, hat man auch die Historie des Pferdes.“ Der Mensch habe dem Pferd zum Teil übel mitgespielt, und doch sei es ein treuer Wegbegleiter geblieben. Ihn bedrücke, welche Stümper vor allem im kleineren, unteren Reitsport zu finden wären, Gewaltmenschen, er halte es mit dem arabischen Sprichwort: „Wer die Menschen kennt, liebt die Pferde.“ Gutes Reiten sei nur möglich, „wenn die Balance stimmt zwischen Pferd und Reiter, körperlich wie seelisch.“ Sonst müsse man sagen: „Das Beste, was dem Menschen begegnen konnte, war das Pferd, aber das wiederum war nicht gut – für das Pferd.“

Wer Pferde malen sollte – wer nicht…

Über das Malen von Pferden hatte er diesen Ratschlag parat: „An das Pferdemalen sollte sich nur wagen, der vom Pferd etwas weiß. Auch wenn die Fotografie es heute eigentlich jedem zu ermöglichen scheint. Bei Porträts gehe ich so vor: Ich nehme das Pferd zunächst einmal in mir auf. Zunächst betrachte ich es im Stall, dann in der Bewegung, freilaufend und nach Möglichkeit auch unter dem Reiter. So kann ich seine Persönlichkeit besser erfassen. Das Gesehene lasse ich dann in mir sich setzen. Und ehe ich dann später das Pferd mir hinstellen lasse, um es zu zeichnen, fertige ich aus der Erinnerung heraus eine Grundskizze an, eine sogenannte Konstruktionsskizze, natürlich unter Benutzung dessen, was ich über den Körperaufbau eines Pferdes im allgemeinen kenne. Aber ich versuche auch schon, den Typ des jeweiligen Pferdes in die Skizze hineinzutragen.“ Das Skizzieren zwinge zum genauen Hinschauen, zum Erleben des Pferdes, man taste das Pferd wie mit einem Laserstrahl ab. Er habe immer danach gestrebt, „ein ganz individuelles und unverwechselbares Porträt des Pferdes zu erstellen“. Für das Ambiente um das Pferd herum habe er sich an alten Meistern orientiert. Beim Malen von Pferden in Bewegung sei es ihm immer „auf einen lockeren, dynamischen Duktus angekommen, um beispielsweise bei Rennszenen die Illusion von Geschwindigkeit zu vermitteln, die dahinter steckende Kraft der Pferde, oder auch die Graziosität, die Eleganz fließender Bewegung und den augenblickbezogenen Ausdruck der Pferde“. Er habe immer mit seinen Bildern „sowohl dem Kunstkenner als auch dem, der Pferde nicht nur oberflächlich kennt, etwas geben wollen“.

Auch er brauchte mal eine Pause...

Erst die Fotografie habe es den Malern ermöglicht, „die unsichtbaren Bewegungen des Pferdes zu sehen“, denn das menschliche Auge sei dazu viel zu langsam. Nicht einmal der Schritt des Pferdes, eine doch langsame Gangart, sei ohne diese Hilfe nicht darstellbar. „Der Schritt ist bekanntlich ein Viertakt, doch der Mensch kann nicht gleichzeitig die Vorder- und Hinterbeine mit dem Auge beobachten“, sagte er. Der große Edgar Degas sei der erste Maler gewesen, der den Galopp des Pferdes richtig darstellte und zwar mit Hilfe der berühmten Fotosequenzen des Kaliforniers Muybridge, der ein Pferd durch eine Strecke habe galoppieren lassen, die mit Fäden verspannt war, an denen Auslöser von Fotoapparaten befestigt waren. So seienen erstmals die einzelnen Phasen eines Galoppsprungs sichtbar geworden. Bilder von Pferden im Galopp alter Meister, Vorderbeine nach vorn, die Hinterbeine nach hinten gestreckt, seien schlichtweg falsch, weil ein Pferd so gar nicht galoppieren könne. „Die Meister hatten es deshalb leicht, weil die Bilder vor Erfindung der Fotografie außerhalb jeder Kritik standen. Es wäre dumm, die Abhängigkeit der Pferdemalerei heute von der Fotografie zu leugnen.“ Und er sagte: „Gute Maler spüren Pferde.Und nicht allein deshalb gibt es nur wenige große Maler, die sich mit dem Pferd eingelassen haben, denken wir an Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer, Rubens oder van Eyck.“ Zu den wenigen, die sich um das Pferd bemühten, zählte er vor allem Edgar Degas und Toulouse-Lautrec, in Deutschland Max Liebermann.

In der heutigen Zeit boome die Pferdemalerei geradezu, offenbar verführt von den Fotografien stürzten sich ganze Heerscharen von `Pferdemalern`auf die armen Pferde, Dilletanten zuhauf.

Für ihn sei das Malen eines Pferdes in der Bewegung eine leidenschaftliche Herausforderung gewesen, weil sich Bewegung nicht darstellen lasse, weil man nur den einen Augenblick malen könne, aber nicht die Augenblicke davor und die danach.

Seine Bilder hängen überall in der Welt

Die Bilder des Klaus Philipp sind überall zu finden, in Fürstenhäusern und bei ganz normalen Bürgern, eben dort, wo Pferde oder Malereien des Klaus Philipp geliebt werden. Besonders gefreut habe ihn, „und es war eine große Ehre für mich, dass in den 80er Jahren der Senior-Steward des Englischen Jockey-Clubs, Captain John McDonald-Buchanan, in einer Ausstellung in Newmarket mein Porträt des Jahrhunderthengstes Northern Dancer erworben hat, zunächst für seine Privatsammlung, die in England zu den berühmtesten Sammlungen auf dem Gebiet der Pferdemalerei zählt, später stellte er das Porträt als Leihgabe dem National Racing Museum in Newmarket zur Verfügung“. Originale von ihm befinden sich in fast allen europäischen Ländern, in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland. In Wien hatte er seine erste Austellung, die ausverkauft war, worauf die Wiener Kronenzeitung titelte: „Das gab es nicht einmal bei Kokoschka.“

Bei den Galoppern fühlte er sich am wohlsten

Klaus Philipp hat praktisch alle großen Pferde vor allem in Deutschland gemalt. Die Liste sei lang, meinte er mal, Piaff von Liselott Rheinberger-Schindling, Rex The Robber und Warwick Rex von Alwin Schockemöhle, Deister gleich zweimal, einmal für Paul Schockemöhle, dann auch für Ulli Kasselmann, Ludger Beerbaums Classic Touch und Ratina, Donnerhall vom Gestüt Grönwohldhof, für die Hannoveraner malte er Argentan, Wendekreis, Eisenherz, Absatz und Weltmeyer, für die Holsteiner Ladykiller, Marlon, Cor de la Bryere, Lord und Landgraf, Meteor, für die Westfalen Frühling, dann die Vollblüter Kilometer, Derbysieger 1956, die weiteren Derbygewinner Luciano, Athenagoras, Surumu, Alpenkönig, Orofino, Lagunas, Lando und Borgia, „ich habe gemalt für den großsen britischen Jockey Lester Piggott und für das Gestüt Schlenderhan, für den französischen Startrainer Andre Fabre, das Weltrennpferd des Jahres All Along für Daniel Wildenstein, für Scheich Mohammed Al Maktoum die Klassepferde Soviet Star, Polish Precedent, Old Vic und fünf weitere dazu.“ Er hat mehrere Carres entworfen und gemalt, also Seidentücher in der Größe 90 mal 90 Zentimeter, anlässlich `130 Jahre Galopprennen in Baden-Baden`, `125 Jahre Gestüt Schlenderhan` sowie `125 Jahre Deutsches Derby in Hamburg-Horn` zum Beispiel.

 

Das Atelier wird nach dem Willen seiner Töchter so bleiben, wie es der Vater im Februar 2023 verlassen hat. Es soll zu einer Begegnungsstätte und Austellungsraum werden

 

Ungewollt: Weitsprung-Weltrekord…

Das Vollblut verehrte er am meisten, „mich beeindruckt dieser Adel, diese Schönheit, diese Eleganz“. Der Vollblüter, seit Jahrhunderten durchgezüchtet, erfüllte am ehesten seinen Anspruch an Ästhetik, dazu die höchste Leistungsbereitschaft, die Härte, Intelligenz und Treue, „in jedem fließen Blutströme zum Niederknien. Ich bin nicht nur ein Verehrer der Vollblüter, ich liebe sie.“

Und in Plaudereien über Vollblüter kam Klaus Philipp auch immer wieder auf seinen Ritt mit The Mole bei der Vielseitigkeit 1985 in der Bielefelder Senne, „wo ich dummerweise einen Wassergraben zu schnell anritt – und The Mole wie ein Flugzeug auf der Startbahn zum Fliegen abhob.“ Seiner Meinung nach habe er einen neuen Weitsprung-Weltrekord aufgestellt - die offizielle Bestmarke steht seit 1975 auf 8,40 m, aufgestellt in Johannesburg vom Südafrikaner Andre Ferreira auf Something, abgenommen hat den vorher angesagten Weltrekordversuch der große Schweizer Reiter Paul Weier, der als einer von garantiert ganz wenigen in der Welt in allen drei olympischen Disziplinen – Dressur, Springen, Vielseitigkeit – nationaler Meister war.

Abschied von Frau Bernadette

1983 liefen sich im Gasthaus „Zum Anker“ von Iffezheim Bernadette Oberhuber und Klaus Philipp über den Weg. Das Dorf Iffezheim ist berühmt für seine Galopprennbahn und die dort früher alljährlich organisierten Baden-Badener-Rennwochen. Und im Anker traf man sich damals eben während der Renntage. Die Veterinärin mit Kleintierpraxis im benachbarten Achern, selbst Reiterin, und der Maler zogen 1984 in Baden-Baden zusammen, 1992 wurde ein über 500 Jahre alter umgebauter Hof in Putensen nahe dem Vielseitigkeitszentrum Luhmühlen das Zuhause des Ehepaares.

Vor sechs Jahren traf man sich anlässlich des 85. Geburtstages des Malers zum Feiern in der Scheune des Hofes in Putensen. Wie alles im sonstigen Leben, Ausstellungen, Vernisagen, Pferdefüttern, Stall misten, Pferde zur Koppel bringen oder zum Finanzamt gehen, organisierte auch diese Feier Bernadette. Und da war sie bereits todkrank durch Krebs. Niemand sollte davon wissen, sie ließ sich nichts anmerken. Im Februar 2017 brach sie zusammen und kam ins Krankenhaus nach Buchholz unweit von Putensen. Zur gleichen Zeit lag Klaus Philipp in einem anderen Hospital, aber in der Stunde des Todes war er bei ihr, Freunde hatten das schmerzvolle endgültige Abschiednehmen arrangiert…

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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